pT1 high grade G3, V0, L0; Pn0 plus CIS der linken Seitenwand

  • Hallo zusammen,


    ich bin hier im Forum gelandet weil mein Vater mit 73 Jahren die Diagnose Blasenkrebs "Urothelkarzinom pT1 high grade G3, V0, L0; Pn0 plus CIS der linken Seitenwand" erhalten hat.

    Seit der Diagnose, sind wir alle sehr geschockt und verunsichert. Ich hoffe, das Forum kann uns bei der Einordnung dieser Diagnose etwas unterstützen. Ich bin der Sohn, 36 Jahre alt und froh dieses Forum gefunden zu haben.


    Bis Dato wurden am 05/2020 eine TUR-BT und am 07/2020 eine weitere TUR-BT II. Schicht durchgeführt.


    Es startet nun morgen eine neoadjuvante Chemotherapie mit Gemcitabin/Cisplantin 4 Zyklen da es einen akzentuierten Lymphknoten-Besatz mediokaudal A. iliaca externa rechts (10 mm Größe) gibt. Je nach Verlauf dann eine daVinci Zystektomie.


    Ich kann diese Aussage zum Lymphknoten nicht ganz einordnen. Heißt dass nun, der LK ist befallen oder nicht? Wie kann der LK befallen sein wenn es sich um einen pT1 handelt? Ein weiteres CT wird heute gemacht. Aber was denkt über die Zukunftsaussichten dieser Diagnose?


    Bin für jeglich Einschätzung sehr dankbar!


    Beste Grüße

    SteOs9

  • Guten Tag und herzlich willkommen bei uns im Forum SteOs9 . Ein ungewöhnlicher Nick, wir sind es gewohnt uns hier beim Vornamen anzureden ohne zu hinterfragen ob dieser nun auch der wirkliche Name ist. Sei es drum, wir sind hier ein Zusammenschluss von Betroffenen und deren Angehörigen, betreiben dieses Forum ohne selbst Mediziner zu sein. Ein gesammelter Schatz an Erfahrungen übertrifft vielfach das Wissen einzelner Urologen. Absolut werbefrei und ohne Zwang wirtschaftlicher Hintergründe gelingt dies seit vielen Jahren ausschließlich über freiwillige Spenden aus dem Kreis der Mitglieder und Gäste.


    Als bestätigten Lymphknotenbefall werte ich die Beschreibung zur Lage eines akzentuierten Lymphknotenbesatz in der Form einer Befundklasssifizierung nicht. Dies dürfte sich nach der Zystektomie in der neuerlichen Befundung wiederfinden.


    Aufgrund des Alters des Patienten und aufgrund des CIS halte ich den eingeschlagenen Weg mit der radikalen Zystektomie für sinnvoll. Eine über drei Jahre andauernde BCG Therapie mit erheblichen Nebenwirkungen und ungewissen Erfolg sollte man sich mit 73 Jahren nicht unbedingt aufbürden. An dieser Stelle kommt natürlich auch die Wahl der Ableitungsvariante auf den Vater zu. Hier gilt es ebenfalls, sehr sorgsam abzuwägen und abklären mit welchen Folgen es verknüpft sein wird. Ich persönlich tendiere bei Patienten über 60 Jahre die Ableitung über das Urostoma. Kürzeste OP Dauer und keine langanhaltenden Versuche zur Rückerlangung der Kontinenz sprechen dafür. Ebenso wird es möglich sein, durchgängigen Nachtschlaf zu ermöglichen.


    Gruß wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Hallo Wolfgang,


    vielen Dank für deine Antwort, Einschätzung und Empfehlung.


    Dann hoffen wir mal das alle gut wird.


    Alles Gute & viele Grüße

    Stefan

  • Hallo zusammen,


    bei meinem Vater wurde nun am 17.12. die radikale Zystektomie durchgeführt. Die OP wurde anfangs mit dem DA VINCI durchgeführt. Während der OP wurden 4 Schnittproben der Harnleiter genommen. Leider waren diese alle mit Krebs befallen sodass er am Bauch komplett geöffnet werden musste um auch noch eine Niere zu entfernen. Die OP Dauer belief sich auf 9 Stunden. Es wurde 48 Lymphknoten entfernt.


    Die erste Woche nach der OP lief soweit gut, er konnte essen, aufstehen, Stuhlgang und Harnableitung funktionierte. Er hatte nur mit einem extremen DELIR zu kämpfen, das aber täglich besser wurde.


    Am Montag den 28.12. dann der Schock. Es muss nochmals operiert werden da Nähte aufgehen und es zum Platzbauch kommen kann. Nach dieser OP ist mein Vater nicht mehr auf die Beine gekommen und hatte wahnsinnige Schmerzen. Es wurde ihm eine Magensonde gesetzt sowie auf künstliche Ernährung umgestellt da der Darm nicht mehr wollte. Ebenso wurde eine VAC Pumpe mit Schwamm am Bauchschnitt platziert. Am Mittwoch 30.12. wurde nochmals eine OP durchgeführt, bei dieser der Bauch komplett wieder zugenäht wurde.


    Seit diesem Mittwoch liegt er nun auf der Intensivstation. Die verschiedenen Ärzte der Intensivstation die man je nach Schickt am Telefon hat, sind alle von sehr optimistisch bis total pessimistisch.


    Aufgrund der wahnsinnigen Schmerzen konnte mein Vater am Tag 1 nach OP3 nur noch sehr flach atmen sodass die Angst im Raum stand, dass er sich eine Lungenentzündung einfängt, was er nicht überleben würde laut Ärztin. Es wurde ihm ein PDA gelegt, sodass die Schmerzen am Bauch weg sind und er wieder tiefer einatmen kann. Die Lunge stabilisierte sich dann glücklicherweise. Durch die PDA machte nun der Kreislauf Probleme, sodass er Adrenalin zur Unterstützung bekam. Seit 01.01. ist es nun so, dass seine Niere langsam schlapp macht und die Ärzte seit Freitag täglich sagen dass es sein kann, dass er an die Dialyse muss. Aktueller befinden sich die Werte an der kritischen Grenze.


    Wir haben alle wahnsinnige Angst um meinen Vater da wir ihn seit Mittwoch nicht mehr sprechen oder sehen konnten. Wir haben gehofft, daß mein Vater die radikale Zystektomie besser verkraftet aber aktuell ist es wirklich lebensbedrohlich. Wir hoffen, dass der Körper sich wieder fängt und alles gut wird.


    Ein großer Lichtblick war am 24.12. der pathologische Befund der uns mitteilte, dass kein Lymphknoten befallen war. Der Arzt teilte uns aber auch mit, dass die Prostata mit Krebs befallen war. Dies war zuvor auch noch niemanden aufgefallen.


    Ich hoffe, ihr könnt mir den ein oder anderen Ratschlag mit auf den schwierigen Weg geben.


    Lieben Dank

    Stefan

  • Moin Stefan, das liest sich alles doch ziemlich unerwartet heftig und es bleibt zu hoffen, dass es sich positiv stabilisiert. Man sollte diesen Eingriff nicht unterschätzen Stefan, im urologischen Trakt des Menschen gibt es keinen aufwändigeren Eingriff als eben diese radikale Zystektomie. Dabei ist natürlich die Anlage einer orthotopen Neoblase nochmals höher im Aufwand zu bewerten. Ich vermute mal, dass bei Deinem Vater ein Urostoma angelegt wurde?


    Gruß, wolfgangm

    05/2009 CIS, 02/2010 pT4 a, G 3, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis, 08/2018 Nephrektomie rechts


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

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