Alles schon da und doch alles neu?

  • Hallihallo,


    ich habe hier schon fleißig gelesen, möchte jetzt aber doch kurz die Geschichte meiner Mutter vorstellen und habe doch ein paar Fragen:


    Meine Mutter ist 75 und hat am Montag bei einer Blasenspiegelung die Diagnose "pflaumengroßes papilläres Karzinom" in der Harnblase bekommen.

    Sie lebt in Homburg Saar und ist gleich dort in die Urologie verwiesen worden. Der Thread von Rüdiger hat mich eigentlich auch beruhigt, dass das ja anscheinend eine gute Adresse ist.


    Heute war die OP Vorbesprechung mit einem Assistenzarzt (meine Mutter ist im Gegensatz zu Rüdiger Kassenpatientin)

    Ich hatte meiner Mutter ein paar Fragen aufgeschrieben, die wie folgt beantwortet wurden (sofern die stille Post das alles richtig wiedergibt):


    1. Wer führt die OP durch (Termin ist am 4. November)?

    - kann zu diesem Zeitpunkt nicht gesagt werden

    2. nutzen Sie ein Hybridknife?

    - nein

    3. wird bei der TUR-B Hexvix benutzt?

    - was ist das? nein.

    4. wird direkt bei der ersten TUR-B eine Frühinstillation durchgeführt?

    - nein (aber so etwa die Aussage wenn, dann benutzen wir Mitomycin)

    5. Führen Sie Synergo oder Hivec Combat Hyperthermische Chemotherapie bei nicht-muskelinvasiven Karzinomen durch?

    nein, diese Techniken sind noch zu wenig erforscht


    Ich habe versucht den aktuellen Goldstandard bei den TUR-B zu recherchieren, bin mir aber nicht so sicher, ob ich dda jetzt auf dem richtigen Stand bin.


    Daher nun meine Fragen an Euch:

    1. Hexvix ist doch jedenfalls schon in der Leitlinie angekommen und müsste doch eigentlich bei so einer OP wie der meiner Mutter angebracht sein. Gibt es da vllt einen Unterschied zwischen Privat und Kassenpatient?

    2. In der Leitlinie wird doch eine Frühinstillation von Mitomycin als sinnvoll erachtet. Ist das nicht Standard und sollte bei meiner Mutter auch durchgeführt werden? Erst recht da der Tumor schon Pflaumengroß ist? (Es ist anscheinend schon länger Blut im Urin. Vor einem Jahr waren 3 Urin tests positiv, worauf hin beim Urologen aber nur eine Ulltraschalluntersuchung gemacht wurde. Heute beim Ultraschall war der Tumor aber auch nicht zu erkennen.)

    Oder ist eine Instillation mit Mitomycin auch noch in einigen Wochen genau so gut, wie direkt nach der OP?


    Soweit ich weiß ist eine weitere TUR-B für in 6 Wochen bereits geplant.


    Danke erstmal soweit und Grüße an alle!

    Ben

  • ich präzisiere nochmal die Antwort zur Hexvix Frage:

    Hallihallo,



    3. wird bei der TUR-B Hexvix benutzt?

    (wenn ich das richtig verstanden habe dann war die Antwort wie folgt:)

    - nein (war ziemlich sicher der erste Teil der Antwort)

    - was soll das sein? (kann ich kaum glauben aber hat meine Mutter so berichtet... ich werde da morgen nochmal anrufen und das versuchen zu erforschen)



    lg Ben

  • Guten Tag und herzlich willkommen bei uns im Forum conga ,wir sind hier ein Zusammenschluss von Betroffenen und deren Angehörigen, betreiben dieses Forum ohne selbst Mediziner zu sein. Ein gesammelter Schatz an Erfahrungen übertrifft vielfach das Wissen einzelner Urologen.


    Hybridknife ist noch sehr wenig verbreitet. Ich habe schon mal beim Hersteller versucht heraus zu bekommen in welchen Kliniken dieses Verfahren eingesetzt wird, bisher ergebnislos.


    Kommen wir zu Hexvix:

    sagen wir mal so.. es wurde ein pflaumengroßes papilläres Karzinom festgestellt und kein Verdacht auf ein CIS geäussert. Klar, es ist immer von Vorteil wenn die TUR-B unter Hexvix durchgeführt wird. Papillär deutet darauf hin das es kein CIS ist. Klar, es ist immer von Vorteil wenn die TUR unter Hexvix durchgeführt wird, das sagen auch die Leitlinieen.

    "Die fluoreszenzassistierte TUR-B mit Hexylaminolaevulinat hat eine um ca. 20% höhere Tumor-Detektionsrate im Vergleich zur konventionellen Weißlicht-TUR-B"


    aber:

    die Leitlinen sagen auch:

    Die fluoreszenzassistierte TUR-B mit Hexylaminolaevulinat sollte bei Patientenmit multifokalen Tumorenund/oder high-grade Tumoren in der Vorgeschichteund/oder Verdacht auf Carcinoma in situ (z. B. positive Urinzytologie)ergänzend durchgeführt werden.


    Da man bei deiner Mutter nicht mehr weiß, als das es sich um einen pflaumengroßen papillären Tumor handelt, geht man erst einmal den "günstigeren" weg, man führt die TUR-B unter Weißlich durch.


    Es ist schon richtig: in den Leitlinien wird eine Frühinstillation von Mitomycin als sinnvoll erachtet. Die Leitlinien sagen dazu:

    Die Chemotherapie-Frühinstillation kann bei Patienten mit klinisch nicht-muskelinvasivem Blasentumor durchgeführt werden, sofern weder eine ausgeprägte Blutung noch eine Blasenperforation vorliegt.


    Also, sollte dies auch so gemacht werden. Mir ist schleierhaft warum nicht, da hat wohl jedes Krankenhaus seine eigenen Einsatz-Kriterien. Wenn man böse ist ist, sagt man: " sollten sich nach dem Entfernen des Tumor Rezidive bilden, dann zeig ich sie weil sie nicht nach den Leitlinien gehandelt haben und sich durch Unterlassung die Rezidive gebildet haben. Dann ist man aber in der Beweispflicht, die behaupten dann, das sich die Rezidive auch mit dem Einsatz von Mitomycin gebildet hätten. Auf einen Streit würde ich es da nicht ankommen lassen, das könnte sehr langwierig und teuer werden. Und ? wer weiß wie dann die kommende Behandlung aussieht.


    Eine Frühinstillation sollte möglichst innerhalbn von 24 Stunden nach der TUR-B durchgeführt werden.


    Je nachdem wie die Histologie aussieht würde ich dann aber bei der Nachresektion auf jeden Fall auf Hexvix bestehen.


    Gruß Rainer

  • Hallo Rainer,


    wow ich bin wirklich begeistert von Eurem Forum!

    Vielen Dank für die schnelle und informative Antwort. Ich habe mir in den letzten 2 Tagen irrsinnig viele Informationen reingedonnert und Deine Antworten haben mir jetzt wirklich nochmal die offenen Punkte etwas glattgezogen.


    Ich werde berichten wie die TUR-B verlaufen ist und was die Histologie sagt,

    lg,

    Ben

  • Moin conga,

    in den meisten Kliniken wird bei einem papillärem Karzinom, also einem noch auf der Harnblasenschleimhaut aufsitzendem Tumor, bei der ersten TUR-B nur geschnitten und dann der Bericht der Pathologie abgewartet. Denn erst die genaue Klassifizierung des Tumors führt zu weiteren Therapien.

    In der nach etwa 4 - 6 Wochen später erfolgenden Nachresektion (2. TUR-B) wird dann, wenn es erforderlich ist, die Mitomycin-Frühinstallation gemacht und, sofern die Klinik über die Technik verfügt, auch unter Blaulicht operiert.


    Enspann dich und wartet erst mal ab, wie das Ergebniss der 1. TUR-B und des pathologischen Befundes ist.


    LG - albius

    Nach Zufallsfund 2006: pTa G2 (high grade) 5 x TUR-B und 30 x Mitomycin nun jährliche Kontrollzystoskopie mit Urinzytologie und PSA-Test

  • So,


    also die TUR-B verlief ohne Komplikationen, aber leider ists nicht nur ein gutartiger Tumor sondern folgende Klassifikation: pT1(mindestens), L0, V0, Pn0 - G3

    Das "Mindestens" ist natürlich schon etwas beunruhigend, erst recht in Kombination mit G3...


    in Worten:


    "histologisch sieht man Resektate eines nur kleinherdig noch papillär aufgebauten Tumors, bestehend aus ödematösen verzweigten Papillenstielen, überkleidet von deutlich verbreitertem, zellreichem Urothel. Dieses stark schichtungsgestört, mit deutlich verschobener Kern-Plasma-Relation und fokal auch Nukleolen. Deutlich vermehrte Mitosen. Daneben ausgedehnte, flächige, solide Invasive Tumoranteile, hier auch mit einzelnen, bizarr vergrößerten Zellkernen. Die Karzinominfiltrate reichen an schmale Züge glatter Muskulatur heran, die jedoch nicht zwingend der eigentlichen Muscularis mucosae entsprechen müssen. Diese ist hier nur kleinherdig erfasst.


    Es handelt sich histologisch um gering differenziertes, invasives Urothelkarzinom auf dem Boden eines nichtinvasiven papillären Urothelkarzinoms high grade ohne eindeutige Angioinvasion, Perineuralscheideninfiltration oder Infiltration der hier nur spärlich erfassten Anteile der Tunica muscularis."


    Die Nachresektion ist jetzt schon auf 15. Dezember anberaumt, mit der Info, dass im Zweifelsfall eine Zystektomie erfolgt.


    Tja erstmal verdauen, die Info,.... hat jemand spontan Tipps für das weitere Vorgehen bzw. was man jetzt so sinnvoll bis zur Nachresektion machen kann?

    Ist das Bestehen auf Photodynamische Diagnostik noch sinnvoll bzw. überhaupt möglich?


    Seid gegrüßt,

    Ben

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