Entzündung oder Krebs? - Erfahrungsbericht

  • Hallo,


    ich war für einige Wochen hier stiller Mitleser und möchte mich bei Euch für diese sehr professionell geführte Forum bedanken!


    Um der Community etwas zurückzugeben, möchte ich Euch einen Erfahrungsbericht schreiben, auch wenn wir -SPOILER- um die Diagnose Blasenkrebs noch einmal herum gekommen sind. In der Phase der großen Unsicherheit hätte mir hier ein positiver Bericht sehr geholfen. Aber einige Fragesteller scheinen sich nicht mehr zurückzumelden, sobald das Problem für sie selbst erledigt ist.


    Ich hatte keine Frage gestellt, aber hier trotzdem mein Bericht:


    Meine Frau (47 Jahre alt) hatte seit Jahren mit immer wiederkehrenden Blasenentzündungen zu tun und musste in letzter Zeit in immer kürzeren Abständen auf Toilette. Über die Jahre war sie auch bei mehreren Urologen, aber die Diagnose ging in Richtung chronische Blasenentzündung. Um dem Problem auf den Grund zu gehen, hat ihre Frauenärztin sie dann zu einem guten Urologen an einer Klinik überwiesen.


    Dort wurde u.a. ein CT angefertigt und eine Blasenspiegelung durchgeführt. Bei dieser Blasenspiegelung hat der Professor einen roten Fleck entdeckt, "der da nicht hingehört". Es sähe eher nach einer Entzündung aus, nicht wie... (den Satz hat er nicht zu Ende gesagt und meine Frau hat dann gefragt, ob er Krebs meine -"ja"). Dieser Fleck sollte entfernt und biopsiert werden - durch Eurer Forum weiß ich, dass es sich um eine TUR-B handeln musste. Und auch, dass es sich im bösartigen Fall sehr wahrscheinlich um CIS handelt - der Fleck war nicht oder kaum erhoben. Auf dem CT war an der Stelle eine Verdickung der Blasenwand zu sehen.


    Die Biopsie war, aufgrund der Urlaubssituation, zunächst für in drei Wochen angesetzt und wir haben uns auf banges Warten eingestellt. Am nächsten Tag ging dann aber ganz schnell. Der Professor hatte sie netterweise vorgezogen. Corona Test am gleichen Tag, Aufnahme am nächsten Tag, TUR-B am Tag darauf.


    Ich war durch Euer Forum inzwischen sehr gut informiert, musste mir die Informationsschnipsel aber zusammensuchen, da ich im Krankenhaus vor der Tür bleiben musste. Immerhin habe ich herausbekommen, dass der Eingriff mit Hexvix durchgeführt werden sollte.


    Nach der OP rief der Professor mich an, noch bevor meine Frau erwachte. Er sagte, er würde es für eine Entzündung halten, es war auch nur oberflächlich. Endgültige Sicherheit könne aber nur der Bericht aus der Pathologie bringen. Als meine Frau aufwachte, war sie sehr gut drauf. Auch ich war an diesem Tag optimistisch...


    Doch am nächsten Morgen meldete sich meine Frau über Whatsapp, sie wäre fast kollabiert, hat Schüttelfrost und kalten Schweiß. Ich rief sie an, aber sie musste wg. Schwäche wieder auflegen. Sie sagte noch, der Beutel enthielte zu viel Blut. Normalerweise hätte ich mich sofort auf dem Weg zur Klinik gemacht, aber wir haben ja die Corona-Regeln. Hilflos. Ich habe dann auf der Station angerufen und auf die Situation aufmerksam gemacht. Aber meine Frau wurde bereits untersucht, Ultraschall, Katheter. Zu viel getrocknetes Blut, Koageln. Sie musste dann noch einmal operiert werden.


    Bei der OP wurde eine die Blutung in der Blase gestillt und einmal "durchgekärchert" ;) . Es war alles voller Koageln, die Blase konnte ihre Funktion nicht mehr ausüben. Nach der OP sah meine Frau völlig fertig aus, wie ich über Facetime feststellen musste. Sie war auch gar nicht mehr so gut drauf, wie am Tag zuvor. Meine Theorie war ja, dass sie zu viel Blut verloren hatte. Aber da hat sich niemand so richtig drum gekümmert. Ein Eisen-/Vitamintropf am nächsten Tag, den sie vorgeschlagen hatte, brachte dann deutliche Besserung, es ging ihr sichtbar besser.


    Ein paar Tage später ging es dann zur Nachbesprechung und das Ergebnis der Befund der Pathologie lag vor. "Anhaltspunkte für Malignität finden sich nicht". "Mäßige chronische Entzündung und Fibrose". Puh. Wir haben ganz schön was durchgemacht in diesen 1,5 Wochen.


    Die Blasengeschichte ist damit für uns noch nicht zu Ende. Sie muss aufpassen, dass sie nicht ständig eine chronische Entzündung hat, weil diese auch Krebs erzeugen können. Es gibt aber einige Ansatzpunkte, die jetzt einzeln angegangen werden.


    So, jetzt habe ich wirklich viel geschrieben. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt. Aber vielleicht hilft es ja dem einen oder anderen in der schweren Zeit beim Warten auf den Befund.


    Nochmal danke und viele Grüße

    tiefenschaerfe

  • Ganz herzlichen Dank für diesen ausführlichen Bericht mit so gutem Ausgang - schön, dass du dir die Zeit genommen hast. Es bleibt euch zu wünschen, dass es so bleibt! Lieben Gruß von Barbara

    Berliner (netzgestützte) Neoblase seit 4.9.2015 wegen BCG resistentem CIS, entdeckt 2014 durch NMP22 (IGEL beim Gyn)

    "Alles hat einen Zweck, selbst wenn es uns nur an das erinnert, was wir nicht tun sollten." Catherine Ryan Hyde