Neoblase nach einer Odyssee von Blasenproblemen

  • Kopiert aus einer Mail:

    Sehr geehrter Herr Günzel

    Herzlichen Dank für die Geburtstagswünsche. Sie haben mir damit eine grosse Freude bereitet. Leider bin ich bisweilen etwas schreibfaul, weshalb ich Ihnen erst heute Antworte. Im Anhang sende ich Ihnen meine Geschichte. Platzieren Sie sie am geeigneten Ort, falls sie irgendwie nützlich sein sollte. Ich habe mir vorgenommen, in Zukunft etwas häufiger auf Ihrer Webseite herumzuschnuppern.

    Freundlich grüsst

    T.B.


    Hallo und guten Tag,


    2012 führt in den Winterferien im Februar eine Prostataentzündung bei jedem Schritt zu Harndranggefühlen. Antibiotika halfen wenig. Rostbrauner Urin liessen nichts Gutes befürchten. Die Ultraschalluntersuchung beim Besuch des Urologen nach der Rückkehr nach Hause zog eine Blasenspiegelung nach sich. Diese wiederum zeigte einen Tumor von der Grösse des letzten Gliedes eines kleinen Fingers.


    Nicht invasiv, Glück gehabt. Operative Entfernung, sechsmal jede Woche Chemotherapie. - Nach zwei Jahren erneutes Nachwachsen von Zellgebilden in der Blase. Erneute Operation. Von 2014 an jedes Jahr „Nachwuchs“ an einer anderen Stelle. Dazu kommen immer häufiger Blasenentzündungen. Dadurch schrumpft die Blase. 2018 empfiehlt mir mein Urologe eine Zweitmeinung und meldet mich im Inselspital Bern an. Ein erneuter Befund zieht eine weitere OP nach sich. Man plant eine Thermochemotherapie, was aber wegen der Verkleinerung der Blase unmöglich ist. Die vierteljährliche Kontrolle im November 2018 zeitigt keinen Befund. Die Blase hat infolge der chronisch gewordenen Blasenentzündungen noch 2,2 cl Fassungsvermögen. Ein Versuch, mit Botox die Blase zu entspannen hat keinen Erfolg. Das fast viertelstündliche Wasserlassen beeinträchtigt die Lebensqualität gewaltig. Die Blase muss raus. Stoma oder Ersatzblase?


    Da ich keine Vorerkrankungen habe, kann sich PD Dr. Roth (damals leitender Arzt am Inselspital Bern, heute Chefarzt und Prof. an der Universitätsklinik Lausanne) eine Ersatzblase vorstellen. Eine Rücksprache mit meinem Urologen zielt ebenfalls auf eine Ersatzblase. Am 3. Januar 2019 operiert mir Dr. Roth eine Ersatzblase. Das Training für die Kapazitätserweiterung der neuen Blase dauert mühsame drei Monate.


    Ende April besuche ich die erste Orchesterprobe (als Amateur spiele ich Bratsche) für die Operette „Grüezi“ von Robert Stolz. Es folgen 20 Aufführungen bis Ende Juni. Alles mit ein bisschen Organisation aber ohne Probleme. Nach einer Kontrolle in Bern Mitte Juli stellt sich ein Verhalt ein. Eine Korrektur-OP entfernt eine Hautfalte beim Blasenausgang. Seither tagsüber kontinent.


    Nachts ab August 2020 Versuch mit Urinalkondom. Ich werde nachlässig und lasse nachts die Blase überlaufen. Das führt im November zu einer Entzündung. Ab jetzt: Vor dem zu Bett gehen und nach dem Aufstehen die Blase komplett leeren. Dauert halt etwas. Seither hätte ich Ruhe, wenn nicht: Der Abfluss des Urins in den Beutel verursacht im Schlauch ein Vakuum. Dieses zehrt an der feinen Haut der Eichel (ich musste die Vorhaut infolge einer Sklerose entfernen lassen) und lässt dort hin und wieder Blasen entstehen. Um diese Ausheilen zu lassen, muss ich wieder auf die nachoperative Methode „Pampers“ umstellen.


    Die Verbindung Schlauch-Kondom müsste ein Ventil haben, das Luft herein- aber keinen Urin hinauslässt. Und der Beutel müsste entlüftet werden können. Vielleicht weiss jemand Abhilfe. - Prof. Dr. Beat Roth hat mir trotz meiner 80 Jahre eine Ersatzblase „montiert“ und sie funktioniert tadellos. Ich bin ihm dafür sehr dankbar.


    Mit freundlichen Grüßen

    T.B.