dego60 - neues Mitglied braucht Hilfe bei großem Entscheidungsproblem

  • Hallo liebes Forum,


    ich heiße Detlef, bin 61 Jahre alt und habe am 30.11 die Diagnose Blasenkrebs bekommen.

    Ich habe noch nie geraucht, bin schlank und war bisher nur als Besucher in einem Krankenhaus.


    Vorab hatte ich mehrere Monate sporadisch braunem Urin und Schmerzen beim Wasserlassen.

    Hab das zunächst für eine Blasenentzündung gehalten und gehofft, dass es wieder weggeht.

    Beim Hausarzt wurde dann im Juni ein normaler Checkup und PSA-Test gemacht mit Ultraschall und

    Prostatauntersuchung - alles OK.

    Der Hausarzt konnte sich einen möglichen Blasenkrebs nicht vorstellen und vermutete, das ich nur zu wenig trinke.

    Erst als ich später zufällig ein kleines Blutgerinsel entdeckte, wurde ich zum Urologen überwiesen.


    Dann ging es ganz schnell.

    CT und Blasenspiegelung waren eindeutig (Blasentumor 2x3x2cm) und ich wurde an die Uniklinik Dresden

    zur TUR-B überwiesen.

    Dort wurde vorsorglich auch schon ein Termin für eine Blasenentfernung mit Neoblase am 7.1.2022 festgelegt.


    Am 9.12 war die OP, der Tumor wurde entfernt mit Verdacht auf Muskelinfiltration.

    Nachfolgendes Staging-CT und der patologische Befund ergaben dann keine eindeutige Infiltration

    der Blasenmuskulatur.

    Die festgestellte Tumorklassifikation ist: mind. pT1, pNx, L0, Vo, Pn0, high-grade(G3), Rx.


    Die Therapieempfehlung des Tumorboards ist für mich nutzlos, da nur die laut S3-Richtlinie empfohlenen

    Therapien ohne Begründung aufgelistet wurden:

    1. Nachresektion mit Installationstherapie

    2. Frühzystektomie oder trimodates Therapiekonzept

    Auf Nachfrage wurde mitgeteilt, dass die Reihenfolge ohne Wichtung sei.


    Mein Urologe empfiehlt auf Grund seiner Erfahrung (26 Jahre) und seines Bauchgefühls eine Entfernung

    der Blase und Anlegen einer Neoblase.

    Ich selber denke eigentlich auch, das es die sicherste Variante ist, fürchte aber die vielen möglichen

    Komplikationen und Nebenwirkungen, sowohl während als auch nach der Operation.


    Ich muss mich am 30.12 entscheiden, ob die Blase entfernt werden soll oder für eine andere Therapie.

    Könnt ihr mir irgendeine Entscheidungshilfe für oder gegen eine Blasenentfernung geben?


    Vielen Dank im Voraus

    07.01.2022 radikale Zystektomie mit Anlage einer Neoblase (mind. pT1, G3 + Prostatakarzinom pT2a)

  • Hallo Detlef, dego60 ,

    ich bin seit letztem Dezember dabei, auch mit mindestens pT1 G3.

    Eine schwere Entscheidung für dich und keiner wird sie dir abnehmen können. Bei pT1 G3 wäre auf jeden Fall eine Nachresektion fällig und dann die Möglichkeit einer BCG Installation mit Blasenerhalt, kein Rezitiv kommt. Und es kommt das "mindestens" noch dazu, was schon fast als pT2 interpretiert werden könnte, man weiß es eben nicht.

    Auf jeden Fall hat die frühe Zystektomie statistisch die besten Prognosen für die Zukunft und es ist schon gut das deine Ärzte auch daran denken, mein Urologe hielt es für übertherapiert und wollte nur mit Mitomycin behandeln, das wäre der Holzweg gewesen. Da ich mich mit der BCG Therapie überhaupt nicht anfreunden konnte war mein Wunsch schon sehr frühzeitige eine Zystektomie, das wurde mir per Zweitmeinung dann auch bestätigt und ich bin den Weg gegangen und zufrieden damit. Allerdings kam bei mir dazu dass es neuroendokrine Anteile im Tumor gab und damit die Zystektomie zur zwingenden Empfehlung wurde.

    Genau wie deine Ärzte es dir empfehlen ist vorzugehen und du musst entscheiden welchen Weg du gehst. Nachresektion mit nachfolgender BCG Installatin über ggf. 3 Jahre, oder frühzeitige Zystektomie. Alle anderen Alternativen sind noch kein Goldstandard, werden nur an besonderen Zentren angewandt, und haben noch keine belastbaren Referenzen soweit ich weiß, z.B. die Radiochemotherapie.

    Gruß Dirk

    19.1.21 TURB pT1G3, 60% kleinzellig

    8.2.21 TURB pTaG2

    14.4.21 Zystektomie, Blase o. Befund, k. Chemo

  • @dego60


    Hallo,

    ich bin per Zufallsbefund ohne Symptome da reingeraten. Da keine Metastasen laut Ct vorhanden, Blasenkrebs muskelinvasiv und alles recht zeitnah erfolgte, entschied ich mich für die radikale Zystektomie mit Urostoma. Das wurde am 19.10. in der Uni Mannheim gemacht. Der Prof. meinte beim Erstgespräch, dass man den Krebs durch diesen "kurativen" Eingriff wegbekommen könne, und so kam es dann auch. Postop. wurden sogar Krebszellen in der Prostata gefunden. Wenn alles so bleibt bzw. nichts hinzukommt, bin ich krebsfrei und ohne Chemo/Bestrahlung davongekommen. Kein Spaziergang, aber Chemo hatten wir in der Familie in der letzten Zeit genug. " Mit 67 Jahren, da fängt das Leben an...." , meinte Udo Jürgens singenderweise.


    Ich drücke Dir die Daumen für die richtige Entscheidung.

    Liebe Grüsse

    von Udo alias Luckyoldman

  • Hallo dego60,

    schwierig.....

    Steht im schriftlichen Teil des Befundes dabei ob Muskulatur bei der Tur B überhaupt etwas mit erfasst wurde?

    Ein T1G3 ist ein Grenzfall..... Wenn es beim T1 G3 bleiben würde, würdest du dann eher den Weg der Blasenentfernung oder den der BCG Therapie gehen wollen? Die Gefahr das es hier eher Richtung T2 geht drückt das min. aus, wobei es halt immer darauf ankommt wie tief geschnitten wurde.

    Ich ganz persönlich hätte hier vor 1,5 Jahren vermutlich noch versucht die Blase zu erhalten , inzwischen nicht mehr.

    VG Doreen

    April'20 Ta G2-3

    2. Nachresektion o.B.

    BCG abgebrochen - Mapping o.B.

    1 Jahr Mito 40mg bis Okt.'21

  • Hallo dego60 und herzlich willkommen bei uns im Forum!


    Ich denke, dass Du eine bessere Entscheidungsgrundlage brauchst, um wirklich zwischen Frühzystektomie und BCG eine Wahl treffen zu können. Ein "mind. pT1" würde mir da nicht reichen. Steht das so auch in der Histologie? Dann müsste auch eine Begründung dabei stehen, warum man es nicht genau beurteilen kann. Für mich klingt das so, also ob keine oder nur "verbrannte" Muskulatur miterfasst wurde und der Pathologe daher nicht entscheiden konnte, ob die Muskulatur infiltriert wurde. Ggf. liegt ein Grenzfall zwischen T1 und T2 vor, dann schreiben aber Pathologen lieber das Schlimmere, also T2. Ich würde der Sache noch einmal nachgehen und ggf., wenn das Material zur sauberen Beurteilung ausreicht, eine Referenzpathologie konsultieren lassen. Das geht schnell und unkompliziert.


    Ein "mind. pT2" ist übrigens recht häufig und liegt daran, dass bei der TUR-B nur bis in die obere Muskelschicht geschnitten wird und der Pathologe nicht sagen kann, wie tief der Tumor wirklich geht. Bei pT1 hingegen sollte man es beurteilen können.


    Wenn die Histologie wirklich deshalb mind. pT1 sagt, weil es ein Grenzfall ist, würde ich den sicheren Weg der Frühzystektomie gehen. Bei pT2 sowieso. Bei einem klaren T1G3 könntest Du schon noch eine BCG-Therapie angehen (natürlich nach Nachresektion), was aber minimal riskanter als eine Frühzystektomie ist. Zu den S3-Richtlinien muss ich Dir nichts erzählen, die kennst Du ja offenbar schon.


    Alles Gute!

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Hallo Detlev dego60 ,

    die Entscheidung ist wirklich schwierig, zumal Du Dich in so kurzer Zeit (30.12.) entscheiden sollst.

    Mein Erstbefund war ähnlich wie bei Dir: T1G3 high grade multilokulär (an mehreren Stellen).

    Mir wurde von den behandelnden Ärzten eine BCG Therapie zwecks Blasenerhalts vorgeschlagen. Die ersten 6 Instillationen habe ich jetzt hinter mir. Wenn es eben geht, möchte ich meine Blase behalten.

    Mein Vorschlag ist, lies hier gezielt die Unterforen zum Thema BCG und Neoblase. Da findest Du Beiträge von Mitgliedern, die schon länger als ich betroffen sind und Dir bestimmt bei Deiner Entscheidung helfen können.

    Ich drücke Dir die Daumen, dass Du einen guten Weg findest.

    Liebe Grüße

    Birgit

    Multilokulärer Blasentumor pT1 G3 high grade

    1.TUR B 08/2021, 2.TUR B 09/21

    BCG seit 02.11/21

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