Diagnose Harnleiter Tumor

  • Liebe Forenmitglieder,

    bevor ich meinen Fall schildere möchte ich mich bei den Initiatoren und den Mitgliedern des Forum für die zahlreichen Beiträge bedanken.


    Im August 2022 wurde mir nach mehrmals Blut im Urin mit Harnverhalt in einem Krankenhaus eine Harnleiterschiene eingesetzt.

    Bei der OP hat man einen Tumor im Harnleiter gefunden und das Pathologische Ergebnis lautet:

    Klassifikation ICD-O-M-8120/3

    TNM mind. pT1 L0 V0

    Grading G2


    Begutachtung: Die histologische Probe zeigt einen kleinen Herd eines papillären geringgradig differenzierten invasiven

    Urothelcarcinom des Harnleiters mit Destruktion und Infiltration des Stromas.


    Irritiert bin ich über die unterschiedliche Meinung der Ärzte zur weiteren Behandlung.


    Eine Klinik hat folgende Meinung: Der Harnleiter und die Niere muss entfernt werden.


    Eine andere Klinik ist der Meinung: Zuerst müsse man eine Chemotherapie machen und danach

    entscheiden ob eventuell nur der Harnleiterkrebs entfernt wird.


    Vielleicht gibt es Betroffene die eine ähnliche Situation hatten und berichten können. Für mich stellt sich

    die Frage welche Untersuchungen könnte ich noch machen , damit mir die Entscheidung leichter fällt.


    Für jede Rückmeldung bin ich dankbar.


    Beste Grüße

    Armin

  • Hallo Armin,


    es ist gut, dass Du diesen Weg gehst, Dir hier im Forum zusätzliche Hilfe und Informationen zu holen.


    Ich bin weder Arzt noch Spezialist in Sachen Harnleitertumore, allerdings ist auch bei mir nach meiner im Jahre 2020 erfolgten Zystektomie mindestens ein Harnleiter vom Rest-CIS (Carcinoma in situ) betroffen.


    Bei Dir gehe ich mal stark davon aus, dass im Rahmen der Diagnoseerstellung der gesamte Harntrakt gründlich untersucht wurde. Angefangen bei der Harnröhre, über die Blase, die vermutlich unter PDD gespiegelt wurde bis hin zum Nierenbeckenkelchsystem. Es wurde mindestens ein pT1 G2 diagnostiziert, zum Glück ohne Invasion der Lymph- und Venenbahnen. Allerdings muss folgendes beachtet werden: Unter der Annahme, dass nur der oben erwähnte Harnleiter und sonst nichts im gesamten Urothel befallen ist, besteht beim Harnleitertumor trotzdem die Möglichkeit einer schnellen Invasion (da die Wände der Harnleiter wesentlich dünner sind als die der Blase und somit relativ zügig die Muskelschicht erreicht werden kann) sowie die eines Rezidivs. Ein Rezidiv eines Harnleitertumors kann sich auch Jahre später in der Blase manifestieren, eigentlich überall dort wo noch Urothel zu finden ist.


    Ein "mind. pT1-Tumor" geht schon eher in Richtung eines G3 (=High-grade) Tumors und dieser lässt nichts anderes als eine sehr aggressive Vorgehensweise zu.

    Je nachdem in welchem Bereich des Harnleiters Dein Tumor wächst, kann in frühen Stadien so vorgegangen werden, dass die Niere doch noch gerettet werden kann. Wenn Du Dich "nur" im distalen (unteren Bereich) des Harnleiters befindest, könnte unter Umständen eine Harnleiterteilresektion klappen.

    Eventuell wurde diese Vorgehensweise mit Dir besprochen und bereits ausgeschlossen, da Du Dich in einem höheren Bereich befindest oder der Tumor sehr aggressiv wächst und man den Harnleiter nicht unendlich weit oben abtrennen kann.

    Solltest Du eine Niere abgeben müssen, dann kann die Chemotherapie nur VOR der Nierenentfernung stattfinden. Mit nur einer einzigen Niere wirst Du von künftigen Chemotherapien ausgeschlossen werden, da man mindestens zwei funktionierende Nieren braucht und ein GFR von mindestens 50, soweit ich das richtig in Erinnerung habe.


    Die Meinung der zweiten Klinik (zuerst Chemo und dann "nur" Krebsentfernung im Harnleiter) könnte durchaus Sinn ergeben und auch für Dich die bevorzugte Therapiemaßnahme sein. Warte einfach mal den genauen Befund der Pathologie ab, frage bitte noch nach, ob die Blase und der sonstige Harntrakt gründlichst auf Tumoraktivitäten untersucht wurden und gib uns einfach die entsprechenden Rückmeldungen.


    Gerne kann ich Dir dazu ein paar aktuelle YouTube-Videos empfehlen, die auf die unterschiedlichen Tumorarten im Harnleiter sehr und deren Behandlungsoptionen relativ ausführlich und leichtverständlich eingehen. Es sind englischsprachige Videos von führenden US-Urologen bzw. -Onkologen, kein Spam und stets den Leitlinien entsprechend, aber dazu noch mit Graphiken und Zahlen versehen.


    Viel Erfolg und die besten Grüße

    Florian

  • Hallo Armin


    das Ergebnis der Pathologie ist ja schon da gewesen. Mind. pT1 G2. Das "mind." bedeutet wohl, dass der Operateur nicht so tief gehen konnte und der Pathologe keinen Tumorrand erkennen konnte oder dass der Tumorrand "verschmort" war. Beim Harnleiter ist das auch verständlich, da ist man etwas vorsichtiger. Es lässt einen aber natürlich ein wenig ratlos zurück, weil nicht klar ist, ob es noch ein T1 oder schon ein beginnender T2 ist.


    Zur Therapie: Eine wichtige zu klärende Frage ist m.E., ob der Tumor R0 oder R1 entfernt wurde, ob also noch Tumorzellen vorhanden sind. Bei R1 ist Eile geboten. Außerdem solltest Du wissen, dass die Chemotherapie vor der OP (sie heißt neoadjuvante Therapie) vor allem dann Vorteile bringt, wenn der Tumor tiefer als T1 geht. So kann man den Tumor verkleinern und besser operieren. Außerdem ist eine Chemotherapie so noch gut möglich, was ggf. nach einer Nierenentfernung nicht mehr so leicht ist, wie Florian schon beschrieben hat. Die neoadjuvante Therapie einzusetzen, um die Niere zu erhalten, kann zwar funktionieren, ist aber m.E. nicht der klassische Anwendungsbereich.


    Ich würde zu Folgendem raten: Halte Dich an die Klinik, die mehr Erfahrung hat - das kann man relativ gut herausfinden. Wenn es sich bei beiden Krankenhäusern um eher kleine handelt, würde ich mich an eine Uniklinik in der Nähe wenden. Ob man mit Bildgebung (CT oder Kernspin) mehr als "mind. T1" herausfinden kann, ist eher fraglich, aber ggf. einen Versuch wert. Im Zweifel, wenn alles zu lange dauert, würde ich mich schnell von Harnleiter und Niere verabschieden und einen OP-Termin ausmachen.


    Alles Gute!

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

  • Hallo lieber Florian,

    herzlichen Dank für die rasche Reaktion das hat mir schon geholfen. Hier noch ein paar Informationen die dich vielleicht anregen mir nochmals zu antworten.


    Der Fall ziehts sich von Angang März 2022 bis heute, dies mal zum Zeit-Fenster.


    Mein Urologe hat bereits im März 22 die erste Siegelung gemacht und keinen Tumor in der Harnblase entdeckt

    Die zweites Spiegelung wurde im Krankenhaus im August gemacht und kein Tumor in der Blase entdeckt.


    Beim Einlegen der Harnleiterschiene wurde der Tumor entdeckt und eine Probe in die Pathologie geschickt, das Ergebnis habe ich in meiner ersten

    Mail notiert. Im August 22 habe ich zusätzlich ein CT machen lassen, hier gab es keine Anzeichen auf einen Tumor. Das Krankenhaus

    hatte den CT Bericht noch nicht als die Probe entfernt wurde. Also wurde im CT der Tumor übersehen, das kann wohl vorkommen?


    Mit dem Labor-Ergebnis habe ich mich dann an einer Uni - Klinik vorgestellt.

    Die erste Antwort war, die Niere ist ja noch hei wir machen nur ein Stück vom Harnleiter raus und nähen den Rest wieder an die Blase an.

    Der Tumor sitzt wohl ca. mur ein paar Zentimeter von der Blase entfernt.


    Ein Tag später bekomme ich die telef. Nachricht, dass der Radiologe etwas vergrößerte Lymphen festgestellt hat und man evtl. eine Chemo

    voranstellt. Das genaue Ergebnis vom Tumorboard der Uni-Klinik bekomme ich am 19.09.22. mitgeteilt. Wenn die aussage der Uni-Klink stimmt hat mein

    Radiologe zum zweiten mal versagt, weil der die vergrößerten Lymphen nicht bemerkt hat. Vor den CT hatte ich allerdings durch den Katheter eine Blasentzündung

    ca. 10 Tage mit mit Antibiotika behandelt wurde vielleicht kommen die Vergrößerten Lymphen auch daher?.


    Ich war diese Woche noch privat bei einem älteren Prof. Dr. Dr. er hat mir geraten ein sogenanntes URO - CT machen zulassen. Mit diesem Ansatz könnte

    am die Niere und die Lymphen besser beurteilen. Hier bin ich jetzt schon überfordert ich hatte ein CT mit Kontrastmittel und mir sagt ein URO- CT nichts.


    Parallel habe ich den Fall noch bei einer anderen Uni Klinik eingestellt und bekomme voraussichtlich im Laufe der nächsten Woche noch Bescheid über deren

    Meinung.


    Wenn ich eine Chemo brauche ist das halt so. Was nicht verstehe ist, auf welcher Grundlage eine Klinik eine Chemo empfiehlt ohne genau zu wissen

    ob dieser Tumor gestreut hat. Ist es in solchen Fällen normal dass als Grundlage nur das Gutachten der Pathologie und das CT betrachtet werden.

    Gibt es da keine anderen Methoden um einen Nachweis zu erbringen.


    Lieber Florian ich danke dir ganz herzlich und werde über die weitere Vorgehensweis und meinen Verlauf auch berichten, vielleicht hilft es ja auch

    weiteren Betroffenen.


    Beste Grüße

    Armin

  • Hallo Florian und JoFo76 ,

    sorry ich bin ja noch ganz neu hier und mir ist noch unklar wie ich jetzt eine Nachricht nur an JoFo76 sende.

    Hoffe das kommt so an.


    Wollte nur sagen , das erscheint mir alles sehr logisch ich bin noch absoluter Laie mit den Fachbegriffen.

    Die Aussage mit der Chemo ( neoadjuvante -Therapie ) kommt von einer Uni-Klinik.

    Am 19.09. bekomme ich das Ergebnis aus deren Tumorboard, kann gerne berichten.


    Werde Voraussichtlich dann diesen Weg gehen.


    Euch Beiden ein herzliches Danke! und alles Gute


    Armin

  • Hallo Armin,


    jetzt haben sich wohl unsere Posts überschnitten. Jedenfalls machst Du eh genau das Richtige: Uni-Klinik und Tumor-Board.

    Das Uro-CT (siehe z.B. hier: https://www.ukmp.de/medizin/tu…itertumor/diagnostik.html) ist sicher das CT der Wahl beim Harnleiterkrebs. Ob man nun, nach der TURB, noch viel sieht, ist unklar.

    Wegen der Chemo nochmals: Wie ich oben schon geschrieben hatte, ist die "Streuung" keine Voraussetzung, um eine neoadjuvante Chemotherpaie zu empfehlen. Die vergrößerten Lymphknoten sind jedenfalls ein Warnsignal, bald etwas zu machen.

    Bleib dran! Wenn das Tumor-Board die Empfehlung abgegeben hat, würde ich möglichst schnell handeln.


    Viele Grüße

    JoFo76

    pTa G1 - inzwischen sind 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen :)

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