Heute vor genau 7 Jahren wurde meine Blase
in der Uniklinik Wien entfernt, ich bekam die orthotope Neoblase mit der
Vorstellung der natürlichen Entleerung. Dem wurde nicht so, nach einigen
Monaten der Übung und Verzweiflung wegen der nassen Missgeschicke wurde die
Prophezeiung mancher Ärzte wahr, Hyperkontinenz!
Für mich kein Schreckgespenst, für mich eine Befreiung! Eine Inkontinenz,
egal welcher Ursache, schränkt die Lebensqualität ungemein. Ich wurde trocken!
Für den Preis der regelmässigen Katheterisierung (ISK), die jetzt meinen Tag
taktet. Erst 4-stündig mit
Überlaufgefahr. Ich traute mich nicht z.B. ins Theater zu gehen. Heute würde
ich gar einen Tagesausflug in die Natur machen, die Intervalle verlängerten
sich, alle 5-6 Stunden normal, bis 7 Stunden wenn ich es vergesse oder keine
passende Örtlichkeit vorhanden. Nachts einmal raus, leider.
Das Blasenforum war um die OP herum und lange danach mein Freund und
Begleiter. Ich bekam Informationen und konnte anhand Schicksale Anderer meine
Situation besser tragen. Es kam Chemo, mit den ganzen Problemen und
Nebenwirkungen. Die teilweise bis heute. Die angekratzte Nierenfunktion als das
schlimmste. Bei jeder CT Kontrolle bettele ich um das Kontrastmittel, um
bessere Aussagekraft des Lungenbildes zu
bekommen. Einige Schmerzen ertrage ich besser ohne Schmerzmittel, auf mein Wundermittel
Diclofenac verzichte ich inzwischen völlig. Herpes Zoster Schmerzen in diesem
Frühjahr wurden mit Novalgininfusionen bekämpft, die verbliebenen
Nervenschmerzen mit Gapapentin – jede Tablette nehme ich mit schlechtem
Gewissen und hoffe, die Nieren nehmen es mir nicht übel. Zum Glück bin ich
soweit gesund und brauche keine Medikamente…
Ich lebe also mit der bösen Diagnose von 2012 und lebe normal. Natürlich
ist da ganz hinten im Kopf dieser Wurm, was wenn… wenn die schlafenden
Krebszellen wach werden? Wenn die Verwachsungen als Folge des Eingriffes am
Darm wieder entstehen? 2014 folgte deswegen wieder eine OP, ein Stück Dünndarm
kam wegen Perforation raus. Die
Verwachsungen sind nicht vorher diagnostizierbar.
Aber mit den Jahren wurde ich ruhiger. Ich denke möglichst nicht an Komplikationen, nicht an Krankheiten. Zum Arzt gehe ich nur, wenn es absolut notwendig ist und hoffe, nicht wieder mal ins Krankenhaus gehen zu müssen. Schon bei der Vorstellung des typischen Krankenhausgeruchs wird mir übel.
Aus genanntem Grund lese ich auch im Blasenforum nicht… bitte, meine liebgewonnen Moderatoren, um Verständnis! Ich will nicht erinnert werden, nicht runtergezogen werden durch schlimme Nachrichten. Zuletzt war es eben die 67-jährige Patientin mit Lungenmetastasen nach 7 Jahren (es schrieb ihre Tochter). Habe meinen Onkologen gefragt, wie es möglich ist. Er war es, der es mit den schlafenden Krebszellen erklärte. Meine Zuversicht begann zu schwanken.
Ich weiss, dass es Sie gibt und bin sicher, sollte ich in Schwierigkeiten sein, werde mir meine Abtrünnigkeit verziehen.
Herzliche Grüsse aus Niederösterreich und SK-Bratislava. Wenn alles gut geht, melde ich mich bei 10-jährigem…
Ihre Vienessa
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