Urachus-Karzinom

  • Hallo,
    nach der TUR-B letzte Woche wird bei mir ein Urachus-Karzinom vermutet. Hat jemand davon gehört oder kann mir sonst irgendwie weiterhelfen?
    Ich bin dankbar für jeden Hinweis!
    Silvia

  • Es hört sich nicht sehr gut an.
    Wie ist das Grading / und die Eindringtiefe.. ??
    Was ich lese, ist das Urachuskarzinom eher eine seltene, leider schlecht prognostizierte Tumorerkrankung der Blase.


    Ich hoffe das es noch nicht ganz so schlimm aussieht. Einen solche Fall hatten wir hier noch nicht.


    Melde dich bitte noch mal und gib mal die genauen Werte der Histologie durch.


    Gruß Rainer

  • Guten Morgen, Sylvia,


    hier zwei Abhandlungen,welche ich gefunden habe.
    Wie Rainer schon schreibt, handelt es sich um eine sehr seltene Krebsart.
    Daher sind Fallbeispiele eher rar gesät.....


    Das Urachuskarzinom ist eine seltene Tumorerkrankung (0,2 % aller Blasentumore). Symptome können sein: Makrohämaturie, Tumorinfiltration der Bauchdecke oder eine Nabelaffektion. Die Prognose ist eher ungünstig. Die Therapie des lokalbegrenzten Urachuskarzinoms ist die radikale Cystektomie mit en-bloc Exzision von Nabel und Peritoneum. Die Erfahrungen zur Chemotherapie bei metastasierter Erkrankung sind begrenzt; berichtet wird über die Chemotherapie mit Mitomycin C, 5-Flouroracil und Folinsäure (MRF-Schema), die bei guter Verträglichkeit eine partielle Remmision bei metastasiertem Urachuskarzinom (klinisches Stadium 4b) bewirkt hat.


    Quelle : http://www.springerlink.com/content/1jmv1lvup1d49lyh/
    _________________________________________________________


    Mit einem Anteil von unter 1% an allen Blasentumoren ist das Urachuskarzinom eine ausgesprochene Rarität, die oft zu spät entdeckt wird.
    Am M.D. Anderson Cancer Center (MDACC) in Houston wurden in 16 Jahren nur 42 Patienten behandelt.
    Es ist dennoch die bisher größte Fallserie in der Literatur.
    Im Gegensatz zu den meisten Harnblasentumoren ist das Urachuskarzinom ein Adenokarzinom mit Ähnlichkeiten zum Darmkrebs.
    Die Diagnose ist deshalb leicht, zumal wenn der Tumor am Blasenhals lokalisiert ist. Er entsteht
    entweder durch Metaplasie des Ligamentum umbilicale medianum („Urachusstrang“) oder aus Zellresten des Allantoisganges, der in der Embryonalzeit vom Bauchnabel zum Blasenhals führt.
    Aufgrund dieser anatomischen Beziehungen streben die Chirurgen in Houston eine „en-bloc“-Resektion von Blasenhals, Urachusstrang und Bauchnabel an.
    Diese Operation wurde bei 13 von 16 Langzeitüberlebenden durchgeführt.
    In anderen Fällen wurde darauf verzichtet, weil die histologische Diagnose zum Zeitpunkt der Operation nicht klar war.
    Die Allantois gehört als Ausstülpung des hinteren Darmendes zum Entoderm.
    Dies erklärt die histologische Verwandtschaft zum Kolorektalkarzinom.
    Unsicher ist allerdings der Wert einer Chemotherapie. Am MDACC wird derzeit eine Kombination aus 5 Fluorouracil (5-FU), Folinsäure, Gemcitabin und Cisplatin bevorzugt. Sie erzielte bei zwei von sechs Patienten eine Remission.
    Alternativ können 5-FU und Cisplatin auch mit Interferon- kombiniert werden (eine Remission auf drei Patienten).
    Eine vierte Remission wurde mit Paclitaxel- basierter Chemotherapie erzielt.
    Immerhin ein Patient mit metastasierter Erkrankung ist nach der Chemotherapie seit 29 Monaten ohne Rezidiv, außerdem zwei weitere neoadjuvant behandelte Patienten nach median 17 Monaten.
    Insgesamt beträgt die mediane Überlebenszeit aller 42 Patienten 46 Monate, die 5-Jahres-Überlebensrate 40%.
    Von 35 Patienten mit resezierbaren Tumoren sind 16 (46%) nach 31 Monaten ohne Rezidiv.
    Nach Diagnose von Metastasen liegt die mediane Überlebenszeit von 26 Patienten bei 24 Monaten.


    Fazit : Die Autoren glauben, dass das Urachuskarzinom wie ein fortgeschrittenes Kolonkarzinom therapiert werden sollte.
    Ein (inter)-nationales Patientenregister wäre in dieser Hinsicht sinnvoll.


    Quelle : http://www.im-focus-onkologie.…iv/2003/09/ifo0309_33.pdf


    Gruss
    Eck :ecke:hard

  • Liebe Silvia,
    der Urachus ist der embryonale Gang von der Harnblase zum Bauchnabel. Nach der Geburt verschließt sich dieser Gang normalerweise und verkümmert. Er liegt außerhalb des Bauchfells(extraperitoneal). Ein Befall des Urachus mit Krebs ist extrem selten und besteht auch meistens wie das "normale" Harnblasenkarzinom aus Epithelzellen. Leider ist er in den meisten Fällen ziemlich agressiv.
    Die Therapie besteht aus einer Zystektomie, ganz oder teilweise, je nachdem, ob das Urachuskarzinom Primär- oder Sekundärtumor ist, und Entfernung des Harngangs(Urachus) und des Bauchnabels. Je frühzeitiger diese Operation erfolgt, desto besser die Prognose. Außerdem maßgebend ist das Vorhandensein von Lymphknotenmetastasen, ob das Ca muskelinvasiv ist etc.
    Es gibt einen Erfahrungsbericht für Fachkreise aus der Mayo-Klinik. Frag Deinen Doktor mal danach.
    Liebe Grüße
    Hexe :tanzen:

  • Vielen Dank für die schnellen Antworten, ich bin nämlich kurz vorm Verzweifeln. Die Histologie hat zuerst nicht-invasiv, nach genauer Untersuchung dann aber T2 und G1 ergeben. Wie aussagekräftig das in diesem Fall ist, weiß ich nicht.


    Jetzt fahre ich gleich nochmal zum Hausarzt und lasse mir zum ersten Mal im Leben ein mildes Schlafmittel verschreiben, denn sonst werde ich völlig wahnsinnig.


    Liebe Grüße
    Silvia

  • wenn es wirklich ein Pt2 G1 ist, sind die Aussichten doch besser als man denkt. Es wird sicherlich die Blase oder das Blasendach entfernt, und der Bauchnabel wohl auch.. eine schwere OP..
    Silvia, wir wollen Dir hier nicht jegliche Hoffnung nehmen. Die Aussichten das Du das ganze gut überstehst und über Jahre hinweg wahrscheinlich bis zum Lebensende Rezidiv frei bleibst sind gut !!
    Mit der OP wirst Du dich wohl abfinden müssen, das haben hier viele von uns getan. Aber besser so,... als gar nicht mehr.
    Schreib Dir hier Dein Leid von der Seele. Wir versuchen Dir so gut es geht zu helfen und auch seelisch auf die OP vorzubereiten.


    <Gruß Rainer

  • Dieses Thema enthält 11 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registriere dich oder melde dich an um diese lesen zu können.