Vierfachtherapie bei Blasenkrebs

  • Hallo Leute,


    in dieser interessanten Studie an 45 Patienten mit Hochrisikio-T1- und T2-Blasenkrebs wurde eine organerhaltende Vierfachtherapie erprobt.
    Die vier Therapien sind: Transurethrale Resektion (Entfernung des Tumors durch die Harnröhre), Radiotherapie (Bestrahlung), Chemotherapie mit 5-FU (Fluorouracil) und Cisplatin und - neu! - "regionale Hyperthermie". Dabei wird die Gewebstemperatur auf 40-44 Grad C erhöht, wodurch man sich eine Verstärkung der Wirkung der Chemotherapie und Strahlentherapie und eine direkte zellschädigende Wirkung erhofft.


    Die Patienten wurden 34 Monate nachbeobachtet, 96% der Patienten sprachen auf die Therapie an.


    Nach 3 Jahren betrug das Gesamtüberleben 80%, das lokale rezidivfreie Überleben 85%, das metastasenfreie Überleben 88% und die Blasenerhaltungsrate 96%.


    Bei 30 Patienten wurde die Lebensqualität untersucht, 80% waren sehr zufrieden mit Zustand und Funktion der Blase.
    Fazit: Die Vierfachtherapie wird gut vertragen und die Ergebnisse sind ermutigend.


    (Quelle: Zeitschrift "Im Focus Onkologie", Heft 3, 2010, Seite 52. Die Originalarbeit ist diese:
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19837472
    In Deutschland ist das Zentrum für organerhaltende Strategien bei Blasenkrebs die Strahenklinik der Uni Erlangen, woher auch diese Studie stammt.)


    Liebe Grüße
    Isa

  • Hallo Isa,


    das klingt doch sehr vielversprechend und optimistisch, den Blasenkrebs ab einem bestimmtem Stadium nicht nur durch die radikale Blasenentfernung zu heilen.


    Wer auf den Erhalt seiner Harnblase größten Wert legt, sollte sich unbedingt über organerhaltende Behandlungs-Möglichkeiten informieren.
    Mein eigener bisher sehr erfolgreicher Weg (im Forum ja nachlesbar) ist ein Beispiel dafür, dass es letztendlich nicht nur die totale Blasenentfernung als erfolgreiche Therapie gibt.


    Das mag vor Jahren noch so gewesen sein, aber inzwischen ist die Entwicklung der Krebs-Therapie weitergegangen.
    Was gestern noch unmöglich schien, kann heute eine vielversprechende Alternative sein.


    Ich kann nur Mut machen, als Patient auch neue Wege gehen zu wollen.


    Gruß Ebs

  • Lieber Ebs,


    es freut mich, dass du dich wieder gemeldet hast, und vor allem, dass du weiterhin gesund bist. :hurra: Schade, dass du bisher der Einzige bist, der über seine Erfahrungen mit diesem Weg berichtet hat - jeder Beitrag dazu wäre für das Forum eine Bereicherung. Vielleicht meldet sich Tommi ja wieder mal?
    Wie du schreibst, macht die Medizin Gottseidank auf allen Gebieten Fortschritte, so dass hoffentlich auch der Blasenerhalt für mehr Menschen infrage kommt.


    Dazu hier eine Studie von Wo JY et al (2009) aus Boston von der Harvard Medical School, auf die Christian Weiss in einem Kommentar in der Zeitschrift "Strahlentherapie und Onkologie" (2010, Heft 5, S. 289/290) hinweist.


    Titel der Studie auf Deutsch: Ergebnisse einer Radiochemotherapie bei Rezidiv nach Behandlung mit BCG bei nicht-muskelinvasivem Blasenkrebs. Ist die sofortige Zystektomie immer notwendig?
    http://www.ncbi.nlm.nih.gov/sites/entrez


    In dieser Studie wurden 18 Patienten mit T1-Tumoren, bei denen es nach BCG-Behandlung zu einem muskelinvasiven Rezidiv gekommen war, mittels TURB und Radiochemotherapie behandelt. Standardmäßig wird für solche Patienten die Blasenentfernung empfohlen.


    Im Kommentar von Ch. Weiss heißt es dazu:
    "Tatsächlich berichteten Kollegen aus Boston erst kürzlich über ihre Erfahrungen mit der RCT (Radiochemotherapie) zum Zweck des Blasenerhalts bei muskelinvasiven Rezidiven der Kategorie rT2 nach Versagen einer BCG-Instillationstherapie. In dieser im Vergleich zur vorliegenden Patientengruppe prognostisch wesentlich ungünstigeren Konstellation (( Anm.: gemeint ist der Vergleich mit der Studie von Nativ et al. 2009, in der BCG-Versager mit einer Mitomycin-Instillationstherapie in Verbindung mit Hyperthermie behandelt wurden, s. Synergo-Thread )) konnten sie bei 10 von 18 Fällen das nochmalige Rezidiv verhindern und die Blase erhalten. Die mediane Nachbeobachtungszeit betrug immerhin 7 Jahre. Das krankheitsspezifische und das Gesamtüberleben nach 5 Jahren wurden mit 77% bzw. 65% angegeben. Diese Resultate sind denen nach radikaler Zystektomie nach BCG-Versagen vergleichbar.(...) Zusätzlich zur RCT scheint tatsächlich die Kombination mit einer regionalen Tiefenhyperthermie die Tumorkontrolle noch weiter zu verbessern. In Erlangen wurden in einem prospektiven Protokoll komplette Remissionen in 96% der Patienten beobachtet, und die Rezidivrate war mit 15% nach 3 Jahren niedrig. Das Gesamtüberleben betrug über 80% (( siehe Studie "Vierfachtherapie bei Blasenkrebs" oben ))."


    Zur Info: PD Christian Weiß und sein Chef Prof. Claus Rödel sind führende Leute auf diesem Gebiet und in Frankfurt/Main an der Klinik für Strahlentherapie und Onkologie der Uniklinik tätig:
    http://www.kgu.de/index.php?id=1221&L=0
    Eine weitere führende Einrichtung ist die Strahlenklinik in Verbindung mit der Urologischen Klinik der Universität Erlangen.
    http://www.strahlenklinik.uk-e…n.de/e1585/index_ger.html


    Liebe Grüße
    Isa :)

  • Hallo,


    leider funktioniert der Link zu der Arbeit in PubMed nicht. Daher hier nochmal die Daten der Studie aus Boston:


    BJU Int. 2009 Jul;104(2):179-83. Epub 2008 Dec 23.
    The results of concurrent chemo-radiotherapy for recurrence after treatment with bacillus Calmette-Guérin for non-muscle-invasive bladder cancer: is immediate cystectomy always necessary?
    Wo JY, Shipley WU, Dahl DM, Coen JJ, Heney NM, Kaufman DS, Zietman AL.
    Harvard Radiation Oncology Programm, Massachusetts General Hospital, Harvard Medical School, Boston, MA 02114, USA.
    LG
    Isa

  • Hallo Isa,

    Vielleicht meldet sich Tommi ja wieder mal?

    das habe ich auch immer wieder gehofft, zumal er es ja angekündigt hatte.
    Hoffentlich bedeutet sein Schweigen nicht Schlimmeres.


    Schade, dass es von Patienten bisher kaum mitgeteilte Erfahrungsberichte gibt.
    Zumindest gibt es hin und wieder eine veröffentlichte Studie, die Mut machen sollte.


    Die totale Zystektomie ist nicht immer die bessere und akzeptablere Lösung.
    (Aber Neues hatte es in der Geschichte immer schwerer als Altbekanntes, Bewährtes.)


    Gruß Ebs

  • Hallo,


    ich wurde vor 2 Wochen in Erlangen aufgrund einer offenen Wunde im Damm abgelehnt, das ginge nicht mit der Hyperthermie, ansonsten hätte ich das versucht, auch bei meinem Tumorstatus: mindestens T2a, eventuell T4a, G3, L1.
    Ich weiss weder wie ich eine Bestrahlung, noch wie ich eine Chemo, geschweige denn in Kombination mit eine Hyperthermie vertrage, aber ich weiss dass Operationen bei mir immer zu Komplikationen führen. Ausserdem hat mich die eventuelle Aussicht bei den sowieso ungünstigen Prognosen meiner Erkrankung auf einen möglichen Erhalt der Blase und eine mögliche Erhalt meiner Potenz positiv motiviert.
    Morgen werde ich eine neoadjuvante Chemotherapie in Bochum als Vorbereitung zur Zystektomie beginnen und wenn diese gut greift und ich diese gut vertrage und meine Wunde gut verheilt werde ich mit der Strahlenklinik in Erlangen wieder Kontakt aufnehmen und mit dem Professor Kühn aus Nürnberg. Die arbeiten Hand in Hand, d.h. Prof. Kühn macht die TUR-B vor der kombinierten RCT und nachher, wenn dann immer noch was tumoröses zu finden ist, fliegt die Blase meist raus, Salvage Zystektomie.
    Ich halte mir eben auch diese Möglichkeit offen... Fühlt sich irgendwie gut an... bei all den negativen Prognosen....


    Liebe Grüße: Hans

    05/2010 Harnblasenkarzinom mit Infiltration der prostatischen Harnröhre: Pt2b, G3-4, L1. 09-10/2010 Radiochemotherapie, 02/2011 Lungenmetastase, 05/2011 Cyberknife Therapie