Arbeitslos, Arbeitsunfähig, Krankengeld, Rente?

  • Hallo alle zusammen,



    der Kampf der Sozialversicherungsträger gegeneinander läuft auf vollen Touren. Zu meiner Entwicklung wie folgt: Am 15.04.2009 habe ich in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise meinen Artbeitsplatz verloren. Neben vielen Bewerbungen kümmerte ich mich auch um meine Gesundheit.


    Das war in den Jahren zuvor eher in den Hintergrund gerückt. Fakt ist, am 20.04.2009 wurde bei mir der Oberflächentumor diagnostiziert. Es folgte die BCG - Behandlung bis in den August 2009. Die Beschwerden allerdings nahmen zu. Zu dieser Zeit war ich 58 Jahre alt und nunmehr seit Ende Mai 2009 im Bezug von Krankengeld. Im weiteren Verlauf meiner Erkrankung stellte sich heraus, dass es neben dem Oberflächentumor auch einen muskelinvasiven Tumor gab den man nicht früher erkannte. Im Februar 2010 wurde ich operiert und ab April 2010 eine Chemotherapie eingeleitet, welche zurzeit anhält. Es beginnt nun mit der Krankenkasse.


    Fahrten mit dem Taxi zur Chemotherapie wurden im April 2010 genehmigt und im Juni 2010 untersagt. Inzwischen hat man festgestellt, dass in einer näher gelegenen Klinik die Behandlung ebenfalls möglich sei. Gleichzeit wurde mir mitgeteilt, dass ich "nicht ewig" Krankengeld beziehen kann und im Oktober 2010 ausgesteuert werde. Ich könne ja dann zurAgentur für Arbeit gehen und mich arbeitslos melden; auch wenn ich nicht arbeitsfähig bin. Schließlich habe ich von diesem "Anspruch auf 18 Monate" erst sechs Wochen genutzt. Kein Hinweis auf die erforderliche bedingte Arbeitsfähigkeit wurde gegeben. Bekannt ist aber, dass die Agentur für Arbeit alles versucht, solche Leistungen zu vermeiden, wenn man sie auf den Rentenversicherungsträger abwälzen kann.


    So wird der "schwarze Peter" von einer Körperschaft zur nächsten geschoben. Nun werde ich im Oktober 2010 59 Jahre alt und hoffe sehr, dass ich wieder eine Arbeit aufnehmen kann. Dies allein schon damit begründet, dass meine Erkrankung hinter mir liegt. Auch mit einem Stoma kann ich am Schreibtisch arbeiten. Es stellt sich wohl die Frage, welcher Arbeitgeber stellt einen 59 jährigen "Schwerbehinderten" ein?


    So sehe ich schon den Weg vor mir. Arbeitsfähig aber nicht vermittlungsfähig; arbeitslos und arbeitssuchend; bei erfolglosem Verlauf der Arbeitssuche mehr oder weniger der Zwang, mit 60 Jahren und min. 50% Schwerbehinderung die vorzeitige Altersrente mit den entsprechenden Abzügen zu beantragen. So wird vermutlich die Realität aussehen und man hat kaum eine Chance etwas daran zu ändern. Während der langen Zeit der Erkrankung hat dies bei mir nie so im Vordergrund gestanden weil die Beschwerden und Schmerzen einfach alles beherrscht haben.

    Jetzt aber, wo es mir stetig besser geht, merke ich wie sehr mir meine Arbeit fehlt; habe ich sie doch über 44 Jahre immer gern ausgeübt. Was aber bringt das, wenn der Markt es nicht hergibt in meinem Alter noch eine neue Aufgabe zu übernehmen?

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Lieber Namensvetter,
    die erste Empfehlung in all diesen Fragen heißt für mich: Werde Mitglied im Sozialverband VdK. Dort habe ich sehr gute Beratung gefunden.
    Ich bin auch kurz vorm Aussteuern bei der AOK, habe also insgesamt fast 1 1/2 Jahre Krankengeld bezogen. Nach Abschluß meiner letzten Behandlungen (Operation, Chemotherapie und Bestrahlungen) war ich auf Anschlußheilbehandlung. Von der Rehaklinik habe ich einen Bericht bekommen, daß ich meine bisherige Tätigkeit körperlich nicht mehr bewältigen kann, daß aber leichte Tätigkeiten wohl möglich wären.


    Damit melde ich mich nach Auflösung meines jetzigen Arbeitsverhältnisses nächste Woche beim Arbeitsamt als künftig arbeitslos. Die Krankschreibung hört dann auf und ich stehe dem Arbeitsmarkt zur Verfügung, wenn auch nicht mehr für meinen bisherigen Job als Offsetdrucker. Ob die Arbeitsverwaltung für mich etwas Passendes findet, steht ja auf einem anderen Blatt, aber ich kann dann ALg 1 beziehen. Da ich in absehbarer Zeit 61 Jahre alt werde, habe ich Anwartschaft von 2 Jahren.
    Ich würde gerne noch was verdienen, denn ich habe noch 3 Kinder in Ausbildung, so daß wir jeden Euro gut brauchen können. Oft gibt es unerwartete Chancen, und wenn es nur ein kleiner Job ist. Z.B. habe ich mit 58 Jahren und Neoblase noch einen Job in meinem Beruf bekommen, nachdem meine damalige Firma wegen Reichtums geschlossen wurde.
    Grüße aus Mittelfranken
    Wolfgang

  • Hallo Wolfgang,



    danke für Deinen Beitrag. Dem VDK gehöre ich bereits an und hatte am vergangenen Mittwoch ein Gespräch hier am Ort. Der VDK hält einmal im Monat hier im Dorf einen Sprechtag ab. Auch mir geht es darum, relative wirtschaftliche Sicherheit zu erhalten. Am liebsten eben in meinem Beruf als Kaufmann. Das habe ich ja 44 Jahre gemacht und immer gern. Meine Hoffnung geht daher in die Richtung auf der Basis best möglicher Gesundheit noch arbeiten zu können. ALG I oder Rente das sind die weiteren Optionen wenn die Engstirnigkeit gegenüber älteren Arbeitsuchenden anhält. Dann kommen diese sozialen Sicherungssysteme zum Zug. Wobei wir uns wohl einig sein werden ist, dass die Abzüge bei der Rente schon ein Ärgernis darstellen. Man möchte arbeiten; kann oder darf es nicht wegen der Erkrankung. Läßt es die Gesundheit zu, sagt der Arbeitsmarkt: " zu alt". Schöne Perspektiven.



    viele Grüße von Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Moin ihr Wolfgänge,


    zunächst nehmt das Krankengeld solange wie möglich in Anspruch.


    Danach erfolgt Meldung beim Arbeitsamt. Das zahlt aber nur, wenn ihr wieder arbeitsfähig seid. Bei weiterer Krankheit gibt es ein Übergangsgeld und dann die Zwangsrente.


    Bei Arbeitsfähigkeit und Schwerbehinderung hilft das Integrationsamt . Dort gibt es Umschulungsmaßnahmen und Wiedereingliederungshilfen.


    Nach Ablauf der Alg I -Zeit kommt Hartz IV (Alg II) . Vorausetzung, man kann noch mindestens 3 Std. täglich erwerbstätig sein. Auch das geht nicht mehr? Dann gibt es Sozialgeld, d.h. es gibt die gleichen Leistungen wie Alg II, aber mit einem anderen Namen (und aus einem anderen Topf), also Regelleistung zur Sicherung des Lebensunterhaltes und Leistungen für Unterkunft und Heizung.


    Mitglied beim VdK - eine gute Idee!

    Nach Zufallsfund 2006: pTa G2 (high grade) 5 x TUR-B und 30 x Mitomycin nun jährliche Kontrollzystoskopie mit Urinzytologie und PSA-Test

  • Moin Blasius,




    so in diese Richtung gehen meine Gedanken auch weil die Hoffnung auf einen Arbeitsplatz mit "59" als sehr gering eingeschätzt werden müssen. Ich habe zwar den leichten Optimismus darauf, dass ein ehemaliger Mitarbeiter sich selbstständig machen und für den administrativen Bereich auf meine langjährige Berufserfahrung zurückgreifen möchte. Dies wird sich in den nächsten Monaten noch ein wenig präziser eingrenzen lassen. Bis dahin werde ich schon versuchen, das Krankengeld bis zuletzt auszureizen. Jeder zusätzliche Monat bringt mich ja näher in den Bereich des regulären Rentenbezuges. Dies wäre für mich frühestens mit sechzig bei einem GdB von zurzeit 50% (Verschlechterungantrag läuft seit Mai) mit einem Abzug von 10,8% möglich. Derzeit ist mir noch nicht ganz klar, wie sich das Prozedere in den nächsten Wochen und Monaten gestaltet. Am 28.07.2010 werde ich mich im Rahmen der onkologischen Behandlung diversen Untersuchungen in der Ammerland - Klinik in Westerstede unterziehen. Hier ist wohl das Ziel, den Stand der Chemotherapie nach vier Zyklen zu ermitteln. Die Planung nach der OP besagten: "vier - sechs Zyklen". Zurzeit sehe ich meine Verfassung recht gut und glaube schon, dass ich als "arbeitsfähig" gelten kann wenn es bei vier Zyklen bliebe und das Gift sich so langsam wieder aus meinem Körper verabschiedet. Am liebsten wäre es mir tatsächlich wieder eine sinnvolle Tätigkeit ausüben zu können. Vielleicht kannst Du mir eine Empfehlung geben. Ich bin mir nicht sicher, welcher Doc wird mich weiter betreuen? Wenn der Onkologe abschließt kann ich nur auf meine Hausärztin zurückgreifen. Einen "Urologen meines Vertrauens" habe ich noch nicht, weil ich mit meiner Frau im September nach NRW zurückkehren werde. Da sehe ich mich ein wenig in der Zwickmühle.




    liebe Grüße von Wolfgang

    pT4 a, G 3 und CIS, sechs Zyklen Chemotherapie, Gem/Cis


    "wer kämpft, der kann verlieren; wer nicht kämpft, hat bereits verloren"

  • Moin Wolfgang,


    Klinik Westerstede ist gut, besonders, seit sie BW-Klinik (und mit Erweiterungsbau) geworden sind.


    Geh doch mal zur Rentenberatung in Nordenham (Rathaus) oder zur Rentenstelle in WHV und lass dich beraten.


    Wenn du auf 10% Rente lebenslang verzichten kannst, sei froh. Ich konnte es nicht und musste Hartz IV vor der Rente in Anspruch nehmen. Und siehe da, mit Alg II hatte ich 70,- Euronen mehr im Monat als mit Rente! Fazit. genau nachrechnen. Denn beim Alg II fällt die GEZ weg und die Belastungsgrenze bei der Krankenkasse liegt bei 43,08 EU p.a.
    Miete wird gezahlt incl. Heizkosten und Heizkostennachzahlung.

    Nach Zufallsfund 2006: pTa G2 (high grade) 5 x TUR-B und 30 x Mitomycin nun jährliche Kontrollzystoskopie mit Urinzytologie und PSA-Test

  • Dieses Thema enthält 52 weitere Beiträge, die nur für registrierte Benutzer sichtbar sind, bitte registriere dich oder melde dich an um diese lesen zu können.