Reifenstein-Pouch - Pouch der Zukunft?

  • In der neuesten Ausgabe der Zeitschrift "Die Harnblase" des SHB Harnblasenkrebs wird eine neue Konstruktionsform einer Neoblase mit Bauchdeckenanschluss (Pouch) vorgestellt: der Reifenstein-Pouch.
    Dabei handelt es sich um eine Dickdarmblase ( aus Zökum=Blinddarm und/oder Colon=aufsteigender Dickdarm?), die als Kontinenzmechanismus die Ileozökalklappe (=Bauhin´sche Klappe) verwendet. Als Vorteil wird eine sehr viel kürzere OP-Zeit genannt, da man nicht mehr extra einen Kontinenznippel konstruieren muss.
    http://www.eichsfeld-klinikum.de/frontend/index.php?page_id=766&ses_id=99dd9686a55270d9fa96853dbc1949f6
    Heutzutage werden fast alle Neoblasen aus reinem Dünndarm gemacht; ein richtiger "Mainz-Pouch", also ein Ileozökal-Pouch (1/3 Dick-/ 2/3 Dünndarm) wird sehr viel seltener konstruiert. Auf meine Frage hin hat mir ein Urologe mal gesagt, bei reinen Dünndarmblasen seien die metabolischen Probleme als OP-Folge sehr viel geringer.

    Nun denke ich gerade über die Folgeprobleme einer reinen Dickdarmblase und das Fehlen der Bauhin´schen Klappe nach. Diese verhindert wie ein Ventil, dass der Inhalt im aufsteigenden Teil des Dickdarms (Colon) zurück in den Dünndarm (Ileum) gelangt. Was passiert, wenn die Ileozökalklappe fehlt? Und wird jetzt der Stuhl sehr viel dünner, weil ein Großteil des Dickdarms fehlt und somit dem Darminhalt weniger Flüssigkeit entzogen wird? Gibt´s bei diesem Pouch nur Vorteile und keine Nachteile?


    Bereits 2004 (Thieme Journal Geburtsh Frauenheilk 2004; 64: 395-399 ) wurde über die Konstruktion eines reinen Colon-Pouch (Mainz Pouch 3) berichtet bei Patientinnen, die zuvor im Becken bestrahlt worden waren, sodass kein ungeschädigter Dünndarm zur Verfügung stand. Leider wird über metabolische Folgen nichts erwähnt. Allerdings wurde bei dieser OP-Technik nicht die Ileozökalklappe als Kontinenzmechanismus verwendet.


    Vielleicht gibt es Mitglieder oder Mitleser, die schon über Erfahrungen mit dieser neue Pouchform verfügen ? Oder Urologen, die dieses Verfahren anwenden oder auch nicht, und warum.


    Ich bin gespannt auf Antworten
    Hexe :tanzen:

  • Hallo Hexe, liebe Forumsleser,


    meine Mutter hat seit 2008 einen Mainz-Pouch III, welcher nur aus Dickdarmteilen besteht, da meine Mutter im Unterleib bestrahlt wurde. Folgeprobleme bei diesem Pouch sind nur anfänglich gegeben. Bei meiner Mutter hat es über zwei Jahre gedauert bis sich ihr Stuhlgang normalisiert hat. Andere Stoffwechsel-Probleme hat sie so nicht. Sie ernährt sich auch sehr gesund, viel Obst & Gemüse, damit ihr Stuhl weicher ist, damit klappts ganz gut. Das einzige was sich leider nicht "weiterentwickelt" hat, ist die Größe des Pouches. Da Dickdarm wohl nicht so dehnbar ist, vergrößert er sich nicht viel nach der OP. Meine Mutter muss daher alle zwei Stunden kathetisieren. Nachts löst sie das Problem so, dass sie ein paar Stunden vorm Schlafen gehen, das Trinken sehr einschränkt. So muss sie in der Nacht nur einmal aufstehen (was selbst ich mit "normalen Ausgang" auch tue).


    @Hexe: Ich habe aber mal eine Frage zu diesem neuen Pouch: Was ist denn anders als der Mainz-Pouch III ? Nur die Konstruktion des Ausganges ? Ist es nur aufgrund dessen was Neues ??


    Viele Grüße,


    A.

  • Ich hab vergessen einen weiteren Nachteil dieser Pouch-Art aufzuführen: die Nierenstauung bzw Harnstau. Da der Pouch nicht weiter wächst, entstehen desöfteren Nierenstaus. Meine Mutter hatte auch mit ihren NIeren sehr oft Probleme. Durch die ganzen Staus hatte sie mehrmals im Jahr eine Nierenentzündung. Inzwischen haben wir auch dieses Problem weitestgehend gelöst, indem sie eingeführt hat alle paar Tage, die Nieren zu entlasten, indem sie einen Dauerkatheter über mehrere Stunden benutzt. Die NIere ist dadurch alle paar Tage mal entlastet und kann sich "ausruhen". Auch wenn es sich merkwürdig anhört, aber es hilft. Seitdem hat meine Mutter viel seltener Nierenstaus. Um es mal in Zahlen auszudrücken: Anfänglich waren es 4-5 im Jahr, inzwischen hat sie nur einmal im Jahr mal Probleme mit der Niere.

  • Hallo Krümelchen,


    wie geht es Dir ? Ich bzw wir verfolgen immer Deine Berichte und sind begeistert von Deiner Motivation !


    Das Fassungsvermögen des Pouches meiner Mutter liegt in etwa bei 300ml, manchmal sind auch mehr drin , nur dann fühlt sie sich schon richtig unwohl (Übelkeit & Bauchschmerzen). Das versucht sie weitestgehend zu vermeiden, damit sich nichts in die Nieren staut.

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