Radikale Zystektomie einzig richtige Lösung?

  • Hallo liebe Betroffene und Angehörige,


    ich bin als Angehörige mit dem Thema Blasenkrebs konfrontiert und habe über das tolle Forum
    hier inzwischen schon viel dazu gelernt – Danke an alle für euer Engagement.


    Ich würde gern den bisherigen Verlauf + Befunde meines (72 Jahre) hier einstellen und versuche
    mich (soweit dies irgendwie möglich ist) kurz zu fassen …


    Mai 2011
    Der Hausarzt überwies meinen Vater an einen Urologen, da der Urin nicht gut aussah und mit Antibiotikum
    keine Besserung eintrat.


    25.05.2011 Befund des Urologen
    Diagnose:
    Makrohämaturie, V.a. Harnblasentumor
    Prostata-Adenom Grac II
    Mitgeteilte Asbestose (Anm. von mir: wurde bereits vor ca. 20 Jahre bei meinem Papa diagnostiziert)


    Am 19.05.2011 Makrohämaturie, schmerzlos. Bereits 3. Rezidiv. Außerdem imperativer Harndrang,
    zwei- bis viermalige Nykturie. Der Patient raucht 20 Zig. pro Tag. Mehrfache Antibiose nach Harnwegsinfekt.


    Im Mittelstrahlurin finden sich massenhaft Erythrozyten, 35 Leukozyten, Bakterien (+) bei einem pH-Wert
    von 5,0. Eiweiß und Zucker sind negativ. Urinkultur negativ.
    Prostata glatt, pral., kastaniengroß, Genitale unauffällig, Nierenlager bds. klopfschmerzfrei.
    Sonographisch beide Nieren unauffällig, Harnblase homogen, Restharnmenge 72 ml.
    Urethrozystoskopisch blutig tingierte, unruhige Schleimhaut im Bereich des Blasenbodens, evtl. einem flach wachsenden Tumor entsprechend. Prostata mäßig obstruierend.
    Ausscheidungsurographisch glatte Abflussverhältnisse des Kontrastharns aus dem oberen Harntrakt in die
    Harnblase.


    Zusammenfassung, Therapie und Procedere:
    ASS wurde am 20.05.2011 abgesetzt. TUR Blase indiziert. Der Patient wird hierzu am 08.06.2011 in die Urologisch Klinik des KH Reutlingen stationär aufgenommen.
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    Vom 08.06. – 12.06.2011 im Kreiskrankenhaus Reutlingen
    Entlassungsbrief vom 17.06.2011 an den Urologen


    Diagnose:
    • Urothelkarzinom im Bereich des Blasenbodens, mind. T1/is G3 C67.9
    • Rezidivierende Makrohämaturien
    • Rezidivierende Harnwegsinfekte


    Nebendiagnose:
    • Hypercholesterinämie
    • Arterielle Hypertonie
    • Z.n. OP bei Asbestose


    Therapie:
    • 09.06.2011 Diagnostische Urethrocystoskopie, Transurethrale Resektion 5-573.40
    der Harnblase 8-132.3


    Histologie:
    Partiell ulzerierte Anteile eines wenig differenzierten invasiv wachsenden Urothelkarzinoms und
    Hyperämische Harnblasenschleimhaut mit Erosionen, Ulzerationen, Urotheldysplasien, laut klinischen
    Angaben aus dem Harnblasenboden.
    Immunhistochemische Aufarbeitung:
    Die atypischen Zellen reagieren stark positiv mit Marker CK 19 und zum Teil positiv mit Marker CK 20,
    typisch für das Urothelkarzinom. In der Untersuchung mit Marker CK 5, PSA, PSAP keine positive Farbreaktion.
    Ein Plattenepithel-Karzinom und ein Prostataadenokarzinom liegt nicht vor. Die Proliferationsrate ist hoch
    und liegt bei ca. 60%. Die Ergebnisse der immunhistochemischen Untersuchungen bestätigen die gestellte Diagnose eines Urothelkarzinoms.
    Tumorhistologieschlüssel: ICD-O-Code: M-8130/3.
    Malignitätsgrad: G3
    Im übersandten Material ist eine Detrusioinfiltration nicht nachweisbar (superfiziell erfasste Biopsate). Begleitend einer in situ-Komponente des Karzinoms.


    Nach telefonischer RS mit der Pathologie: mind. pT 1/is G3. Der Befund wird entsprechend geändert.


    Geplante Neuaufnahme zur transurethalen Resektion der Harnblase bei cystoskopischem V. a. bösartige Neubildung der Harnblase. Nach den üblichen Vorbereitungen komplikationslose Durchführung des o.g. Eingriffs. Postoperativ Urin rasch klar. Nach DK-Entfernung problemlose Miktio.


    Sonographie bei Entlassung: Niere bds. nicht gestaut, restharnfreie Blasenentleerung.


    Procedere:
    Fachurologische ambulante Weiterbetreuung. Wiedervorstellung zur Nachresektion der Harnblase.



    (Den Röntgen Thorax-Befund und die Laborwerte, wie z.B. Leukozyten, Thrombozyten, etc. lasse ich mal weg)



    Institut für Pathologie Reutlingen, 09.06.2011
    Klinische Angaben:
    TUR-Blasenresektat. V. a. Harnblasen-Ca. im Blasenboden.


    Makroskopischer Befund:
    Vier bis 0,5 cm gr0ße Gewebestücke, insges. 1,4 cm großes Material (rs/hu).


    Mikroskopischer Befund:
    Histologisch finden sich alle, für die unten angegebene Diagnose erforderlichen Kriterien.


    Diagnose:
    Partiell ulzerierte Anteile eines wenig differenzierten invasiv wachsenden Urothelkarzinoms
    und hyperämische Harnblasenschleimhaut mit Erosionen, Ulzerationen, Urotheldysplasien,
    laut klinischen Angaben aus dem Harnblasenboden.


    Nachfrage der Klinik bei der Pathologie, 17.06.2011
    Klassifikation des diagnostizierten Urothelkarzinoms: mindestens T1, fokal pTis.


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    Vom 03.08. – 08.08.2011 im Kreiskrankenhaus Reutlingen
    Entlassungsbrief vom 17.06.2011 an den Urologen


    Diagnose:
    • Muskelinvasives Urothelkarzinom Blasenboden (mind. pT2 G3 + CIS C67.9
    • Z. n. TUR-Blase am 09.06.2011 (Urothelkarzinom mind. T1/is G3)


    Nebendiagnose:
    • Hypercholesterinämie
    • Arterielle Hypertonie
    • Z.n. OP bei Asbestose


    Therapie:
    • 04.08.2011 Diagnostische Urethrocystoskopie, Transurethrale Resektion 5-573.40
    der Harnblase 8-132.3


    Histologie:
    Harnblasenresektionsmaterial (Nachresektat Blasenboden) mit weiteren Anteilen des Vordiagnostizierten, teils gering differenzierten, invasiven Urothelkarzinoms neben Vernarbungen.
    Zusätzlich ausgedehntes urotheliales Carcinoma in situ.
    Fokal Infiltration kleinherdig mitgefasster Anteile der Muscularis propria (I).
    Harnblasen-PE (Seitenwand links) mit einem urothelialen Carcinoma in situ (II).
    Harnblasen-PE (Seitenwand rechts) mit ausgeprägten entnahmebedingten Artefakten und Erosionen. Fokal atypisches Utothel, offenbar entsprechend Anteilen eines urothelialen Carcinoma in situ (III).
    Harnblasen-PE (Hinterwand) mit leichter chronischer Urocystitis. Dysplasiefreies Urothel, kein Tumornachweis (IV).
    Harnblasen-PE (Vorderwand) mit einem abschnittsweise entwickelten urothelialen Carcinoma in situ z.T. im Bereich von Brunner’schen Epithelnester (V).
    Anteile der Muscularis propria (Resektionsgrund zu I) mit fokalen Infiltraten des invasiven Urothelkarzinoms.


    Tumorhistologieschlüssel: ICD-O-Code: M-8120/3
    TNM-Klassifikation (7. Auflage 2010): T2 (mindestens). Malignitätsgrad: G3


    Die stationäre Aufnahme des Patienten erfolgte geplant zur transurethalen Nachresektion bei bekanntem Urothelkarzinom am Blasenboden. Wir führten am 04.08.2011 den o.g. Eingriff durch.
    Der peropertive Verlauf gestaltete sich komplikationslos. Bei Nachweis eines muskelinvasiven Harnblasenkarzinoms erfolgte das weitere Staging mittels Rö-Thorax und Abomen-Sono. Hier Sonographie bei Entlassung: Niere bds. nicht gestaut, restharnfreie Blasenentleerung.


    Procedere:
    Wir bitten um ambulante Kontrolle bei Ihnen. Befund mit Patient besprochen, es wurde die radikale Cystektomie empfohlen. Falls Patient sich hierzu entschließt, bitte um stat./prästat. Wiedervorstellung.



    Institut für Pathologie Reutlingen, 04.08.2011
    Klinische Angaben:
    I. Nachresektat Blasenboden, II. Blasenseitenwand links, III. Blasenseitenwand rechts, IV. Blasenhinterwand, V. Blasenvorderwand, VI. Resektionsgrund zu I. Urothelkarzinom.


    Makroskopischer Befund:
    I.: Mehrere zusammen 1,5 cm im Durchmesser großes Gewebsstück
    II.: Ein 0,4 cm großes Gewebsstück
    III.: Ein 0,2 cm großes Gewebsstück
    IV.: Ein 0,5 cm großes Gewebsstück
    V.: Ein 0,5 cm großes Gewebsstück
    VI.: Mehrere zusammen 0,8 cm im Durchmesser großes Gewebsstücke (ha/ps)


    Mikroskopischer Befund:
    Histologisch finden sich alle, für die unten angegebene Diagnose erforderlichen Kriterien.


    (Anmerkung: Dabei war außerdem der Befund der Abdomensonographie und RöntgenThorax.)


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    Soweit die Fakten …


    Mein Vater hatte nie viel erzählt, sondern sprach immer nur von Entfernung eines Tumors.
    Als ich dann aber den obigen Brief aus dem Krankenhaus (den er für den Urologen mitbekam) gelesen habe,
    in dem die radikale Cystektomie empfohlen wurde, begann ich mich schlau zu machen; unter anderem betreffs zweite Meinung einholen. Ich rief im K-haus und seinen Urologen an, um sämtliche Befunde+Unterlagen anzufordern (habe natürlich zuvor meinen Pa gefragt, ob er einverstanden ist).


    Der Urologe fragte daraufhin, ob wir noch am selben Tag gemeinsam zu ihm kommen können, um miteinander zu reden. Generell ist er aber auch dafür eine zweite Meinung einzuholen.
    Er nahm sich dann nach der offiziellen Sprechstunde für uns Zeit und erläuterte die Sachlage.
    Ich sprach ihn dann darauf an, dass im K-haus kein CT + Knochenszintigramm gemacht wurde und mich dies wundert, denn das ist doch offenbar Standard?! Mein Pa meinte, dass sie dort sagten, dass auch ein CT gemacht wird, aber dies dann nicht gemacht wurde?!
    Daraufin schrieb der Urologe eine Überweisung zum Röntgeninstitut um CT + Knochenszintigramm machen zu lassen und außerdem eine Überweisung an die Uniklinik Tübingen zwecks Zweitmeinung.
    Er kommt aufgrund der Befunde des K-haus Reutlingen jedoch auch zur der Meinung, dass die Blase raus muss. Mein Vater meinte dann „besser als in die Kiste“.


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    Am 23.08.2011 waren wir dann gemeinsam im Röntgeninstitut.
    Die Kurzzusammenfassung des CT:
    Flächige Verdickung im Blasenboden bei bekanntem Harnblasenkarzinom. Kein Nachweis von Organmetastasen, einzelne kleine knotige Veränderungen im kleinen Becken aber keine eindeutigen Lymphknotenmetastasen.
    Sigmadivertikulose.
    Aortensklerose und Verkalkung der Beckenarterien. Fibrotische Veränderung der Lunge bei Asbestose.


    Die Kurzzusammenfassung des Knochenszintigramm:
    Degenerative Veränderung von Wirbelsäule Schultergürtel, Rhizarthrose und Fingerarthrose, sowie degenerative Veränderung im Bereich der Zehen.
    Kein metastasentypischer Befund.


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    Am 01.09.2011 waren wir dann in Tübingen bzgl. Zweitmeinung.
    Wir übergaben alle Unterlagen (Berichte, Befunde, Röntgenbilder, CT, Knochenszintigramm). Nach ca. 1,5 Std. Wartezeit wurden wir dann zum Gespräch mit einem Onkologen der Urologie gebeten.


    Er ließ erst meinen Vater erzählen, fragte auch nach seinen Lebensumständen. Als er hörte, dass mein Vater noch fast jeden Tag arbeitet (bei meinem Bruder im Sanitär-/Heizungsbetrieb) war er ziemlich erstaunt.
    Er kam aufgrund der Berichte/Befunde jedoch zum selben Schluß: die Blase muss raus. Er klärte dann noch zu den Möglichkeiten auf (im Gegensatz zu Reutlingen, die darüber kein Wort verloren) und empfahl, aufgrund des guten geistigen + körperlichen Zustands und seiner körperlichen Aktivität, die orthotope Neoblase.


    Er wollte gleich einen Termin vereinbaren; er merkte dann aber, dass mein Vater zögerte und wollte ihn offenbar nicht überrumpeln. Er soll in Ruhe daheim 2-3 Tage nachdenken und sich dann melden. Er stellte uns dann noch dem Kollegen vor, der für die OP-Koordination zuständig ist, damit beide ein Gesicht zueinander haben, wenn mein Vater anruft.


    Insgesamt war der Eindruck der Tübinger Klinik ein viel besserer und mein Pa sagte mir dann auch, dass er in Reutlingen nicht so zufrieden war (wenig bis nichts erklärt, schlechte Organisation, jeden Tag andere Schwestern, …). Und dass wenn er es machen lässt, dann in Tübingen.


    Also, er hat sich schließlich damit arrangiert und wollte sich demnächst in TÜ melden um einen Termin für Mitte September zu vereinbaren.


    Nun kam vorgestern (06.09.) nachmittags der Anruf, dass er diese Woche am Freitag (09.09.) zur OP-Vorbereitung kommen (darf nachmittags wieder heim) und er am Sonntag Abend sein Zimmer beziehen soll, da er am Montag operiert wird.


    Wir waren alle baff, wieso das nun so schnell geht?!
    Mein Vater war nicht daheim als der Anruf kam und meine Mutti fragte leider nicht nach.
    Ich hab dann am nächste Tag in TÜ angerufen; wollte wissen, ob es eine medizinische Notwendigkeit gibt für die nun recht kurzfristige OP, was denn bei der OP-Vorbereitung passiert, wer operiert und ich wollte nochmal wissen, wie denn generell die Zweitmeinung zustande kommt?


    Je näher der Termin rückt, um so mehr frage ich mich, ob man denn alles ausgereizt hat.
    Hätte z.B. noch eine TUR – diesmal fluoreszengestützt – eine Verbesserung gebracht?
    Was ist, wenn es kein T2 ist, also die Muskulatur nicht infiltriert?
    Würde das Vorliegen eines Cis bereits die Blasenentfernung rechtfertigen?
    Außerdem lese ich bei vielen, dass nach der TUR eine Instillationstherapie gemacht wurde – bei meinem Pa jedoch nicht!? Würde das etwas am Ergebnis ändern?


    Fragen über Fragen …


    Ich bin bisher ziemlich pragmatisch damit umgegangen (fiel mir nicht immer leicht, aber ich sagte mir, dass Hysterie meinem Vater nichts nützt), aber nun schießen die Gedanken in meinem Kopf wild umher und ich weiß gar nix mehr …


    Mein Vater geht übrigens (zumindest nach außen hin) bewundernswert damit um; und da er sich mit der Blasenentfernung ‚abgefunden’ hat, wollte ich ihn auch nicht mit meinen Zweifeln und Gedanken irritieren.



    Ich würde mich ganz doll freuen, wenn ihr – die ihr zum großen Teil ja schon langjährige Erfahrungen mit der Thematik habt – eure Meinung dazu schreibt.


    Liebe Grüße
    Karin

  • Hallo Frau Rübli,


    daß so schnell ein Termin frei geworden ist, kann viele Gründe haben. Ihr solltet Euch freuen, daß es jetzt schnell geht und dein Vater dieses Monster los wird.
    Daß es kein T2 ist, sondern nur ein T1 ist eher unwahrscheinlich. Sehr viel häufiger stellt sich im entnommenen Resektat ein Understaging heraus. Soweit ich Deinen ausführlichen Bericht verstehe, ist Dein Vater leitlinienkonform behandelt worden. Die Empfehlung zur Zystektomie auch nach Zweitmeinung lässt da kein weiteres Zögern zu.
    Dein Vater ist da sehr viel pragmatischer: "besser als Kiste" :thumbup:


    Dein Vater wird zunächst die üblichen Voruntersuchungen wie Blutabnahme, EKG, Narkosegespräch vor sich haben; dann kann er ja zunächst nach Hause.
    Am Sonntag steht ihm dann die übliche Darmreinigung bevor, d.h. er wird den ganzen Tag auf dem Klo verbringen :spül es weg: , unterbrochen von Pausen, in denen er seinen Abführtrank schlabbert.....
    Montag wird dann operiert und er ist das Miststück Krebs los. Das Warten auf den endgültigen Befund des Pathologen wird für die meisten noch mal zur Zitterpartie, aber ab dann geht´s bergauf.
    Dann solltet Ihr Euch schon mal eine nette Rehaklinik für die AHB aussuchen.... :)


    Es wird Probleme und vielleicht Rückschläge geben z.B. wenn der Darm wieder in Betrieb genommen wird, aber auf all Deine Fragen findest Du hier im Forum Antworten. :streicheln: Wühl Dich einfach mal durch alle Postings, die sich mit Zystektomie, Neoblase und Pouch (ist ja auch eine Neoblase) befassen.


    Liebe Grüße
    Hexe :tanzen:

  • Hexe hat ja schon fundiert geantwortet, aber um Unsicherheiten zu vertreiben:



    Hätte z.B. noch eine TUR – diesmal fluoreszengestützt – eine Verbesserung gebracht?


    Definitiv nein. Diese Methode setzt man ja ein, weil unter fluoreszensgestützter TUR-B ein z.B. CIS eher erkannt wird, als nur unter Weisslicht.


    Zitat


    Was ist, wenn es kein T2 ist, also die Muskulatur nicht infiltriert?


    Auch dann säße er auf einem Pulverfass (T1G3 + CIS). Es ist höchst unwahrscheinlich, dass keine Muskelinfiltration vorliegt, denn die Pathologie hat diese eindeutig beschrieben (bei der ersten TUR-B hat man sicherlich gar keine Detrusormuskulatur in der Probe gehabt, so dass man von pT1 mind. sprach). Die Wahrscheinlichkeit einer Probenverwechselung ist sehr gering und Detrusormuskulatur erkenne selbst ich schon (es gibt Bilder im Netz, weiss nun aber nicht, wo). Ich denke diese Hoffnung (dass nicht muskelinvasiv) sollte man beerdigen. Natürlich wäre eine pathologische Zweitmeinung möglich, aber das würde dauern und sicher nichts bringen. Die Immunhistologie (besonders CK 19) untermauert auch nochmals das G3. Gut, dass eine Immunhistologie gemacht wurde.


    Zitat


    Würde das Vorliegen eines Cis bereits die Blasenentfernung rechtfertigen?


    Wäre es nur ein CIS, könnte man noch was probieren, aber es ist leider nicht nur ein CIS, sondern ein muskelinvasiver Tumor des schlechtesten Gradings (Hochrisiko). Auch ein CIS ist immer ein G3. Ein CIS kann ein sehr hinterlistiges Stück sein, bei Rezidiv (und/oder Versagen einer Instillationstherapie) erfolgt in aller Regel auch die Empfehlung zur Zystektomie.


    Zitat


    Außerdem lese ich bei vielen, dass nach der TUR eine Instillationstherapie gemacht wurde – bei meinem Pa jedoch nicht!?
    Würde das etwas am Ergebnis ändern?


    Am Ergebnis würde es nichts ändern. Sinn der Frühinstallation ist das Verhindern von Absiedlungen der Tumoranteile.


    Ich bin ja auch nur Patient und hatte damals eine ähnliche Diagnose (pT1G3 + CIS und noch L1). Bereits bei dieser Diagnose streiten sich die Gelehrten, das weitere Vorgehen wird kontrovers diskutiert. Bei einem T2 allerdings wird nicht mehr kontrovers diskutiert, Goldstandard (und rettend) ist hier leider nur die Zystektomie.


    All the best!

  • Hallo Hexe und Rainer,


    vielen Dank fürs Vereinen der beiden Beiträge, aber nun gibt's tatsächlich eine doppelte Passage.
    Ist es vielleicht einfacher, wenn ich einem von euch Beiden das Word Dok. mit dem Beitrag maile
    und ihr das dann reinkopiert?


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    Liebe Hexe,


    danke für Deine Antwort.
    Ich habe momentan einfach Angst, dass möglicherweise nicht alle Untersuchungen, die möglich sind, gemacht wurden
    (z.B. eben keine fluoreszengestützte TUR, keine Instillationstherapie nach TUR) und die Entscheidung der Ärzte 'Blase raus'
    womöglich zu voreilig ist.


    Aber Deiner Antwort entnehme ich, dass Du nichts an der bisherigen Vorgehensweise bemängelst, oder?


    In meinem Hinterkopf hat sich leider der Gedanke eingeschlichen "Was ist wenn die Pathologie in Reutlingen das Gewebe
    nicht richtig beurteilt hat. Ich hab hier im Forum ein paar mal die Empfehlung gelesen, eine zweite pathologische Untersuchung
    vornehmen zu lassen. Andererseits schreibst Du, dass ein Understaging häufiger ist.
    Ich hab wohl einfach Angst, hinterher festzustellen, dass wir nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft haben.


    Zu der Aussage meines Vaters "besser als Kiste" kann ich nur sagen, dass er mich absolut verblüfft, wie er damit umgeht.
    Wobei ich von meiner Mutti weiß, dass er schon sehr aufgewühlt ist, aber offenbar will er das nicht zeigen.
    Ich bin wie gesagt bisher auch pragmatisch an die Sache ran gegangen, aber nun da der OP-Termin so plötzlich vor der Tür steht,
    krieg ich das flattern. Hab ich aber meinem Pa nicht gesagt, will ihn ja nicht unnötig aufwühlen.


    Oje, das mit der Darmreinigung hat ihm noch niemand gesagt.
    Dann wird's wohl nix mit Grillen (hatten wir eigentlich vor, um noch einen schönen Tag zu verbringen).


    Ich denke auch, dass das kein Spaziergang wird. Der Arzt in Reutlingen, der meinem Pa mitteilte, dass die Blase raus muss,
    meinte "ca. 5 Std. OP, 2 Tage Intensiv, ca. 2 Wochen auf Station und wenn sie wollen dann in Reha. Nach 3 Monaten können
    sie wieder arbeiten."
    Wäre ja toll, wenn's so wär, aber nach allem was ich bisher gelesen habe, wird das wohl länger dauern.
    Aber Hauptsache die OP und alles Weiter verläuft gut.


    Hast Du/ihr einen Tipp bzgl. AHB in Baden-Württemberg?


    Liebe Grüße
    Frau Rübli


    PS: Schade, dass mein Pa keinen Computer hat (und das auch nicht lernen will),
    ich denke er würde von den vielen positiven Berichten sicher profitieren.

  • Hallo Lubber,


    vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort.


    Zitat

    Frau Rübli: fluoreszengestützte TUR? Lubber: Definitiv nein. Diese Methode setzt man ja ein, weil unter fluoreszensgestützter TUR-B ein z.B. CIS eher erkannt wird, als nur unter Weisslicht.


    Ich verstehe 8o und da sie das Cis auch so gesehen haben, bringt es nix. Danke, dann brauch ich darüber nicht weiter nachdenken!


    Und wenn ich Deine weiteren Antworten lese, brauche ich wohl insgesamt nicht weiter über Alternativen,
    bzw. noch weitere Untersuchungen nachdenken, die Sache scheint absolut klar zu sein.


    Es ist natürlich nicht schön zu wissen, dass es keine Alternative gibt, andererseits ist es gut zu wissen, dass die bisherigen Untersuchungen
    und Befunde offenbar soweit richtig sind und ich so (hoffentlich) das Gedankenkarussell in meinem Kopf stoppen kann.


    Warum können Ärzte eigentlich solche Dinge nicht so verständlich vermitteln.



    Eben mit meinem Pa telefoniert, ob ich ihn morgen zu der OP-Vorbesprechung begleiten soll. Ne, das schafft er allein :)


    Danke an euch alle fürs Lesen, Antworten, Beistehen :I love you:

  • Hallo Frau Rübli,


    auch wir haben die Diagnose "muskelinvasiv, high grade". Bei Einholung der Zweit- und Drittmeinung wurde einstimmig gesagt: Die Blase muß raus, es gibt keine Alternative". Auch das erwähnte Understaging traf bei uns zu. Zuerst will man es nicht wahrhaben und sucht verzweifelt nach Informationen und Auswegen. Wichtig ist, einen Arzt zu finden, der fachlich kompetent und menschlich zugewandt ist. Dann lichtet sich das Wirrwarr der Gefühle und man lernt das Schicksal zu akzeptieren. Das Forum hier hat ungemein geholfen, weil man aus erster Hand von den Betroffenen erfährt, wie die Sache abgelaufen ist und dass man auch mit Neoblase gut leben kann.


    Alles Gute für Euch und ganz viel Kraft :streicheln: wünscht Orchidee

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