Mit meinem MAINZ-Pouch I bin ich inzwischen 3 x in den USA gewesen und auch in Europa geflogen. Ich habe dabei immer mein Täschchen mit dem Material für den Tagesbedarf sowie meine rote Reisetasche mit dem Material für 8 - 10 Tage in die Flugzeugkabine genommen. Und zwar ZUSÄTZLICH zu meinem Handgepäck, obwohl ich nur Economy fliege. Ich habe an meine rote Tasche zwei laminierte Anhänger mit dem Roten Kreuz und den Aufschriften "Persönliche medizinische Hilfsmittel" und "Personal medical devices" angebracht. Ich habe für das Material eine mehrsprachige Bescheinigung, daß ich es "am Mann" benötige (Lofric-Ausweis) und einen Notfallausweis für MAINZ-Pouch I Träger der Uniklinik Mainz, den ich mit Hilfe von europäischen Freunden in Englisch, Französisch und Niederländisch übersetzt besitze. Außerdem eine englischsprachige Bescheinigung über meinen Status als Schwerbehinderter. Ich habe all diese Ausweise noch NIE vorzeigen müssen!
Bei den Sicherheitskontrollen wird gelegentlich mal nachgefragt, was das alles überhaupt ist und besonders, was die viele Flüssigkeit ist (mehr als erlaubt!) Das sind die Spülflaschen mit der NaCl-Lösung! Damit hat es sein Bewenden, nur 2 x wurde ein Sprengstofftest gemacht (Frankfurt und Oslo). Sonst reichte die Erklärung, wozu ich das brauche bzw. der Hinweis, das sei für medizinische Zwecke. Ich habe mal mit dem Chef der Frankfurter Flughafensicherheit über das Problem gesprochen und er sagte mir, falls ich Probleme bekommen sollte, sollte ich den Schichtleiter holen lassen, der müßte sich dann um mich kümmern und das Problem lösen.
In San Fancisco ist es mir einmal passiert, daß ich aufgrund des vielen Metalls an meinem Körper (u. A. Jeans-Latzhose mit Schnallen) von Hand abgetastet werden sollte. Auf die Frage, ob bei mir etwas zu beachten sei, erklärte ich dem dortigen Beamten meine Lage. Ich wurde daraufhin besonders vorsichtig, geradezu lehrbuchhaft mit Hand und Metalldetektor abgetastet. Es dauerte zwar, aber man hätte ein Lehrvideo davon drehen können. Der Beamte war sehr bemüht, mich weder körperlich noch in meiner Würde zu verletzen.
Auf einigen US-Flughäfen gibt es auch extra Kontrollspuren für Familien und Behinderte. Ich habe aber noch nie eine benutzen können, da sie bisher immer geschlossen waren, wenn ich an der Sicherheitskontrolle war.
Beim Einsteigen in das Flugzeug wurde vom Bordpersonal noch nie auch nur ein Wort über meine zweite Tasche verloren.
Da inzwischen das 2. aufgegebene Gepäckstück auf den USA-Flügen kostenpflichtig ist und ich für 3 Wochen noch einiges Material im aufgegebenen Gepück verstauen muß, mache ich nun von meinen Rechten als Behinderter Gebrauch. Gemäß Richtlinie 14 CFR Part 382 des Department of Transportation „Nondiscrimination on the Basis of Disability in Air Travel; Final Rule“ steht mir nicht nur die ZUSÄTZLICHE Mitnahme von medizinisch notwendigem Handgepäck zu, sondern auch die KOSTENLOSE Beförderung meines durch die Behinderung ZUSÄTZLICH notwendigen, aufgegebenen Gepäcks. Also kommt alles an zusätzlichem Material in eine besondere 2. Tasche, die auch wieder mit meinen Rotkreuzanhängern versehen wird. Außerdem kommt in JEDES aufgegebene Gepäckstück ein laminiertes A4-Blatt, auf dem vorne in Deutsch und hinten in Englisch erläutert wird, das dieses Gepäckstück persönliche medizinische Hilfsmittel von mir enthält und, auf einem Aufkleber, wann ich mit welchem Flug wohin fliege, einschließlich der Adresse am Zielort. Das dient der Erklärung des Inhalts für das Sicherheitspersonal (aufgegebene Koffer werden oft geöffnet und von Hand durchsucht) und soll bei einem Gepäckverlust die schnelle Zustellung ermöglichen, da in Koffer drinsteht, wo wir uns befinden werden.
Und falls die Probleme nicht ohne Hilfe lösbar sind, dann kann ich nach dem für den Flughafen zuständigen CRO (Complaints Resolution Official) verlangen. Es muss ihn auf allen US-Airports sowie auf allen Airport weltweit geben, die Flüge in die USA anbieten. Diese Person hat die Autorisierung, Probleme bei Flugreisen von Behinderten zu lösen. Und darf dann über den Fall einen Bericht an das US-Transportministerium anfertigen. Der CRO, und seine Rolle und seine Befungnisse sind in der o. g. Richtlinie zu finden.
Meine Reiseerfahrungen waren sehr positiv, das Sicherheitspersonal habe ich immer und überall als korrekt, aber freundlich empfunden. Meine Erläuterungen, das ich aufgrund einer Krebserkrankung eine Ersatzblase aus Darmgewebe in meinem Körper habe, hat die Notwendigkeit des Materials ausreichend erklärt und mir neben einer zuvorkommenden Behandlung oft bewundernde Worte eingebracht: "Toll, daß sie damit reisen!"
Fazit: Es sieht in der Theorie schwieriger aus, als es in der Praxis ist!
Gute Reise!
Werner