Cisplatin/Gemcitabin - Tipps für Patienten

  • Wenn ein muskelinvasives Harnblasenkarzinom metastasiert ist, wird den Patienten nahezu immer eine systemische Chemotherapie empfohlen, unabhängig davon, ob die befallenen Lymphknoten bzw. Organe/Metastasen vollständig reseziert werden konnten oder nicht.
    Die Kombination der ersten Wahl zur Chemotherapie besteht aus den Substanzen Cisplatin und Gemcitabin. Beide Zytostatika werden intravenös appliziert, sind hoch wirksam und haben z.T. sehr belastende Nebenwirkungen.
    Dank moderner Arzneimittel lassen sich diese Nebenwirkungen, wenn schon nicht eliminieren so doch zumindest erträglicher gestalten.


    Cisplatin:
    diese Substanz gehört zu den hoch emetogenen Zytostatika, d.h. verursacht nahezu unstillbares Erbrechen. Außerdem ist sie hoch nierentoxisch und schädigt alle sich schnell teilenden Zellen. Das sind neben den Krebszellen die des Blut bildenden Systems und der Schleimhäute.
    Was sind die Folgen und wie steuert der Arzt gegen?

    • Das Zytostatika bedingte Erbrechen wird heutzutage mit "Aprepitant"(Emend) verhindert. Man nimmt am Tag vor der Zytostatikagabe eine Tablette mit 125 mg, am den beiden folgenden Tagen je eine Tablette mit 80 mg Wirkstoff. Cisplatin kann aber auch das sogenannte verzögerte Erbrechen verursachen, das erst Stunden oder Tage nach der Applikation auftritt. Deshalb sollten die Patienten eine bedarfsorientierte Medikation zur Verfügung haben, um sofort handeln zu können. Diese Medikation besteht aus Dexamethason und einem Setron (Granisetron, Ondansetron, Palonosetron, Topisetron). Bei schlechtem Ansprechen bietet sich ein Wechsel des Setrons auf ein anderes Setron an.

    • Um die Nierentoxizität zu verringern darf das Cisplatin erst infundiert werden, nachdem der Patient gründlich "gewässert" wurde (Prähydratation), meistens unter Zusatz von Mannitol(dosisabhängig), um die Ausscheidung zu beschleunigen, und der Patient innerhalb von 30 Minuten mindestens 250ml Harn ausgeschieden hat. Ebenso muss eine Posthydratation erfolgen, um eine rasche Ausscheidung des Zytostatikums zu sichern. Ausserdem sollte der Patient reichlich trinken.


    Des weiteren können noch starke Kopfschmerzen auftreten, die sich sowohl wegtrinken als auch mit normalen Schmerzmitteln z.B. Ibuprofen behandeln lassen.
    Schmerzhafte Wasseransammlungen in den Beinen können mit einem Diuretikum (kein Schleifendiuretikum) therapiert werden.
    Schleimhautschäden äussern sich in Durchfällen und teils schmerzhaften Mundläsionen. Gegen die Beschwerden der Mundschleimhaut hilft das Lutschen von Eiswürfeln, Spülungen mit Salbeitee und das Vermeiden scharfer und saurer Speisen. Die Durchfälle behandelt man am einfachsten mit Gerbstoffen (Tannacomp).
    Manche Patienten verlieren ihre Haare. Die Kassen finanzieren eine schlichte Perücke; viele Frauen tragen aber einfach schicke Kopftücher.
    Sehr unangenehm ist auch ein vom Cisplatin verursachter Metallgeschmack. Den kann man leider nur übertünchen durch das Trinken von Fruchtsaftschorlen und den Genuss intensiv schmeckenden Speisen.


    Gemcitabin:
    Gemcitabin ist eigentlich recht gut verträglich. Es ist moderat emetogen; das lässt sich mit Dexamethason und einem Setron (s.o.) sehr effektiv behandeln.
    Allerdings beklagen viele Patienten die Neurotoxizität, die sich in Empfindungsstörungen oder Mißempfinden in den Extremitäten äussert.
    Ausser Massagen und Wechselbädern, die die Beschwerden aber nur lindern, muss man das aushalten. Glücklicherweise sind diese unangenehmen Wirkungen des Gemcitabins reversibel und verschwinden in den allermeisten Fällen nach einiger Zeit.


    Diese Chemotherapie macht allgemein schlapp und müde; es gibt allerdings auch Patienten, die eine derartige Behandlung gut wegstecken und dabei noch arbeitsfähig sind.


    Wichtig ist für Patienten auch das Wissen um Folgendes:
    - man ist anfälliger für Infektionen, sollte also Menschenansammlungen tunlichst meiden
    - man ist anfälliger gegenüber UV-Strahlen; unabdingbar ist daher ein hochpotenter Sonnenschutz
    - Patienten mit einer kontinenten Harnableitung (Neoblase/Mainz-Pouch) sollten diese für die Tage der Zytostatikagabe mit einem Dauerkatheter stilllegen, um eine Rückresorption der Substanzen durch die Darmschleimhaut der Neoblase/Pouch zu verhindern


    Allgemein hilfreich ist auch das Wissen, daß die Chemotherapie zwar einen massiven Eingriff in den Körper bedeutet, aber ein ausgesprochen effektives Instrument im Kampf gegen den Krebs darstellt. Eine stabile Psyche, ein gutes familiäres Umfeld und der Wille, dem Krebs Paroli zu bieten sind schon die halbe Miete.


    Ich wünsche allen Betroffenen gutes Durchhaltevermögen


    Hexe :tanzen: