Die Geschichte der künstlichen Harnableitung....

Mannyb · 16. Mai 2012

.......mich würde einmal interessieren, wie das medizinisch vor einigen Jahrzehnten gehandhabt wurde.Seit wann gibt es überhaupt künstliche Ableitungen, Pouches oder Neoblasen mit natürlichem Ausgang? Was war zum Beispiel vor 50 Jahren bei einem Blasenkrebs(sagen wir mal T1 - G3 ) Wie wurde der gesichert festgestellt, nachdem der Patient Probleme, sagen wir mal durch Blut im Urin, bemerkte? Was war bei Lymphbefall,gab es da schon Chemo?Ich denke, das wäre auch ein recht interessantes Thema für unser Forum. Wer weiss denn da etwas?? Über viele Inputs wäre ich hier sehr dankbar......

Gruss Manny

Lubber · 16. Mai 2012

Ja, ein ganz interessantes Thema. Ich kann mich erinnern eine Publikation über die (angebl.) erste Zystektomie gelesen zu haben .... dem armen Menschen wurde der Bauch aufgeschnitten (damals gab's noch keine richtige Narkose), wohl die Blase entfernt und dann fand der Operateur einen oder beide Harnleiter nicht wieder, so dass der Urin in den Bauchraum lief und der Patient nach einer Weile qualvoll verstorben ist. Immerhin, der erste Schritt....

Moment, müsste die Quelle fix finden........., hier ist sie: "Im Jahre 1887 führte der Deutsche Chirurg Bernhard Bardenheuer (1839 – 1913) die erste vollständige Blasenentfernung durch [74]. Bardenheuers Vorhaben war es, beide Harnleiter in den Darm zu implantieren, eine Methode, die er zuvor an Tieren erprobte. Es gelang ihm aber nicht, einen der Harnleiter aufzufinden, so dass sich Urin im Becken ansammelte. Der Patient verstarb am 14. Tag nach der Operation"

Quelle: Meilensteine in der Geschichte der Zystektomie

Dort gibt es gleich am Dateianfang weitere Informationen und Daten.........

Nice evening!

Waage · 16. Mai 2012

Zitat von Mannyb

vor 50 Jahren bei einem Blasenkrebs

Ich bin davon überzeugt, dass vor 10 (in Worten zehn) Jahren die Menschen verstorben sind, weil es keine OP - Möglichkeit gab, die erfolgreich hätte verlaufen können. Chemo, Medikamente, Rehamöglichkeiten, da gab es doch immense Verbesserungen. Seit wann posten hier Blasenkrebskranke. Die gab es immer schon, bloß..

Froh sein, erst dieser Generation anzugehören. Pech, Schicksal - diese Krankheit - Krebs - zu bekommen.
Die Menschen sind alle verstorben.

Was nützt uns die Erkenntnis, was vor 100 Jahren geschah- die Antwort kannst du dir selbst geben. Die Menschen sind mit 30, 35 gestorben, so oder so. Mit oder ohne Blasenkrebs.

Erschütternd.

Werner · 16. Mai 2012

Ich habe vor meiner MAINZ-Pouch I - Operation (2008 in Mainz!) dort mal gefragt, wie lange der Pouch denn hält. 25 Jahre, war die Antwort, länger hat man noch keine Erfahrung damit! Der Pouch wurde und wird auch bei angeborenen Blasendefekten angelegt. Daher hat man auch mit jungen Menschen Erfahrungen gesammelt. Das bedeutet, daß diese aufwändige Lösung (10 h - OP) bereits seit mehr als 25 Jahren angewandt wird. Je nachdem, wie man es sieht, also schon lang oder erst kurz - aus meiner Perspektive schon lang, aus der Sicht der Geschichte der Medizin erst kurz.

Ich bin auf jeden Fall froh, einer Generation anzugehören, der solche medizinischen Möglichkeiten zur Verfügung stehen. Und in einem Land zu leben, in dem sie auch realisiert werden können. Ich habe in der Uniklinik Mainz erlebt, wie dorthin Menschen aus aller Welt kamen, um sich behandeln zu lassen.

Werner

eckhard11 · 17. Mai 2012

Na, na, na, Waage,

da habe ich ja Glück gehabt, dass es bei mir erst achteinhalb Jahre her ist....
Wir haben hier im Forum Leute, welche bereits seit 15-18 Jahren eine Neoblase haben.

Was nützt uns die Erkenntnis, was vor 100 Jahren geschah- die Antwort kannst du dir selbst geben. Die Menschen sind mit 30, 35 gestorben, so oder so. Mit oder ohne Blasenkrebs.

Vor 100 Jahren lag die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer bei 46,4 und für Frauen bei 52,5 Jahren.
Heute kann ein neugeborener Junge mit 81,7, ein neugeborenes Mädchen mit 87,8 Jahren rechnen.
Quelle : http://www.berlin-institut.org…uswirkungen/alterung.html

Seit wann posten hier Blasenkrebskranke. Die gab es immer schon, bloß..

Seitdem es dieses Forum gibt, also seit 2004

Waage · 17. Mai 2012

Die Ursachen wurden doch nicht wirklich diagnostiziert damals. Es war völlig normal, sehr früh zu sterben. (Lebenserwartung). Menschen starben doch immer schon an Krebs, neben Seuchen, Hungersnöten, mangelnder Hygiene etc. Man (die Ärzte) brachte(n) es nur nie so konkret auf den Punkt.

Wikipedia:
"Die Voraussetzungen für die TUR B als Operationstechnik wurde durch die Entwicklung des elektrisch beleuchteten Cystoskops durch Max Nitze ab 1879 geschaffen. Nitze entwickelte später auch Operationscystoskope und führte die Kauterisierung bei der Abtragung von Blasentumoren ein.."

Mein Vater lag mal auf der Station "Nitze"- es sind 133 Jahre genau also, seit die TUR B erfunden wurde. Ich hab die schematischen Bilder angeschaut, während er auf Station lag- da schüttelst du dich....ich wollte nicht wissen, wie die Leute das überstanden haben und unter welchen Umständen so eine OP ablief etc. pp.

Ok, ich bin unsensibel mit Jahreszahlen umgegangen. Lag um 33 Jahre daneben.

Es geht hier doch um Lebensqualität. Natürlich posten Menschen hier schon seit 2004- im übertragenen Sinne war doch damit gemeint, dass es so eine Generation von "begnadeten Patienten" erst seit kurzem gibt.

Was ich sagen will, ist glaube ich, dennoch rübergekommen.

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