Liebe Heidrun ,
wir hatten hier schon Ehefrauen, wo die erkrankten Männer bis zum Sterbetag nicht bereit waren, über die Krankheit oder über das Sterben zu sprechen. Und aus meinem Verwandtenkreis kenne ich einen Fall, wo die Patientin eine weitere Behandlung verweigert hat, aber dies nicht mit den Angehörigen kommuniziert hat. Alles ist möglich, aber mir kommt es so vor, als würde dein Mann gerade mit dem Schicksal hadern. Vielleicht ist er schon in eine Depression gefallen. Meine Vorschreiberinnen haben hier im Prinzip schon alles gesagt, was zu sagen ist.
Wichtig wäre, dass du dir Hilfe holst. Entweder, indem du dich hier bei uns weiterhin austauschst. Wir kennen solche Probleme und können zuhören und auch trösten. Besser wäre vermutlich, wenn du dir psychotherapeutische Hilfe suchst. Oder eine Krebs-Angehörigengruppe. Sicherlich wäre auch für deinen Mann eine solche Hilfe wichtig, z.B. ein Psycho-Onkologe. Aber da er ja anscheinend alles ablehnt bzw. nicht mal darüber reden will, solltest du dir zumindest selbst Hilfe suchen.
Angehörige haben es sehr schwer. Sie müssen hilflos zusehen und während die Ärzte alles machen für die Patient:innen, so hat meistens niemand Zeit, sich auch um die Angehörigen zu kümmern. Deswegen musst du dies selbst in die Hand nehmen.
Alles in allem sehr traurig. Ich habe große Angst, dass ich mit meinem Mann auch mal in so eine Situation komme. Er hat das Aspergersyndrom und redet generell kaum über irgendetwas. Schon gar nicht über Probleme. Entscheiden kann er auch nichts. Er ist 16 Jahre älter als ich und starker Raucher und immer wieder überfällt mich die Furcht, dass ich einmal in so einer Situation stecken könnte wie jetzt du. Ich würde wohl verzweifeln.
Ich finde es jedenfalls gut, dass du dich uns hier anvertraut hast und nach Lösungen suchst. Und ich drücke dir die Daumen, dass du und dein Mann doch noch das Gespräch miteinander über diese traurige Situation findet.
Liebe Grüße
Christina