Liebe Schneeflocke,
den Partner weinen zu sehen (oder - wie in deinem Fall: zu hören) ist eine schlimme Situation. Zumal du ja psychisch ein wenig... angeschlagen bist (wenn ich das mal so formulieren darf). Ich habe vorgestern erst meinen Mann weinen sehen, weil ich mit Verdacht auf eingeklemmtem Darm und Notoperation ins Krankenhaus gebracht wurde - und bei meinem Übergewicht so eine OP durchaus tödlich ausgehen kann. Zum Glück hat sich der Darm selbst befreit und alles war gut. Aber diese riesigen Ängste, die wir beide empfunden haben, mein Mann und ich, haben mir erst wieder gezeigt, wie schnell es gehen kann, dass aus Gesundheit Krankheit - oder gar Todesangst - wird.
Was jetzt wichtig ist (und das wirst du auch wissen), dass du deinem Mann eine Unterstützung und Hilfe bist. Das ist das schwerste an diesen Krankheiten... dass man als Angehörige hilflos daneben steht, furchtbare Ängste hat und trotzdem tapfer sein sollte. Denn du bist deinem Mann am ehesten eine Hilfe, wenn du versuchst, ruhig zu bleiben. "Austoben" kannst du dich bei uns, weinen, dir alles von der Seele schreiben. Genau so hast du es ja schon getan, aber ich will dich noch einmal darin bestärken, dass du dir bei uns ein wenig Unterstützung diesbezüglich holen kannst, aber bei deinem Mann solltest du versuchen, stark und geduldig zu bleiben (was du ja auch machst).
Ich möchte dir noch schreiben, dass meine Mutter auch eine Niere durch den Blasenkrebs verloren hat - und mit der verbleibenden Niere super gut und völlig "normal" weitergelebt hat.
Ich würde dir raten, statt der Ärztin deinen Mann regelmäßig anzurufen. Er wird jetzt jeden Tag "klarer" sein (so kurz nach einer OP ist jeder etwas verwirrt) und dann klärt ihr beide gemeinsam, was er bei der nächsten Visite für Fragen stellen soll. Das sollte er sich unbedingt aufschreiben, sonst wird er es in der Aufregung vergessen. Wenn er etwas nicht verstanden hat, soll er nochmal nachfragen und es sich gleich aufschreiben. Ansonsten bleibt nichts anderes übrig, als auf den Befund zu warten. Bitte hilf deinem Mann dabei, diese Wartezeit zu überstehen. Es wird auch dir helfen, wenn du ihm dabei helfen kannst. Lies ihm vielleicht vor, was dir hier geantwortet wurde, sag ihm, dass hier ganz viele Leute sind, die Anteil an seiner Erkrankung und euren Ängsten nehmen. Erzähle ihm, dass hier "wildfremde" Menschen euch in ihre Gebet eingeschlossen haben (wie zum Beispiel ich) und ganz viele euch die Daumen drücken oder geistige Kraftpakete schicken. Ihr seid nicht alleine, wir helfen euch mit allen Informationen, die wir hier zusammengetragen haben. Und habt ein bisschen Vertrauen in die Ärzte. Klar, man muss schon aufpassen, ob leitliniengerecht gearbeitet wird. Und manche Ärzte sind richtige "Tölpel", wenn es darum geht, den PatientInnen und Angehörigen die Angst zu nehmen. Aber im Großen und Ganzen verstehen sie ja doch ihr Handwerk und hier unter uns im Forum sind schon viele "Wunder" von den Weißkitteln vollbracht worden.
Vielleicht kannst du auch deinen Mann dahingehend beruhigen. Ich bin mir sicher, dass es auch deiner Seele helfen wird, wenn du dir zur Aufgabe machst, deinen Mann gut durch die Erkrankung zu begleiten. Wir helfen dir dabei!
Und als letztes: Bitte sage deinem Mann, dass er keine Schmerzen ertragen muss. Er soll sich bitte Schmerzmittel geben lassen und sie nehmen. Da ist nichts dabei, es ist ja nur für eine kurze Zeit und wenn man keine oder nur wenig Schmerzen hat, sieht die Welt gleich ganz anders aus (eigene Erfahrung von vorgestern... Als nach 9 Stunden die schrecklichen Schmerzen vorbei waren, war das Leben wieder schön und die Welt rosarot...)
Liebe Grüße
Christina