Liebe Ricka, liebe Tatjana, lieber Hans, liebe andere Mitleser,
ja, ich bin in den Urlaub gefahren. Es war sehr schön in Holland. Glücklicherweise war mein Papa zu dieser Zeit im Krankenhaus. Jeden Abend habe ich mit meiner Mutter telefoniert, die tapfer jeden Tag besucht und die "Stellung" gehalten hat.
Nach schließlich ca. 7 Wochen ist Vater aus dem Krankenhaus entlassen worden. Nach 20 Bestrahlungen (mit leichten Verbrennungen), 2 Chemo-Zyklen, physiotherapeutischen Behandlungen und mit Dauerkatheder. Zwischenzeitlich hat er die 3. Infusion im 3. Zyklus. Ich als Laie glaube, dass er die Chemo wirklich gut verträgt. Kein Haarausfall, keine Nervenschmerzen, keine oder nur wenig Übelkeit etc. Die bis jetzt letzte Chemo bekam er gestern, heute nacht blieb er im KH, bekam Bluttransfusionen etc., aber ansonsten sind die Vitalfunktionen normal. Ich stelle bei Gelegenheit mal den (sehr traurigen) Entlassungsbericht ein...
Natürlich gibt es aber immer wieder Momente, in denen wir am Verzweifeln sind, wenn mein Papa weint, wenn meine Mutter absolut überfordert ist, wenn der Katheder ausläuft, der Durchfall zu plötzlich kommt etc. Da kommt dann der Hilferuf. Ich eile dann hinzu und helfe wo's geht. Auch für mich eine doofe Situation, ehrlich gesagt. In meiner Erziehung gab es immer Tabus. Und nun ist alles dahin. Man muss schon hartgesotten sein ohne Skrupel plötzlich überall hinzulangen und zuzupacken. Da bin ich noch ganz schön in der Überwind- und Lernphase.
Und natürlich mach ich mir Gedanken, wie lange Muttern das noch mitmachen kann. Einmal die Woche kommt nun jemand zum Duschen, ansonsten können ja alle alltäglichen Rituale von den Beiden durchgeführt werden. Aber, wie gesagt, die Ausnahmesituationen, in denen man nicht mehr weiter weiß, sind irre belastend. Neulich war ich mit dem Papa im Klo eingeklemmt, hab ihn nicht mehr hochbekommen und konnte mich auch nicht mehr bewegen. Die ganze Situation war schon so skuril, dass wir wieder haben lachen müssen... Und irgendwann gings dann auch wieder weiter...
Sein Oberschenkelhalsbruch ist soweit wieder gut, dass er im Schneckentempo zumindest ins Bad schlurfen kann. Er soll ja laufen, sonst verkümmern die letzten Muskeln auch noch, aber meistens wird er gefahren.
In 2 Wochen muss er wieder einpassieren. Dann wird mal ein CT gemacht. Hoffentlich hat die ganze Tortur was gebracht. Dass er wenigstens noch ein paar Jährchen hat.
Gestern hat er wieder einen neuen Katheder gesetzt bekommen, der alte war undicht (?!?!). Das Spülen hat meine Mutter zwischenzeitlich verinnerlicht. Das passt. Aber trotzdem hoffen wir, dass er irgendwann mal den Katheder wieder los wird und wir mal wieder nach draussen irgendwohin fahren können. Die Beiden sehen ja auch nichts mehr außer die Autobahn ins Krankenhaus und Mutter noch die Einkaufszentren, die sie abhastet, wenn ich auf den Papa aufpass.
Also, hoffentlich wird das ganze Chaos mal wieder ein wenig lichter....
Euer Töchterle