Beiträge von novalis

    Das steht, neben dem eigentlich überflüssigen Hinweis, dass ich gut miktionieren kann, in meinem vorläufigen Entlassungsbericht, den mir die behandelnden Jungs und Mädels mitgaben.


    Und dieses Mal war bei der TUR-B tatsächlich alles anders. Zunächst gingen in der Zentralverwaltung meiner Krankenkasse nicht sämtliche roten Warnlichter an, man musste dort nicht nach eventuell vorhandenen Rücklagen suchen, brach nicht in Verzweiflung und Gejammer wegen der Kosten aus; denn dieses Mal wurde kein Herzinfarkt diagnostiziert. Das ist ein weiterer Grund zur Freude.


    Wegen des Myokardinfarktes vom Februar 2012 riet mir die Anästhesistin, die übrigens einen recht bezaubernden Silberblick hat, zur Spinalanästhesie. Ich folgte diesem weisen Rat und war begeistert: Da ich mit irgendwelchen indianischen Pfeilgiften und geheimnisvollen Pilzextrakten wunderschön sediert war, konnte ich den Vorgängen im Operationssaal intensiv folgen. Die Vorbereitungen dauern nur scheinbar etwas lange, aber das macht einem mal gar nichts aus, da die diversen Mittelchen gut greifen, bis letztlich von den Beckenknochen abwärts alles Empfinden weg ist. Auf dem Flatscreen durfte ich live und in Farbe das operative Tun meines Operateurs verfolgen. Das sah in etwa so aus wie bei mir des Morgens auf dem Frühstückstisch, wenn ich mir vom Kochschinken zwei Scheiben abschneide. Im Übrigen war ich dank dieses Forums vorinformiert und hatte mir das OP-Video reingezogen. Die Bilder glichen sich fast aufs Haar. Ein Umschalten auf RTL ist dann aber für den Patienten nicht möglich. Es gibt da nur den einen Blasenkanal und kein Dschungelcamp.


    Als einziger Nachteil der Spinalanästhesie sei die Zeit im Aufwachraum erwähnt. Alle um mich herum waren noch im Dämmerschlaf, und ich lag spritzlebendig dazwischen. Da wird die Zeit schon lang. Meine diversen Versuche, die anwesenden Betreuerinnen mit uralten Urologenwitzchen aufzuheitern, waren nicht von Erfolg gekrönt. Naturgemäß sprachen die nur im Flüsterton und rieten auch mir, meine Stimme zu mäßigen. Schließlich waren die Bettnachbarn noch in Halbtrance.


    Auch die Zeit des Wartens auf die Histologie ist lang. Aber das geht wohl jedem so. Um so intensiver konnte ich mich anderen Dingen zuwenden. Dazu zählt ganz besonders der allmorgendliche Aufmarsch der Ärztekohorte - "Visite" genannt. Es ist schwer zu verstehen, warum dieses Ritual aus Ferdinand-Sauerbruch-Zeiten noch immer praktiziert wird. Es wirkt lächerlich, anachronistisch und deplaziert, wenn da eine Horde Weißkittel das vorher so ruhige Krankenzimmer stürmt. Alle sind sie fleißig am Blättern und notieren, während einer -und das ist meist der am schlechtesten Informierte von allen- Anweisungen gibt. Eifriges Nicken rundum, alle gucken bewundernd auf ihren Anführer, und sobald sich einer was zu sagen traut, wird er von eben diesem Anführer verbal abgebügelt.


    Sobald man als Patient entsprechend vorinformiert ist, wirkt diese Vorstellung wie eine Realsatire auf Szenen aus dem alten Heinz-Rühmann-Film "Dr. med Hiob Prätorius". Ich durchblickte sehr schnell, wie wenig der ltd. OA informiert war, stellte meine Ohren auf Durchzug, um mir in ruhigeren Stunden einen Assi zu greifen, mit dem ich alles ruhig und fachlich diskutieren konnte. Warum diese Form der Selbstdarstellung im 21. Jahrhndert immer noch so exzessiv durchgeführt wird, ist mir absolut unverständlich. Wahrscheinlich verhält es sich so: Wenn der ltd. OA oder CA zuhause seinen Hund tritt, beißt der zurück, sobald er seiner Frau vorwirft, das Frühstücksei sei zu hart, droht die mit Sexstreik. Dann bleibt eben nur noch die morgendliche Visite, um das Selbstbewußtsein wieder aufzubauen. Und dennoch: Warum spielen dann junge Ärztinnen und Ärzte, die sorgsam Patientenakten studieren, dieses Spiel mit? Die können doch nicht alle auf einen CA-Job hoffen? Nun, mein Problem soll's nicht sein.


    Generell fühle ich mich eher wohlauf als nach der ersten TURB im September 2011. Meine Überlegungen, woran das wohl liegen mag, gehen dahin, dass ich zum einen keine Vollnarkose hatte und zum anderen die Mitomycin-Instillation unterblieb. Nach allem, was ich hier im Forum und auf den Wikis las, ist das Zeug nun mal kein Rosenwasser. Ein weiterer Unterschied liegt in der Nicht-Verordnung eines Antibiotikums. Entweder war es damals dieses Medikament oder das Mitomycin oder das Zusammenspiel von beidem, was mich beutelte.


    Jetzt kratze ich mich am Kopf und komme mir etwas dumm vor, weil ich mich über den Glückwunsch des Assi, der mir das histologische Ergebnis mitteilte, nicht so richtig freuen konnte. Dabei handelt es sich hierbei um eine Information, die viele Betroffene liebend gerne hätten. Zwar hoffe ich, an der Blasenkrebsfront einen mindestens halbjährlichen Waffenstillstand erzielt zu haben (ungeachtet dessen werde ich die vierteljährlichen Kontrollen einhalten), aber die Schlacht gegen die Herzinsuffizienz ist noch lange nicht geschlagen.


    Nun hoffe ist zunächst einmal, dass das doofe weiße Zeug, das da ständig von oben kommt, sich endlich aus dem Weichbild der Landschaft verabschiedet und allenthalben rundum durch Sonnenschein ersetzt wird.


    Euch allen wünsche ich einen akzeptablen Vorfrühling, der möglichst fasnachtsarm in die Lande ziehen möge, und Kraft und Mut im Kampf gegen das Monstrum.


    Euer Novalis

    ist dieses Posting.


    Da ja heute bekanntlich Weltuntergang ist, wollte ich mich schnell noch mal melden, und Euch allen schreiben.
    Schließlich weiß man ja nicht, wie gut oder schlecht es danach um den
    Cyberspace bestellt ist. Sollte ein ganz besonders feuriger Komet direkt auf das
    Internet draufrummsen, dürfte der Schriftverkehr in diesem besten aller Foren
    wohl nur noch sehr eingeschränkt funktionstüchtig sein.


    Außerdem ist heute mein letzter Arbeitstag vor Weihnachten. Ganz entgegen meiner fast 30jährigen Geschäftsgepflogenheiten
    mache ich das Office bis zum 6. Januar zu. Das war ein schwerer Entschluss für
    mich. Feiertage betrachte ich im Allgemeinen als Umsatzblocker, die mich nur vom
    eigentlich wichtigen Tun abhalten.



    Doch meine Krankengeschichte,
    die ja hier sehr gut dokumentiert ist, hat, trotz meines biblischen Alters
    (Kommendes Jahr werde ich runde 60) noch eine geistige Umschichtung bei mir
    bewirkt. „Was soll’s“, sage ich mir jetzt, „ein paar Aufträge für 2013 liegen
    ja schon vor. Und wenn die im Januar bedient werden, ist es auch noch früh
    genug“ und schütte gemütlich meine morgendliche Kohlenschaufel voll
    Herztabletten in mich rein. So ein richtiger Ersatz für Zigaretten und Rotwein
    ist das ja nicht gerade. Aber immerhin ist mir die Zufuhr von Rotwein in Maßen
    immer noch erlaubt.


    Ansonsten darf ich gar nichts
    mehr: Wo in aller Welt bleibt dieses Jahr der fette Gänsebraten zu Weihnachten,
    die köstliche Buttersoße zum Gemüse und all die anderen Genüsse wie
    Dominosteine, Lebkuchen, Buttergebäck und all das geile Zeug?


    Sobald ich mir eine Tafel
    Schokolade greife, guckt mich meine Frau still und heimlich von der Seite an.
    Die muß nicht viel sagen. Also beschränke ich mich auf ein bis zwei Rippchen
    der Köstlichkeit, während ich früher glatt zwei Tafeln pro Abend mampfen
    konnte. Ohne diese soziale Kontrolle würde ich mich wahrscheinlich bald wieder
    ins Koma futtern.


    Für alle vorschnellen Denker:
    Nein, ich bin nicht fett. Mit 80 Kilogramm bei 1,81 Metern Körpergröße zeichne
    ich ein Bild von einem Mann in die Landschaft.


    Und außerdem: Leute, das
    Leben ist lebenswert. Ich mache das alles ja letztendlich nur zum Erhalt meines
    kläglichen Restchens Gesundheit. Auf daß ich noch 20 Jahre auf dieser Erde
    weilen möge, obwohl ja die Sache mit dem Weltuntergang dagegen spricht.


    Bleiben wir beim Weltuntergang. Der war ja für mich bekanntlich Anfang des Jahres 2012, als man
    mich TURBen wollte und stattdessen stilllegte, während man mein Herz neu
    zusammennähte. Irgendwas ist schon dran an der Sache mit der höheren Vorsehung.
    Hätte ich nicht TURB-mäßig im Krankenhaus geweilt, wäre ich wenige Wochen
    später in eine andere Welt hinübergedämmert. Da kann man glatt vom Agnostiker
    zum Hutbrummler werden.


    Doch ich bin jetzt weder das
    eine noch das andere. Stattdessen avancierte ich vom sporadischen
    Arztaufsucher, der ich bis zum August 2011 war, zum BEK-Fachpatienten. Ich
    kenne nahezu alle Ärztevor- und -sprechzimmer, weiß die Geburtstage sämtlicher
    Arzthelferinnen, begrüße Urinatoren und Kardiatoren freudig mit Handschlag und
    frage sie nach ihren persönlichen Interessen. Ach, es ist ein Graus.


    Nun denn. Allzu sehr will ich
    hier nicht Off-Topic schreiben. Die Admins sind bekanntlich hellwach und drohen
    mit Verbannung.


    Am 8. Januar bin ich wieder schlachtreif.


    Der Prof meines Leib- und
    Blasenkrankenhauses spiegelte mich mehrmals und überließ es mir, die Sache noch
    ein wenig hinauszuschieben. Es war eine Frage der Risikoabwägung. Meine drei
    Bypässe waren Mitte des Jahres wohl noch allzu frisch. Er sei kein Hellseher,
    meinte er, aber was er da in der Blase erblicke, sehe nicht nach Krebs aus. Bei
    jedem anderen hätte ich diese Aussage unter dem Schlagwort „faule Ausrede“
    verbucht, doch zu ihm habe ich Vertrauen. Sein Ruf ist sehr gut und persönlich
    macht er auf mich, aller professoralen Abgehobenheit zum Trotz, einen
    verläßlichen Eindruck.


    Ich höre schon die
    Aufschreie: „So geht das nicht. Ist ein Fremdkörper in der Blase, muß er auch
    raus. Und zwar sofort“. Das ist alles schon richtig. Doch bei Abwägung der
    Risiken war die Entscheidung meines unwesentlichen Erachtens nach schon ganz
    recht.


    Ja, und das volle
    Hexvix-Programm wird auch durchgezogen. „Das ist ja nur ein 2-Minuten-Eingriff“,
    murmelte mein Prof im Sommer. Möge er recht behalten.


    Gewohntermaßen, das ist ja
    wohl nichts neues, habe ich mal wieder die Hose gestrichen voll. Auf den
    Uro-Stationen riecht es auch immer so kläglich. Entweder ist das eine
    olfaktorische Kennzeichnung, die absichtlich und zu Werbezwecken als Spur
    gelegt wird, um Kunden anzulocken, oder die Putzfrauen kriegen das einfach
    nicht raus. Wenn man an einer Douglas-Filiale vorübergeht, duftet das ja auch
    immer sehr typisch. Nun ja – Irgendwie anders als in der Uroabteilung wohl
    schon.


    Einen Vorteil hat das ja:
    Meine sozialen Aufpasser werden sagen „Ach schaut mal, wie hinfällig und
    leidend der ist. Da können wir doch mal eine Ausnahme machen und ihm eine Tafel
    Lindor zum Sofortverzehr mitbringen.“


    Euch allen wünsche ich einen
    ganz dicken Weihnachtsbaum, sehr fette Enten mit Kastanienfüllung und zum
    Nachtisch noch ein Tiramisu und ein zartes Birnenschnäpschen.


    Ganz herzlich danke ich Euch.
    Ihr habt mich während der gesamten Zeit, in der ich hier Mitglied bin,
    einfühlsam beraten, Ihr habt echte Sorge gezeigt und wart an meiner Seite.
    Selbst Eckhardt, der der Einfühlsamkeit ja wohl eher etwas distanziert
    gegenübersteht, konnte mich immer mal wieder aufheitern.


    Noch längst bin ich herzmäßig
    nicht so ganz zur Ruhe gekommen. Die Psycho-Dame in der Reha wollte mir gar Antidepressiva
    verordnen. Ich gehorchte, schluckte das Zeug aber nicht und kreuzte fortan nur
    noch tolle Sachen auf ihren diversen Fragebogen an. Die war dann so begeistert,
    als hätte sie diese Medikamente selbst geschluckt. Auf diese Weise, Freunde,
    tut man auch mal was Gutes.


    Tollen Dank an blueslink,
    Alexander und Waage für die bekundete Sorge. Wenn ich nicht auf PNs antworte,
    bitte ich, mir das nicht als Ignoranz auszulegen. Ich war längere Zeit einfach
    nicht so recht drauf.


    Wartet erst mal ab, bis ich
    mich geistig und körperlich wieder sortiert habe. Dann geht’s erst richtig los
    und ich werde Euch mit Mails überhäufen.


    Immer vorausgesetzt, ich
    wache aus der Narkose für die OP, die dann am 9. Januar statthaben wird, wieder
    auf. Ich werde bestimmt berichten.


    So, jetzt ist aber mal gut.
    Ich mache jetzt die Hacke raus für dieses Jahr. Mails kommen auch keine mehr
    rein. Nur noch Weihnachtsbäumchen und Glitzerkugeln von so interessanten
    Zeitschriften wie „Maschinenbau aktuell“, „Technische Sicherheit“, „Panther
    Media“ und dem Kress-Mediendienst für Journalisten. Ach ja: Die einzigen, die
    nie stillhalten, sind die Viagra-Feilbieter. Die werden mir mit ihren
    Spam-Mails auch noch zu Heiligabend etwas Potenzförderndes andienen wollen. Könnte
    ich ja eventuell doch mal ausprobieren. Als Dessert nach der mediterran
    zubereiteten Hähnchenbrust vielleicht.


    Legt Euch selbst was Schönes
    unter den Christbaum: Hoffnung und Lebensfreude zum Beispiel. Das sind Artikel,
    die immer gut gehen und auch wirklich Nutzen bringen.


    Eine meiner Hoffnungen ist
    auch, der Gruppe wieder etwas zurückgeben zu können. Wenn ich so über die
    Ängste und Schicksale lese, kriege ich ein echt schlechtes Gewissen, daß sich
    alles nur wie in einer Nabelschau um mich selbst dreht. Sobald ich mich
    sortiert habe, werde ich auch etwas beitragen können. Noch meine ich, zu
    wacklig dazu zu sein. Das wird sich ändern.[/



    Bis bald



    Euer Novalis

    Guten Tag, all Ihr Blasenkrebsler, jetzt bin ich mal wieder da und bedanke mich zunächst bei all denen, die mir Aufmunterung, gute Worte oder Wünsche und die Hoffnung auf neue Perspektiven zukommen ließen. Ihr alle habt mir nicht nur in letzter Zeit, sondern schon ganz zu Beginn, außerordentlich viel geholfen durch Euren Beistand.

    Nicht, dass ich etwa schreibfaul war, oder sich zu wenig ereignete in den vergangenen Wochen. Es verhielt sich einfach so, dass die Anzeige auf meinem eingebauten Lebensmut-o-Meter gen Null tendierte. Wie bereits berichtet, hatte ich alles mögliche an Krebsarten auf dem Radar. Mein Herz allerdings nicht. Dabei ist doch die Welt voll mit allerlei Gesängen zu diesem Thema: Mitten ins Herz, Herzilein, Mein Herz lässt dich nie allein, und so weiter.

    Jetzt ist es kaputt.

    Alle drei Koronargefäße haben ihren Dienst aufgekündigt. Ich wurde mit Bypässen versorgt und nehme nunmehr eine solche Latte an Medikamenten zu mir, dass ich schon morgens davon satt werde. Die Chirurgen, Internisten und Kardiologen nahmen den Platz ein, den bislang die Urologen bei mir hatten. Sie pflegen mich jetzt so weit, bis die Urologen wieder ran dürfen.

    Also: Füttern bis zur nächsten Schlachtung.

    Dieser Zustand entzückt mich naturgemäß nicht allzu sehr. Hinzu kommt, dass die Herzinsuffizienz noch ein paar Sidekicks wie Schlappheit, Lustlosigkeit, nachlassende Aufmerksamkeitsspanne, und so fort mit sich bringt. Morgens strample ich 20 Minuten auf dem Ergometer um mein Leben, ohne vom Fleck zu kommen. Diese Dinger stehen aber auch wirklich wie festgenagelt am Platze.

    Der Kardiologe war entsetzt über meinen Ruhepuls von 90 Beats, während man in der Reha ganz gelassen damit umging. Hat zunächst alle Medikamente umgestellt und für den 29. Mai ein Belastungs-EKG angesetzt.

    Liebe Freunde: Das Leben hat Ecken und Kanten und Schneiden. Es hat spitze Winkel und Zähne. Das Leben beißt. Das kann dann weh tun.

    Bitte achtet auf Euch.
    Euer Novalis

    Danke Ihr lieben Blasenkrebsler für die Hoffnungen und Nachfragen.


    Die große Klappe hat man mir abgewöhnt: Am Rosenmontag zog ich wirklich mit Trara und Konfetti ins KH ein. Es war aber alles nicht so charmat, wie ich es mir vorgestellt hatte. Die Anästhesistin war sehr nervös und murmelte etwas von "Veränderungen im EKG gegenüber 2011", um schließlich den Beistand der Internisten zu fordern. Die schleppten mich noch am späten Abend zum Röntgen. Oberarzt angesichts des Sono-Bildes: Ojeoje. Oberärztin kommt hinzu: Ohhhh. Chefarzt dackelt zufällig auch noch vorbei: Uj. Ich kapier garnix mehr, als er mich eingehend untersucht, über Nacht an den Monitor klemmt und am nächsten Morgen die Urologen und die Internisten bei mir antreten. Urologen: Wir treten jetzt zwei Schritte zurück und überlassen ert mal den Internisten das Feld. Die Internisten meinten, mit meinem Herzen stimme was nicht. Am Faschingsdienstag Liegendtransport in die Uniklinik Heidelberg. Dort Kathederuntersuchung. Während der Untersuchung meinte die Ärztin: Sie sind ein sehr schwer kranker Mann. Und immer wieder diese Fragen z. B. in der Chest Paint Unit. Ob ich denn wirklich gar nichts gespürt habe? Nein, zum Donner, ich hatte außer Schwäche in den vergangenen Wochen nichts gespürt. Zumindest nicht am Herzen. Um 23 Uhr 15, so wurde mir berichtet, verließ ich den OP mit drei Bypässen, da bei mir herzmäßig so ziemlich alles kaputt scheint. Die haben mir doch in der Tat das Brustbein aufgesäbelt. Aber, so sagen sie, ich lebte nicht mehr, hätten sie es nicht getan. Am neunten Post-OP-Tag war ich schon wieder draußen. Die meinen, ich sei ja noch jung (mit knapp 59) und am Freitag ist Beginn der AHB, die ich ambulant machen werde.


    Sicher werde ich mich jetzt öfter melden. Ich hocke ja zu Hause. Außerdem gibt es noch eine Fülle von Fragen inSachen TURB mit ASS, das ich jetzt nehmen muß. Vieleicht sogar jemanden mit vergleichbarem Weg?


    Liebe Grüße von Novalis, der gerne Besseres berichtet hätte

    Mmmmhh, Waage,


    Bratkartoffeln liebe ich. Danke für den Hinweis und die Aufklärung. Am Weekend werde ich wohl einige Teller davon verspeisen. Die KH-Küche müht sich zwar redlich, aber so richtig deliziös kriegen die das Essen nicht hin.


    Doch müssen wir ab sofort sachlich werden. Ansonsten kriegen wir von den Mods aufs Dach und der Admin verknastet uns lebenslang ins Café Tralala.


    Aber ich brauche halt derzeit auch erheiternden Diskurs. Ab Rosenmontag, 9.00 Uhr gibt's nichts mehr zu lachen.


    Ich denke, dass ich spätestens nächsten Samstag über den Verlauf berichten kann. Ob ich dann auch die Histologie schon habe, wage ich zu bezweifeln.


    Bis bald an alle von


    Novalis

    Warum muß ich solche Sachen kriegen, die andere nicht haben? Auch diese leidvolle Geschichte zwischen Weihnachten und bis nach Neujahr (siehe mein Posting vom 9. Februar) konnte sich keiner der Ärzte inklusive Onkologe erklären.


    Der ltd. OA machte auf mich den Eindruck, als höre er wirklich gut zu. Er war zwar sehr schlecht rasiert, aber dies ist bei Ärzten im Dauereinsatz wohl eher die Regel. Ihm fielen zumindest nicht schlafbedarfsmäßig die Äuglein zu, sobald ich sprach.


    Nun gut: Über die Vermutung eines "Neo-Ostiums" war er nicht überrascht. Er erklärte es auf die gleiche Weise, wie es bereits mein Urinator tat, und wie ich es auch Eckhard zu verdeutlichen versuchte.


    Der Harnleiter läuft in extrem spitzem Winkel durch die Muskulatur der Harnblase, bevor er per Ostium mündet. Wird jetzt direkt neben dem Ostium gehobelt, kann der direkt darunterliegende Harnleiter verletzt werden und ein Loch entstehen. Das wächst nicht zu, weil immer wieder Harn einströmt.


    Reflux schloss er aus, sonographierte die linke Niere und war begeistert von ihr.


    Bei der anstehenden TUR-B will er folgendermaßen vorgehen.


    Zunächst natürlich die "suspekten Formationen" entfernen. Dann sich das "Neo Ostium" genau ansehen, um klarzustellen, ob es sich nicht doch nur um eine Delle handelt. Je nach während der OP gewonnener Erkenntnis wird er "Neo-Ostium" und gottgewolltes Ostium, die direkt nebeneinander liegen, vereinen. D. h. er wird den Harnleiter so erweitern (verkürzen), dass er das "Neo-Ostium" mit einschließt.


    Dann wäre ich wieder ein fast normaler Mensch mit nur zwei Ostien (Oder heißt der Plural Ostia? - Aber das erinnert zu sehr an die römische Hafenstadt, wohin sich weiland Nero zurückgezogen hat, um den Brand von Rom zu besingen. Ist ja auch egal.).


    Reflux-Gefahr besteht nach seiner Aussage nicht.


    Das alles leuchtet mir ein.


    Und jetzt kommt das große ABER. Denn der Mann will auch im Verlauf der TUR-B auch in den Harnleiter reingucken.


    Meine Frage an Euch: Kann er das, wenn er mal in der Blase drin ist? Im Nachgang des Gesprächs vergißt man so viel. Er sagte was von einem Kontrastmittel. Solle er im Harnleiter "Unregelmäßigkeiten" entdecken, meinte er, wolle er ein Schiene legen.


    Das will ich nicht. Wenn der da Schienen legt, toben am Ende noch beide gegnerische "Stuttgart 21"-Parteien mit Plakaten, Aufklebern und Megaphonen in meiner Blase rum und nennen das dann "Blase 58" oder so. Und irgendein Politiker muss da wieder den Mediator machen. So ein Riesenzinnober in meiner Harnblase.


    Diese Schiene erlaube es ihm, bei einer eventuellen weiteren TUR-B, leichter wieder in den Harnleiter reinzukommen. Immer vorausgesetzt, der Harnleiter ist wirklich schon befallen.


    Daß er überhaupt diese Möglichkeit in Betracht zieht, entzückt mich naturgemäß nicht. Mit anderen Worten: Ich möchte nicht auch noch in die Harnleiterkrebsfraktion eindringen. Da drängeln sich schon so viele, und ich will ihnen nicht den Platz wegnehmen.


    Aber vielleicht kann der eine oder andere Betroffene hier mir Perspektiven geben, die nicht allzu grauenvoll sind.


    Am Rosenmontag werde ich termingerecht um 9.00 h mit Luftschlangen, Prinzessin und Konfettikanone ins KH eindringen. Wenn Faschingsdienstag die TUR-B ist, hoffe ich, dass der Operateur am Vorabend nicht allzu lange gefeiert hat.


    Meine wirklich qualvolle und langanhaltende Verstopfungsarie im Darmtrakt in Folge (nicht unbedingt als Folge) der September-TUR-B (ich tippe auf das verabreichte Antibiotikum) werde ich auch ansprechen.


    Mitomycin-Instillation wird Standard sein.
    Hexvix kommt auch zum Einsatz.


    Ich will das alles nicht. Auf mindestens ein Jahr Ruhe hatte ich gehofft. Nun geht es schon nach fünf Monaten weiter.


    Stellt Euch Dumbo aus dem gleichnamigen Disney-Film vor, wenn der seine Ohren hängen lässt. So sehe ich momentan ungefähr aus.


    Gerne würde ich ein Gedicht meines Lieblingslyrikers Friedrich Freiher von Hardenberg (genannt: Novalis) zitieren. Das wäre aber zum einen off-topic und zum andern zu deprimierend.


    Liebe Grüße an die versammelte Gemeinde von
    Novalis

    Exakt dies war, den Gesetzen der Logik folgend, auch mein Gedankengang.


    Egal wie halt. Die als "suspekte Formationen" bezeichneten Kügelchen müssen bei einer TUR-B raus und zur Histologie.


    "Irgendwas kann da nicht stimmen" -> Genau. Und deshalb werde ich morgen mit dem ltd. OA reden. Ggf. auch noch bis zum 27. warten, wenn der Prof-CA seine rote Narrennase wieder in der Schublade verstaut hat.

    Danke Eckhardt für Deine Stellungnahme.


    Der Urinator musste es mir aufzeichnen. Er konnte es mit Worten nicht erklären. Ich versuche das mal:


    Stelle Dir einen Querschnitt durch die Blasenwand incl. Harnleiter vor. Da erkennst Du, dass der Harnleiter in schrägem (spitzem) Winkel durch die Blasenwand verläuft, um per Ostium dann zu münden. Schräger (spitzer) Winkel => der Abstand von Harnleiter zu Blaseninnenwand verringert sich, je näher der Harnleiter dem Ostium und der inneren Blasenwand kommt. Wird nun in unmittelbarer Nähe des Ostiums an der Blasenwand gehobelt, ist der Abstand zwischen Blaseninnenwand und Harnleiter wahrscheinlich unterhalb des Milimeterberechs. Wird letztlich ein halber Milimeter zu tief gehobelt, entsteht ein Loch im Harnleiter, durch das Urin ins Blaseninnere strömt. Nach meiner Theorie ist dieses Loch auf Grund des Harnstroms nicht verheilt.


    Der Begriff "Neo-Ostium" ist auch anscheinend aus reiner Hilflosigkeit entstanden. Der Urinator setzte es selbst in Anführungszeichen. Darum will ich es ja auch patentieren lassen. <- Letzter Satz Blödsinn. Nur Zynisnus.


    Diese Anführungszeichen sehe ich jetzt schon auf der Stirn meines morgigen Gesprächspartners. Und ein großes Fragezeichen dazu.


    Liebe Grüße


    Novalis

    Guten Tag Ihr Lieben,


    möglicherwise bin ich blasenforumverwöhnt, da in der Anfangszeit Eure Antworten so schnell aufschlugen, dass ich mit dem Lesen kaum noch nach kam.


    Morgen ist mein Gespräch mit dem ltd. OA und, da Eure Stellungnahmen ausblieben, bis auf die der lieben Waage, der ich mit einem kräftigen Narhalla-Marsch danke, läuft bei mir Kopfkino ab.


    Dergestalt:


    1. Möglichkeit: Alle Tastaturen, außer der von Waage und mir, sind eingefroren.


    2. Möglichkeit: Die Sache bei mir ist jetzt derart hoffnungslos, dass Ihr mir die nackte Wahrheit nicht sagen möchtet.


    3. Möglichkeit: Das ist jetzt so ein komplizierter und seltener Fall, dass sich nirgends im Forenpublikum etwas Vergleichbares findet.


    Um Aufklärung heischend


    Euer Novalis

    Nun war ich etwas ungeduldig und zog schon mal meinen Freund Google zu Rate.


    Fact: Es besteht Reflux-Gefahr. Rückfluss in den Harnleiter oder gar bis in die Niere.


    Fact: Ein normal funktionierendes Ostium hat (schon durch seine Lage) eine Ventilfunktion, die Reflux verhindert.


    Annahme: Das Neo-Ostium (Man findet es unter diesem Suchbegriff nirgends und ich melde hiermit Patent auf diesen Neologismus an) kann diese Ventilfunktion nicht haben.


    Verfahrensweise:


    Zunächst TURB mit Entfernung und Histologie der "Formationen".


    Dann Prioritäten setzen, je nachdem, was die Histologie sagt.


    Wenn von Seiten der Histologie nichts allzu Böses kommt, Diagnostik, ob Reflux überhaupt vorliegt.


    Was meint Ihr dazu?


    Ich hoffe immer noch auf eine/einen Mitbetroffene/n bei der/dem Ähnliches passiert ist -> angesäbelter Harnleiter und Öffnung nach innen in die Blase.


    Mit Hängeohren Grüße an alle von


    novalis

    Nachträglich ein lieber Dank an Karla.


    Das mit dem Joghurt hatte ich damals durchexerziert und bei entsprechender Regelmäßigkeit half es auch. Es muss kein Yakult oder sonstiger Marketing-Quatsch sein. Ist nur um ein Vielfaches teurer und hilft genau so. Ich kenne mich da aus. Marketing ist mein Metier.


    Nachträglich voll geiler Dank an hexe.


    Dein klarer Hinweis, dass Formationen, die nicht in die Blase gehören, raus müssen, und zwar sofort, hat mich bis in meine Träume begleitet. Aber er war richtig und wichtig.


    Extrem geiler Dank an waage für die Aufforderung, nicht zu warten, bis die Verzweiflung mich beutelt. Aber dann müsste ich ja andauernd schreiben. Machen wir mal ein Emoticon (so hießen Smileys vor zehn Jahren) rein, obwohl ich die Dinger irgendwie nicht mag und mich lieber verbal ausdrücke. :)

    Guten Morgen allerseits,


    Dank für all Eure Tipps und Anmerkungen bezüglich meiner Postings.


    Was seit Dezember bei mir gelaufen ist: Ich hatte neben dem Blasentumor zwei Baustellen.


    Die erste: Eine Hautveränderung am Penis, die auf Grund ihres Aussehens entfernt werden musste. OP war am 20. Januar. Histologie-Befund kriegte ich letzten Freitag -> Es war eine eindeutig gutartige Wucherung. Uff!


    Die zweite: Ab dem 20. Dezember begann es mich zu beuteln. Extremer Schüttelfrost, Nachtschweiß klatschnass, Abgeschlagenheit, blumiger Ausschlag am ganzen Körper, brennende Fußsohlen und Handflächen, Füße und Hände wie knallrote Gummiboote. Dann begann eine Odyssee; denn findet mal zwischen den Jahren einen Arzt.


    Am 1. Weihnachtsfeiertag war mein Leidensdruck enorm. Ich ging zum Hausarzt-Notdienst. Der brummte "Hmhm" und überwies mich in die dermatologische Notaufnahme eine Krankenhauses. Dort: Wir haben hier keinen Notdienst. Ich insistierte; denn ich sah aus wie ein Streuselkuchen. Die holten eine Ärztin von ihren Urlaubsvorbereitungen weg. Sie pumpte mich mit Kortison und Antihistaminen voll und reiste ab.


    Dann wieder Hausarzt-Notdienst am 30.12., da zwar der Ausschlag nachließ, aber die anderen Symptome blieben. "Hm-hm" und nochmal Kortison, da ich unbedingt meinen ersten 6tägigen Urlaub seit einem Jahr antreten wollte. Wäre ich doch besser kortisonfrei zu Hause geblieben und hätte nach Neujahr ein Blutbild machen lassen. Im Urlaub lief ich zombiemäßig durch die Gegend und hatte von nix was. Na gut. Ist eben so gelaufen.


    Als sich die Arztlage wieder normalisierte und alle ihre Weihnachtsgeschenke ausgepackt, das "Oh du fröhliche" verklungen war, ging ich zu meinem Leib-und-Magen-Hausarzt. Der schickte mich prompt zum Onkologen. Dann ging es untersuchungsmäßig in die Vollen und er konnte nichts finden. Blutbild war natürlich völlig durcheinander. Jetzt erst, da ich seit ca. zwei Wochen wieder auf dem Damm bin, normalisiert es sich. Dann lässt sich natürlich erst recht nichts finden.


    Auf diesen Krankheitsverlauf komme ich noch zurück.


    Gestern beim Urinator gewesen. Der guckte sich diese Veränderung, die er im Dezember sah, noch länger und genauer an. Das dauerte schon eine Weile und man hörte die Hirnzellen rattern. Er fragte mich, ob in meiner Familie etwas von einer Zweitniere bekannt sei. Nein, meinte ich und belehrte ihn dahingehend, dass ich und er und seine Assistentin alle miteinander zwei Nieren haben.


    Dann machte es bei ihm irgendwann Klack. Er rief nicht "Heureka"´, sagte aber, er wisse jetzt, was dies sei. Im Sprechzimmer erfuhr ich, dass man bei der TURB im Sepember meinen Harnleiter angesäbelt hat. So habe ich jetzt ein drittes Ostium. In diesem Harnleitereingang bewegen sich (durch das Einströmen des Harns) zwei winzige Kügelchen. Und die müssen natürlich raus. Nun habe ich eine Einweisung. Da steht drauf: "Suspekte papilläre Formationen laterokranial des ursprünglichen linken Ostiums in einem resektionsbedingten 'Neo-Ostium' links". Hinzu handschriftlich auf der Einweisung: "bitte TUR durch CA oder ltd. OA." - Ich fragte nach Hexvix. "Selbstverständlich kann das im Krankenhaus Ihrer Wahl gemacht werden. Ich schreibe es dazu, wenn Sie möchten." Ich mochte, und er schrieb es dazu.


    Nachdem ich um ein Ostium reicher und viele Illusionen ärmer war, machte ich mich daran, darüber nachzudenken, ob ich dem Krankenhaus meiner Wahl noch Vertrauen schenken kann.


    Contra: Die haben bei der TUR den Harnleiter angehobelt.


    Pro: Jetzt gilt es wahrscheinlich, die Reputation zu erhalten und dem Patienten Bestmögliches angedeihen zu lassen. Der Hinweis auf OP durch CA oder ltd. OA kommt nicht von ungefähr. Außerdem -> meinen Horror vor Unikliniken aus dem Erleben vor 35 Jahren habe ich bereits mal beschrieben.


    Entscheidung: Nochmal da rein. Aber vorher wollte ich mit dem CA sprechen. Da stand ich heute morgen um 7.00 Uhr im Sekretariat auf der Matte und schilderte den versammelten Damen die Vorgeschichte und mein Anliegen. Gaaaaanz große Augen, aber erste Reaktion: Jaaaa. Da brauchen wir aber erst eine Überweisung Ihres Urologen. Mein Einwand, ob das nicht im Rahmen des Aufklärungsgesprächs abzurechnen sei, wurde abgebügelt.


    Ich meinte, aber dennoch mit dem CA sprechen zu wollen, da man (in gesetzteren Worten gesagt) man ja auch in diesem KH die Sache versemmelt habe. Die Dame bot mir einen Termin mit dem CA am 27. Februar an. Alles unter der Voraussetzung, dass ich die ÜW meines Urologen bringe. Der Mann kann mir sein professorales Ohr vorher nicht leihen. Macht Faschingsurlaub. Kriegt wahrscheinlich von irgend einem Narrenkappenverein den Orden der lustigen goldenen Schweinsblase verleihen. Das wäre dann wohl echt zu lange. Denn ich will ja die TUR relativ kurzfristig terminieren.


    Und die zweite Wahl? Der leitende OA? Am kommenden Dienstag, 14. Februar ginge es mit dem. Alles unter der Vorraussetzung, dass ich die ÜW ... usf. Bin halt GKV-Patient. Ich sagte OK, meinte aber, dass ich mich bezüglich der KH-Wahl noch entscheiden wolle.


    Meine Frau will, heute beim Urologen die ÜW abholen, "sofern er eine solche ausstellt" (Zitat der VoZiDa des Urinators).


    Mit Eurer Hilfe möchte ich mich "vorbilden", um das Gespräch am Dienstag optimal zu führen.


    Hier kommen meine Fragen:


    1. Jetzt habe ich ein drittes Ostium. Ein "Neo-Ostium" - schöner Euphemismus. Wie soll damit umgegangen werden? Gibt es Möglichkeiten, so etwas wieder zu verschließen? Natürlich müssen zunächst die "suspekten Formationen" raus und zum Histologen. Aber welche potentiellen Gefahren birgt ein dritter Harnleitereingang, den der liebe Gott nicht gemacht hat? Ich habe da mal was von Harnrückfluss gehört und könnte mir vorstellen, dass schon Mist passieren kann, wenn Harn durch diesen dritten Ausgang zurückfließt. Daraus resultiert auch meine zweite Frage, die da ist.


    2. Kann die mehrwöchige Erkrankung mit den oben beschriebenen Symptomen von Weihnachten bis Ende Januar mit dem "Neo-Ostium" zusammenhängen?


    3. Die "suspekten Formationen" bewegen sich. Wahrscheinlich durch Harnzu- oder -abfluß. Also hängen die doch irgendwo fest. Sind also wahrscheinlich Neubildungen, oder?


    Jetzt fällt mir mal nichts mehr ein. Aber ich denke, wenn Eure Antworten aufschlagen, gibt es ausreichend Material und Nachfragen, so dass ich für das Gespräch am Dienstag gerüstet sein werde.


    Ich weiß, dass sich alles jetzt kompliziert hat und hoffe dennoch, dass Ihr Euch damit befasst.


    Liebe Grüße und Euch allen alles Gute


    Jetzt lasse ich gerade die Ohren hängen und habe voll Bock auf Resignation.

    Salve, Ihr Feinde des Blasenkrebses,


    heute früh um 9 lag ich wieder pünktlich, vereinbarungsgemäß, brav und voll innerer Unruhe auf dem Behandlungsstuhl des Urinators. Er guckte da rein und meinte: "Ja schön. Da ist alles in Ordnung", um nach kurzer Kunstpause nachzuschieben: "Bis auf ein winziges Knötchen am Harnleitereingang. Ich möchte engmaschiger nachuntersuchen. Lassen Sie sich einen Termin in 8 Wochen geben. Dann schaue ich nochmals nach." - Nächster Termin ist also schon am 8. Februar.


    Diese Sache ist weder Fisch noch Fleisch. Nichts Halbes und nichts Ganzes. Gut finde ich vom objektiven Standpunkt aus, dass er die Intervalle verkürzte. Weniger gut, dass ich nunmehr nicht 3 Monate, sondern nur noch 2 Monate Ruhe habe. Und eine richtige Ruhe ist das auch nicht. Zwar kam ich in den letzten 4 Wochen ab und zu mal soweit, diesen Sch...Krebs auf ein paar Stunden zu vergessen.


    Doch das Unterbewusstsein vergisst ja nicht.


    Aus Euren Erlebnisbeschreibungen entnehme ich immer wieder, wie Ihr Mut fasst, sobald Ihr eine Spiegelung ohne Befund hinter Euch gebracht habt. Ihr nehmt Euch dann das eine oder andere vor, geht in Urlaub, lasst es Euch gutgehen, usf. Das ist, so meine ich, auch die richtige Denke. Ich hingegen bekomme das immer weniger auf die Rolle. Manchmal möchte ich einfach den Urologenpatientendienst quittieren, um zu sagen: "Komme, was wolle." - Neeee ... ich tue das ja doch nicht.


    Aber ich bin halt gebranntes Kind. Wie bereits in meinem ersten Posting erwähnt, hatte ich vor 35 Jahren eine maligne Struma (Kropf/Kalter Knoten). Damals waren 2 OPs erforderlich, um das herauszubekommen. Es verblieb ein kirschkerngroßer Knoten, an den man mit Hartstrahlung ranging. Mir fielen dieser Tage, und das war bestimmt kein Zufall, wieder die alten Krankenunterlagen und Arztbriefe in die Hände. So, als hätte ich ein Dutzend Schaumküsse (politisch korrektes Wort für Negerkuss) zusammen mit einem Glas Rollmöpse gegessen, kam mir die ganze Geschichte von damals wieder hoch. Die Behandlung erstreckte sich mit 3 Radiojodtherapien über 2 Jahre. Die Nachkontrollen bis 1982. Seitdem ist meine nicht mehr vorhandene Schilddrüse optimal mit Levothyroxin substituiert und der liebe Hausarzt schaut regelmäßig nach den Blutwerten.


    Die damaligen Jahre jedoch, parallel zum Studium mit 3 Krankheitssemestern, waren psychisch "ein Stück weit" (so drücken sich Soziologen ganz gerne aus. Ich bin kein solcher) belastend. Ich empfand mich als Fleischbrocken, der mal auf den OP-Tisch, mal auf die Bestrahlungsbank, mal in die Radiojod-Einzelzelle verfrachtet wurde. Ärzte- und Pflegerschaft kamen mir zu 95% als ungehobelte Klötze entgegen. Aussagen wie: "Ja, da bist du ja jetzt ein Krüppel" (Bettnachbar im Krankenhaus), "Da kann Ihnen keiner mehr helfen. Nur der liebe Gott." (Krankenschwester in Ornat als Pflegerin in der Radiojod-Zelle) oder "Wie bitte? AOK? Dann schauen Sie mal, dass Sie schnellstmöglich die Krankenkasse wechseln. Wer weiß, wie lange die noch zahlen können." (Ärztin beim Erstempfang zur Hartbestrahlung im Klinikum) sind mir in bleibender Erinnerung.


    Das hat natürlich an meinem Selbstbewusstsein gesägt. Ich wundere mich, dass ich es wieder in diesem Maße aufbauen konnte. Und nicht nur an meinem Selbstbewusstein, wie mir klar wird: Die nackte Angst kriecht in mir hoch, wenn ich mir vorstelle, wieder in diese Maschine zu geraten. Nahe genug dran war ich ja schon bei meiner TUR-B im September.


    Unterschiede zu damals bestehen aber. Ärzte sind mir keine Halbgötter mehr. Ich argumentiere und hinterfrage. Auch habe ich nunmehr Informationsquellen (Ihr seid die wichtigste und beste davon), von denen zu Beginn der Siebziger keiner zu träumen wagte. Doch sitzt da immer noch ein kleiner Dämon in meinem Stammhirn oder sonstwo, der mir das ganze damalige Geschehen und meine faktische Hilflosigkeit in Wiederholung androht. Rückschau kann manches verklären, aber auch zusätzlich verdüstern.


    Jetzt will ich aber mal keine Rückschau mehr halten, sondern nach vorne sehen. Zu Weihnachten kommen die Kinder (es sind derer 2 Stück, die ich er-zeugte) aus ihren Löchern, in denen sie studieren, nach Hause. Sie waren beide da, als ich im September geturbt wurde, und begleiteten mich samt Ehefrau, die ich kaum noch eine Sekunde los wurde, da sie ständig für mich sorgte, bis kurz vor den OP-Saal.


    Eigentlich stehen alle zu mir. Aber ist da nicht irgendwo ein trauriger Blick des Abschiednehmens, wenn Familienangehörige und Freunde mich ansehen? Steht da drin nicht geschrieben: "Ja schade. Jetzt bist du auch soweit."?


    Ich weiß: Ein Psychologe erklärt das mit Projektion. Meinen Freud habe ich gelesen. Es sind die eigenen Ängste, die ich in den Augen anderer sehe.


    Los werden kann ich die nicht. Doch gönne ich mir jetzt eine Gedanken-Auskotz-Pause bis ins Neue Jahr und danke allen, die dies lesen.


    Euer Novalis

    Guten Tag Ihr lieben Blasenkrebsler,


    längere Zeit habe ich hier nichts mehr gepostet. Aber an Literatur hatte ich ja eine ganze Fülle -> Die Beiträge in diesem Forum. Was ich da zwischenzeitlich gelesen habe, ist in etwa die Textlänge von "Krieg und Frieden", "Die Brüder Karamasoff" und "Der Zauberberg". Inhaltlich natürlich anders.


    Es waren erheiternde Beiträge darunter, solche, die Mut machten und welche, bei denen mir das Herz in die Hosen sank. Stundenlang konnte ich mich im Esoterik-Thread verlustieren. Da ging es ja ab wie Lottchen. Auf einen eigenen Beitrag verzichtete ich. Es war eigentlich alles gesagt.


    Jetzt steht ein Nachguck-Termin fest für den 14. Dezember. Habe ich heute Vormittag bei meinem Urinator vereinbart. Die 12-Wochen-Fristen will und werde ich einhalten.


    Seit der TUR ging es mir körperlich nicht unbedingt gut. Ca. 3 Wochen litt ich unter Verstopfung. Das schmerzte zeitweise höllisch. Ich versuchte es dann mit einem Abführmittel. Welch eine Erleichterung.


    Dann kam mein Zahnbrecher und riss mir ein entzündetes Implantat aus dem Oberkiefer. Während er mir einen KV für die Teilrenovierung meines Oberkiefers zwecks Finanzierung seiner Golfclubmitgliedschaft über EUR 3.500,00 präsentierte, nutzte er meine Schockstarre, um mir ein Antibiotikum zu verordnen. Amoxicillin 500 mg (1-1-1) über 7 Tage. Mein Flehen half nichts. "Das müssen Sie nehmen". Obwohl ich ihn darauf hingewiesen hatte, dass ich 9 Tage im September Cotrim forte 960 mg (0-0-1) nach der TUR geschluckt hatte.


    Ich nehme an, dass meine gesamte Darmflora da war, wo der Darminhalt rauskommt. Wieder Verstopfung mit Schmerzen. Dann Pause. Dann eine Woche das genaue Gegenteil von Verstopfung.


    Erst seit Samstag bin ich in dieser Richtung wohlauf und kann eigentlich heute sagen: Ich fühle mich, als sei da nichts gewesen.


    Es steht zu hoffen, das es so bleibt.


    Natürlich las ich auch Eure Berichte über Begleitsymptome wie Verstopfung und Durchfall. Das war zwar weniger in der TUR-Fraktion als in der Blasenentfernungs-Abteilung zu verorten. Dennoch denke ich, viele haben Vergleichbares nach der TUR erlebt, ohne extensiv darüber zu schreiben. Es ist nun mal ein Thema, mit dem man nicht gerne im Blauen Salon Konversation mit der Dame des Hauses beginnt.


    Nochmals danke ich Euch für Eure guten Wünsche, Eure fachgerechten Ratschläge, einfach für die Tatsache, dass Ihr da seid.


    Spätestens, wenn ich vom Urinator komme, werde ich mich wieder melden.


    Sollte mich vorab die Verzweiflung beuteln, jammere ich Euch ein bißchen was vor.

    Guten Tag Ihr lieben Blasenkrebsler,


    heute vormittag hatte ich bereits hier was gepostet. Allein die Götter des Cyberspace wissen, wo der Text jetzt ist. Ich habe brav auf "Absenden" geklickt und weg war's. Egal.


    Auf jeden Fall wollte ich von mir hören lassen. Am 7. September war mein Dienstantritt in der Klinik und ich hatte die Hosen gestrichen voll. Vorher gab es ja ausreichend Gelegenheit, hier im Forum gute, aber auch weniger gute Verläufe zu verfolgen. Ehrfurchtsstarr wurde ich, als ich Eckhards Geschichte las. Ein Mann wie ein Baum. Wie ein spartanischer Hoplit an den Termopylen, der keine 299 Kumpels braucht, um den Xerxes-Krebs zum Teufel zu jagen. Aber auch er hat ja mal ab und zu in die Kissen geweint, denke ich. Ich war und bin da eher ein Dauerpienser.


    Die Vollnarkose war Klasse. Ich wurde auf Wolke 7 geschossen. Danach und seitdem eigentlich beschwerdefrei, bis auf die Tatsache, dass ich irgendwie merke, dass da drin in der Blase jemand mit einem Werkzeug tätig war.


    Gestern wurde ich entlassen und dachte: Naja - so gegen Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Freítag in einer Woche oder auch 2, 3 Wochen oder so kannst Du ja mal zum Urinator gehen, um den Befund zu kriegen. In den Entlassungspapieren entdeckte meine Frau eine weitere 3-Tages-Verordnung für ein Antibiotikum. Ich hatte das nicht. Also schlug sie mich ko, fesselte und knebelte mich, um mich erst im Wartezimmer des Urinators wieder freizulassen. Nun ja - gaaaaaanz so war es nicht. Aber in etwa. Ich hatte wieder mal die Hosen voll.


    Der Urinator empfing mich im Sprechzimmer mit "Schwein gehabt" und ich war überrascht, dass, wie befürchtet, der Befund da war. Und da steht drin: "TUR-Material der Harnblase mit einem nicht invasiven, gut differenzierten papillären Urothelkarzinom - pTa, G1 (low grade)"


    In jenem Moment war ich überglücklich. Warum bin ich es jetzt nicht mehr? Weil mir klar ist, dass ich in 3 Monaten wieder dort sein muß und evt. eine weitere Tor-TUR angehen muss, dann vielleicht mit Cis-Befund? Oder aber werde ich 3 Jahre unter Beobachtung stehen und rezidivfrei sein? Ich kann das nicht steuern. Also sollte ich meinem Kopf doch mal erlauben, ein paar Tage auszuspannen. Kein Kopfkino mehr.


    Mein ganz großer Dank an dieses Forum und alle, die hier mitmachen. Die Lektüre und Eure Ratschläge halfen mir sehr. Ich werde ganz sicher noch oft hier vorbei schauen.


    Liebe Grüße von novalis

    So, jetzt habe ich einen TUR-Termin am 07. September und bin froh, dass ich ihn vorgezogen habe, nachdem ich Eure warnenden Worte las und auch weiter im Forum stöberte.


    Auf der Einweisung steht unter "Untersuchungsergebnisse" -> mehrere flachpap. Tumore laterocranial des linken Ostiums.


    "flachpap." hat wohl wenig mit Flachpappe zu tun. Eher wohl mit flachpapillär, also nach erster Vermutung oberflächlich, denke ich. Ich hatte zwar vier Jahre Latein. Aber neben mir in der Bank saß damals ein sehr hübsches Mädchen. Sommers wie winters trug die einen reichlich kurzen Rock. Das lenkte mich von den Instruktionen des Lateinlehrers mächtig ab. Darum wäre mir wohl, wenn das jemand hier übersetzen könnte.


    "flachpap." beruhigt mich. Die Zusatzattributierung mit "mehrere" dagegen bewirkt das Gegenteil. Schon im Verlauf der Blasenspiegelung sagte der Urinator, dass da "mehrere" auffällige Veränderungen seien. Nach allem, was ich hier im Board las, ist das gruppenweise Auftreten dieses Haustiers eher nicht die Regel. Wenn sich einer von Euch dazu äußern kann, wäre mir das eine Hilfe.


    Für keinen von Euch dürfte es erstaunlich sein, dass ich zwischen Hoffen und Bangen hin- und hergeschleudert werde. Es ging ja wohl allen so.


    Da zur Zeit etwas weniger im Office zu tun ist, werde ich nacher meine Frau anrufen. Die hat heute morgen geheult. Darum scheint es angemessen, uns heute Abend etwas Gutes zu tun. Nicht, was die Sexisten unter Euch jetzt denken, sondern entweder ein Eis essen oder im Biergarten ins Freie gehen und dort etwas Bekömmliches verzehren.


    So langsam wird mir auch klar, was notti meinte: "... wusste sofort was ich Alles nicht mehr will falls das gut ausgehen sollte.
    Es dauerte aber seine Zeit um langsam darüber nachzudenken was ich alles will falls das gut ausgeht."


    Mal darüber nachdenken, was ich eigentlich will, wenn das gut ausgeht. Vielen Dank an dieser Stelle noch an Gernot für die beiden Sätze. Mein Kopf ist dafür natürlich noch nicht frei genug. Aber einige Ansätze sind schon da. Bisher wollte ich


    1. Geschäftlich erfolgreich sein, um mich und meine Familie ernähren und behausen zu können.


    2. Vor Gesundheit strotzen und damit angeben. Oft war im geselligen Kreis ein Spruch von mir: "Meinen Krebs für dieses Leben habe ich mir schon mit 23 Jahren genommen." - Wie man doch danebenliegen kann, wenn man eine große Klappe hat.


    Punkt 2 fällt also schon mal flach. Auch, wenn das alles gut ausgeht.


    Punkt 1 benötige ich noch. Nur vielleicht nicht mehr in diesem angestrebten Übermaß.


    Was will ich noch, wenn das alles gut ausgeht?


    Ich werde mich nicht entschuldigen, Euch mit diesen semi-philosophischen Fragen zu belästigen; denn ich habe die Vermutung, dass hier aufmerksam und sensibel gelesen wird.

    Ich habe den Urinator heute nachmittag angerufen und bin morgen früh bei ihm für einen früheren Termin. Allerdings kann er dann die OP nicht selbst machen, da er bis 21. September zu ist mit Terminen. Und ab dem 15. scheinen so ziemlich alle Urologen in Hamburg auf Kongreß zu sein. Er auch.


    Er wird mir morgen also eine Einweisung schreiben und mich einem Kollegen ans Herz legen.


    Schade; denn meinen "Erstbehandler" kenne ich jetzt und vertraue ihm.


    Mal sehen.

    Zunächst einmal: Befund einstellen. Welchen Befund? Ich habe nichts in der Hand. Nur die mündlichen Infos des Urologen.


    Den Entschluss zur Zytoskopie nach Sonographie traf er, als er mir etwas zeigte das, so wörtlich, "wie eine Veränderung an der Schleimhaut aussehen könnte".


    Weiter meinte er: "Ich gucke mir seit 23 Jahren Blasen an, und sehe sehr schnell, wenn da etwas ist".


    Die Wahl für einen späteren OP-Termin stellte er mir frei, wobei er mich natürlich über die Risiken eines potentiell schnellen und agressiven Wachstums aufklärte.


    Etwas weiteres spielte eine Rolle: Ich bin selbständig. Ohne Arbeit kein Essen. Ergo muss ich das mitplanen. Termine sind da einzuhalten. Natürlich wäre ein Einwand berechtigt: Wenn ich erst mal tot bin, kann ich ohnehin keine Termine mehr wahrnehmen und Essen brauche ich auch nicht. Insofern denke ich nicht gerade logisch.


    Aber ich bin derzeit in einer Situation, in der es schwer fällt, noch logisch zu denken.


    Dennoch habe ich mich zu einem früheren OP-Termin entschlossen. Ich habe ihn angemailt und um Alternativtermine gebeten.