10.03.2009
Am Dienstag Vormittag erst einmal geklärt, dass wir diese Geräusche
nicht akzeptieren. Auch nicht, dass die Zimmertür offen bleibt. Was
andere Gäste mögen, müssen wir nicht deswegen auch mögen. Gerät wird
ganz simpel mit einer Verlängerungsschnur weiter entfernt aufgestellt
und der Schlauch auf der Seite mit den Türangeln unter durch geführt, so
dass man die Tür nun schließen kann.
Vorstellung der Pflegedienstleiterin Frau St. sowie der Psychologin Frau H.
Ein Pflegeschüler stellt sich vor und unterhält sich lange mit M.
Hilft dann auch beim Essen. Schmerztherapeuten aus dem Krankenhaus "A
E": Frau Dr. Olt. stellt sich vor - kommt Dienstags ins Haus. Hat
unseren gesamten Vorgang mitgenommen. Freitags kommt Frau Dr. Fr..
Wird zunächst Lympfdrainage rechtes Bein und Fuß wegen der Schwellung
und Fußreflexzonenbehandlung, um die Darmtätigkeit anzuregen,
durchführen.
Verordnet zusätzlich zu den Schmerztropfen Novominsulfon, Tropfen, welche Ängste etc nehmen.
Außerdem Tropfen zur Anregung der Darmtätigkeit.
Mittags kleine Portion Eisbein mit Sauerkraut und Erbspürree genossen!
Dienstag Nachmittag kündigt sich Pastor J. bei mir im Büro für Mittwoch
Spätvormittag an. Ich sage ihm, dass er M. schon gern noch einmal
besuchen kann.
Gegen 17.30 nochmals ins Hospiz gefahren. Zum Abendbrot wurde Rührei mit
Brot angeboten, welches wir beide gern angenommen haben. Zu Bett durch
Schwester.
Mittwoch, 11.03.2009
Kurzer Anruf gegen 10:30. Hat fertig gefrühstückt. Nachmittags bis 20.00
im Hospiz gewesen, Pastor J. war da. Mittwoch Nachmittag Hausarzt,
Urologe und Schmerztherapeut über die Verlegung ins Hospiz informiert.
Hausarzt hat daraufhin am späten Nachmittag noch zuhause angerufen. Mein
Rückruf am abend : Seine Formulierung, nachdem ich die zunehmende
Schwäche geschildert hatte: Das ist ja leider so, der Tumor frisst den
Körper zusehens auf.
Donnerstag 12.03.2009
Kein Anruf vormittags, M. schläft viel, am Nachmittag wieder von 16.00
bis 20.00 besucht. Appetit wird weniger, Atmung wird schlechter. Kein
Anruf am Abend. Möchte lieber schon schlafen. Bekommt die
Schlaftabletten
Freitag, 13.03.2009
Kein Anruf vormittags . Schläft, als ich nachmittags komme. Hat mittags
nichts gegessen. Ab 14.00 warten wir auf Frau Dr. Fr. -
Schmerztherapeutin.
Bespricht mit uns, dass Spritzen gegeben werden können, falls das Einschlafen zu schwer fällt.
Die Atmung wird dann erleichtert und entkrampft. Wir einigen uns auf langsame Steigerung der Dosierung.
Macht ansonsten einen sympathischen Eindruck. Läßt die Bemerkung fallen:
Ich sehe schon, Sie beide haben die Intelligenz, um die Verordnungen
nachzuvollziehen.
Zum Abendbrot nur den Käse und Joghurt. Alles wird immer anstrengender.
Läßt die Bemerkung fallen: Du hast es gut und kannst nach Hause, ich muß
hierbleiben, es geht ja aber nicht anders. Gegen 20:15 Ich bete nachts,
dass nicht doch noch Schmerzen dazukommen.
Sonnabend 14.03.2009
Kein Anruf vormittags. Bin um 12:00 im Hospiz. Besuch von Frau BS mit dem weichen Schaaf. Unterhalten uns.
Meint, dass der Besuch auch langsam Zeit wurde. Sie bleibt bis 14.00.
Atmung beginnt zu rasseln. Schwitzt noch stärker als sonst.
Beginne, den Kopf mit den Zellstofftüchern abzutupfen. Decke und Kopfkissen sind nach ca. 2-3 Stunden klitschnaß.
Nachmittags stellen wir das Bett um. So kommt man von beiden Seiten an
das Bett. Mittags kein Appetit - die angebotene Bohnensuppe ist nicht so
richtig gut.
Immerhin aber Joghurt. Abends auch nur Käseaufschnitt, kein Brot - Atmung noch schlechter.
Schwester Kerstin zeigt ihm die Windelhosen, damit er nicht den vollen
Schlafanzug anziehen muß. Wäre zu anstrengend. Wir schneiden das
Schlafanzugoberteil im Rücken auf, so lässt es sich leichter anziehen.
Ich bereite die anderen Schlafanzüge entsprechend vor. Bringe M.
zusammen mit Schwester Kirsten ins Bett. Er möchte bald schlafen und
schickt mich fort. Kein Anruf mehr.
Sonntag 15.03.2009
Kein Anruf vormittags. Fahre so los, dass ich um 11.00 bereits im Hospiz bin.
Alles ist rundherum noch schlechter. Das Atmen rasselt und er hat die
Augen halb geschlossen. Auf Nachfrage bestätigt die Schwester aber, dass
die Augen genügend Feuchtigkeit haben und nicht eintrocknen.
Er atmet nur noch durch den Mund - bekommt aber den Sauerstoff rund um
die Uhr über die Nase. Schwester Marika cremt ihm die Lippen mit
Mirfulan ein, da sie sehr trocken sind.
Ich nehme diese Lebertransalbe später ab und nehme den Lippenbalsam. Der scheint besser zu sein.
Es bilden sich keine Schweißperlen auf der Stirn und dem Kopf, sondern Schweißbäche. Alle 3 Stunden Wäschewechsel
Das Kopfkissen ist durchnässt und das Laken drunter ist klitschnaß.
Ich tupfe alle 20 Minuten den Schweiß ab und sprühe mit einer
Sprühflasche durch die kleine Öffnung in den Mund hinein. Ich kündige
das vorher an, damit er sich nicht verschluckt. Er dämmert vor sich
hin,, dann schreckt er auf und schaut mich mit großen Augen an.
Ab und an ein Seufzer bzw. ein lautes Stöhnen, dann dämmert er wieder
weg. Lässt sich aber meine Liebkosungen und Streichelungen gefallen.
Es wird abend. Nach Nachmittagswäschewechsel summe ich ihm alle Abendlieder vor, die mir einfallen. Er mag das.
Seit 16.00 liegt seine rechte Hand auf meiner Hand. Ich löse sie nur,
wenn ich den Schweiß abtupfe. Erzähle ihm vom kleinen "Liebesbisschen"
und noch mehr. Muss mich sehr beherrschen, dass ich nicht zu doll weinen
muss.
Er kann überhaupt nichts essen - mag auch nichts trinken. Hat Angst, sich zu verschlucken.
Schwester Kerstin und ich beginnen dann ca. 19:30 das Bett noch einmal frisch zu machen und auch die Wäsche wieder zu wechseln.
Tropfen sind auch kaum zu nehmen, kann sie nicht runterschlucken.
Gegen 20:30 liegt er dann selig auf der Seite und ist schlafbereit. Ich
bleibe noch etwas im fast dunklen Zimmer, Immer wieder dieses
Aufschrecken, nachdem er so "Weggedöselt" war.
Ich frage, soll ich heute Nacht hierbleiben? Kopfschütteln.
Soll ich gehen? Nicken.
Habe ihm noch gesagt, dass er nur äußern braucht "Frau" oder "Anrufen"
und die Schwestern rufen mich dann an, dass ich kommen soll.
Er erwidert meinen Kuss auf den Mund ganz intensiv. Die andere Zeit wollte er nicht, dass ich ihm einen Kuss auf den Mund gebe.
Er möchte schlafen - aber das Licht soll gedämmt anbleiben. Ich gehe
gegen 21.00 Uhr und sage auf dem Flur noch, dass man mich auf jeden Fall
anrufen möge, falls etwas nicht normal ist. Die ganze Nacht durch.
In der Eingangshalle brennt eine Kerze auf dem großen Leuchter. Bin ca.
21.30 zu Haus. Telefonat führe ich lieber vom grünen Apparat aus der
Küche, damit die Hauptleitung und auch die Handyleitung nicht besetzt
sind.
Anruf Tante Chr. und Barbara.
Ich setze schnell die Wäsche an, damit sie morgen früh wieder trocken ist.
Dann läutet wirklich das Telefon, während ich mit Barbara auf der
anderen Leitung spreche. Die Nachtschwester sagt, dass in der Zeit vom
21.30 bis 22:15 der Zustand sich weiter verschlechtert hat. Sie möchte
mich bitten zu kommen.
Ich habe die Taxe bestellt und innerhalb von 10 Minuten war ich wieder unterwegs.
Kam um 22:40 am Hospiz an und sah, dass im Zimmer das Licht voll
brannte. Klingeln. Ins Haus. In der Eingangshalle brennen Drei Kerzen.
Der junge Mann sagte mir gleich, dass es vorbei ist.
Oben im Zimmer erst einmal gebeten, dass das Fenster geöffnet wird.
Seine Seele sollte gehen, wohin sie möchte und nicht noch eingesperrt bleiben.
Der Körper unter der Decke ist noch warm, die Hände sind abgekühlt und das Gesicht hat normale Wärme.
Ich begreife erst einmal durch Anfassen: Nase, Ohren , Mund, Hände Kopf.
Der Kopf schweißt noch nach, so dass ich das abtupfe. Ansonsten ein besonders friedliches und ruhiges Bild.
Ich bleibe 2.1/2 Stunden an seinem Bett. Immer wieder anfassen,
begreifen, usw. das linke Auge ist etwas geöffnet und man sieht die
blaue Iris ein kleines Stückchen. (Hängt wohl mit der Linse zusammen).
Ich bekomme einen Becher Kaffee und die Schwester schaut so alle halbe
Stunde hinein, ob alles ok ist.
Ich nehme die Ruhe und den Frieden, die jetzt im ganzen Raum sind, in
mich auf, die Sinne werden immer ruhiger und ich bin froh, dass ich hier
allein bin.
Auch vom Flur her stört kein Lärm. Es ist wie eine Zwischenzeit. Ganz besonders.
Gegen 01.30 Uhr dann sind der Körper, die Hände und das Gesicht richtig
kalt. Und auch schon wie wächsern. Ich kann mich jetzt lösen und nehme
mir den Laptop und die schwarze Tasche, und rufe mir dann die Taxe.
In der Eingangshalle brennen drei Kerzen.
Heute Abend und Nacht sind 3 Gäste davongegangen.
Die Taxe kommt und ich lasse mich ganz still durch Hamburg nach Hause
fahren. Gebe zuhause noch eine SMS an BS und rufe danach bei B in Canada
an, um ihr zu schildern, wie es gelaufen ist. Ein gutes langes
Gespräch.
Danach ins Bett und nach ca. 2 Stunden aufgewacht. War am ganzen Körper
knallrot. Jetzt Masern würden mir gerade noch fehlen. Aber ich denke,
das war die Anspannung des ganzen Tages ! Am nächsten Morgen war die
Rötung weg.
Montag 16.03.2009
Stehe gegen 07.00 Uhr auf und rufe dann um ca. 08.00 Uhr bei P an. Er
möchte M. noch sehen und ich werde im Hospiz Bescheid geben, dass er in
das Zimmer darf.
Danach Anruf bei B und bei A.+H.U..
Gebe auch Nachricht an Pastor J.
Fahre gegen 11:00 Uhr mit der Taxe ins Hospiz und treffe erst einmal die
Schwester, dann die Psychologin und die Schwester Marika.
Frage, was zu tun ist für mich.
P. kommt und wir gehen gemeinsam in das Zimmer. Die Schwester hat
Manfred den grauen Anzug und ein Schottenhemd angezogen und er wirkt auf
mich noch friedlicher und ruhiger als in der Nacht.
Ich lasse P. ca. 30 Minuten allein, dann bin ich hinein und wir sprechen
noch eine Weile an M. Bett. Danach noch ca. 30 Minute Unterhaltung in
der Wohnküche.
P. geht und ich packe vorsichtig und leise weitere Dinge in die
Ledertasche und den einen Koffer. Schließlich müssen die Dinge ja nach
und nach abtransportiert werden.
Die Schwester fragt mich, ob ich nicht morgen, wenn der Bestatter M.
abholt, dabei sein möchte. Ich möchte und verabrede mit Bestatter S.
Treffen morgen um 10.00 Uhr.
Fahre dann langsam mit Taxe nach Hause. Anrufe in Halle, Tante Chr, Leipzig, und Barbara.
Dienstag 17.03.2009
Schönes Frühlingswetter - Ich fahre gegen 09.15 Uhr mit der Taxe ins Hospiz.
Bin rechtzeitig vor 10.00 Uhr da und kann noch einmal allein in das Zimmer.
Die friedliche Atmosphäre wirkt noch immer auf mich! Ich brauche es
auch, noch einmal in diesem für uns beide zum Zuhause gewordenen Zimmer
zu sein.
Ich spreche leise noch ein Gebet und danach klopft es auch und der
Bestatter ist vor der Tür. Man fragt mich, ob ich im Raum bleiben
möchte. Ja. Und ich bin mit der Schwester Lydia dabei, wie Herr M. M.
ganz vorsichtig anhebt, der Kopf liegt an der Hals-Schulter-Nacken-Seite
von Herrn M und M. wird in den vorbereiteten Sarg gelegt und zugedeckt.
Ich kann noch einmal ihn berühren und lege ihm noch drei Rosen mit
hinein. Der Sarg wird verschlossen und die Schwester und ich gehen
hinter dem Sarg her, aus dem Zimmer, das kleine Stück Flur und dann in
den Fahrstuhl.
Es geht hinunter und aus dem hinteren Eingang hinaus, wo der Wagen
wartet. Unser kleiner Trauerzug begleitet M., bis der Sarg in den Wagen
hinein geschoben wurde. Kurz bevor die Tür verschlossen wurde, kam noch B
und wir stehen in der Sonne bei Vogelgezwitscher und warten, bis der
Wagen die Einfahrt verlassen hat.
B. und ich gehen langsam ins Haus zurück, ich zeige ihr die öffentlichen
Bereiche des Hauses, wie den freundlichen Eingangsbereich, das helle
Treppenhaus, das Wohnzimmer, - den geschmackvollen, dezenten "Raum der
Stille", in welchem wir uns etwas länger aufhalten -, danach hoch in den
zweiten Stock mit der Wohnküche und dann das Zimmer. Hell und
freundlich ist es hier und die Vögel singen "wie verrückt".
Wir packen langsam die Koffer und ich sortiere noch aus, was im Hospiz
bleiben kann, wie etliche Schlafanzüge und auch der gesamte
Vorlagen-Vorrat. Die Medikamente. Wir verabschieden uns dann von den
Schwestern, der Hauswirtschafterin, einigen Angehörigen, welche in der
Küche waren und auch unten im Bereich Empfang und Pflege. Man gibt mir
noch den Kerzenstumpf mit.
Als wir im Auto sitzen, sagten wir beide, wie aus einem Munde, dass wir
zum S. Friedhof möchten und fahren am Altonaer Rathaus vorbei, die
Elbchaussee entlang. Der Wind hat die Elbe etwas aufgepeitscht und das
Wasser hat heute eine bräunliche Farbe.
Aber es herrscht ganz klare Luft und die Sonne scheint. Ein richtiges,
herrliches Ausflugwetter. Am Grab unserer Eltern klingelt mein Handy.
Bin aber nicht schnell genug. Es ist Pastor J. der sich mit mir
verabreden möchte. Er sprach auf den Anrufbeantworter und wird mich am
Abend noch anrufen.
Wir nehmen uns Zeit und fahren langsam durch die Stadt, machen noch
einen kleinen Umweg über den N. Friedhof, auf welchem das Grab von M.
Eltern ist.
Hier wird auch M. Urne beigesetzt werden. Wir stehen am Grab und es
donnern wieder einmal die Flugzeuge der nahen Startbahn über uns hinweg.
Es ist schon der richtige Ort für M.
Danach fahren wir nach Hause, essen eine Kleinigkeit und klönen noch
ausgiebig. Der Bestatter meldet sich für morgen, Mittwoch 18.03. - 15.00
Uhr an. Bin danach auch erschöpft - richte mich nur auf morgen noch
etwas ein.
Mittwoch 18.03.2009
Vormittags Ruhe - Anruf von Pastor J.
Da ich die Trauerfeier eh erst ab der 14. Woche, womoglich sogar später,
haben möchte, machen wir Besprechungstermin für den 25.03.2009 fest.
Pastor J. kann Dienstag bis Donnerstag.
Etwas Einkaufen.
Nachmittags ab 14.50 Uhr Besuch vom Bestatter. Sprechen bis 18.30 und
haben wohl alles bedacht. Nur der Termin steht noch nicht fest.
Friedhof N. hat Mittwochs Bestattungsruhe. Da geht höchstens etwas in
Ausnahmefällen. Nun, da haben wir ja wieder den "Bestatter vor Ort", der
die Monopol-Stellung hier hat. Kennen wir ja schon.
Es wird eine Urnen-Bestattung.
Blumen kommen von Gr. Ansonsten Bitte um Spende für das Hospiz.
Blumenschmuck für die Urne - helles Tuch um den Tisch drapiert, darauf
und unten Blütenblätter verteilt mit dicken Kerzen in Gläsern. Kleiner
Handstrauß für mich zum Nachwerfen und Korb mit Blütenblättern am Grab.
Gesteck mit Schleife von I und R. aus Halle.
Gehe seit 19.03.2009 wieder arbeiten. Was soll ich zuhause. Merke aber,
wie die Erschöpfung der 2.1/2 Jahre langsam aber sicher Raum gewinnt.
Mit Pastor J. am 25.03.2009 abgesprochen: Lieder - langes Gespräch von 09:40 bis 12.00 Uhr -Trauerfeier wird am 02.04.2009 sein.
Sonnabend 28.03.2009 mit Café M. Kaffeetrinken mit Kuchen und belegten Brötchen für nach der Trauerfeier abgesprochen.
Sonntag, 29.03.2009
Was soll ich machen? Habe Karte für eine Werkstatt-Vorstellung Ballett -
gehe auch hin- es tröstet ungemein. Schließlich war dies ein großer
Teil unserer Freizeit und unseres Lebens.
Am Nachmittag nach G.B. - Besuch des Abendgottesdienstes. Wunderschöne
Stunde mit herrlichem Sonnenschein durch die Glasfenster. Es macht mich
ruhig.
Montag 30.03.2009
Es gibt z.Zt nichts weiter zu organisieren. Versuche, den Feierabend
etwas erholsam zu gestalten. Muss mich erst einmal an die Tatsache
gewöhnen, dass zuhause niemand wartet.
****
Donnerstag 02.04.
Hole R. um 11.00 vom Hauptbahnhof ab. Wir essen zu Hause eine
Kleinigkeit. Frau S. will uns um 13.30 Uhr abholen und wir fahren dann
gemütlich und langsam nach Ni.
Es ist noch immer bestes Frühlingswetter. Die Bäume blühen. Die Vögel zwitschern.
Wir sind ziemlich früh da.
L. läuft uns gleich bei Meyer über den Weg. So ist die Kleinstfamilie
schon mal beisammen und Tante U. und K fahren an uns vorbei, suchen
einen Parkplatz.
Langsam trudeln dann alle ein.
Ich begrüße draußen schon einmal jeden neu ankommenden.
Überraschungsgäste sind die Brüder W. und H. E. (Hatte uns getraut) mit
ihren Frauen und Onkel E. und Le.
Ich freue mich sehr, dass so viele an M denken und ihn und auch mich auf
seinem letzten Weg begleiten. Herr Schm. bittet mich vorab in die
Kapelle -
Der Urnenschmuck (Ranunkel) und das in Auftrag gegebene Gesteck sind
wunderschön in kräftigen Farben gehalten. Die Urne steht auf einem
runden Tisch, der mit hellbeigefarbenen Tuch bedeckt ist. Ein
königsblaues Tuch in darüber drapiert. Rundherum sind Rosenblätter
verstreut und ca. 16-20 Windlichter mit dicken weißen Kerzen leuchten
auf dem Fußboden. Ein sehr harmonischer Eindruck.
Die Urne - mittelhelles Eichenholz - wirkt richtig erdverbunden. Es gibt
noch dies und das wegen der Musik zu klären. Sind aber alles keine
Probleme.
Wir sind eine richtig große Trauergesellschaft und ich sage noch zu
Herrn Schm., dass die Stuhlreihen noch etwas Beinfreiheit brauchen, denn
wir werden sicher mindestens auf jeder Seite zwei Reihen, wenn nicht
sogar drei besetzen.
Dies wurde dann gleich noch gerückt und alles war dann in Ordnung.
Pastor J. hat von mir als Erstes einen Geburtstagsglückwunsch bekommen. Auch das ist wichtig und gehört dazu.
Pünktlich um 15.00 Uhr begeben wir uns in die Kapelle und erleben einen
fesselnden Trauergottesdienst. Ich bin voll auf die Rede konzentriert,
doch leider bleibt wieder einmal nicht soviel im Kopf hängen. Zu
angestrengt und so vollgestopft ist der Kopf und irgendwie, auch wenn
man ruhig sein will, ist doch alles so aufregend und bis ins tiefste
Innerste bewegend.
Pastor J. spricht so lieb von M. und ich nehme seine Fürsorge auch für
mich gern an. Wir hören Orgelmusik, hören die Arie der Agathe aus dem
Freischütz "Leise, leise", singen auch "So nimm den meine Hände" und
hören am Schluß "Guten Abend, gute Nacht" - eines der Lieder, die ich
Manfred am letzten Tag abends noch vorgesummt hatte.
Dann war der Gottesdienst zu Ende und Herr Schm. kam mit der Urne auf mich zu.
Ich nickte und war bereit, sie zu tragen. Herr Schm. stellte mir die
Urne auf meine geöffneten Handflächen und ich kippte sie etwas an und
hatte sie gut im Griff. Nun konnte unser letzter gemeinsamer Weg über
den N. Friedhof gehen.
In meinem Sinn lief ich den Sonnenhang zur Sajathütte, den ich im Geiste
schon so oft gelaufen bin, mit seinen Steigungen und auch mit seinen
horizontalen Wegen, hoch, Mal war das Gefühl mächtig, ich müsste bergan
gehen, dann ging es nach etwas Zeit wieder etwas leichter und geradeaus.
Im Kopf hatte ich die ganze Zeit das Lied "vom Weg, der nicht mehr
zurückführt", aus der Winterreise von Schubert. Ich sah nichts rechts,
nichts links, war dankbar, das Pastor J. und Herr Schm. neben mir gingen
und mir schon deshalb nichts passieren konnte. -
Vorweg ging ein Herr vom Bestatter und zeigte die Richtung an. Der Weg
über den Friedhof war nicht zu lang und wir kamen gut am Grab an. Herr
Schm. entfernte behutsam den Urnenschmuck und ließ die Urne langsam
hinunter in die Gruft.
Die Streublütenblätter wurden neben die Gruft gestellt und Pastor J.
sprach die letzten Worte und dann mit uns zusammen das Vaterunser.
Die drei Schaufeln Sand.
Und dann der Beistand von ihm für mich.
Ich lege meinen Strauß behutsam neben der Gruft nieder und nehme eine
handvoll Blütenblätter und lasse sie langsam auf die Urne fallen.
Die 3 Schaufeln Sand werden schwer.
Noch einmal ein Blick nach unten, noch einmal ein Kuss in Gedanken und
ein "ihdl" für M., dann wende ich mich ab und gehe mit Pastor J. zum
Ende der Grabreihe und aus dem Reihengrab hinaus.
Jeder der großen Trauergesellschaft nimmt nun Abschied, kommt noch
einmal zu mir und geht dann auch langsam zum Friedhofsausgang Richtung
Cafe M. -
Und dieser ganze Nachmittag noch immer bei schönstem Wetter - es ist kaum zu fassen!!!.
Pastor J. verabschiedet sich - Er ist meinerseits entschuldigt - hat
schließlich Geburtstag. Ich glaube, er wäre sonst wirklich gern
mitgekommen.
Ich gehe mit Herrn Schm. noch einmal an das Grab, wir werfen beide noch
ein paar Hände Blütenblätter hinein und sprechen noch kurz miteinander.
Danach gehen wir alle in Richtung Café M. und freuen uns schon auf eine gute Tasse Kaffee mit belegten Broten und Kuchen.
A. und Ingeborg E. sitzen draußen und rauchen und auch K. und Tante U. sind da.
Wir gehen dann gemeinsam hinauf und haben ein paar ganz nette Stunden dort zusammen.
Um 18.30 haben R. und ich dann Café M. als letzte verlassen und BS uns nach Haus gefahren.
An diesem Abend bin ich dann kurz nach 21.00 Uhr erschöpft ins Bett gesunken und habe richtig lange geschlafen.