Alles anzeigenSpät am Abend noch:
Was ich mit meinen bescheidenen Kenntnissen und in kurzer Zeit herausfinden konnte, ist, dass es keinen gemeinsamen Katalog von wissenschaftlichen Arbeiten in der Urologie gibt, den man nach Stichwörtern hätte durchsuchen können: Nieren - Nachtmodus - Hormon - Dünndarm usw. Da wären dann auch unsere urologisch bewanderten Administratoren wohl überfordert gewesen.
Ich bin, so gut ich konnte, der Frage selbst nachgegangen, ob vom Dünndarmabschnitt, der zur Bildung einer Neoblase vom übrigen Darm (bis auf die Blutversorgung) abgetrennt wurde, ähnlich wie bei einer intakten Harnblase, noch Signale an die Hirnanhangdrüse ausgehen können, wo das Adiuretin (ADH) gebildet werden kann, das die Menge und Konzentration des nächtlich gebildeten Urins in den Nieren reguliert. Die Antwort kann, natur- und erfahrungswissenschaftlich gesehen, nur NEIN lauten. Nervlich ist die Neoblase ja abgetrennt, nur über den Blutkreislauf gibt es Verbindungen. Hormone, die im unteren Dünndarmabschnitt noch gebildet werden könnten, betreffen einmal die Sekretion von Magensäure und zum anderen das blutbildende Vitamin B12. Auch vom etwas geheimnisvollen "enterischen Nervensystem" des Darms profitiert ein Mensch mit Neoblase nicht mehr. Diese Nervengeflechte wären aber auch nur für Durchblutung und Beweglichkeit des Darms zuständig gewesen.
Auch mit intakter Harnblase war es zuvor ja so, dass sie über Nerven in der Blasenwand mit dem Gehirn lediglich über den Füllstand kommunizieren konnte. Die Regulierung der Menge und Konzentration des Urins obliegt einem Tag-Nacht-Rhythmus, der nach der Kleinkindphase ausreift und Einnässen verhindern kann.
So viel zur Theorie; nun mache ich mich bettfertig und bin gespannt, wie es laufen wird. Ich trinke schon weniger und sorge notfalls auch schon wieder mit dem vertrauten Katheter vor... Dabei hatte ich nach dem letzten Eingriff die Hoffnung, nun darauf verzichten zu können.
Gute Nacht, urologische Patientenschaft!
Uro Thelius
Hallo Uro Thelius,
Der Urin wird durch ein Hormon aus der Hirnanhangdrüse konzentriert . Die Nieren tun ihre Arbeit gern in der Nacht ab ca. 2 Uhr. Das Herz/kreislaufsystem ist dann in der Ruhephase und jetzt kann die Niere loslegen. Jemehr Flüssigkeit also im Kreislauf und je weniger Abbauprodukte aus der Nahrung im Blut umso unkonzentrierter ist der Urin. Die Steuerung erfolgt über die Hirnanhangdrüse. Diese Zusammenhänge hat mein Mann aus eigener Erfahrung sammeln können, ihm wurde vor vielen Jahren ein Hypophysentumor entfernt. Er bekommt das Hormon über ein Nasenspray . Wenn er es nicht nimmt trinkt er 10-15 Liter Wasser am Tag, welches genauso schnell wieder ausgeschieden wird im wasserklarem Zustand. Das nennt man Diabetes insipidus.
Nun zu den Darmfunktionsstörungen nach Neoblasen OP. Es wurde von der Urologischen Klinik der MHH eine deutschlandweite Studie " Chronische Darmfunktionsstörung nach operativer Entfernung der Harnblase " im Jahr 2015 durchgeführt. Das Ergebnis ist meiner Meinung nach recht eindeutig . ist aber zu umfangreich um sie hier wiederzugeben. Hoffe dem einen oder anderen etwas gedient zu haben und wünsche allen noch einen schönen Abend
Gruß Karin51