Beiträge von Sporty

    Hallo,

    vom 4. bis zum 25.7.2016 war ich in Anschlußheilbehandlung nach einer Blasentumor-Op (Neoblase) in der Klinik am Kurpark in Bad Wildungen bzw. genauer, Reinhardshausen. Anbei mein etwas verspäteter Bericht über den Aufenthalt. Ich hoffe, er ist nützlich.


    Viele Grüße,


    Achim

    Lage

    Adresse: Ziergartenstraße 19, 34537 Bad Wildungen.

    Die Klinik am Kurpark befindet sich in Reinhardshausen, ca. 2-3 Km von Bad Wildungen entfernt. Insgesamt beherbergt die Gegend ca. 15 Rehabilitationskliniken. Landschaftlich gesehen ist die Lage der Klinik sehr schön.

    Die Klinik grenzt unmittelbar an einen weitläufigen Kurpark an, mit Verbindungs- / Wanderwegen nach Bad Wildungen.

    Geht man durch den Park nach Reinhardshausen findet man an der Hauptstraße des Orts viele Restaurants, Cafés und Geschäfte (u.a. einen gut sortierten Tabaks- und Zeitschriftenladen). Man ist diesbezüglich nicht von der Außenwelt abgeschnitten.

    Anreise, Unterkunft

    Ich wurde von einem Freund am Vortag mit dem Auto gebracht (ca. 400 Km). Wir haben uns beide in eine Pension in Reinhardshausen einquartiert. Ich hätte mein Zimmer in der Klinik gegen Aufpreis auch am Vortag belegen können- die Rezeption ist jedoch nur bis 16 Uhr besetzt -unsere Ankunft war gegen 20 Uhr, da war die Pension die bessere Wahl.

    Die Pensionszimmer waren einfach aber sauber, der Empfang herzlich. Der Zimmerpreis incl. Frühstück in den meisten Pensionen beträgt (Stand 2017) im Schnitt 34.-

    Abends sind wir nach Bad Wildungen etwas essen gegangen (heute würde ich Reinhardshausen bevorzugen; es gibt da durchaus nette Essensmöglichkeiten in der Nähe von Pension und Klinik).

    Angehörige können sich für die Dauer der Reha in der Klinik für m.E. 60.- „Vollpension“ mit einquartieren. Meines Wissens ist in diesem Preis auch die Nutzung von Sauna, Schwimmbad u.ä. mit eingeschlossen.

    Empfang in der Klinik

    Ich habe mich an der Rezeption angemeldet. Das erste, was ich bemerkte war der entspannte, „kundenorientierte“ Umgangston. Man wird eher wie in einem Hotel empfangen. Angenehm!

    Anmerkung: Das soll keine Kritik am Krankenhaus sein. Eher war es für mich ein Hinweis darauf, wie unterschiedlich die Situation in Rehaklinik und Akutkrankenhaus doch ist!

    Die Rezeption drückte mir einen Fragebogen (den ich zuvor schon per Post erhalten aber vergessen hatte mitzubringen) sowie ein Informationblatt in die Hand. In diesem stand bereits der Arzttermin zur Erstaufnahme (am Tag der Ankunft) sowie ein Labortermin zur Blutabnahme (am zweiten Tag) drin. Des weiteren wurde ich über die „Funktionsweise“ des Terminsystems bei den Anwendungen informiert (dazu mehr später).

    Nach kurzer Wartezeit wurde ich von einer Mitarbeiterin abgeholt und in mein Zimmer geleitet. Erwähnenswert: Man bot mir auch an, mein Gepäck aufs Zimmer zu bringen.

    Inneneinrichtung

    Die Inneneinrichtung der Klinik war modern, gepflegt. Die Zimmer werden vor Bezug penibel gereinigt und desinfiziert. Die Einrichtung meine (standard)- Zimmers war gut, zweckmäßig und ebenso neueren Datums, mit LCD-TV, Minikühlschrank und Balkon. Auf dem Balkon stand ein Gartenstuhl zum Relaxen und Sonnen. Das Badezimmer war gepflegt und mit Badewanne ausgestattet.

    Aufnahmetermin beim Arzt

    Meinen Arzttermin hatte ich bei einem der Stationsärzte, einem netten bulgarischen Arzt, Dr. Baliev. Er ging unter Zuhilfenahme eines Fragbogens detailliert auf Gründe meiner Anwesenheit in der Klinik und meinem aktuellen Gesundheitszustand (Defizite, Schmerzen, seelisches Befinden usw.) ein. Am Ende erklärte er mir, daß er einen Behandlungsplan für mich erstellen werde. Die Therapieeinheiten würde ich in meinem Schließfach im Eingangsbereich vorfinden. Ich solle am besten täglich nach jeder Mahlzeit einen Blick ins Fach werfen. Falls sich Änderungen ergäben würde ich diese immer zeitnah dort vorfinden. Im Lauf meines Aufenthalts habe ich tatsächlich immer wieder aktualisierte Pläne erhalten -immer mit genügend Vorlauf, nie jedoch sind Anwendungen ausgefallen.

    Man erhält am ersten Tag einen Patientenbogen, in dem einige Meßwerte über die Dauer des Aufenthalts einzutragen sind. Darunter fallen

    - Puls, Blutdruck, Gewicht (selbst am besten täglich zu ermitteln)

    - Wasserverlust in Einlagen (Gramm) bei Inkontinenz (wird 1 Mal je Woche vom Labor errechnet und mitgeteilt)

    - Puls und Blutdruck vor und nach dem täglichen „Onkowalking“ (Gehen durch den Park, 1,3 Km)

    Visiten

    Zweimal die Woche war Visite durch den Stationsarzt, der auch die Aufname durchführte angesagt. Man sollte ruhig mal 50 Minuten auf die angegebene Zeit rechnen („worst case“). Es gibt deutlich weniger Ärzte je Patient als in einem Akutkrankenhaus. Die Visite selbst war bei mir eher kurz, man könnte sagen oberflächlicher als in der Klinik -ich hatte allerdings auch keine spezifischen Nachsorgethemen. Wo angebracht wurde dennoch durchaus auf „meine“ Probleme (Neoblase entleeren? Blut- und Urinwerte / Bakterien?, Gewicht, physische Form usw.) eingegangen. Auch wurde auf Anfragen / Bitten ein Auge auf relevante Punkte geworfen, so wurde z.B. mehrmals eine Ultraschallanalyse von Blase und Nieren durchgeführt. Wegen eines Bakterienbefalls erhielt ich Antibiotika. Der Verlauf wurde regelmäßig bis Ende der Reha geprüft, bewertet und im Abschlußbericht festgehalten.

    Medikamentenausgabe

    In Gebäude 1 gegenüber dem Hauptgebäude befindet sich die Medikamenten- und Hilfsmittelausgabe. Auf dem Informationsbogen, den man bei Ankunft erhält stehen u.a. die Uhrzeiten, zu denen die Ausgabe stattfindet.

    Wichtig: Einlagen gehören zu „Medikamenten“. Unbedingt den persönlichen Patientenbogen bei der Ausgabe dabeihaben! Jede Ausgabe wird im Bogen auf der letzten Seite vermerkt.

    Auch gut zu wissen: Hat man die Uhrzeit für die Ausgabe mal verpaßt kann man einen individuellen Termin mit Pfleger(in) vereinbaren. Keine Angst vor Einlagenmangel!

    Sozialdienst

    Ich habe nach Erhalt des Behandlungs- / Terminplans mit Zufriedenheit festgestellt, daß ich automatisch auch einen Termin beim Sozialdienst der Klinik hatte. Hier wurde mir kompetent beim Ausfüllen diverser Anträge der Rentenversicherung (Übergangsgeld, Behindertenausweis..) geholfen!

    Essen

    Das Essen findet in einem großen Speisesaal statt. Als „Neoblasenpatient“ gab es für mich „leichte Vollkost“ während andere Patienten „Vollkost“ erhielten. Allgemein gab es die warme Mahlzeit mittags während abends Brotzeit angesagt war. Die Klinik kocht selbst; es gibt eine Lehrküche, aus der auch Kuchen für das örtliche Café kommen. Die Küche legt viel Wert auf lokale Herkunft, Qualität der Zutaten und die eigene Zubereitung. Ich empfand die Qualität der Lebensmittel als sehr gut, die der Küche ebenfalls, auch wenn -den Umständen geschuldet- die Würzung der Gerichte etwas „krankenorientiert“ sind. Es wird einem ein fester Platz an einem Tisch zugewiesen.

    Apropos satt werden: Keine Angst, man nimmt sich so oft so viel man mag :)

    Gut: Allergien und / oder Krankheiten (Diabetes) werden berücksichtigt und in den individuellen Speiseplan eingebaut.

    Gut auch: Nicht nur die Funktionsweise der Küche und der Speiseabgabe (wo steht was, an wen wendet man sich, was tun bei Abwesenheit..), auch die persönliche Diät wird einem im Rahmen einer kleinen Führung bzw. von einem Mitarbeiter / einer Mitarbeiterin persönlich erklärt!

    Anmerkung: Wenn man nicht innerhalb der vorgesehenen Zeiten zum Essen kommt ruft jemand auf dem Zimmer an und erkundigt sich nach dem Befinden.

    Möchte man nicht zum Essen kommen weil Besuch da ist (und man außerhalb des Klinikgeländes ist) trägt man sich ein -dann weiß zum einen die Klinik Bescheid, zum anderen können die Gerichte entsprechend disponiert werden.

    Therapien

    Ich habe in den drei Wochen folgende Therapien genossen:

    - Beckenbodengymnastik, täglich

    - Beckenboden-Feedbacktraining (2 mal)

    - Koordinationstraining, jeden zweiten Tag

    - Hockergymnastik, jeden zweiten Tag

    - Gerätetraining unter Anleitung / Aufsicht (jeden zweiten? Dritten Tag)

    - „Onko-Walking“ - 1,3 Km Rundgang durch den Kurpark (täglich)

    - Muskelrelaxation nach Jacobsen (einmal je Woche)

    - Wasserdüsenmassage: Man liegt auf einer Art Wasserbettliege; von unten massieren, durch eine Gummiauflage getrennt Wasserstrahlen aus beweglichen Düsen den gesamten Rückenbereich von oben nach unten (3 mal). Man bleibt Trocken :)

    - Warmes Bad (2 mal)

    - Wärmestrahlentherapie: Wärmelampe auf unteren Rücken, Nierenbereich (2 mal)

    - Wärmepackungen (2 mal)

    - ..falls ich etwas vergessen haben sollte trag ich es nach

    Anmerkungen zu den Therapien: Mir persönlich haben die täglichen Beckenbodentrainings extrem geholfen. Von „oben rein, unten raus„ nach der OP konnte ich mich auf „99% dicht tagsüber und etwas Verlust nachts“ verbessern. An dieser Stelle explizit eine Ermutigung an Patienten, die ebenfalls dieses Symptom haben! Der „Wasserverlust“ in Gramm wird jede Woche anhand der Einlagen gemessen und im Patientenbogen vermerkt. Das hilft einem, (hoffentlich) gespürte Fortschritte auch anhand objektiver Zahlen zu verifizieren. Das zweite sehr hilfreiche Training in diesem Zusammenhang war das „Feedbacktraining zur Beckenmuskulatur“. Man sitzt auf einer Art Ergometer, bei dem ein Sensor die Beckenbodenmuskulatur abtastet. Auf einem Bildschirm sieht man den Ausschlag in y-Werten von 0 bis 100% auf einer Kurve (x ist die Zeit), den ein Anspannen der Beckenbodenmuskulatur verursacht. Damit werden insbesondere die Anweisungen der Therapeuten wie „leicht anspannen“, „halbe Kraft“ und „voll anspannen“ greifbar! Falls nicht auf dem Therapieplan unbedingt anfordern (war bei einem Patienten der Fall).

    Gut: In den einzelnen Übungsstunden können sich mal 2 Therapeuten abwechseln, die Betreuung ist in jedem Fall dennoch konstant. Im Lauf der Zeit wechseln natürlich die Teilnehmer aufgrund der unterschiedlichen An- / Abreisen. Im Wesentlichen ist es jedoch wie beim Eingeschult werden: Man trifft auch hier auf die Kerngruppe von Mitpatienten, teilweise auch Tischnachbarn, die mit einem angekommen sind.

    Gut auch: Auch bei Umplanung von Terminen fanden Termine immer am planmäßigen Tag statt!

    Anmerkung: Die Therapeuten verwenden in den Übungen nicht viel Zeit auf individuelle Dinge -“Wehwehchen“?- einzelner Patienten. Die Zeiten wurden sehr genau eingehalten, die Einheiten routiniert / professionell durchgeführt -woran ich nichts schlechtes fand. Was ich etwas vermißt habe ist quasi ein Hinweis auf die Möglichkeit, solche Dinge im Rahmen von Individualterminen ansprechen zu können.

    Freizeit

    Die Anwendungstermine beginnen teils um 7 Uhr (1 Übung vor dem Frühstück) bis etwa 15- maximal 16 Uhr. Es gibt kurze und lange Tage. Somit wird man am Nachmittag in die Freizeit entlassen.

    In Gebäude 1 gegenüber dem Haupteingang gibt es ein Billard und einen Bastelraum.

    Im Hauptgebäude gibt es einen Klavierraum!

    Ich erwähnte bereits die ansprechende Lage der Klinik (Park) und die fußläufige Nähe von Einkaufs- und Essensmöglichkeiten.

    Direkt an der Klinik gibt es eine Haltestelle der Buslinie 1, mit der man nach u.a. Bad Wildungen kommt.

    Gut auch: In der Klinik, im Eingangsbereich, gibt es ein Café. Dieses möchte ich lobend erwähnen. Es wird von der Klinik betrieben und mit hausgemachtem Kuchen versorgt. Die Preise sind moderat, die Einrichtung hell und die Bedienung freundlich!

    Vorträge

    Ich habe im Lauf meines Aufenthalts u.a. folgende Vorträge im Plan gehabt und größtenteils wahrgenommen:

    - Ziele der Rehabilitation

    - Ernährung (I, II, III)

    - Positive Wirkung von Sport und Bewegung bei Krankheit

    - Prostataeingriffe und Folgen / Risiken (nicht teilgenommen)

    ..

    Gut: Die Vorträge wurden überwiegend von Personen durchgeführt, die es gewohnt sind, vor Publikum zu sprechen und waren dementsprechend professionell. In einigen wenigen Fällen wurden m.E. Einwürfen von Patienten mit individuellen Fragen / Anmerkungen zu viel Platz eingeräumt, was sich negativ auf den „roten Faden“ des Vortrags auswirkte.

    Schlecht: Obwohl Präsentationen („Powerpoint“) zu Hilfe genommen wurden war esnicht möglich, das Vortragsmanuskript -auch meinetwegen schreibgeschützt in PDF-Form.- zu erhalten. Das kenne ich aus der Arbeitswelt anders und fand es schade; ich hätte ein Überlassen der Vortragsinhalte als sehr hilfreich nach der Reha empfunden. Begründet wurde dies mit „nicht auf Urheberrechtsicherheit geprüfte Verwendung von Bildern“.

    Verschiedenes

    Es gibt ein Büro „Terminplanung“, in dem man anwendungsterminbezogene Anliegen und individuelle Terminwünsche (z.B. mit einem Arzt) vorbringen kann. Diese werden i.d.R. dank eines computergestützten Terminsystems sehr professionell „eingeschoben“ und in den eigenen Terminplan eingebaut. Man findet seine Termine dann im eigenen Postfach.

    Apropos Postfach: Dort landen alle Dokumente, auch Postkarten und Briefe von außen.

    Im Untergeschoß gibt es einen Raum, in dem man den Puls, Blutdruck und Gewicht messen kann. Man wird angehalten, diese Messungen regelmäßig durchzuführen und im Patientenbogen einzutragen.

    Ich habe mitbekommen, daß auch bestimmte ärztliche Nachsorgen in der Rehaklinik durchgeführt wurden. Wieweit diese Eingriffe gehen vermag ich nicht zu sagen.

    Ich hatte um einen Termin bei der Chefärztin, Frau Dr. Lisa Strauß, gebeten. Die Terminplanung erfolgte reibungslos.

    Die Zimmer werden jeden Tag geputzt.

    Die Klinik ermuntert ausdrücklich die Abgabe von Bewertungen u.a. im Internet.

    Fazit

    In meinen Augen verdient die Klinik am Kurpark 4-5 von 5 Punkten. Der reibungslose und professionelle Ablauf ohne Ausfälle, der freundliche Ton und das gepflegte „Ambiente“ haben mich überzeugt. Abzug gebe ich, weil mir keins der in den Vorträgen verwendeten Materialien übergeben wurde. Die dort enthaltenen Tips und Quellen wären sehr hilfreich gewesen. Auch in Zeiten von „Digital“ und aufgrund meiner eigenen Erfahrung aus der Arbeitswelt, wo die Überreichung von Unterlagen quasi Pflicht ist kenne ich das anders. Daß die Klinik dies ändern möge wäre mir ein Anliegen als Patient. Ansonsten: Weiter so!:)

    Hi,


    ich kann es teilweise bestätigen.


    2017 OP, Intervall 3 Monate.

    Anfang 2019 Verlängerung auf 6 Monate....Uups lokaler Lyphknoten 10mm gesichtet

    Ende 2019 OP (minimalinvasiv), seitdem auf 3 Monate zurückgestuft

    Ende 2020 Nix Neues; Rat vom Uro: Erst mal strecken auf 4 Monate, CT Abdomen mal durch MRT substituieren

    Das wird März 2021 sein. Mal gucken


    Viele Grüße und alles Gute,


    Achim

    Zitat von rainer Hallo Julia1287 ,
    das Krankenhaus ist auch nicht unbedingt die erste Adresse für das danach. Die sehen zu das die Patienten nach der OP schnell auf die Beine kommen und dann wird entlassen.
    Ich hoffe das dein Stiefvater sich für eine Anschlußheilbehandlung entschieden hat, ansonsten wird es sehr schwer werden schnell eine Kontinenz zu erreichen. Während der AHB wird im gezeigt auf was zu achten ist, Beckenbodenübungen sind täglich angesagt. Es heißt jetzt den letzten verbliebenen Schließmuskel zu trainieren, der wichtigste, der der für den Verschluß der ehemaligen Blase zuständig war wurde bei der OP entfernt.


    Beckenbodentraining ? wie geht das ? Das kannst du hier nachlesen


    Weitere Videos zur Inkontinenz: Hier klicken


    Ich weiß nicht inwieweit dein Stiefvater die Inkontinenz schon im Griff hat, denke aber das es einfach nur laufen wird, da sind erstmal Intervalle überflüssig. Die neue Blase fasst nach der OP nicht mehr als 80 ml, das ist verdammt wenig. Möglichst lange einhalten, damit die neue Blase etwas gedehnt wird. Bei mir waren es nach der AHB gerade mal um die 200 ml.. (jetzt nach 16 Jahren 800 ml)


    Also noch mal: Nur Beckebodentraining hilft, daszu nicht bei jedem Harndrang sofort auf die Toilette, auch mal eine Stunde versuchen den Urin zu halten.. dabei aber nicht übertreiben..


    Gruß Rainer
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    Hallo,


    als bei mir am letzten oder vorletzten Tag im Krankenhaus der Katheter gezogen wurde war ich auch etwas unvorbereitet bis geschockt. Große Aufklärung war da m.E. nicht. Das hieß für mich: Oben rein..unten raus! Da war nix mit entscheiden, in welchen Intervallen...Ich bin mit einem Notset an Einlagen nach hause und von da nach 3 Tagen in die Reha gefahren. Ab da wurde sich kompetent um das Thema gekümmert. Beckenbodentraining stand jeden Tag auf dem Plan, wöchentliches Wiegen des "Verlusts" diente dazu, den Fortschritt zu dokumentieren. Drei Wochen Beckenbodentraining machen viel aus und haben bei mir viel bewirkt! Ich meine, von einer 3stelligen Milliliterzahl blieb am Ende der Reha eine kleinere zweistellige übrig.


    Natürlich war ich danach nicht dicht und es gab unangenehme Situationen des Nachts. Es hat Monate gedauert, bis sich alles normalisiert hat (soweit man das so ausdrücken kann). Den Beckenboden mußte ich jedoch nie mehr trainieren.


    Ich klopfe bei der Sache immer noch auf Holz, aber darf auch sagen: Ich bin heute so "dicht" (annähernd 100%) wie man das ohne den inneren Schließmuskel sein kann.


    Viele Grüße und besten Mut!!


    Achim








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    Hallo,


    das mit dem nachts aufstehen, ja das ganze Blasengefühl kommt schon noch in ruhiges Fahrwasser -ich kann natürlich nur meine persönliche Geschichte wiedergeben.


    Ich kann tagsüber 2, 3, 4 Stunden ohne pinkeln, je nach Situation. Ich wache nachts auf wenn die Blase etwas voll wird -ohne Wecker. Ich kann auch durchschlafen, das hängt aber schon seeehr vom Trinkvolumen am Abend ab. Dichtigkeit 99,9%.


    Wie lange es gedauert hat, bis mich meine eigene Blase nicht mehr überrascht hat d.h. das gesamte Körpergefühl incl. "Vertrauen" wieder erwartbar und sozusagen in ruhigem Fahrwasser war: Gut mehr als 1 Jahr.


    Außer daß man "drücken" muß ist alles wieder da.


    Guten Mut und das wird werden!



    Viele Grüße,


    Achim

    Hallo,

    es ist länger her, daß ich hier etwas gepostet habe. Anfang 2017 wurde bei mir ein G3-Tumor in einem Blasendivertikel festgestellt. Vor genau 3 Jahren wurde ich in den SHG-Kliniken Völklingen von den Ärzten Prof. Zwergel und Dr. Alles operiert und erhielt eine Neoblase.


    Ich schreibe, weil ich Leuten Mut machen möchte, die in einer solchen Situation oder vielleicht einer Phase der Entscheidungsfindung sind.

    Kuzum: Ich würde dieser OP jederzeit wieder zustimmen. Dies ist nur mein persönliches Fazit.


    Warum


    Der OP-Bericht (ich habe ihn heute morgen nochmal gelesen und es wurde mir dabei schon etwas schummrig) nannte als Ergebnis einen T3 G3-Tumor ("N1/8 V0 R0") d.h. mit Befall eines von 8 Lymphknoten. Es gab keine Alternative zu einer "großen" OP. Die Neoblase war dabei noch das "angenehmste" angestrebte Ergebnis.


    Ich hatte lange gegrübelt und schließlich 2 Beratungstermine, einen In der Uniklinik Mannheim, einen in der SHG Völklingen terminiert. Mannheim hatte große Fallzahlen und eine gute Reputation. Der Termin lief sehr professionell ab, man hatte "in 5 Tagen" einen OP-Termin für mich. Zu schnell! Einen Tag später war ich in Völklingen. Was hängen blieb war das menschlich sehr angenehme Gespräch mit dem Arzt hier, Prof. Dr. Zwergel. "Sie müssen nicht weit weg fahren um gut operiert zu werden".


    Ich wählte Volklingen und bereue die Entscheidung nicht.


    Es folgten 3 Wochen Krankenhaus, das Katheterziehen und die Feststellung "was oben reingeht läuft unten raus".
    Ich habe 10 Kilo an Gewicht verloren.
    Dann 3 Wochen Reha in Bad Wildungen "am Kurpark" (auch diese kLinik kann ich sehr empfehlen).

    Danach war ich "ziemlich dicht", wenngleich nicht zu 100% und mit Einlagen unterwegs. Aber was für ein Unterschied zum ersten Tag nach dem Krankenhaus!

    Es folgten 6 Zyklen Chemotherapie. Die waren nicht angenehm, aber man kriegt es hin. Ich konnte im Alltag alles selbst erledigen.


    Was soll ich sagen: Die Neoblase hat in der ersten Zeit immer wieder für leicht verändertes Empfinden, auch für Ängste gesorgt. Wie drück ich? Wird sie leer? Warum fühlt es sich heute anders an als letztens? Verstopft da was? Ich glaube, es hat anderthalb Jahre gedauert, bis das Empfinden konstant dasselbe war. Anders kann ich es nicht ausdrücken.


    Noch heute "flockt" es beim Wasserlassen.


    Aber, und das ist das Wichtige: Es fühlt sich heute so normal für mich an, daß ich fast keine Erinnerung mehr daran habe, wie es vorher war.

    Ich spüre, wenn die Blase voll wird -auch nachts, und wache auf. Ich wache NIE eingenäßt auf!
    Es gab NIE eine Verstopfung.
    Ich kann zwischen 2 und 4 Stunden locker "halten". Im Sitzen besser, beim Gehen / Laufen / Wandern..wird die Blase schneller voll.
    Wenn ich abends nicht zuviel trinke muß ich ein Mal oder gar nicht aufstehen um zur Toilette zu gehen.
    Ich habe keinerlei Einschränkungen im Alltag.
    Na gut, im Stehen pinkeln kann ich nicht ;)

    Ich jogge jeden 2ten Tag, fahre Motorrad und arbeite normal.
    Ich habe einen Schwerbehindertengrad von 80%.


    Onkologisch hatte ich einen Rückfall. Im November 2019 wurde ein verkapselter Tumor in einem Lyphknoten "hinter der Blase" rückstandslos entfernt. Die OP wurde minimalinvasiv per DaVinci-Roboter gemacht. "Keine weitere Maßnahme notwendig. Sie gelten als gesund". Ich hoffe...na mal sehen. Das beste halt.


    Vielleicht hatte ich, was die Neoblase angeht Glück. Ich möchte das nicht verallgemeinern.

    Aber an die gerichtet, die große Angst und Zweifel haben (und die hatte ich!!!!): Macht euch nicht verrückt! Das klappt!


    ..ich hoffe, auch wweiterhin. Auch für mich.


    Viele Grüße,


    Achim

    Hallo Hinderk,


    ich hatte das Glück, während der Reha bei der Messung des "Verlusts" (Gewicht der Vorlage einmal je Woche) von 200(?) g auf 40, dann 10g kommen zu können.

    Wie du habe ich jeden Tag Beckenbodentraining gemacht. Während der Reha waren die täglichen Gehausflüge das inkontinenztreibendste und damit größte Herausforderung. Ich konnte am Ende die 5er gegen die kleinen dreieckigen 3er - Vorlagen weintauschen. Für mich ein großer Erfolg. Man sagte mir sinngemäß auch "Schließmuskel wird trainiert und hält dann mehr oder weniger von selbst. Sie MÜSSEN nicht dauernd nachtrainieren!".


    Nun, gute 2 Monate und mehr nach Ende der Reha sieht meine Momentaufnahme wie folgt aus:


    - tagsüber fast 100% dicht -"fast"; Vorlage tragen ist eine leider notwendige Sicherheitsmaßnahme. Ich kann das mit dem "Schließmuskel hält auch ohne Training dicht" zu einem großen Teil bestätigen (s.u.)


    - nachts ist eine kompliziertere Story:

    - wenn ich am Abend nicht soviel zu spät trinke bleibt die Vorlage zu 95% oder fast ganz trocken -mini-Verlust nicht vermeidbar. Frauen lachen darüber :) . Ich stelle den Wecker auf zwei Stunden-Takte ein, teilweise 1,5 Stunden am Morgen. Der zwei-Stunden-Takt wurde mir wegen der Blasenfüllung empfohlen. Nun, dem Wasserpegel ist das egal. Mal kommt wenig, mal kommt Sturzbach (so ab 5-6 Uhr morgens..eigentlich wie früher). Bei mäßigem Trinken habe ich eine Chance, a) den Sturzbach => Pegel zu merken und b) Malheurs zu vermeiden

    - wenn ich zu spät zu viel trinke ist a) der Sturzbachmoment / der Füllgrad größer UND (wie bei dir) sucht der sich per Überlauf seinen Weg. Das kann sehr unangenehm werden, da, egal , ob ich es merke und wach werde oder mich der Wecker weckt der äußere Schließmuskel dem Druck nachgibt.


    Im Alltag oder auf Reisen kann das sehr einschränkend und blöd sein. Ich hoffe auf Besserung. Ich passe mich an. Dennoch bin ich mit diesem Ausgang der OP heilfroh und zufrieden (ich mach noch ne Chemo; anderes Thema).


    Viele Grüße,


    Achim

    Hallo,


    die Entlassung war bei mir ähnlich, sowohl was das Aha-Erlebnis der "Undichtigkeit" anging (irgendwie erschreckend) als auch die Verabschiedung von der Station, in der die Leute mich 3 Wochen lang betreut haben.


    ich habe 4 Tage später die AHB angetreten und kann nur sagen: Das mit der Inkontinenz wird sich ändern! Daumen hoch!


    Achim

    Hallo,


    ich versuche viel zu trinken, um die Neoblase schön zu spülen. Das kostet mich immer etwas Überwindung (bin ein notorischer Nichttrinker). Mit Sprudel / Kohlensäurehaltigem geht es mir leichter von der Hand mehr zu trinken.


    Ich habe allerdings das Gefühl, daß Kohlensäure in Getränken so'n bißchen das "Druckempfinden" in der Blase (wenn man das so sagen kann) verfälscht. Ist voll? Ist es nur Gas? Ist es "aufgebläht"?


    Vielleicht weiß jemand, was ich meine. Kann das jemand bestätigen?


    Vielleicht ne Blöde Frage, weil die Kohlensäure da unten gar nicht mehr ankommt ;)


    Danke!


    Achim

    Hallo,


    ich hatte diese OP im Juli. Trotz "Lernphase" im Umgang mit dem noch unbekannten, eigensinnigen Organ in den Wochen nach der OP funktioniert sie im Moment zusehends gut. Ich habe das Gefühl, das war/ist ein gegenseitiges Kennenlernen, Aktion-Reaktion, Vertrauensbildung sozusagen, Jedenfalls hoffe ich das ;)


    Freut mich sehr für dich, daß alles klappt!


    Viele Grüße aus SB,


    Achim

    Hallo,


    @Andreas: Der Befund lag zum Zeitpunkt meiner Entlassung nur mündlich vor (Chefarzt hat Pathologen angerufen).

    Als ich gestern beim Urologen war hatte der schon etwas mehr Informationen, diese aber auch nur telefonisch von der Klinik erfragt.


    Ich habe am Montag ein Gespräch in der Klinik zu Art und Ablauf der Chemo.


    Ich werde um eine Kopie des Berichts bitten (ich habe alle bisherigen Berichte und Unterlagen).


    Viele Grüße,


    Achim

    Hallo,


    vielen Dank!!!


    Bei der Entlassung hat der Prof. mir den bis dato nur mündlich / teilweise vorliegenden negativen Befund ("alle Schnittränder clean") mitgeteilt und "zur Sicherheit" eine adjuvante Chemo angeraten.


    Bis dahin: Alles OK. Die Neoblase läßt sich ganz gut an; die Chemo gab mir im Sinn von "zusätzlich etwas tun" sogar ein gutes Gefühl.


    Gestern beim Urologen lag der Befund vollständig vor; Der Urologe sagte in einem ernsten Ton, daß ein Lymphknoten positiv gewesen sei.


    Damit war das gute Gefühl verflogen. Das macht mir Angst.


    Achim

    Hallo,


    ich bin am 7.6. in die Klinik, für die ich mich entschieden hatte (SHG Kliniken Völklingen, Cherfarzt Prof. Dr. Zwergel) und wurde am 8.6. operiert.

    Am 28.6. wurde ich entlassen.


    Die 4 ersten Tage im Beobachtungszimmer waren nicht sehr angenehm..wie nach jeder größeren OP: Man ist schwach und recht immobil. Untenrum kommt einem alles etwas gebläht vor.

    Danach wurden sukzessive Dinge "abgezwackt" und ich wurde in ein normales Zimmer verlegt.

    Die restlichen 2 Wochen ging es merklich aufwärts. Die Neoblase wurde jeden Tag 3 Mal angespült und die Konsistenz des Harns geprüft. Der Schleimanteil nahm Zug um Zug ab und wurde am Ende als "gut" bezeichnet.

    Ich habe ab der zweiten Woche die Teemischung getrunken. ACC habe ich nicht verwendet.

    3 Tage vor Entlassung wurde der Blasenkatheter gezogen. Man ist etwas inkontinent, dagegen kann man soooo schnell ohne konzentriertes Training nicht ankommen. Die letzten 3 Tage wurde regelmäßig ein Ultraschall der Blase nach Entleerung gemacht, um zu prüfen, ob die Blase komplett entleert ist ("ja").


    ich bin nun 2 Tage zuhause. Zwischenstand: Bis auf leichte Schmerzen in der Bauchgegend (als hätte man zu viele Sit-Ups gelacht) spüre ich nichts. Ich kann normal essen und trinken. Ich trinke viel. ich gehe alle zwei Stunden auf die Toilette (auch nachts). Ich drücke im Sitzen auf den Bauch und "spiele" mit dem äußeren Schließmuskel. Ich kann die Blase nach wie vor komplett entleeren (heute Urologe).

    An Medikamenten nehme ich noch ca. 4-5 Wochen Heparin (Spritzen) und Nephrotrans.


    Am 4.7. trete ich die AHB in der Kurklinik in Bad Wildungen an.

    Ich werde wohl eine adjuvante Chemotherapie machen müssen: Zwar ist der pathologische Befund gut, jedoch war ein Lymphknoten von 4 rechts befallen.


    Achim


    P.S. Der Chefarzt (und Operateur) Prof. Dr. Zwergel war über den gesamten Aufenthalt "präsent", sei es in vor- und nach-OP-Gesprächen oder in der Visite, in der ich nach meinem Befinden befragt wurde oder mir die der Heilungsverlauf laut Labor & die nächsten Schritte mitgeteilt wurden. Das gleiche gilt für seinen Chefkollegen Dr. Alles, der "seine Patienten" (mehrheitlich Prostata-Patienten) in kurzer aber sympathischer Form betreut hat UND für die Stationsärzte, die immer auf meine Fragen zu Therapie / Erklärung / nächste Schritte eingegangen sind.

    Das Essen war hervorragend :)

    Die Pflegebetreuung war zum größten Teil sehr gut und engagiert..als Patient lernt man auch, WANN ein guter Zeitpunkt ist Dinge anzubringen und wann nicht, Einzig in den ersten 3-4 Tagen habe ich auf geringste "Pflegenotstandssituationen"/ Verzögerungen / Vergeßlichkeiten sehr sensibel reagiert und wurde hier und da auch unwirsch. Ich weiß, blöd; die Leute müssen sich um viele Patienten kümmern....aber wenn du immobil rumliegst und dir jemand sagt "sorry, grad keine Zeit" oder mal 15 Minuten vergehen bis jemand auf den Nottaster reagiert bist du halt stinkesauer. Unterm Strich jedoch: Vielen Dank und Kompliment an die Schwestern und Pfleger auf Station, die echt schuften müssen!!

    Hallo,


    für die AHB nach Blasenzystektomie (anstehend) scheint mir die Klinik am Kurpark in Bad Wildungen recht gut zu sein -die zweite angebotene "Vertragsklinik" meines Rentenversicherers ist die Staufenburgklinik in Durbach.


    Wahrscheinlich werde ich nach Krankenhausaufenthalt ein paar Tage zuhause sein und dann flott die AHB antreten.


    Ich hab vor, den Koffer vorher per Kurier hinsenden zu lassen und mich in den Zug zu setzen.


    Die Frage klingt vielleicht etwas seltsam: Schafft man das allein? Ist man nach Krankenhaus sozusagen autonom genug, die Fahrt samt Toilettengang mit Neoblase zu meistern?


    Vielen Dank!


    Achim


    P.S. Die Klinik im Schwarzwald ist wesentlich näher (zu SB: 2 Stunden gegenüber 4 Stunden); die Bewertungen klaffen jedoch extrem auseinander..zugunsten Reinhardshausen