Guten Abend zusammen, es war ein unsäglich beschwerlicher Weg, den mein Vater nach der OP (Blasen- und Prostataentfernung mit Anlage einer Harnleiter-Haut-Fistel) bislang gehen musste. Nach der Darmlähmung und einer 2. OP hat er auf der Intensivstation ein sog. Durchgangssyndrom entwickelt und dazu noch eine Lungenentzündung mit einem Krankenhauserreger. Das Durchgangssyndrom bewirkte, dass er sich eine Woche lang jede Nacht sämtliche Schläuche und auch die Schienen heraugerissen hat und deshalb auch jedes Mal neu verarztet werden musste, bis wir endlich die Erlaubnis bekamen, bei ihm zu übernachten.
Seine Anschlussheilbehandlung hat er leider im Durchgangssyndrom verbracht, hatte also nicht viel davon, da er mit Psychopharmaka stillgelegt wurde... wir hatten über Wochen ständig die Befürchtung, dass es jederzeit mit ihm zuende gehen kann, weil er auch immer kränker und schwächer wurde und nicht zu mobilisieren war. Da war das Urostoma fast schon das kleinere Problem.
Die Wende kam, als es mir mit viel Kämpfen gelungen ist, in einer kleinen, sehr guten Rehaklinik bei uns in NRW einen Reha-Platz für ihn zu bekommen, so dass er von der AHB direkt dorthin verlegt werden konnte. Von den 4 Wochen war ich dann unter sträflicher Vernachlässigung meiner Firma und meiner Familie 2 Wochen rund um die Uhr bei ihm. Gemeinsam mit den Therapeuten und einem hervorragenden, engagierten Chefarzt ist es meinem Vater gelungen, sich langsam aber sicher hochzuarbeiten. Zunächst im Rollstuhl, dann am Rollator, und nach 4 Wochen stabil und freihändig, kämpfte er sich ins Leben zurück.
Das Drama wurde zur Erfolgsgeschichte, denn nun ist er in seine Etagenwohnung zurückgekehrt und kann sein aktives Leben 15 kg leichter, ohne Bluthochdruck und Altersdiabetes fortsetzen. Der Gewebebefund sagt zudem aus, dass mein Vater 2 unterschiedliche Krebsarten hatte, ein papilläres Urothelkarzinom und ein Prostatakarzinom und das beide komplett entfernt und die Lymphknoten nicht befallen waren.
Mit den Schienen und dem Urostoma kommt er gut zurecht, er trinkt reichlich und versucht, durch gute Pflege und mit Naturheilmitteln (Cranberries und D-Mannose) der Infektionsgefahr entgegenzuwirken. Stimmt es, dass diese Form der Harnableitung immer mit einem erhähten Infektionsrisiko und Stauungsgefahr verbunden ist? Habt ihr vielleicht Tipps, wie man dem sonst noch vorbeugen kann?
Ich hoffe, dass unsere Geschichte Mut machen kann, auch in fortgeschrittenem Alter und auch bei Komplikationen nicht aufzugeben. Da sind neben den Betroffenen selbst auch die Angehörigen besonders gefordert, im Namen und zugunsten ihrer Kranken die Personal-Lücken in unserem teils katastrophalen Gesundheitssystem zu schließen, indem sie sich selbst praktisch einbringen, sich nicht abwimmeln lassen und sich als gleichwertige Partner im Helferteam behaupten.
Mir ist klar, dass ein 84-Jähriger irgendwann an etwas sterben muss, aber ich bin glücklich, dass mein Vater nicht unter solchen Umständen gehen musste!
Mandelauge danke ich nochmals herzlich für ihre Ratschläge und Empfehlungen, sie haben mir/uns enorm viel bedeutet. Und allen anderen für die liebevollen, aber auch kompetenten Kommentare.
Ich bleibe hier aktiv und werde fleissig weiterlesen und versuchen, auch unsere Erfahrungen weiterzugeben.
Allen wünsche ich viel Kraft auf ihrem eigenen Weg, mit herzlichen Grüßen!