Hallo Hinderk,
als ich deinen Bericht jetzt gerade gelesen habe, wurde ich unmittelbar in meine Krankenvita geschleudert. Wir haben ja fast zeitgleich die Neoblase bekommen, bei mir trat das erste Symptom (Blut im Urin) Mitte Mai 2016 auf, Anfang Juni war dann die TUR-B und Mitte Juli 2016 die Zystektomie.
Im Gegensatz zu dem Beginn deiner Geschichte, hat mich das ständige "Wasserlassenmüssen" seinerzeit gar nicht so sehr belastet, ich habe erst dann reagiert, als ich beim Stehpinkeln auf der Arbeit Blut im Urinal bemerkt habe. Erst da bin ich direkt zum Hausarzt gegangen.
Der hat mich untersucht, mir vorsorglich ein Antibiotikum verschrieben und mich sofort zum Urologen überwiesen. Der war direkt im Haus gegenüber, übrigens alle Ärzte in Köln waren für mich leicht fußläufig zu erreichen. Beim Urologen angekommen habe ich die Überweisung abgegeben und bei der Anmeldedame um einen Termin gebeten. Da war erst einer in vier Wochen möglich gewesen. OK, hab ich erstmal so hingenommen, wird ja nichts schlimmes sein. An eine Krebsdiagnose habe ich überhaupt nicht gedacht.
Zehn Tage später war ich nach der Arbeit bei einem guten Freund im Heimkino, fuhr nach Hause, und hatte plötzlich Kohldampf. Also bin ich rein zu Burgerking und wollte mir noch einen leckeren Chilli-Cheese Burger mit Pommes holen. Hatte aber plötzlich ein gewaltigen Harndrang und ging auf die Toilette. Was ich dann erlebte hat der Psychoonkologe nachher als traumatisches Erlebnis bezeichnet. Ich wollte also urinieren, hatte richtig starken Harndrang, es kam was raus, das war aber kein Urin, das war einfach nur reines Blut.
Mit sind die Lampen ausgegangen, ich lag am Boden, die Toilette muss ausgesehen haben als ob ich gerade versucht hätte einen Schimpansen zu skalpieren, denn der Boden und das Urinal war voller Blut. Ein Notarztwagen und sogar die Polizei ist gekommen, ich hätte ja auch überfallen worden sein können. Aber mit offenem Hosenschlitz?
Wie dem auch sei, ich wurde dann in die Notaufnahme von Hohenlind gebracht, und das war wohl das beste was mir passieren konnte. Dort hat man in Fachbereich Urologie die höchste Reputation in Köln und alles weitere lief seinen geregelten Gang, bei dem ich mich in deinen Schilderungen auch sehr wiedergefunden habe.
Anekdote zum Schluss noch: Es hat sich herausgestellt, dass der Urologe bei dem ich den Termin damals gemacht habe bis Ende 2015 leitender Oberarzt in der Urologie in Hohenlind war. Der Chefarzt von Hohenlind hat ihn wohl angerufen und gefragt, was ihn denn in ihn geritten sei, warum man beim Symptom "Blut im Urin" erst einen Termin für das Erstgespräch in 4 Wochen bekommt? Der Urologe, dessen Praxis ca. 100m von meiner Wohnung entfernt war, hat mich in der Zeit zwischen TUR-B und Zystektomie persönlich zu Hause aufgesucht und sich bei mir entschuldigt. Seit diesem Zeitpunkt war er der beste Arzt den ich je erlebt habe.
Toller Bericht Hinnerk. Wir kennen uns ja ein wenig aus dem Faden bezgl. deiner Schwerbehinderung. Wenn du Fragen hast...... einfach fragen.