Jetzt möchte ich auch noch einmal meinen Senf dazu geben. Ich habe ganz und gar nichts gegen Synergo oder andere Hyperthermiebehandlungen mit Mitomycin und ähnlichen Substanzen. Ich finde es aber gefährlich, sich von Einzelaussagen davon abhalten zu lassen, eine wirksamere Behandlung deshalb abzulehnen. Es mag eine Alternative sein, wenn ein BCG-Versagen vorliegt. Nach allem was man so weiß, ist mittels Hyperthermie angewandtes Mitomycin aber nicht oder nur unwesentlich wirksamer als eine normale Mitomycin-Behandlung. Sprich: Das Progressionsrisiko bleibt ungefähr da, wo es ist. Wenn nun der behandelnde Arzt meint, dass BCG das bessere Mittel ist, so will er genau gegen dieses Progressionsrisiko vorgehen.
Lieber McPower : Wenn Du Angst vor einer Schrumpfblase hast, dann bedenke bitte, dass diese nicht von heute auf morgen entsteht. Und auch nicht, wenn Du einmal BCG instilliert bekommst. Das ist ein langdauernder Prozess. Und selbst wenn nach so und so vielen Behandlungen die Gefahr einer Schrumpfblase besteht, kannst Du BCG abbrechen und ggf. auf Synergo wechseln.
Daher finde ich den oben gegebenen Rat gut, dass Du Dich zumindest bei einem seriösen Urologen informierst, Dir also eine Zweitmeinung mit guter Beratung über Chancen und Risiken von Synergo unter Ablehnung von BCG einholst. Dann könntest Du auch gleich eine normale Mitomycin-Instillationstherapie als Alternative ansprechen, evtl. etwas höher dosiert.
Bitte achte für die Zukunft, egal für welche Behandlungsmethode Du Dich entscheidest, auch darauf, die Nachsorgethermie einzuhalten und, falls möglich, die Spiegelungen mit Hexvix oder NBI durchführen zu lassen, da hier kleine Cis-Rezidive besser erkannt werden.
Bitte beschäftige Dich ausführlich selbst mit dem Thema. Ein guter Anfang sind die S3-Leitlinien, in dem der wissenschaftliche Stand gut zusammengefasst sind. Du wirst dort das Wort "Synergo" nicht finden, sehr wohl aber den Begriff "Hyperthermie". Hier einige Auszüge:
"6.37 Die adjuvante intravesikale Mitomycin-C-Behandlung unter mikrowelleninduzierten Hyperthermie Bedingungen ist ein experimentelles Verfahren und soll nur im Rahmen von prospektiven Studien angewendet werden."
"Hintergrund zu 6.37 Die prognostische Bedeutung einer mikrowelleninduzierten Hyperthermie (C-HT) begleitend zu einer intravesikalen Instillationstherapie wurde in einem systematischen Review untersucht [439]. Hierbei konnten die Daten von 22 Arbeiten extrahiert werden. Die am häufigsten unter Hyperthermiebedingungen untersuchte Substanz war Mitomycin-C (MMC). Drei Studien wurde zur Errechnung des relativen Risikos unter C-HT zusammengefasst. Hierbei handelt es sich um zwei retrospektive und eine randomisierte Phase-3 Studie. Die relative Risikoreduktion für ein intravesikales Rezidiv unter C-HT MMC wurde mit 59% errechnet (OR: 0.41, 95%-CI: 0.290-0.579) [440-442]. Ein Blasenerhalt konnte in acht für diesen Endpunkt berücksichtigten Studien bei 47.4%- 98.0% der Patienten erzielt werden (pooled bladder preservation rate: 87.6%). Von 357 ausgewerteten Patienten wurden 38 (10.6%) einer Zystektomie unterzogen, wobei dies lediglich bei einem Patienten aufgrund von LUTS-Beschwerden und bei einem wegen verminderter Blasencompliance (Volumendehnbarkeit) erfolgte. Die Nebenwirkungen (vornehmlich LUTS und Hämaturie) waren unter C-HT MMC höher als unter MMC alleine, jedoch meistens nicht limitierend für die Behandlung. Es wurden keine signifikanten Auswirkungen einer MMC-basierten C-HT auf die Progressionsraten berichtet, wobei in den meisten Arbeiten ein vorheriges BCG-Versagen keinen signifikanten Einfluss auf das Progressionsrisiko unter C-HT hatte. Tendenziell zeigte sich in den untersuchten Arbeiten ein geringerer Einfluss von MMC unter C-HT-Bedingungen auf die Progression als mit Mitomycin-C alleine. Aus den Daten des vorliegenden systematischen Review müssen folgende Punkte als wesentliche Limitationen der untersuchten Arbeiten aufgeführt werden: •Dosisunterschiede: In einer randomisierten Studie wurde bei Patienten mit intermediate- bis high-risk NMIBC 20mg MMC im adjuvanten Schema als prophylaktische Dosis nach kompletter TUR-B mit 20mg MMC unter C-HT verglichen [440]. Ferner ist zu erwähnen, dass aus derselben Arbeitsgruppe im Rahmen von Markerläsionsstudien 40mg MMC untersucht wurden. Diese Dosis scheint vor dem Hintergrund der bisherigen Empfehlungen zu MMC-Behandlung (40mg) im intermediate- bis high-risk NMIBC zu gering zu sein. • Unterschiedliche Risikokollektive: Die meisten Studien schließen Patienten mit einem weiten Risikobereich (intermediate bis high-risk NMIBC nach EORTC) ein. • Kurzer Nachbeobachtungszeitraum: Acht der 15 final ausgewerteten Studien haben ein medianes Follow-up von weniger als 24 Monate. Aufgrund dieser Limitationen muss das Risiko für einen Bias als intermediär bis hoch eingestuft werden."