Die Holländerin Prof. Dr. Marijke van Kampen von der Uni Leuven äußert sich mit vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wörtern insofern, als daß sie ein “kräftiges Beckenbodentraining” nicht nur empfiehlt, sondern regelrecht vorschreibt.
Außerdem rät die gute Frau von einem Einsatz von Biofeedback und Elektrostimulation eher ab.....
Ganz im Gegensatz zu der Aussage des Prof. Dr. Ulrich Otto von der Klinik Birkental in Bad Wildungen.
Dieser wiederum rät - nach ebenso vielen unverständlichen, weil medizinischen und daher überflüssigen Wortspielereien - zu einem geradezu entgegengesetztem Behandlungskonzept, bei welchem das Beckenbodentraining nur so sanft und “anstrengend wie ein Lidschlag” sein soll. Außerdem ist er ein Befürworter von Biofeedback und Elektrostimulation....
Jetzt frage ich euch : Wem soll ich als betroffener Laie nun glauben ??
Es ist doch Irrsinn, ein halbes Jahr oder gar ein Jahr lang den Beckenboden so wie von der Frau Prof. van Kampen empfohlen zu trainieren und dann - wenn sich kein Erfolg eingestellt hat - auf die andere Weise, nämlich nach der Methode des Prof. Otto, umzusteigen....
Da ich sowohl in derartig widersprüchlichen Argumentationen keinen Sinn sah als auch nicht der Meinung war, dass mir ein Ball, den ich mit meinen Füssen aufhebe oder meine Beine darauflege, sonderlich helfen würde, blieb mir nichts anderes übrig, als mir mein eigenes Beckenbodentraining zusammen zu stellen, nämlich :
10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel sehr schnell und sehr stark anspannen, diese Anspannung ganz langsam ( ca 10 sek. ) lösen und dazwischen immer 10 sek Pause, ( Sturmflut )
danach, nach einer Pause von ca. einer Minute, jeweils 10 mal nacheinander den Beckenbodenmuskel langsam ( innerhalb von 5 sek ) mit mittlerer Kraft anspannen und innerhalb von 5 sek. wieder lösen, zwischen diese Übung immer eine Pause von ca. 10 sek.
( Ozeanbrandung, lang und kräftig )
dann, nach einer Pause von einer Minute, jeweils 10 mal ein kurzes, leichtes Anspannen über eine Zeit von 3 sek., dann 3 sek. lang lösen, dazwischen immer eine Pause von ca, 5 sec
( Ostseebrandung, leicht und schnell )
zu guter Letzt ein “Flattern” des Beckenbodenmuskels, schnell und ganz leicht anspannen und wieder lösen, ca. 100 mal hintereinander ( ähnlich dem beschriebenen Lidschlag des Prof. Otto )
Die ganze Übung nimmt ca. 12 bis 14 Minuten in Anspruch
Man muß nur dranbleiben und auf gar keinen Fall aufgeben!
Vor allem der Kopf muß mitmachen !! Die Muskeln sind ja vorhanden.....
Mir war nach der OP angeraten worden, dieses Programm anfangs sogar dreimal täglich durchzuführen ( was ich auch tat )
Dann aber hatte ich wohl einen Muskelkater, auf jeden Fall tat mir alles unterhalb des Bauchnabels weh und ich konnte überhaupt keinen Harn mehr halten.
Mich schmerzten Muskeln, von denen ich gar nicht wußte, daß ich sie hatte.....
Andererseits ist der Beckenboden bei uns Normalbürgern ja doch sehr untrainiert, sodaß zumindestens ein Anfang geschaffen werden mußte.
Danach habe ich nur noch einmal am Tag trainiert.
Wie ihr lesen könnt, ist es ein großes Problem, sich auf den Rat eines Fachmannes zu verlassen. Die unterschiedlichen Auffassungen der Fachleute über die richtig Trainingsmethode sind für einen Betroffenen doch recht verunsichernd und verwirrend.
Deswegen habe ich mir dieses Training zusammengebastelt und habe gut daran getan, wie die Erfolge gezeigt haben.
Aber mir hat der Chefarzt auch gesagt, ich solle keinesfalls damit rechnen, daß eine erhebliche Verbesserung oder gar eine komplette Kontinenz - wenn überhaupt - vor dem Ablauf eines bis eineinhalb Jahres überhaupt zu erwarten sei. Die Zeit würde schon sehr helfen. Allerdings sollte ein leichtes Training immer durchgeführt werden.
Und schaden kann es ja nicht.
Übrigens hatte ich seit Mitte Juni 2004 die “Ozeanbrandung” ausgelassen und trainiere seit Herbst 2004 nur noch maximal zweimal in der Woche, und nur noch die Ostseebrandung und den Lidschlag
Anmerkung am 18. Februar 2006 :
Mittlerweile trainiere ich nur noch einmal in der Woche den Lidschlag.
Ob es noch nötig wäre, weiss ich nicht, will es aber auch nicht herausfinden.
Jedenfalls bin ich - einer von den 30 %, die nach einer Blasenkrebs-OP Tag und Nacht inkontinent sein sollte - durch das Training tagsüber komplett kontinent geworden.
Anmerkung am 21. August 2006 :
Ich hatte in den letzten Monaten das Training etwas vernachlässigt.
Also war es doch nötig ( siehe meine Anmerkung vom 18. Februar 2006 )
Ich bemerkte, dass ich den Harn nicht mehr so gut halten bzw. den Harnstrahl unterbrechen konnte.
Jetzt, da ich seit ca. 2 Wochen wieder regelmässig den Lidschlag und ab und an mal die Ozeanbrandung trainiere, geht es wieder viel besser.
Von dem salzigen Essen des Abends kann ich nur abraten, auch wenn das Gewebe dann mehr Flüssigkeit speichert.
Aber die Nieren werden extrem mehr belastet.
Und ob man 250 ml oder 500 ml nächtens verliert, spielt doch letzten Endes keine Rolle.
Ich vermeide das, indem ich nachts Urinalkondome verwende.
Ich werde nämlich nie wieder des Nachts kontinent, auch nicht bei einem noch so dollen Training.
Dafür habe ich den Vorteil, dass ich direkt vor´m Zubettgehen noch einen richtig tiefen Zug aus der Mineralwasserflasche machen kann, hi, hi......
Anmerkung vom 29.03.2014 :
Seit einem Jahr leide ich recht stark unter Muskelrheuma und muss dagegen Kortison schlucken.
Eine Nebenwirkung des Kortisones ist ein Anstieg des Blutzuckerspiegels. Und der macht mächtig durstig....
Trotz der Tabletten, welche ich gegen diesen Zuckeranstieg reinwerfe, wache ich regelmäßig mindestens zweimal nächtens durch Durst auf, öffne meinen kleinen Kühlschrank neben dem Bett, hole eine Flasche Mineralwasser - medium - raus und nehme sieben/acht tiefe Züge.
Wer Durst kennt, ( "Durst ist schlimmer als Heimweh", hi, hi ), der weiss, wie gut das tut.
Und wie froh ich bin, ein Kondomurinal verwenden zu können.....
Ich stelle euch einmal unseren Flyer “Beckenbodentraining” ein.
Dieser wurde von einer Physiotherapeutin entwickelt.
Ich allerdings gehe mit diesem Training nicht konform.
www.inkontinenz-selbsthilfe.co…r_Beckenbodentraining.pdf
Gruss
Eck hard