Beiträge von DerClausi

    Ich habe mir eine kleine Auszeit genommen. Über grundlegende Dinge nachgedacht. Vieles ging mir durch den Kopf, Bestätigung meines Standpunktes, nochmaliges Hinterfragen ... Eigentlich wollte ich jeden einzelnen Beitrag individuell beantworten, Zeit und Aufwand widmen, den es verdient. Ich komme aber nicht hinterher.


    Ich bin geistig müde. Falsche Vorstellungen: Von der kleinen Euphorie, die ich hatte ganz am Anfang des Forum-Beitrittes, ist wenig übriggeblieben, jedoch sehr viel ist hinzugekommen. Ich habe auch darüber nachgedacht, so quasi als neutraler Außenstehender, meine eigenen Ansichten und geschriebene Meinungen zu überprüfen und zu bewerten.


    Ich habe dahingehend meine Ansichten geändert, besonders nach dem Beitrag #32 von Schnuckelina, daß es nicht gut, nicht zielführend ist, ja sogar gefährlich sein kann, so wie ich, die wichtige Bedeutung einer effektiven Nachsorge zu verharmlosen. Es könnte Menschen geben, die sich - in welcher Form auch immer - daran ein Beispiel nehmen und möglicherweise Konsequenzen spüren müssen, an denen ich dann persönlich eine Schuld tragen würde.


    Ein anderer Kommentar von sylt313 , ich zitiere:


    ..."Trotzdem müssen wir natürlich hier im Forum betonen, wie wichtig die regelmäßige Nachsorge ist (Ultraschall ab und zu reicht leider nicht aus für eine zuverlässige Bildgebung), damit nicht jemand auf die Idee kommt, er bräuchte die Nachsorge nicht. Das zu raten, wäre fahrlässig." ...


    Erst habe ich die Bedeutung nicht ganz verstanden. Es wird bei jedem Neuankömmling darauf hingewiesen, daß hier keine Ärzte im Forum sind, aber mit gewissem Nachdruck (müssen! ... betonen! ... fahrlässig!) Arztbesuche eingefordert werden. Gedanken über Verschwörungen kamen bei mir hoch ...


    Jetzt sehe ich diese Kommentare - und es sind nicht wenige - in einem anderen Licht. Es hat etwas mit Verantwortung zu tun. Verantwortung gegenüber jedem einzelnen Forumsmitglied. Hier sind so viele Menschen, die täglich ihr schweres Kreuz tragen müssen. Ob direkt selbst Betroffener oder Angehöriger. Obwohl ich hier keinen Unterschied mache, ob ich nun selbst betroffen bin oder die Person, die ich am meisten liebe ... da weiß ich nicht, was schlimmer ist.

    Diese Antwort ist hauptsächlich an JoFo76 und Chris1965 gerichtet. Es betrifft die Sache in der Lunge.

    Vielen Dank JoFo für die akkurate Übersetzung und Christina für ihre deutlichen Worte, die mich - zugegebenermaßen - berührt hat.


    Dieses Mal muß ich weiter ausholen, um mein Verhalten erklären zu können.

    Es war Winter 2011, wir - meine Familie und ich waren auf Besuch in Deutschland, um Weihnachten mit meiner Mutter (70) zu verbringen. Sie hatte Anfang Januar noch einen Arzttermin und sie bat mich, sie zu begleiten. Diagnose: Lungenkrebs.


    Da es für uns beide natürlich ein riesiger Schock war, habe ich natürlich noch die genauen Worte des Arztes im Gedächtnis. "Sie brauchen sich nicht allzu viel Sorgen zu machen. Der Krebs ist noch jung und klein, sitzt an beiden Eingängen der Lungenflügel, und mit einer Chemo-Therapie werden wir das

    Problem relativ schnell in den Griff kriegen."


    Gesagt, getan. Meine Mutter unterzog sich der Prozedur, und zu unser aller (positiven) Verwunderung war sie im Sommer 2012 krebsfrei. Ende September/Anfang Oktober dann - ich war längst wieder nach Thailand zurückgekehrt - bekam ich einen Anruf von meiner Kusine, daß es meiner Mutter nicht gut geht und ich, so schnell

    ich kann, kommen sollte. Als ich mit dem nächstbesten Flug eine Woche später in D. ankam, lag meine Mutter bereits auf der Palliativstation. Der Krebs hat mit voller Wucht zurückgeschlagen. Kopf, Lunge, Blut, Lymphknoten ... überall. Sie starb am 2. November.


    Ich ging natürlich auch zu ihrem Arzt und fragte nach Informationen. Er sagte mir wörtlich, daß "die gute Frau nie eine Chance hatte." Ich habe bei ihm nachgefragt und seine Worte wiederholt, die er uns in unserem ersten Treffen bei der Diagnose gegeben hat. Er erwiderte: "Was hätte ich denn sagen sollen?

    Daß wir ihr nicht helfen können? Es wäre nicht hilfreich gewesen." Meine nächste Frage war:"Warum dann die Chemo, wenn es eh keine Hoffnung gab?" Er antwortete: "Weil wir dadurch ihr Leben verlängert haben, und zwar genau um die Dauer der Chemo." Ich habe lange gebraucht, um diesen Satz zu verdauen.


    Schnitt in der Chronologie. Nochmal ausholen, um dann am Ende den Bogen zu spannen, damit sich der Kreis schließt.


    Als Ausländer in einem fremden Land brauche ich hier in Thailand eine Aufenthaltsgenehmigung. Ein Visum, das ich jedes Jahr erneuern bzw. verlängern lassen muß. Zum üblichen Papierkrieg brauche ich auch ein Gutachten eines Krankenhauses, eine Bestätigung, daß ich keine Drogen nehme und daß ich keine ansteckenden Krankheiten habe.

    Die Untersuchung beinhaltet unter anderem eine Blutprobe, Urinprobe und ein X-Ray, also eine Röntgen-Aufnahme.


    Es war Dezember 2020, mitten in der C-Pandemie, auch hier Lockdowns und Isolationen. Das Krankenhaus war so gut wie leer; jedermann verschob seine Behandlungen, wenn es irgendwie möglich war. Ich wartete vor dem Arztzimmer geduldig auf mein Statement für die Immigration. Bei der Aushändigung sagte mir der Doktor, daß er "Schatten" auf dem Röntgenbild ausgemacht habe und er mir dringend rät, die Sache genauer zu untersuchen. Er sagte unter anderem, frei übersetzt, daß der Schatten am Eingang noch klein ist und das Problem mit einer Chemo-Therapie ruck-zuck erledigt wäre. ("get rid of it in no time"). Sofort dachte ich an meine Mutter und an ihr Schicksal. Ist jetzt die Zeit gekommen, dasselbe Schicksal zu teilen? Die Aussagen der Doktoren waren sich soo ähnlich, fast identisch. Ich erwiderte, daß ich es mir überlegen werde und ihm gegebenenfalls dann Bescheid geben würde. Er entgegnete, daß es - selbstverständlich - meine alleinige Entscheidung ist, was ich mit meinem (restlichen) Leben anzufangen gedenke. Er kann jetzt nur auf gesunden Menschenverstand hoffen (common sense).


    Ich muß zugeben, die Worte des Arztes haben mich schwer beeindruckt. Was sollte ich jetzt tun? Wird dieses Jahr mein letztes Jahr sein? Ich beschloß, es niemandem zu sagen, nicht mal meiner Frau. Wollte es nicht wahrhaben, aber gleichzeitig auch nicht verdrängen. Ich beschloß, von nun an gesünder und bewußter zu leben. Gesündere

    Ernährung, weniger Bier trinken, was für mich nicht schwer war. Auch das Rauchen reduzierte ich auf die Hälfte, was mir im Vergleich dazu eindeutig schwerer fiel.


    Das Jahr ging vorbei und ich mußte wieder wegen meinem Visum zum Krankenhaus. Die selbe Prozedur, der selbe Arzt. Wieder saß ich im Arztzimmer, als ich das Ergebnis der Untersuchung in einem Umschlag überreicht bekam. "Keine schwere Krankheit? Keine Probleme"? fragte ich. "Nein", sagte er, "alles in Ordnung".

    Ich begann, ihn mit seinen Aussagen vom letzten Jahr zu konfrontieren. Er konnte sich an mich nicht mehr erinnern. Ich an ihn aber sehr wohl! Zum Abschluß unseres Gesprächs warf er mir noch einen letzten Satz zu, der ungefähr so lautete, daß ich doch "zufrieden und glücklich sein sollte aufgrund der Tatsache, gesund zu sein. Auch etwas mehr Dankbarkeit gegenüber meinem Schöpfer wäre angebracht."


    Und hier schließt sich der Kreis. Aufgrund dieser Erfahrungen, die ich machen mußte, wird vielleicht ersichtlich, warum ich ein eher gestörtes Verhältnis zu Ärzten habe und das Vertrauen, das essentiell und notwendig ist, leichtfertig zerstört wurde.


    Um jetzt schließlich die Übersetzung von JoFo76 zu kommentieren und einzuschätzen: Der Hinweis auf einen Knoten in der Lunge betrachte ich - zugegeben etwas zynisch formuliert - als "Höflichkeitsfloskel", die dem Zweck dienen soll, weiterhin in Kontakt zu bleiben. Ich verweise auf meinen Eingangspost, wo ich bereits geschildert habe,

    daß ich zeitgleich mit oder von der OP eine Lungenembolie davongetragen habe. Das gesamte Team jedoch wusste oder sah nichts von einem Lungenknoten. Und jetzt

    ein anderes Team, wo ich meine Nachsorge erledigte, das auf deutsch gesagt zu dumm war, eine Branüle für das Kontrastmittel zu setzen, will einen Lungenkrebs ausgemacht haben. Sorry, aber ich falle nicht mehr darauf herein. Natürlich kann ich mich täuschen, ich bin weiß Gott nicht unfehlbar, aber die Wahrscheinlichkeit, daß ich falsch liege, ist mMn sehr überschaubar.


    Gruß Claus

    Hallo JoFo76

    hab Dank für deinen überaus fundierten und verständlichen Beitrag! Aus deinen ersten beiden Absätzen kann ich mehr Informationen rauslesen als alles, was mir mein Arzt je übermittelt hat.


    Eine kleine, naive Frage hätte ich jedoch dazu: du schreibst: "Dann kam ein Ableger des großen Tumors in der Blase hinzu."

    Bedeutet das, daß es eigentlich ein Nierenkrebs war, der über den Harnleiter zur Blase gestreut hat und nicht umgekehrt, daß ein Blasenkrebs sich über den Harnleiter zum Nierenbecken ausgedehnt hat?


    Die Größe des Blasentumors war 5x5x3 cm. Es steht auf dem Blatt, das ich hochgeladen habe, auf der unteren Hälfte, unter I) im Beitrag Nr.7


    Im abschließendem Gespräch mit dem Arzt sagte er, daß er Niere und Harnröhre aufgrund des schlechten Zustandes entfernen musste. Den Tumor in der Blase hat er "nach besten Kräften" entfernt, betonte aber, daß vielleicht winzige Teile des Tumors dringeblieben sein könnten, weil er das Risiko nicht eingehen wollte, ein benachbartes Organ zu beschädigen. Deswegen empfehle er mit Nachdruck eine Chemo-Therapie. Ich habe sie abgelehnt.


    Ich kenne bzw. kannte mehrere gute Menschen, aus der Familie, Verwandte, Bekannte. Ich kenne niemand, dem eine Chemo gut getan hätte oder der hätte behaupten können, daß seine Chemo ihn in irgendeiner Weise einen signifikanten Vorteil verschafft hätte. Vielmehr lese ich - wie neulich auf Facebook in einer Fachgruppe, daß es Leute gibt, die mehrere Operationen, TUR-Bs, Chemos, Anzahl im 2stelligen Bereich hatten. Und immer wieder kam er zurück. Da ist es eine Wohltat fürs Auge, wenn es unter deinem Beitrag im Anhang geschrieben steht, daß bei dir bereits 8 Jahre ohne Rezidiv verstrichen sind. Prima, das gibt Hoffnung!


    Gruß Claus

    Eigentlich wollte ich nicht mehr antworten. Hatte den Eindruck, daß ich hier nicht ganz so richtig bin, als ich vorher angenommen hatte. Offensichtlich bin ich schon zu lange aus Deutschland weg. Dadurch, daß ich jahrzehntelang nur englisch oder thai gesprochen habe (mit Ausnahmen, wenn mich jemand aus der Heimat besuchte), hat sich wohl mein Charakter und mein Lebensstil vergleichbar mit dem eines typisch Deutschen verändert bzw. immer weiter entfernt. Ich bemerke es selbst, wenn ich im Hinterkopf kramen muß, eine lange nicht benutzte Vokabel zu finden, um den Satz, an dem ich gerade schreibe, nicht allzu holprig erscheinen zu lassen. Intensive Diskussionen werden immer seltener bei mir und ich muß mehr und mehr darauf achten, die richtigen Worte zu wählen.


    Die letzten Beiträge in diesem Strang drehen sich nur um die Nachsorge. Individuell wurde mir mit mehr oder weniger Nachdruck vermittelt, daß eine engmaschige, intensive Nachsorge mindestens alle 3 Monate alternativlos ist und absolut keine Ausrede oder Entschuldigung akzeptiert werden kann. Wer - so wie ich - aus einer Reihe von verschiedenen, nachvollziehbaren Gründen daran rütteln will, wird mit Adjektiven belegt. Versteht mich bitte nicht falsch: ich erkenne die gute, edle Absicht jedes einzelnen Forummitglieds. Ich bin dankbar für die Aufmerksamkeit und für den Willen, sich ein paar Minuten Zeit zu nehmen und mir ein paar persönliche Worte zu schenken.


    Zu einem guten, fairen und fruchtbaren Miteinander gehört aber auch, daß man seinem Gegenüber Entscheidungsfreiheit zugesteht, auch wenn man auf den ersten oder zweiten Blick die Beweggründe nicht klar erkennen kann. Es gibt Gründe. Nachvollziehbare Gründe, die ich in meinem Beiträgen bereits angedeutet habe. Ich will sie hier nicht (nochmal) näher erläutern, es würde sich zu weit vom Thema entfernen.


    Gruß Claus

    EZTU999

    Danke Dirk für deine klaren Erläuterungen. Wieder was gelernt. lowgrade/highgrade und invasiv/nicht invasiv als Klassifikationsmerkmale.


    bar65

    Vielen Dank auch dir für die detaillierte Beschreibung dieser Klassifikationen. Anschaulich und leicht verständlich beschrieben, sodaß auch ich es kapieren kann.

    Albert Einstein soll einmal gesagt haben: "Wenn du es einem 6jährigen nicht erklären kannst, dann hast du es selbst noch nicht verstanden".


    sylt313

    Wie ich schon vorher angedeutet habe, bin ich von häufiger Nachsorge nicht so begeistert. Natürlich sehe ich die Wichtigkeit und die Notwendigkeit. Die Gewißheit, krebsfrei zu sein, zumindest für ein paar weitere Monate. Ich gebe zu bedenken, daß das Leben hier anders ist als in Deutschland, was man auf den ersten Blick nicht erkennen und vermuten kann, was auch die medizinische Versorgung im Allgemeinen beinhaltet.


    Ich lebe auf einer relativ kleinen Touristeninsel. Wir haben zwar Kliniken und Krankenhäuser, auch einen Urologen/Facharzt für Innere Medizin, jedoch ist dieser gute Mann mit seinen geschätzten 80 Lebensjahren nicht mehr ganz so up to date zur modernen Medizin. Wenn ich also meine Nachsorge ernst nehme, dann muß ich aufs Festland, in die Provinzhauptstadt, wo relativ gute Ärzte niedergelassen sind. Es ist ein Trip von mehreren Tagen. 40 km zur Autofähre, 2 Std. mit dem Schiff zum Festland, dann 60 km zur Stadt. Zum Doktor, Überweisung ins KH für CT/MRT, Diagnose vom Arzt, dann wieder nach Hause. Und überall - an jeder Station - warten, warten, warten. An der Fähre, beim Arzt, im KH. 3 Tage sind da schnell beieinander. Und was mache ich mit meinem Sohn? Den muß ich entweder bei der Nachbarin oder bei den Eltern eines Schulfreundes in Obhut geben. Ich könnte ihn auch mitnehmen, aber dann verpasst er ein paar Schultage. Dazu noch muß sich meine Frau ein paar Tage frei nehmen und braucht Ersatz für ihre Arbeitsstelle. Ich habe also Kosten für die Fahrt, die Fähre, beim Doktor, im KH, Hotel, Arbeitsausfall meiner Frau und und und ...


    Wenn man nun den kompletten Aufwand zum Nutzen gegenrechnet, dann sollte es zumindest nachvollziehbar sein, daß ich so eine Tortur, die nicht selten im Nervenstreß endet, ablehne und vermeiden möchte. Ich will aber - und das habe ich vor - eine hiesige Kinderärztin fragen, die mein Vertrauen genießt, ob ich regelmäßig ihr Ultraschallgerät benutzen darf. Ich glaube, es wäre zumindest ein guter Schritt in die richtige Richtung.


    Danke fürs lesen


    Gruß Claus

    Vielen Dank an

    wolfgangm

    für die Grafik. So in etwa hab ich mir eine Tumor-Einteilung vorgestellt, ohne die Grafik je gesehen zu haben. Mein Wissen vergrößert sich mit jedem einzelnen Beitrag. Dafür danke an alle!


    Ich habe noch ein Papier gefunden, das ich hier noch hereinstellen kann. Es ist die abschließende Diagnose nach dem KH-Aufenthalt. Vielleicht kann jemand etwas entziffern, was für mich gänzlich fremd und unverständlich ist.


    Gruß Claus


    IMG_0810.jpg

    EZTU999

    Hallo Dirk,

    vielen Dank für deine Antwort. Ich sehe schon, der Aufwand, den ich betrieben habe, um in das Forum zu kommen, um hier meine Geschichte zu schreiben, hat sich bereits gelohnt. Ich werde mich wohl hier noch ein wenig einlesen müssen, um wirklich alles komplett zu verstehen, was hier geschrieben steht. Auch du schreibst von einer "engmaschigen", umfangreichen Nachsorge. Ich werde wohl diesbezüglich meine Einstellung dazu überdenken müssen.


    Zur Kostenfrage: Der Arzt, der mich operierte, veranschlagte die Gesamtkosten vor der OP auf ca. 35 - 50.000 Baht, das sind umgerechnet - je nach Wechselkurs - um die 950.- bis 1350.- Euro. Da wußte er aber noch nicht, daß auch die Niere mit Harnleiter rausmußte. Alles in allem habe ich für Krankenhaus, Doktoren, Medikamente ungefähr 110.000 Baht = knapp 3000.- Euro bezahlt. Es war das staatl. Krankenhaus in Surat Thani. Hier auf Koh Samui, wo ich seit 20 Jahren lebe, gibt es auch private Krankenhäuser, die einen qualitativ höheren Standard haben. Das schlägt sich natürlich auch auf den Preis nieder. Für eine ähnliche Behandlung hätte ich z.B. im BKK-Hospital locker das 10fache bezahlen müssen. Ich kenne jemand, der dort behandelt wurde - aber ganz anders als bei mir.


    Gruß Claus

    sylt313

    Vielen Dank für deine freundlichen Worte. Danke auch für deine aufmunternden Gedanken, mich zur (wichtigen und erforderlichen) Nachsorge zu bewegen. Ich habe keinen Zweifel daran, daß du es gut mit mir meinst. Es gibt aber Gründe dafür, daß ich der ärztlichen Nachsorge fernbleibe. Um das anschaulich zu erklären, müßte ich nochmal zeitlich weit ausholen und ausführlich ausarbeiten. Ich habe meinen Eingangsbeitrag bewußt wertfrei und neutral gehalten. Das möchte ich auch gerne beibehalten. Nur soviel sei erwähnt, daß ich im Verlauf meines Lebens fast nur schlechte bis schlechteste Erfahrungen sammeln mußte. Mein Vertrauen in die Medizin und ihre Forschung ist vielleicht noch intakt, jedoch was Ärzte, Krankenhäuser, Apotheken und Krankenversicherungen angeht, so ist - gelinde gesagt - das Verhältnis etwas beschädigt.


    Ich hätte da noch eine Bitte auf Info eines Unwissenden: ich habe, bevor ich meinen Post abgesetzt habe, natürlich im Forum ein wenig gestöbert. Fast überall stieß ich auf diese Kürzel/Abkürzungen, so wie sie in deinem Befund z.B. stehen, mit denen ich aber überhaupt nichts anfangen kann. Ich denke, es sind spezifische Angaben zum Tumor, zur Größe etc. Gibt es irgendwo eine Art Tabelle, wo man nachsehen oder rauslesen kann, worum es sich handelt? Verzeiht mir bitte meine Unwissenheit.

    Hallo zusammen,


    ich bin Claus, 62 Jahre alt. 2002, also vor ca. 22 Jahren aus Deutschland ausgewandert, hauptsächlich aus gesundheitlichen Gründen. Thailand war meine neue Heimat, und ist es bis heute noch.


    Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Es ist lange her, daß ich etwas derart Umfangreiches geschrieben habe. Ich will weder etwas wichtiges weglassen, aber auch nicht viele Details aneinanderreihen, die irrelevant sind. Ich denke es begann bereits vor 8 - 10 Jahren, wo ich seit der Zeit immer wieder, unregelmäßig, krampfartige, wellenförmige Schmerzen im Bauchbereich bekam. Mal mehr, mal weniger schlimm, verdrängte ich es jahrelang, da es mir nicht wichtig erschien, zumal die Schmerzen "überschaubar" waren. Im Sommer 2022 kam meine (Thai-)Frau mit einer Idee daher, mich einem Gesundheitscheck zu unterziehen. Die Ultraschall-Untersuchung ergab: Herz und Lunge waren ok, die Leber ein wenig fettig, in der linken Niere ein größerer und ein paar kleinere Steine, in der Blase ein "Geschwür" und an der rechten Niere mitsamt dem Harnleiter bezeichnete die Ärztin etwas undefiniert als "entzündet". Sie riet mir, ich solle einen Urologen aufsuchen, sollte aber nicht allzu lange damit warten. So begann es.


    Der Termin mit dem Facharzt stand bereits fest. Mitte August 2022. Es war Ende Juli, da hatte ich Blut im Urin. Nicht etwa unsichtbar oder schwach rosa, nein, die Farbe war tief weinrot! Nachdem ich den Facharzt angerufen hatte, wurde unser Termin auf Anfang August vorverlegt. Operation in 5 Tagen! Zuvor sollte ich noch meine Tabletten (Blutverdünner) sofort absetzen. Dann ging alles schnell.


    Man muß bedenken, ich als Deutscher spreche einigermaßen gutes englisch, auch ein wenig thai, die Ärzte und auch das Personal in einem Provinzkrankenhaus in Surat Thani/Thailand sind da leider sehr limitiert, was Fremdsprachen betrifft, noch dazu, wenn es um fachspezifischen Text geht. Da sind schnell Limits erreicht bzw. vieles geht durch Übersetzung verloren.


    Ich bin also nach der OP aufgewacht, konnte mich kaum bewegen, und was noch schlimmer war, ich konnte kaum Informationen bekommen, was nun genau mit mir los ist, wie es weitergehen soll. Ich fragte den Arzt nach Einzelheiten. Er sagte mir, er sorge sich momentan weniger um den entfernten Tumor der Blase, sondern eher mehr auf das Belastungsvermögen meiner Lunge, die eine Embolie (zeitgleich mit der OP?) davongetragen hat. Ich sollte erwähnen, daß ich 46 Jahre lang geraucht habe und am Vortag der OP notgedrungen aufgehört habe. Erst am 2.Tag nach der Operation erwähnte meine Frau - fast beiläufig - daß mir neben dem Tumor in der Blase auch die rechte Niere plus der Harnleiter entfernt wurde.


    Die nächsten Wochen vergingen. Harnkatheder, tägl. Spritzen in die Bauchdecke wegen der Lungenembolie. Endlich nahm ich auch wieder etwas Gewicht zu. Ich habe vergessen zu erwähnen, daß ich kurz vor der OP an Corona erkrankt war und bereits 8 Kilo Gewicht verloren hatte, weil meine Geschmacksnerven verrückt spielten. Mein Minimum-Gewicht lag bei 64 kg, jetzt, anderthalb Jahre danach, bin ich bei 95 kg. Ich denke, diese Gewichtszunahme ist der Tatsache geschuldet, daß ich mit dem Rauchen aufgehört habe. Als ich dann den Katheter wieder losgeworden bin, hatte ich noch eine schwere Zeit, bis sich die Blase wieder dehnte und sich so einrichtete, daß wieder einigermaßen Alltag einkehrte, der diesen Namen auch verdient. Erstens die Bakterien in der Blase, die sich hartnäckig hielten trotz Mengen von Antibiotika. Und zweitens die Tatsache, daß die Blase alle 2 Stunden geleert werden wollte, Tag und Nacht. Ich erinnere mich noch gut, als ich das erste Mal nach Wochen wieder 4 - 5 Stunden durchschlafen konnte. Welch eine Erleichterung, im wahrsten Sinne des Wortes!


    Im November 2022, also drei Monate nach der OP, war ich noch einmal bei der Nachsorge. Es wurde ein CT gemacht und geschaut, ob auch alles Bösartige rausgeschnitten war und sich nichts Neues gebildet hat. Das war das letzte Mal, daß ich im Krankenhaus war. Jetzt, genau ein Jahr später, kann ich sagen, daß es mir wieder relativ gut geht. Ich habe zwar mit "Nebenwirkungen" zu kämpfen, trotzdem will ich es beibehalten, den Doktor so wenig wie möglich zu sehen, wenn es sich vermeiden läßt. Anzumerken wäre noch, daß keine Versicherung auch nur einen Cent übernommen hat und ich die gesamten Kosten selbst bezahlt habe. Wer näheres wissen will, was so etwas kostet außerhalb Deutschlands, dem gebe ich gerne Infos dazu.



    Jetzt ist es doch noch ein Roman geworden, was ich eigentlich vermeiden wollte. Ich danke jedem, der sich die Zeit genommen hat, bis zum Ende zu lesen. Ich wollte auch noch gerne eine Datei hochladen/anhängen, ein Foto von dem Bericht des Arztes, den ich mitbekommen habe. Leider nur in englisch, und leider nur fachspezifisches, wo mir auch Google nicht viel weiterhelfen konnte. Vielleicht ist ja hier im Forum jemand, der einiges dechiffrieren könnte, um mir was mitzuteilen, was ich bisher noch nicht weiß. Vielen Dank erstmal für euere Geduld.


    IMG20240106135345.jpgIMG20240106135345.jpg