Hallo Frida,
ich würde jetzt gern schreiben, "sorg Dich nicht allzu sehr und warte zunächst mal sie Spiegelung ab", aber ich erinnere mich sehr gut daran, wie es mir Ende letzten Jahres ging; die Ungewissheit und das Warten, bis Klarheit da war, habe ich persönlich als extrem belastend empfunden. Ich hatte mir nach dem Anfangsverdacht (man hatte im Ultraschall etwas gesehen, was im günstigsten Fall auch bloß eine Zyste hätte sein können) zwar fest vorgenommen, erst mal Ruhe zu bewahren und mich nicht mit "ungelegten Eiern" zu befassen - das hat aber überhaupt nicht hingehauen.
Ich habe mich dann stattdessen mit "was wäre, wenn" und "in welcher Klinik kommst Du im blödesten Fall am besten weg" beschäftigt und geschaut, wo Harnblasenkrebszentren sind, wie viel Erfahrung in den einzelnen Kliniken mit welchen Operationstechniken vorhanden ist und wo (das war mir besonders wichtig, weil ich irgendwie, warum auch immer, ahnte, worauf es bei mir hinauslaufen würde) besonders viel Erfahrung mit der Anlage von Neoblasen und möglichst schonenden OP-Verfahren (ich persönlich wollte, wenn irgend möglich, im Fall der Fälle daVinci und Neoblase) vorhanden ist. Die Entfernung zur entsprechenden Klinik war dabei für mich persönlich nachrangig. Und mit verschiedenen Harnblasenkrebszentren telefoniert und in dreien schließlich Termine vereinbart, weil ich auch im Vorfeld bereits eine zeitnahe Zweitmeinung abgesichert haben wollte.
Auch um solch zunächst vergleichsweise banal scheinende Dinge wie "Haushaltshilfe" (ich habe auch Kinder, die versorgt sein mussten, eines davon exakt im Alter eines Deiner Kinder) gekümmert, bereits im Vorfeld entsprechende Antragsformulare bei der Krankenkasse besorgt. Meinen Ex-Mann für den Fall der Fälle ins Boot geholt (ich bin alleinerziehend)...
Kurzum: Ich bin in wilden Aktionismus verfallen.
Für mich persönlich war das der Weg, mit der Angst und der Ungewissheit umzugehen. So hatte ich das Gefühl, weniger hilflos dem Schicksal ausgeliefert zu sein, sondern konnte selbst aktiv etwas tun und Einfluss nehmen.
In der Klinik, in der ich mich letztlich habe operieren lassen und die ich auch immer wieder wählen würde, hing im Radiologietrakt ein "Nimm-Dir-was-Du-brauchst" Abreißzettel. Ich habe mir "Mut" und "Kraft" abgerissen. Beides wünsche ich Dir auch!
VG Amy