Lieber Verlobter von Biene,
was du geschrieben hast, ist dermaßen berührend, dass ich mich frage, ob die Moderatoren deinen Text nicht noch in einen eigenen Thread kopieren sollten.
Vielleicht mit dem Titel Carpe diem - genieße den Tag.
Ich musste sehr weinen bei deinen Worten. Du hast so Recht. Wenn man die ganze Zeit vergebens hofft, nimmt man nicht Abschied. Man verschiebt alles, was man noch hätte machen können (wie z.B. Urlaub) auf die Zeit danach. Und wenn es kein "danach" gibt, verzweifelt derjenige, der zurück bleiben muss.
Ich weiß deinen Vornamen nicht, lieber Verlobter von Biene. Aber wenn dich mal wieder die Verzweiflung überkommt, dass du noch dieses oder jenes mit deiner Sabine hättest machen wollen oder dass ihr doch noch hättet heiraten wollen... dann möchte ich dir die weisen Worte meines fast 21-Jährigen Sohnes mitgeben:
Als ich nämlich verzweifelte, weil ich doch noch dies hätte mit meiner Mutter besprechen wollen oder jenes mit ihr unternehmen, da sagte er zu mir, ich solle mal die Augen schließen und mir vorstellen, dass ich nur noch wenige Tage zu leben hätte.
Und nun solle ich ihm sagen, was ich noch in diesen wenigen Tagen tun mag.
Ich zählte auf, dass ich noch eine Liste für meinen Mann schreiben würde, wie man z.B. die Steuererklärung macht. Dass ich nochmal die Schildkröte meiner Tochter sehen mag. Dass ich viel Zeit mit meinen Kindern verbringen mag und ihnen sagen will, dass ich sie lieb habe.
Dann fiel mir irgendwie nichts mehr ein.
Dann sagte mein Sohn, warum ich nicht meinen - seit Jahren - größten Wunsch erwähnt habe: Mal nach Hamburg zu fahren und in "König der Löwen" zu gehen und ins "Dungeon".
Ich sagte ihm, dass mir das nicht eingefallen sei.
Und dann sagte er zu mir die weisen Worte, dass es für die Sterbenden wohl ebenso sei. Irgendwann ist all' das nicht mehr wichtig. Und wenn ich nun sterben würde, wäre mir Hamburg nicht mehr wichtig, aber meine Angehörigen würden ewig denken "Ach Gott, sie wollte doch so gerne noch nach Hamburg!"
Und daran klammere ich mich. Und auch du, lieber Verlobter von Biene, solltest immer daran denken, dass am Ende nur noch eure Liebe zueinander wichtig war. Dass du zu ihr gehalten und sie unterstützt hast.
Aber generell hast du natürlich Recht. Es ist bitter, wenn man nicht weiß, dass die Zeit davon läuft und man sich an nicht berechtigte Hoffnungen klammert, weil man unzureichend informiert wird.
Meine Mutter hatte das Palliativteam gebeten, ihr zu sagen, wie die Einschätzung ist. Am Anfang sagte man ihr noch einen Monat zu (woran meine Mutter fast verzweifelt ist, weil sie ja sterben wollte) und dann - nach einigen Tagen - kam die Wende, es ging ihr plötzlich sehr viel schlechter und dann sagten sie ihr, dass es jetzt sehr schnell gehen wird (es dauerte dann noch 24 Stunden). Ein erfahrener Arzt bzw. eine erfahrene Palliativ-Krankenschwester sieht genau, ob ein Patient im Sterben liegt oder ob noch viel Zeit ist.
Dir und Wolke - und allen anderen Angehörigen und Kranken - wünsche ich von Herzen alles Gute.
Christina