Liebe Vivien,
den Schrecken, den du jetzt mitmachst, haben alle Angehörigen hier mitgemacht. Ich meine oft, dass es die Angehörigen mindestens so schwer haben wie die Patienten selbst. Die Angehörigen sind nämlich zum "Zuschauen" verdammt und außerdem zum trösten, zum stark sein, zum organisieren. Kaum jemand fragt mal einen Angehörigen, wie es ihm oder ihr geht.
Hier im Forum ist das anders, deshalb ist der Schritt, dich hier angemeldet zu haben, schon mal der beste! :Schmunzel:
Wenn sich dein Freund schon innerlich für einen Beutel entschieden hat, würde ich das an eurer Stelle auch als Ziel wählen. Wenn er sich das nämlich vorstellen kann, dass sein Urin in einen Beutel außerhalb des Körpers abläuft... und er rennt nicht schreiend auf und davon, ist der halbe Weg der Beschwernisse schon gegangen. Das Schwierigste ist nämlich meines Erachtens das Akzeptieren der Harnableitung nach der Operation.
Wenn dein Freund bereits etwas mit dem Herzen hat, so wird man sicherlich die "einfachste" und "kürzeste" Operation wählen und das ist nunmal die mit dem Beutel (allerdings auch um die 7 Stunden OP-Dauer!) Und ich kann euch da auch nur gut zureden. Mein Mutter hat den Beutel bekommen und war zwar todunglücklich darüber (sie hatte sich auch vorher nicht mit dem Thema beschäftigt), hat sich aber nun sehr gut daran gewöhnt (sie war bei der Operation 74 Jahre alt und ist schwer gehbehindert). Es ist aber auch wichtig, dass DU dich mit dem Gedanken anfreundest, dass dein Freund anschließend eben nicht mehr genau "der gleiche" ist (körperlich) wie vorher.
Sicherlich werdet ihr euch auch Gedanken machen müssen über Sexualleben und Potenz (wobei ich hier niemandem zu nahe treten möchte, aber es sind nunmal Themen, die auch angeschnitten werden müssen). Hierbei sind aber wohl andere hier im Forum die besseren Ratgeber.
Frag uns einfach Löcher in den Bauch, du wirst hier alle Antworten finden. Und pfeife auf die Statistiken! Ich glaube, wir haben hier im Forum viel mehr Ausnahmen als Regelfälle.
Ganz wichtig: Vergiss nicht, dir selbst etwas Gutes zu tun. Man kann nicht immer nur stark sein. Fülle jetzt schon deine Kraftreserven immer wieder auf! Gönne dir jeden Tag ein paar wenige Minuten für dich, lies ein Gedicht, höre ein Lied, zünde eine Kerze an. Mach dir das zur Gewohnheit, denn die nächsten Monate werden schwer, auch für dich! Es dauert einfach ein Weilchen, bis alle Operationen vorüber sind und alles verheilt ist... nicht nur die körperlichen Wunden, sondern auch der Schrecken der Diagnose "Krebs". Aber dann... dann könnt ihr das Leben hoffentlich wiede richtig genießen. Beispiele dafür gibts hier im Forum genug.
Dir und deinem Freund von Herzen alles Gute!
Liebe Grüße
Christina