Schon länger wollte ich diesen Beitrag schreiben, weil mich das Thema schon einige Zeit beschäftigt. Aber einige von euch kämpfen ums Überleben und da schien mir mein Problem sehr gering. Dennoch möchte ich es heute kurz ansprechen, weil es mich sehr belastet.
Wir haben, wie ihr wisst, eine kleine Tochter. Im Februar sind wir mit ihr in Deutschland eingereist (Auslandsadoption) und zeitgleich hatte ich die ersten Symptome (Blut im Urin). Der Krebs hat mich zu einem Zeitpunkt erwischt, an dem ich endlich am Ziel meiner Träume war - meine Angst war riesengroß. Ich blieb für unsere Tochter eine Fremde, die sie ab und zu im Krankenhaus besucht hat. Mein Mann konnte sich GsD frei nehmen und war Bezugsperson Nummer 1 für unsere Kleine - sie hat auch lange Zeit Mama zu ihm gesagt. Ich glaube diese Zeit habe ich emotional nur überlebt, weil ich einfach sämtliche Gefühle ausgeblendet habe. Mein Schwerpunkt war immer endlich Mama für meine Tochter sein zu können und der Krebs war immer an 2. Stelle.
Mittlerweile sind meine Tochter und ich (und mein Mann ein wunderbares Team. Sie macht uns so wahnsinnig viel Freude, entwickelt sich wunderbar und wir sind einfach nur glücklich!
Wir wollten immer noch ein zweites Kind. Ein leibliches Kind scheidet natürlich schon mal aus - krebsbedingt ohne Gebärmutter. Eine Adoption ist nicht ausgeschlossen, aber wohl sehr schwierig - laut meiner Adoptionsvermittlungsstelle v.a. mit meinem Schwerbehindertenstatus von 80 %.
Nun arbeitet es in mir: Mach ich mir was vor und ich bin krankheitsbedingt gar nicht fähig mich um zwei kleine Mäuse zu kümmern? Denn die Kinder sollten nicht unter meiner Krankheit leiden. Man muss wissen, wann es gut ist und wann es sich lohnt zu kämpfen.
Meine Ärztin würde mir eine Gutachten erstellen, das deutlich macht, wie gering bei mir die Gefahr ist, dass der Krebs wieder ausbricht.
Nun hab ich mich nur selten unterkriegen lassen im Leben - mich immer auf die Hinterfüße gestellt und gekämpft. Das war bisher auch gut so, denn bei der Krebsdiagnose konnte ich rückblickend sagen: Selbst wenn ich nicht überlebe, ich habe nichts unnötig vor mir hergeschoben, ich habe viele Wünsche umgesetzt.
Weiß nicht, ob das jetzt verständlich rüberkam?
Viele von euch leben schon viel länger mit einer Ersatzblase - mit einer ähnlichen Diagnose wie meiner (Mainz Pouch I nach PT2a / keine Metastasen / L0) - was würdet ihr mir raten?
Wir haben adoptiert nach der Devise: Wir sind glücklich, aber ein Kind würde uns noch glücklicher machen. Und nicht das Kind soll uns endlich glücklich machen, sondern es ist unsere Aufgabe das Kind glücklich zu machen. So möchte ich auch die zweite Adoption sehen.
Wir sind eine Familie. Eine wunderbare. Aber ich habe eben oft das Gefühl, dass wir noch nicht komplett sind. Und irgendwie sehe ich es nicht ein, dass der verdammte Krebs das entscheiden soll.
Lg
Mila