Welchen Beruf hatte ich (um beim Thema zu bleiben)? Ich habe knapp 45 Jahre in der Logistik, früher nannte man es Spedition, gearbeitet, davon 20 Jahre in London, für unterschiedliche Konzerne (Deutsche, Schweizer und Belgier), sowie 3 Jahre als selbständiger Unternehmensberater. Die letzten 20 Jahre waren die schwersten, Stress beladen, wenig Schlaf und Freizeit, 'leben' war auf Eis gelegt, da ich stets als 'Feuerwehr' gearbeitet habe, d.h. rote Zahlen 'korrigieren', schwierige Zeiten in bessere umgestalten, Strategien entwickeln, diese und umfassendes Qualitätsmanagement implementieren, das alles natürlich abzuliefern in sehr eng gesteckten Zeitrahmen. Resultat: Burn-Out, nein, totale Erschöpfung in 2012, 1 1/2 Jahre krank, Reha, gaaanz langsamer Wiedereinstieg bei einer hiesigen Unternehmensberatung...tja, und dann kam ER, Herr von und zu Krebs. Völlig unerwartet schlich er sich in meine Blase... und blieb bis zur OP.
Ich blicke zurück auf eine sehr gut bezahlte Laufbahn , aber einhergehend mit herben Verlusten in der Lebensqualität und 2 kaputten Ehen (Motto Arbeit vor Privatleben). Nein, ich bin nicht verbittert, aber wenn der Krebs dich im Griff hat, denkt man über sein bisheriges Leben nach. Was wäre gewesen, wenn....Müßig darüber wehzuklagen, ich habe mit den Folgen zu leben, basta und mich entsprechend arrangiert! Was habe ich daraus gelernt? Das Geld und materielle Dinge allgemein, so verdammt unwichtig sind.
Reisen gehörte zu meinem Portfolio , zwischen 1995 und 2000 sehr oft in 'den wilden Osten'. Ob auf einer Messe in Moskau, oder beim Kooperationspartner in Warschau und Prag, Chruschtschow und Konsorten waren noch sehr deutlich spür-und sichtbar, insbesondere in Bezug auf Dienstleistungen. Hotelpreise in astronomischen Höhen, aber Serviceleistungen, die eher an Mielkes freundliche Mitarbeiter erinnerten. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Hotel in Moskau, seinerzeit für schlappe US$ 320/Nacht mit Frühstück, und Betten, da konnte man glatt denken, Stalin hätte darin bereits gepennt. Matratzen, durchgelegen, muffig und beheimatet von zig Milliarden Milben, die nicht verstellbare Heizung auf Volldampf (es war schließlich Winter), so dass ich nicht nur schweißgebadet ins Bett ging, sondern auch ebenso aufwachte. Tja, und die Hotelbar erklärten die Besitzer kurzerhand zu einem Aufwärmplatz für gewisse 'Damen', welche analog der unerträglichen Hitze innerhalb des Hotels 'gekleidet' waren. Was die wohl wollten? . Nicht nur das, da waren auch noch die 'Herren' in schwarz -Hemd, Hose, Lederjacke, Schuhe- mit auffällig ausgebeulten Achseln. Da war doch wohl keine Pistole im Halfter? Wie auch immer, 'man' fühlte sich 'beschützt' und pudelwohl in der teuren Hütte an der Moskwa. Ach ja, das Frühstück war sprichwörtlich zum Kotzen, ein Biss in eine was-weiß-ich Pampe , angeblich Brot, und wir erkundigten uns unverzüglich nach dem nächstliegenden McDoof...ja, den gabs schon in Moskau. Ich musste satte 5 Tage das Moskauer Leben ertragen, demzufolge gabs Burger zum Frühstück, jeden Morgen!
Wir hatten ein kleines Büro in Moskau und kamen nicht umhin, 'Schutzgeld' zu entrichten...oder...'die Bude wird abgefackelt'. Es war tatsächlich so, in der Zeit des 'Wilden Ostens'. Was soll's, letztlich bezahlten die Kunden das Schutzgeld, immerhin US$ 4000/Monat. Die 'Gegenleistung', natürlich nur zu unserem Schutz, stand vor dem Büro ein grimmig dreinschauender, stets nach Vodka riechender, kettenrauchender Usbeke . Willkommen in dein eigenem Büro!
Im Juni 15 werde ich meine Rente beantragen, etwas komplizierter als gewöhnlich, da ich ununterbrochen 20 Jahre in England tätig war. Das bedeutet für deutsche Behörden Stress pur und jede Menge Papier im papierlosen Zeitalter für mich. Der deutsche Michel läßt grüßen!
Ja, und dann, wahrscheinlich im Jahre 2020, wenn die RV die Papiere final bearbeitet hat, schließe ich mich dem erlauchtem Kreis der hier vertretenen Rentner AG an. Herrn Krebs habe ich aufgefordert, mit Abwesenheit zu glänzen, damit ich die Rente noch genießen kann. Ob er wohl gehorcht?
Liebe Grüße
Michael