Die Zeit ist reif, den weiteren Verlauf meiner Behandlung mit Euch zu teilen.
Am 3.9.14 war es soweit, die OP > Cystektomie in der UniKlinik Münster verlief gut. Nach 13 Tagen wurde ich entlassen, einen Tag vor meinem Geburtstag! Ich hatte insgesamt 11 Kilo an Gewicht verloren, 'der Bauch' war verschwunden :-).
Am Vorabend der OP, also am 2.9., versuchte der Operateur (Professor Herrmann) mich zu überzeugen, dass ich mich doch für eine Neoblase, dem Behandlungs-Ferrari, entscheiden solle. Ich hatte bis 0.00 Uhr Zeit meine Entscheidung zu ändern. Ich fühlte mich in dem Moment einsam und verzweifelt und ganz ehrlich, wäre der Prof zurückgekommen, um meine endgültige Entscheidung abzufragen, ich hätte mich umentschieden und den 'Ferrari' gewählt. Es blieb bei meiner Entscheidung und mir wurde nach knapp 6 stündiger OP ein Ileum-Conduit angelegt.
2 Tage durfte ich nichts trinken und 4 Tage nichts essen; dafür wurde ich mit Flüssigkeit derart vollgepumpt, dass ich es als sehr unangenehm empfand.
Die ursprüngliche Diagnose (nach der TUR-B) lautete pt1 G3; die histologische Aufarbeitung (das dauerte alles sehr lange- diesen Befund habe ich erst vorletzte Woche erhalten!!) ergab folgendes:
Urothelkarzinom der Harnblase- ypT0, pTis, pNo (0/10) L0, V0, R0, sowohl Blase als auch Prostata waren krebsfrei. Allerdings wurden Zellen ausfindig gemacht, die als Vorstufe eines Prostatakarzinom gelten (zelluläre Hyperchromasie bzw. fokal schwere urotheliale Dysplasien die Blase betreffend).
Die Prognose sei 'sehr gut' wurde mir mitgeteilt, ein kleiner Lichtblick in der Krebshölle.
Nach der Entlassung aus dem Krankenhaus war ich 10 Tage zu Hause; ich fühlte mich energielos und haderte mit dem Schicksal, insbesondere dem Verlust sexueller Funktionen. Mit dem Stoma kam (und komme) ich sehr gut zurecht, also technisch keine Probleme (bis jetzt, klopf Holz!!). Mental werde ich noch einige Zeit benötigen, obwohl ich es meinem privaten Umfeld nicht anmerken lasse.
Während der sich anschließenden AHB (Quellental, Bad Wildungen) konnte ich mich einigermaßen erholen. Mittlerweile habe ich 3 Kilo zugenommen, der 'Bauch' ist wieder im Vormarsch :-). Die Klinik Quellental kann ich sehr empfehlen, Ärzte die sich Zeit nehmen, sehr freundliches und kompetentes Pflegepersonal, Küche war i.O. und selbst das Reinigungspersonal bestach mit überaus herzlicher Freundlichkeit. Welch Kontrast zur hiesigen Urologie-Praxis!
Die Mehrheit der Leidensgenossen hatte es mit Prostatakrebs zu tun, darauf folgten 'die Neoblasen', dann die Beuteltiere und letztlich, die Minderheit, an Nierenkarzinom erkrankte Patienten.
Insbesondere die Gespräche mit 'den' Neoblasen ließen meine Entscheidung für ein Urostoma in einem positiven Licht erscheinen. Es gab den einen oder anderen Patienten, die bereits 'trocken' waren, aber infolge persönlicher, mentaler, aber auch physischer (ständige Infektionen, Ablaufschwierigkeiten usw.)Probleme, nach einiger Zeit wieder inkontinent wurden (und daher eine zweite AHB in Anspruch nehmen mussten). Natürlich hat das keinen statistischen Wert und ich denke, die Mehrzahl der Neoblasen führen ein ganz normales Leben. Auffällig auch die Anzahl weiblicher Patienten und jüngeren Leuten (zwischen 40 und 50).
Nun muss ich alle viertel Jahr zur Nachsorge und die besteht lediglich aus Sonographie, Blutabnahme und Urinprobe, sowie einem CT/Jahr. Ich frage mich, ob das ausreichend ist, um weitere Krebsherde rechtzeitig feststellen zu können...Mein behandelnder Urologe meint das sei i.O., gleichwohl mir gesagt wurde, dass eine völlige Krebsfreiheit (infolge des Blasenkrebs) nie ganz ausgeschlossen werden könne, da Zellen in Nanobereichgrößen vom CT nicht erfasst werden können. Dazu muss ich wohl mit dem Urologen im Detail sprechen.
Als nachteilig erweist sich für mich das Verbot, mehr als 10 Kilo heben zu dürfen...für den Rest meines Lebens. Sport kann ich weitgehend wieder aufnehmen, allerdings nicht vor Januar/Februar 15.
Jetzt gilt es zunächst wieder fit zu werden, damit mein schwergebeuteltes Herz/Kreislaufsystem den Geist nicht aufgibt :-).
Das war's für's erste.
LG
Michael