Liebe Karin,
auch von mir ein herzliches Willkommen, auch wenn der Anlass so bescheiden ist...
Wie Wolfgang schon schreibt habe ich meine Neoblase ähnlich lange (oder besser kurz) wie du. Ich war zunächst auch in der Charite (2 x TUR B), die Neoblase wurde mir dann auf meine eigen Entscheidung hin im Humboldt Klinikum von Prof. Weikert "gebaut". Ich fühlte mich hervorragend behandelt, aber eben auch menschlich gut aufgefangen.
Wie du schon schreibst: Die Vorab - Information macht sehr viel aus. Ich hatte ziemlich viel Zeit, mich mit der Blasenentfernung auseinanderzusetzte und hatte mich hier über alle Ableitungen gründlich belesen. Nur mit den Informationen der Mediziner wäre ich wohl auch enttäuscht gewesen, so aber wusste ich, welche Palette an Schwierigkeiten auf mich zukommen kann, aber nicht muss. Für mich war letztlich klar, dass alle Optionen Vor- und Nachteile haben und viel Glück im Speil ist, welche davon man "mitnimmt".
Ich hatte das große Glück schon nach 4 Wochen ziemlich dicht zu sein - "ausgelöst" durch Harnverhalt mit Überdehnung der Neoblase (hätte ganz dumm ausgehen können). Das "bezahle" ich gerade mit teilweiser Hyperkontinenz - heißt. ich muss mal öfter, mal weniger oft mit dem Katheter ran. Technisch ist das kein Problem, aber die Abhängigkeit vom Katheter und das Infektionsrisiko sind für mich ziemlich belastend. Ich muss sehr stark pressen und habe dadurch immer wieder ziemliche Bauchschmerzen, die dann das natürliche Entleeren unmöglich machen.
Gegen die Übersäuerung nehme ich aktuell 3 BicaNorm am Tag, das schwankt aber auch noch ziemlich stark, ich war auch schon bei 5 pro Tag. Kontrolle inzwischen alle 8-12 Wochen.
Durchfälle sind häufig ein Thema, bekomme ich inzwischen mit Heilerde (luvos mikrofein) ganz gut in den Griff, hilft auch gegen die Blähungen. Klappt aber nicht immer, Auslöser sind auf jeden Fall Fett/Sahne und undefinierbare Saucen in der Kantine (lasse ich mittlerweile weg). Außerdem hilft viel schwarzer Tee und mind. eine Banane am Tag und ich liebe bittere Schokolade, die außerdem noch Kalium hat (was bei mir dauernd zu niedrig ist).
Wasser - Ein-und Ausfuhr - protokolliere ich wegen mehrfacher Entzündungen und drohender Hyperkontinenz auch, nutze dazu eine App von Lofric fürs Handy, so hab ich das Protokoll immer dabei... Ich empfinde die Protokollierung eher als hilfreich um die nötige Trinkmenge (mind. 3 Liter am Tag) im Auge zu behalten und ein besseres Gefühl zu bekommen, wann die Blase leer ist - sie fasst in der Regel 350 - 400 ml. Langsam, ganz langsam entwickle ich auch mehr Gefühl, wieviel je nach "Völlegeühl" drin ist und wann sie leer ist - was ja mein spezielles Problem ist. Wenn ich sie nicht ordentlich leer bekomme gibt's ruck zuck ne Entzündung (mittlerweile 4) . Dito wenn ich zu wenig trinke. Trinke ich um die 3,5 Liter, hält sich auch der Schleim in Grenzen....Heißt aber eben auch alle 2 Stunden(manchmal öfter) tagsüber auf's Klo, dauert meist so um die 10min, manchmal auch 20 min bis ich Wasser lassen kann und alles raus hab.
Tja, was soll ich sagen: Man / frau muss sich abfinden - wohl oder übel - aber ist nicht alles besser als die Alternative, das Gras von unten wachsen zu sehen...?! Ich finde "ja" - und das obwohl mich meine Angst und die Schwierigkeiten noch lange nicht verlassen haben. Nehme noch immer eine Minidosis Psychopharmaka und bin in psychotherapeutischer Behandlung... aber jeden Tag wird es ganz winziges Stück besser, manchmal merkt man es gar nicht, aber dann geht plötzlich wieder eine Unternehmung, an die noch vor 4 Wochen nicht zu denken gewesen wäre. Klar, die nächste Toilette hab ich immer im Auge und vor jedem "Ausgang" wird gescannt, welche Optionen es gibt. Ja, es ist alles anders geworden, aber diese anders wird Stück für Stück die neue Normalität und dann wird es immer weniger schlimm.
Ich hoffe und wünsche Dir, dass das mit dem Annehmen der Veränderungen Stück für Stück besser wird und die Schwierigkeiten weniger werden. Besonders die Inkontinenz sollte sich im Laufe der Zeit weiter bessern - im Allgemeinen wird hier immer von einem Jahr berichtet, bis sich alles wieder soweit eingespielt hat...Gib dir einfach noch ein bisschen mehr Zeit und hab Geduld mit deinem Körper - es war eine echt harte Sache, die ihm angetan wurde...
Sei ganz fest gedrückt und liebe Grüsse von Barbara