Liebe Barbara,
Dein Uro, in diesem Fall also ich, macht sich wirklich Sorgen um Dich. Zwar stellt Sabine klar, dass du alles tust, was in Deiner Patientenmacht steht und, wie ich neulich schrieb, fachkundig hast Du Dich in einem besonderen Maße ohnehin gemacht. Warum also ereilen Dich immer wieder so heftige Krisen? Ich weiß ja, wie man sich fühlt, wenn man mit Fieber, kolikartigen Schmerzen und verkomplizierter Miktion danieder liegt. Ich fürchte das wie den Teufel. (Und weil ich an ihn nicht glaube, fürchte ich mich vor Harnverkeimung und Nierenbeckenentzündung mehr...) Meine letzte heftige Krise dieser Art war Weihnachten/Sylvester.
Was mich auch erstaunt ist, wie du 3,5 Liter Flüssigkeit am Tag schaffen kannst. Ich schaffe nur 2 Liter, wenn ich den Morgentee mitrechne. Das spült die Keime raus, und Du glaubst, dass Du sie - bei Deiner Sorgfalt und Erfahrung im Hygienischen - hineinbugsierst?
Zur Hygiene: Neulich hatte ich Gelegenheit, Hygienebedingungen bei einer Harnröhren-/Neoblasenspiegelung zu vergleichen. Mein örtlicher Urologe lässt sich das Zystoskop schon auch auf einem sterilen Tuch bereitstellen und er wischt auch mit einem Tüchlein über den Eingangsschlitz, doch braucht es dann weiter nichts mehr. Ich bete währenddessen, dass vom alten Teppichboden in der Praxis nix Noxisches ausgeht. - In Großhadern sind es gleich zwei Helferinnen, die mich auf einem Gynäkologenstuhl vorbereiten: Da werden zunächst die Leisten steril ausgewaschen, dass es nur so tropft, dann wird dem gesamten komplizierten Genitale viel Sorgfalt gewidmet, um schließlich bei zurückgestreifter Vorhaut der Eichel mit Wattebausch am Stab mehrmals eine Vollreinigung wie im Fegefeuer zu verpassen. Ehe der Professor kommt, werden auch noch die Beine mit einem sterilen, grünen Tuch abgedeckt, das ich nicht berühren darf, und es kann dann losgehen. Fehlt nur noch, dass alle Mundschutz tragen... Also, ich muss mich schon wundern. Aber wechseln möchte ich meinen Örtlichen dennoch nicht, weil er rührend bemüht und menschlich zugewandt ist. Vielleicht mögen die Keime so ein Klima nicht und halten sich zurück?
Und noch was: Es gibt ja ein Dilemma, wenn man mit Verdacht auf Verkeimung beim Arzt ankommt. Wie macht Ihr das? Seid Ihr froh, wenn Ihr auf Verdacht ein Antibiotikum bekommt und gleich einnehmt - auch wenn es sich als falsch und unwirksam erweist - oder seid Ihr heldisch und lasst Euch eine Kultur anlegen, deren Ergebnis mit der passenden Medikation nach 4-5 Tagen vorliegt? Lasst Ihr Euch jedesmal eine Kultur anlegen?
So jetzt muß ich schließen, da Harnstau spürbar.
Schönen Mai!
Uro