lieber andreas,
noch vielen dank für deine ehrlichen worte. ich erwarte eigentlich nichts anderes von euch. von meiner seite aus kann ich sagen dass wir uns bewusst sind in welcher lage sich meine mutter befindet. zumindest nachdem ich es jedem klar gemacht habe.
ich hab versucht so viele informationen wie möglich zu sammeln. mein ziel ist es den feind so gut es geht kennen zu lernen um auf alles vorbereitet zu sein bzw. um meiner mutter beizustehen.
auch habe ich lernen müssen dass das internet sehr viele informationen hergibt die einen zwangsläufig nach unten ziehen und nicht mehr richtig zur ruhe kommen lassen. nach zig berichten über prognosen usw. verliert man manchmal die zuversicht. und eigentlich will ich doch gerade gegenüber meiner mutter zuversicht ausstrahlen.
zu meiner mutter kann ich sagen dass sie unbedingt leben will. sie will sehen wie sich ihre enkel entwickeln und sie möchte für unseren familienhund da sein, den sie über alles liebt. und obwohl sie schon so viele eingriffe hinter sich hat rappelt sie sich jedes mal auf und wird wieder fit um weiter zu machen. hier kurz die zusammenfassung seit erstbefund ende 2015:
ende 2015: plötzliche starke blutungen morgens. dann diagnose harnleiterkrebs der zum urinstau führte. teilentferung des rechten harnleiters und neuaufbau.
2015 bis august 2016: untersuchung der blase mit befund. es wurden drei ausschabungen vorgenommen. jedesmal war noch tumorgewebe zu finden. daraufhin wurde die blase inkl gebärmutter etc. entfernt. die rechte niere wurde erhalten.
in den entnommenen organen wurden keine tumorösen zellen mehr gefunden so dass meine mutter als geheilt entlassen wurde. es folgte auch keine chemo.
meine mutter kommt sehr gut mit dem stomabeutel klar. sie meistert den alltag brillant.
juni 2017: auffälligkeit im rechten nierenbecken mit mehreren suspekten lymphknoten. zuerst der versuch einer biopsie durch den harnleiter. das funktionierte allerdings nicht. anfang juli dann op um nachzuschauen ob die niere befallen ist. es wurde dann entschlossen die niere und den harnleiter zu entfernen.
leider fing sie sich einen multiresistenten keim in der narbe und so kam sie erst ende juli aus dem krankenhaus.
letzte woche dann ein akuter gichtanfall. die blutwerte zeigten zu hohe harnsäurewerte, leukozyten etc.
ärztin tippt als grund auf den gewichtsverlust und die op im allgemeinen. außerdem hat sie noch tonnenweise tomaten gegessen im kh und zu hause die wohl auch in verdacht stehen sowas auslösen zu können.
am 17.08.2017 bekommt sie nun endlich ihren port, am 23.08.2017 haben wir einen termin zwecks zweitmeinung in heidelberg und beim einschleichen vom methadon sind wir morgen bei 2x7 tropfen. gehen da ganz behutsam vor.
wir hoffen einfach dass wir mit vereinten kräften meiner mutter noch einige jahre mit ihren lieben erkämpfen können. das ist und bleibt unser ziel. aber meine mutter hat die entscheidung. falls sie etwas nicht mehr möchte akzeptieren wir das. gerade wenn evtl beim methadon die müdigkeit und übelkeit stark durchkommen sollte.
eine bekannte von meiner frau die in einer klinik in münchen arbeitet ist der meinung dass wir mit heidelberg den richtigen schritt gehen. sie vermutet dass wir evtl die seit kurzem für blasenkrebs von der EU zugelassene immuntherapie mit nivolumab vorgeschlagen bekommen. falls nicht jetzt, dann nach der ersten chemo.
es war jetzt wirklich ein langer text. aber es tut einfach mal gut alles loszuwerden, gegenüber menschen die unsere situation verstehen und mal bewerten können ohne arzt zu sein.
danke schön dafür.
LG Thomas