Ihr lieben ForistInnen
Danke für all eure Anerkennung, die Aufmunterungen und den beipflichtenden Support.
So schön, euer 👍 auch ist, so möchte ich doch kein falsches Bild erwecken.
Also glaubt bitte nicht, dass wir beide Betroffenen gänzlich über der Sache stehen und tagein tagaus einhellig motiviert und zufrieden unseren Krebs, die Operation sowie Chemotherapie und BCG und alle daraus resultierenden Nebenwirkungen wegstecken, dass wir gelassen Appetitlosigkeit mit Gewichtsverlust sowie gröbere und feinere Nebenleiden ertragen oder gar als nebensächliche Peanuts betrachten. Auch bei uns können Tränen fliessen, wie heute, als ich am morgen enthusiastisch das Frühstück auftischte, alle Register ziehend und früher geliebte Speisen, vom heissgeräucherten Lachs mit Apfelmeerrettichschaum über warme Pellkartoffeln mit Käse, Granatapfelkerne mit Joghurt, Avocado-Mangosalat, das geliebte Steinhauerbrot, Rührei mit Tomaten, Toast und und und auftischte - aber eben - dann kommt die Realität - es geht einfach kein Bissen runter, knapp die 25 Opiumtropfen, die obligate Magenschutztablette und ein Immodium, eine Tasse Tee und das Optifiber und noch ein kleines (B)bisschen Käse mit einer Kante Brot. Da können dann schon mal die Tränen fliessen, hüben wie drüben, man ist hilflos, fühlt sich schwach, ängstlich, zweifelt, man fühlt sich ausgeliefert und wünscht sich, alles läge endlich und endgültig hinter einem.
Anschliessendes Umarmen, Händchen halten, gegenseitiges trösten - Regression, regredieren, so könnte man das anschliessende Verhalten dann bezeichnen.
Es ist nicht immer einfach, die Würde unter Krebsbelastung zu behalten, denn Krebs ist nicht nur eine körperliche Krankheit, er greift auch die Psyche an, raubt Kräfte, zehrt in jeder und an jeder Beziehung. Hierzulande sprach man früher von der „Auszehrung“ als Krankheit, wenn Menschen ständig schwächer wurden, abmagerten, apathisch dahinvegetierten und die eigentliche Krankheitsursache nicht diagnostiziert werden konnte.
Ein Haustier würde man unter gleichen Umständen einschläfern, erlösen; aber eben, noch hoffen wir, hoffen, dass die Krankheit zu besiegen ist, dass noch gute unbeschwerte Jahre kommen werden. Noch ist das Vertrauen in die moderne Medizin vorhanden, noch...
Noch eine Runde auf dem Karussell... Als ich das Buch von Tiziano Terzani las war ich noch „unschuldig“, also ich wusste noch nichts von meinem eigenen Krebs. Heute würde ich es wohl noch ein bisschen besser verstehen.
Vielleicht gehört das alles nicht hier hin, müsste sollte ich einen Blog eröffnen, aber manchmal ist das aufschreiben der belastenden Gedanken auch Seelenreinigung, nichts für Ungut und allen eine ruhige Nacht.
Erleichtert und wieder im Gleichgewicht,
Ganz herzlich, euer
Dani