Hallo Ihr Lieben!
Habe mich schon
eine Weile nicht mehr gemeldet und möchte daher gerne berichten, wie es mit
meiner Behandlung bisher gelaufen ist. Ausserdem gab es noch ein paar
unbeantwortete Fragen zur medizinischen Versorgung hier in Schweden.
Wie ich bereits
geschrieben und befürchtet habe, haben sich meine Beschwerden nicht grossartig
gebessert. Seit ca 2014 habe ich sporadische Beschwerden, die erst als häufig
auftrtetende Blasenentzündungen und später als chronische
Uretritis/interstitielle Cystitis behandelt wurden. Erst im Dezember 2017 ist
man darauf gekommen, dass es Blasenkrebs ist.
Dann ging es
schnell. 2 Wochen nach der TUR-B teilte man mir die Diagnose mit und bereits 3
Tage später bekam ich die erste BCG-instillation.
Schweden ist in verschiedene Landsting aufgeteilt,
dass sind Regionen vielleicht in der Grösse von Bundesländern. Die Landsting
sind verantwortlich für Krankenversorgung, Buss-und Bahnverkehr und noch
einiges mehr. Das führt dazu, dass die Krankenversorgung recht unterschiedlich
ausfallen kann in Abhängigkeit wo man wohnt. Die Ärztedichte ist
unterschiedlich. Man kann sich ja vorstellen, dass es nicht unbedingt
karriereförderlich ist, wenn man an einem kleinen Krankenhaus in Lappland
arbeitet. In Stockholm gibt es viele Menschen, auch relativ viele Ärzte, die
Bevölkerung ist eher jung. Die „Schlangen“ sind lang. Ich wohne in der Region
Kalmar/Öland. Hier herrscht extremer Ärzte- und Schwesternmangel, das
Durschnittsalter in der Bevölkerung ist recht hoch. Mässige Warteschlangen.
Also, man muss hier erstmal eine Weile Schlange stehen um eine bestimmte
Operation zu bekommen. Du kannst lange warten für z. B. ein neues Hüftgelenk, wenn
es in deinem Landsting nicht genug
Operateure gibt. Landesweit gibt es gewisse Garantien, z.B soll man nicht
länger als 3 Monate auf eine Vorstellung bei einem Spezialisten warten müssen
und auch für Krebsoperationen gibt es gewisse garantierte Wartezeiten. Also bei
mir ging daher alles turboschnell, ich habe Glück, dass die Urologische Klinik
bei uns eine der effektivsten in Schweden ist.
Ein anderes
Problem ist, dass die Ärzte in gewissen Dingen kaum Erfahrung sammeln können,
da es nicht genug Fälle gibt. Ich meine, in einem Landsting mit hohem
Durchschnittsalter ist es vermutlich schwer Erfahrungen in einer seltenen
Kinderkrankheit zu sammeln. Neue Operationstechniken können nur schwer
trainiert werden, wenn die Operation eben nur selten ausgeführt werden muss.
Neulich fragte ich vorsichtig an, ob man Neoblasen in unserem Krankenhaus
durchführe und erfuhr, dass man dafür nach Linköping verlegt wird, d.h. ins
nächstgelegene (250 km)
Universitätskrankenhaus. Die Kompetenz sei dort grösser. Da frage ich mich
doch, wie lange man warten muss, im Fall einer Entscheidung für Neoblase.
Jetzt wieder zu
mir. Die ersten zwei BCG-behandlungen überstand ich recht gut, aber mit Nummer
3 wurden es sehr unangenehm. Das Gefühl war Blasenentzündung hoch 10. Habe zwar
nie Fieber bekommen, aber die Klorennerei und die Schmerzen waren schlimm und
haben sich auch bei jedem Mal gesteigert. Ich war ja schon vor der TUR-B
krankgeschrieben aber während der 6 Wochen BCG war auch nicht an Arbeit zu
denken. Ich erwartete, dass es nach Nummer 6 abklingen würde – war aber nicht
so. Nummer 6 hatte ich am 11. Januar.
Wie gesagt, die
Urologie bei uns ist effektiv und arbeitet nach den gleichen Richtlinien nach
denen ihr in Deutschland behandelt werdet. Ich habe aber keinen Arzt, der für
mich zuständig ist. Mein Ansprechpartner ist ein Krankenpfleger, der sämtliche
BCG-behandlungen durchführt. Da er zur Zeit eine Weiterbildung zum Skopisten
(d.h. er kann dann anstelle von einem Arzt Blasenspiegelungen durchführen)
macht, weiss er fast alles über Blasenkrebs was man wissen kann. Was auch immer
ich für Fragen stelle, kann er sie mit den Ergebnissen von Studien beantworten.
Er kam jedenfalls
auf die Idée, mich mit GAG-instillationen zu behandeln und überzeugte auch den
für Blasenkrebs zuständigen Arzt (den ich noch nie gtroffen habe) davon. GAG
bedeutet Glycosaminglycan und das sind Medikamente wie Gepan, Uracyst und
Ialuril. Sie sollen die geschädigte Blasenschleimhaut wieder aufbauen. Nach der
zweiten Instillation liessen meine Beschwerden nach und nach der vierten hatte
ich dann meine erste Kontroll-Blasenspiegelung. Das war am 23. Februar.
Die Ärztin, die
die Blasenspiegelung durchführte war bereits in Rente, springt aber immer mal
ein, um ihren überlasteten Kollegen unter die Arme zu greifen (und dabei ein
Heidengeld zu verdienen). Was wir alle auf dem Schirm sahen, war viel Rot. Sie
meinte jedoch dass auch BCG solche Entzündungserscheinungen machen könne, also
man könne schwer zwischen Krebs und Entzündung unterscheiden. Sie nahm
Gewebeproben und das Ergebnis bekam ich eine Woche später: Es sind Krebszellen
gefunden worden.
Meine Wartezeit
bis zur nächsten TUR-B sind 4 Wochen. – Soweit dazu.
Mittlerweile habe
ich aber nicht nur Blasenbeschwerden. Ich futtere seit 2015 Ibuprofen und als
es dann nicht mehr wirkte habe ich mit Diclofenac angefangen. Ich wusste sehr
wohl, dass man Nierenversagen und Magenbeschwerden bekommen kann. Leider hat
sich kein anderes Mittel als so wirksam erwiesen. In meiner BCG-Zeit nahm ich
Maxdosis 3 x 50 mg. Erst in Zäpchenform, weil das schneller wirkt, dann bekam
ich Schmerzen im Darm und stieg um auf Diclofenac T. Nun habe ich auch davon
Schmerzen im Darm. Habe im Internet nachgeforscht und bei mir Divertikulitis
diagnostiziert. Zum einen bin ich genetisch vorbelastet und zum anderen hat
jede 5. Europäer über 40 Darmdivertikel. NSAID zu denen auch Ibuprofen und
Diclofenac gehören stehen unter Verdacht Divertikulitis auszulösen.
Das Problem ist,
wenn die Schmerzen im Darm losgehen, dann dauert es nicht lange bis die Blase
auch mit dabei ist und dann hilft nur Diclofenac. Zur Zeit behandele ich mich
mit Fasten und flüssiger Kost. Wenn ich nichts esse habe ich meistens Ruhe.
Ich habe in JoHo s Beiträgen eure Warnungen vor Diclofenac gelesen. Ich kann nur einstimmen.
Darmblutungen will man ja nicht bekommen und was die Nieren angeht weiss ich
nur zu gut wohin das führen kann, ich arbeite schliesslich in der Dialyse.
Jetzt kommt meine
Frage an euch: Was kann ich gegen meine Beschwerden tun? Ich will doch nicht
auf Morfinpräparate umsteigen. Die haben noch viel schlimmere Nebenwirkungen.
Ich komme mit Harndrang und Blasenschmerzen einfach nicht mehr klar, ich will
das nicht ungedämpft aushalten!
schmittex , du
hast was von Antibiotika 6 und 12 Stunden nach BCG geschrieben. Welche
Antibiotika sind das? Wie können die wirken, wenn man nicht eine bakterielle Blasenentzündung
hat? Sie töten wohl nicht die Tuberkulosebakterien, denn da bräuchte man ja
wohl Tuberkulostatika, oder?
Ich freue mich
auf eure Antworten.
Bis dann.
Anja