Beiträge von ubox

    Hallo Michael,


    Nach dem ich mir das bisher Geschriebene nochmals durchgelesen habe, möchte ich erst einmal hier kurz eine klarstellende Erläuterung abgeben, damit niemand

    ein falsches Bild bekommt.

    Natürlich ist auch mein absolutes Erstreb, möglichst irgendwann auch nachts kontinent zu werden. Zumindest versuche ich diesen Zustand anzustreben.


    Aber, die Erfahrung hat gezeigt, je ungeduldiger man hier heran geht, um so unzufriedener ist man letztlich bei ausbleibenden Erfolgen.

    Und das ist wiederum keine gute Ausgangsbasis für das Erreichen des Zieles.

    Leider sind es wohl absolute Ausnahmeerscheinungen, bei denen das schon nach relativ kurzer Zeit erreicht wurde. Und es ist fraglich, diesen Zustand auch wirklich dauerhaft

    halten zu können bzw. je zu erreichen. Dazu sind einfach zu viele Faktoren im Spiel, die den Umstand beeinflussen.

    Bedenke, auch dein Körper selbst muss mit dieser gravierenden Umstellung erst einmal klar kommen. Die entsprechenden Abläufe auf die neue Anatomie bezogen, müssen sich erst einspielen. Der Unterbauch war und ist eine rießige Wunde! Er wurde total umgekrempelt und etliche Teile sind radikal entfernt. Allein die vielen fehlenden Lymphknoten führen dazu, dass es große Störungen im gesamten Flüssigkeitsaustauch mit den Beinen gibt. Der Darm, eines der wichtigsten Organe zur Steuerung des gesamten Immunsystems und der Lebensenergie wurde äußerst unsanft behandelt und liegt nun keinesfalls mehr so, wie er ursprünglich gelegen hat. Und hast du dir schon mal Gedanken gemacht, wie momentan deine Verdauung funktioniert? Wochenlang wurdest du mit Penicillien vollgepumpt, damit sich keine Entzündungen im Krankenhaus und in den ersten Tagen zu Hause bilden. Nur, was ist mit den Darmbakterien? Sie sind auch alle tot!!!

    Hat sich dafür jemand im Krankenhaus oder bei der Reha interessiert bzw. gar gekümmert? Wurde darüber gesprochen, dass nun eigentlich zunächst eine Darmsanierung anstehen müsste? Über so etwas wurde jedenfalls in meinem Fall nicht gesprochen. Übrigens auch nur am Rande zur Nachsorge der Narbe. Ich empfehle hierfür sich in gute Hände zu begeben, um auch hier das Maximum des Möglichen zu erreichen. Warum? Weil auch diese große Narbe ein große Störpotential in der Bauchregion ausüben kann und damit den Flüssigkeitstransport und das Wohlbefinden beeinträchtigt.

    Es geht hier darum, deinem Körper die besten Voraussetzungen zu geben, um möglichst schnell wieder zu heilen um sich dabei schnellstmöglich an die neuen Gegebenheiten anpassen zu können. Er ist 3 Monate nach der OP längst noch nicht fertig damit.

    Vielleicht hast du es schon einmal bemerkt, wie sensibel die Neoblase auf die Verdauung reagiert. Wenn du Blähungen hast, ist dies meist mit dem Gefühl des Wasserlassens verbunden. Kein Wunder, der aufgeblähte Darm drückt ja auf die Blase! Und genauso verhält es sich mit einem ungesunden Darm, bei dem sich die alten Kotreste an der Darminnenwand festgesetzt haben (z. B. auch eine Folge fehlender Darmbakterien!). Der Darm wird fest, verlieret seine Elastizität und drückt letztlich bei verschiedenen Bewegungen oder Körperlagen auf die Neoblase. In so einem Fall braucht es dann nachts nicht mehr viel, und die Blase (reagiert ja ausnahmslos auf externen Druck)

    will sich entleeren, abgesehen vom dann gerade entspannten Schließmuskel.

    Ich hoffe, du verstehst nun, dass das Problem absolut Vielschichtig ist und immer eine Dauerthema bleiben wird. Es ist nichts, was man sich einmalig erarbeiten kann und dann funktioniert es auf ewig.


    Was also tun? Ich betrachte das Kotinentsein einfach mal nicht als ein absolutes Muß. Ich sehe hier den Weg der "kleinen Schritte", und betrachte die Situation wie aus einem Kontextmenü heraus. Was meine ich damit?

    Zunächst denke ich, ist es doch so, dass du sicher schon etwas zufrieden wärst, wenn nachts nicht alles um dich herum nass ist (Schlafanzug, Bettzeug, Unterlagen usw.), also wenn nur die Pants voll wären. Dann ist der Unterschied zum normalem Leben doch nur, dass du die Pants zusätzlich an hast und diese entsorgt werden müssen.

    Du bist zwar inkontinent, aber es ist sonst nichts passiert, was dich und deine Umwelt verrückt macht (machen sollte). Wenn du das als erste Etappe zum großen Ziel akzeptieren kannst, bist du psychisch einen ganzen Schritt weiter. Es ist nicht wirklich schlimm, inkontinent zu sein, du bist deswegen trotzdem ein vollwertiger Mensch. Fast niemand weiß um dein Problem, außer natürlich deiner engsten Familie zu Hause. Zumindest ist es so, wenn tagsüber soweit alles glatt geht. Dann gehst du sicher tagsüber öfter auf Toilette als früher, aber sonst gibt es keine Veränderung für deine Umwelt. Das du nachts inkontinent bist, ist nicht deine Schuld, für die dafür auslösende Krankheit kannst du nichts, und

    obwohl die Situation absolut unschön ist, mach dir immer wieder bewusst - DU LEBST! Es hätte weitaus schlimmer kommen können.

    DAS muss vordergründig in den Kopf!

    Wie kommt man nun dahin, dass nicht immer alles nass ist? Das ist die Aufgabe, die jeder selber lösen muß. Jedenfalls gehört nicht dazu, sich ständig zu kontrollieren, wieviel ml

    Urin man losgeworden ist. Das ist doch nicht wirklich wichtig! Wichtig ist, die Blase möglichst leer (gefühlt, nicht gemessen) zu bekommen. Und hierfür sind nun die möglichen Techniken selbst zu finden. Bei mir gelingt das am ehesten, wenn ich mich nicht auf das Becken setze, sondern in der Hocke stehen dabei über dem Becken "schwebe", so als würde ich mich gerade hinsetzen wollen. Dann Bauchmuskeln anspannen, lockern und in die Gegenbewegung gehen, also Bauchmuskel und alles darum einziehen, und wieder locker lassen, einziehen und wieder locker lassen und dann wieder pressen. Das kann mehrmals wiederholt werden. Zwischendurch ruhig mal hinsetzen und so versuchen zu pressen. Funktioniert nicht immer, aber doch öfter als alles andere.

    Wie schon gesagt, spielen natürlich alle andern Faktoren eine Rolle (Trinkmenge und Zeit, Verdauung, Lage im Bett (am besten nur auf dem Rücken), Sitz und Qualität der Pants

    und wie oft man nachts aufsteht. Ich brauche meinen Schlaf, also wecke ich mich meistens höchsten einmal und akzeptiere nasse Pants...

    Manchmal, zum Beispiel bei Schlaflosigkeit, gehe ich natürlich auch öfter. Dann gelingt es auch mal trocken zu bleiben. Aber genauso gut kann es sein du bist bis 6.00 Uhr früh trocken, drehst dich nochmal um und schläfst eine dreiviertel Stunde, und es ist passiert, alles nass...

    Gesamtgesehen ist es trotzdem relativ oft so, dass mehr als nur die Pants nass ist, weil es schwer fällt, immer alle Dinge perfekt einzuhalten. Du kannst mit glauben, dann fluche ich auch kräftig!


    Jetzt hast du sicher erstmal wieder Stoff zum Nachdenken. Bis zum nächsten mal


    Gruß Uwe

    Hallo Michael,


    Entschuldigung, wenn ich nun jetzt erst antworte. Es ist, wenn man so will, ein Ausdruck dessen, dass ich ein vollständig normals Arbeitsleben in einer Baufirma als Angestellter führe, und zu Hause auch alles normal läuft (wie vor der OP), jedenfalls fast.


    Aber zu deinen Fragen:

    1. Nein. Nachts bin ich inkontinent, auch nach nun 5 Jahren. Ich glaube, das ist eines von den zwei großen Themen, die immer ein Problem bleiben werden. Nur, ich habe für mich entschieden, mich dieser Unannehmlichkeit entspannt zu stellen.

    Ich muss sicher hier nicht wiederholen, was einem vor und nach der OP über das Thema von den Ārzten erzählt wird.

    Ja, wenn du abends nichts mehr trinkst, die Blase vor dem Schlafengehen tatsächlich ganz leer bekommst, und dich aller zwei Stunden weckst und vor allem nicht auf dem Bauch liegst, kann es gelingen. Muss aber nicht. Dazu spielen noch viel mehr Faktoren eine Rolle ,so zum Beispiel die Nierentätigkeit und die unbewusste Steuerung des verbliebenen einen Schließmuskels. Oh, dieser Schließmuskel, das ist ein

    ganz heißes Ding! Stichwort Blasenentleerung. Meist unbewusst - wird er krampfartig versucht, geschlossen zu halten. Sosehr, dass es eben oft nicht gelingt, ihn auf Kommando beim Wasserlassen geöffnet zu bekommen. DAS ist ein Punkt, an dem es sich wirklich lohnt, intensive zu arbeiten. Siehe Übungen und Infos aus der Reha. Wenn man so will, reduziert sich das Problem auf das trainieren der Körperbeherrschung.

    Hierzu kann man sicher sehr intensiv philosophieren.

    Aber wenn du die oben genannten Voraussetzungen nicht immer erfüllen kannst, was dann?

    Und willst und kannst du so leben? Was sagt der Partner neben dir, wenn du ständig nachts geweckt wirst?

    Bist du mit dem wenigen Schlaf wirklich so fit für den Alltag wie früher? Und, und, und...


    Setze dich nicht jetzt unter Druck, und versuche auf Krampf „trocken in der Nacht“ zu werden. Lerne erstmal deinen Körper und seine neuen Verhaltensweisen kennnen. Und, ganz wichtig, du selber und deine Familie müssen einen gemeinsamen Weg für diesen Umstand finden.


    Zu 2. Ich bin nach 4 Monaten wieder auf Arbeit gegangen. Ich hatte aber noch bis 9 Monate später nach der OP mehrere Eingriffe auf Grund eines vernarbten Harnleiters. Aber das ist eine andere Geschichte.

    Körperlich habe ich gut ein Jahr gebraucht , um kräftemäßig und konditionell wieder „der Alte“ zu sein.

    Aber das hat ja jeder selber in der Hand, wie schnell es insgesamt bergaufgeht. Auch hier gilt: Locker bleiben, nicht unter (Zeit-) Druck setzen! Übrigens, auch ein sehr wichtiges Thema ist die Ernärung, bzw. noch wichtiger, eine wirklich gesunde Verdauung!!!


    Ich muss erst mal Schluss machen. Andermal mehr dazu.

    Hallo Michael,


    ... dann drück ich mal die Daumen für die Zukunft!

    Wer es kann, sollte nach überstandener OP mit ansonsten positiven Vorzeichen versuchen, eine innere positive Einstellung

    zum "Sachverhalt" zu behalten bzw. sich zu "erarbeiten". D.h., den Alltag mit seinen "Neuerungen" ohne zu grübeln als nun normal anzunehmen.

    Aus eigenen Erfahrungen weiß ich, daß das tagsüber wohl besser gelingt als nachts, wenn man eben inkontinent ist, mit all den Unannehmlichkeiten

    und Pannen.


    Sicher kannst du auch Fragen stellen.


    Guß Uwe

    Ein Hallo an Alle,


    Ich bin neu hier, aber kein Neuling das Thema betreffend.

    2012 wurde bei mir auf Grund eines fortgeschrittenen Blasentumor die Radikale Blasenzystektomie mit Anlage einer Neoblase durchgeführt.

    Ich hatte insofern noch Glück, dass keine von den über 30 entfernten Lymphknoten aus dem Unterbauch mit Tumorzellen behaftet waren, und auch sonst keine Streuungen bzw. Metastasen

    festgestellt wurden. Somit kam ich um jegliche Bestrahlung und Chemo herum.


    Die regelmäßigen Kontrollen im Laufe der vergangenen Jahre haben keinen neuen Befund ergeben. Somit gelte ich nun offiziell als "geheilt"...