Zweiter Teil
Am 4. Juni sind wir wegen Karels zunehmender Schmerzen wieder im CWZ. Dieses Mal sprechen wir mit Dr. v.Bas.. Er erklärt uns das Verfahren bis zur Operation noch einmal. Sagt, dass man während der Operation auch feststellen könnte, dass die Operation abgebrochen werden müsste, weil sie nicht mehr nützt. Was ist hier los?
Er schlägt einen sehr ernsten Ton an, verabschiedet sich von uns. Er bekommt einen Anruf und erklärt dem Anrufer, dass er nicht gestört werden möchte, weil er sich mitten in einem schwierigen Abschiedsgespräch befinde ...
Wir verstehen das nicht. Wir wollen doch nur endlich einen Termin für die Operation, und das klingt, als würden wir uns nicht wiedersehen.
Dr. v.Bas. sagt, er würde Dr. Sed. eine App schicken und um einen Operationstermin bitten. Wir freuen uns über diese Hilfe und hinterlassen unsere Visitenkarte. Wir hoffen, bald eine gute Nachricht zu erhalten.
Aber in den folgenden Tagen hören wir wieder nichts.
Am 15. Juni bekommen wir schließlich von der Uniklinik Radboud Bescheid, dass die Operation am 29. Juni stattfinden wird: Prof. Wit. wird operieren.
In der Nacht vom 19. auf den 20. Juni hat Karel starke Schmerzen. Am Mittwochmorgen, dem 20. Juni, fahren wir wieder ins CWZ. Während wir auf einen Arzt warten, ruft uns Dr. Som. zu sich. Er sagt, er freue sich, dass wir nun endlich einen Termin für die Operation bekommen hätten. Jetzt würde sogar Professor Witjes selbst operieren und nicht er, weil er selbst ja erst im Juli Zeit gehabt hätte ...
Ich bin fassungslos.
Seit dem 15. März wissen wir, dass Karel einen aggressiven Blasenkrebs hat, Karel hat immer mehr Schmerzen und erzählt dies immer wieder einem anderen Urologen im CWZ, weil Dr. Som. keine Zeit für einen Termin hat. Und dieser Arzt sagt uns jetzt, nach 3,5 Monaten, dass er bis Juli keine Zeit für eine Operation gehabt hätte!
Angesichts der von Karel beschriebenen Schmerzen schlägt Dr. Som. eine kurze rektale Untersuchung vor. Dies geschieht auf eine unangenehme und schmerzhafte Weise. Dr. Som. stellt fest, dass sich die Tumormasse deutlich anders anfühlt und möchte sofort ein MRI durchführen lassen. Karel erfasst den Ernst der Lage und sagt, es könnte also sein, dass wir jetzt zu spät sind. Dr. Som. bejaht dies.
Die Angst und die Verzweiflung in diesem Augenblick sind unbeschreiblich.
Dr. Som. regelt einen MRI-Termin und bittet uns, sofort danach wieder zu ihm zu kommen, um die Ergebnisse mit uns zu besprechen. Denn ab dem späten Nachmittag wäre er ein paar Tage nicht erreichbar.
Nach dem Scan melden wir uns daher sofort wieder bei seiner Mitarbeiterin. Wir müssen lange warten. Als ich mich nach Dr. Som. erkundige und die Situation nochmals erkläre, werde ich um etwas mehr Geduld gebeten. Dann werden wir von einem anderen Arzt in einen Raum gerufen. Er erklärt uns, dass Dr. Som. nicht mehr anwesend sei, dass der Scan noch von einem Radiologen ausgewertet werden müsse und wir am nächsten Tag angerufen werden würden ...
Diese Nacht ist die bisher schlimmste Nacht.
Am nächsten Tag dauert es bis zum Nachmittag, bis der Anruf kommt. Ein Kollege von Dr. Som.:
Der Blasenkrebs ist weiter fortgeschritten, Metastasen in Lymphen und Knochen. Die Operation ist abgesagt. Würde nicht mehr helfen. Bestrahlung wird vorgeschlagen, und falls gewünscht, kann Karel natürlich Unterstützung bei Sterbehilfe bekommen. Karel hat vielleicht noch ein paar Monate zu leben.
Unsere Welt bricht zusammen.
Im Vertrauen auf den Arzt gewartet – und jetzt zu spät.
Später lesen wir im EPD, dass Dr. Som. am selben Tag den Scan mit Dr. Witjes besprochen hat und gemeinsam beschlossen wurde, die Operation abzusagen.
Anscheinend hatte Dr. Som. nicht den Mut, uns dies selbst mitzuteilen.
Wir haben kein Vertrauen mehr in diesen Mann.
Am 22. Juni haben wir einen Termin bei unserem Hausarzt. Er möchte die Bilder vom CT-Scan sehen. Nachdem er sie sich angesehen hat, schlägt er vor, diese dem Urologen in Klever Krankenhaus zur Begutachtung vorzulegen. Er regelt für uns einen Termin am 25. Juni.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni verliert Karel Blut aus dem Penis.
Am Sonntagmorgen, dem 24. Juni, beschließen wir, ins Krankenhaus nach Kleve zu fahren.
Dort versucht ein ungeschickter, schlecht Deutsch sprechender Arzt zweimal, einen zu großen Blasenkatheter zu legen, wie sich hinterher herausstellt. Karel hat starke Schmerzen und verliert viel Blut. Erst als der leitende Oberarzt dazukommt, gelingt es in nur 1 Minute.
Die Blase muss gespült werden. Es scheint ein bekanntes Phänomen zu sein, dass ein Blasentumor Blutungen verursacht – ab einem weit fortgeschrittenen Stadium.
Karel muss mindestens ein paar Tage bleiben.
Der Chefarzt in Kleve will selbst einen CT-Scan machen lassen. In den nächsten Tagen ist der Wechsel der PCN im CWZ geplant und gibt es einen Termin mit Dr. Som..
Kleve beschließt, den Wechsel der Nierenkatheter vorzunehmen.
Was ein kurzer Routineeingriff sein sollte, dauert wieder sehr lange.
Im Nachhinein sagt der Urologe, dass Karel viel Glück gehabt hat, denn bei der vorherigen Anlage des rechten Nierenkatheters wurde der Darm nur um 1 mm verfehlt. Er ist empört.
Ich weiß, dass dies die Arbeit von Dr. Som. ist.Ich habe zunehmend den Eindruck, dass Dr. Som., aus welchen Gründen auch immer, nachlässig und inkorrekt gehandelt hat.
Auch im Klever Krankenhaus findet eine rektale Untersuchung statt. Zuerst wird eine Rektalsalbe eingebracht, und während der Untersuchung, die sehr sorgfältig durchgeführt wird, wird Karel gebeten, es sofort zu sagen, wenn er Schmerzen hat. Es geht also auch ganz anders!
Da Karel noch im Krankenhaus in Kleve liegt, nimmt unser jüngster Sohn mit seiner damaligen Freundin den Termin bei Dr. Som. wahr. Ich habe einen sehr genauen Bericht dieses Gesprächs.
Dr. Som. sagt, dass es jetzt im Nachhinein sicher gut sei, dass Karel sich nicht mehr dieser schweren Operation unterzogen habe, da sie nichts mehr gebracht hätte. Weil der Krebs entgegen der Erwartung so unheimlich schnell gewachsen sei, hätte eine OP, auch wenn diese ein paar Wochen eher stattgefunden hätte, doch keinen kurativen Effekt mehr gehabt.
Unser Sohn fragt Dr. Som., welche Behandlung sein Vater erwarten könne. Antwort: Chemo oder Bestrahlung. Und was passiert, wenn sich die geschwächten Nieren seines Vaters während der Behandlung verschlechtern? Wird er eine Dialyse bekommen? Dr. Som. sagt, dass dies angesichts der hohen Kosten nicht der Fall sei. Er sagt auch, dass er mit Karel die beiden Optionen (Bestrahlung und/oder Chemo) besprechen und in diesem Gespräch klären möchte, ob Karel sich noch eine Behandlung antun will, bei der er regelmäßig ins Krankenhaus müsste, die unangenehme Nebenwirkungen hätte und die doch nicht mehr helfen würde.
Karel wird nach 5 Tagen aus dem Klever Krankenhaus entlassen. 1 Woche später, am 4. Juli, haben wir einen Termin bei der niederländischen Urologin im Klever Krankenhaus, bei Frau van der Graaf. Sie hört sich unsere Geschichte an, erzählt, dass sie im CWZ unter Dr. Som. gearbeitet hat. Sie weiß, dass man in den Niederlanden oft länger auf eine Operation warten muss als in Deutschland. Dies ist einer der Gründe, warum sie fast nie ein so fortgeschrittenes Stadium dieses Blasenkrebses zu sehen bekommt.
Karel wird in der Tumorkonferenz besprochen. Es wird eine Chemo empfohlen, keine Bestrahlung. Man möchte sich die Option einer Blasenentfernung behalten.
Am 10. Juli haben wir ein Gespräch mit Prof. R., der viel Verständnis zeigt und uns ein sehr positives Gefühl vermitteln kann.
Er will mit einer Chemotherapie beginnen, und wenn diese nicht genug Effekt hätte, würde man zur Immuntherapie wechseln.
Auf meine Frage, warum er Chemo geben will – schließlich hätte der Urologie im CWZ diese wegen der geschädigten Nieren nicht geben wollen – antwortete er, man könne ja eine genau auf Karels Nieren abgestimmte Chemo nehmen. Wir sind mehr als erstaunt.
Prof. R. ist ein sehr klarer und optimistischer Mann, dem wir vertrauen. Endlich Verständnis und wieder eine Perspektive!
Unser ältester Sohn hatte seine Hochzeit für den 7. September geplant.
Da wir nicht wissen, wie die Chemo verlaufen wird und wie Karels Zustand bis dahin sein wird, beschließt er, die große Feier abzusagen und am 28. Juli nur in kleinem Kreis zu heiraten.
Am 12. Juli beginnt der erste Teil der ersten Chemo.
Karel verträgt sie erstaunlich gut.
Der erste Teil der 3 Chemokuren findet immer stationär statt, der zweite Teil ambulant.
Wir werden gebeten, sofort ins Krankenhaus zu kommen, wenn Karel über 38°C Fieber haben sollte.
Zwei Tage vor der Hochzeit am 28. Juli abends bekommt Karel Fieber. Über 38°C. Wir packen die Tasche und fahren ins Krankenhaus. Der Arzt in der Notaufnahme fragt, ob Karel eine Patientenverfügung habe. Karel hat keine. Jetzt schildert der Arzt jede Sterbephase bis zum Tod, und will bei jeder Phase wissen, ob Karel dann immer noch geholfen werden will.
Wohl Routine für den Arzt – sehr beängstigend für uns.
Karel bekommt ein Antibiotikum. Im Laufe des nächsten Vormittags ist das Fieber verschwunden.
Es geht ihm wieder besser. Noch ein Tag bis zur Hochzeit.
Auf eigene Verantwortung dürfen wir das Krankenhaus am späten Samstagvormittag verlassen und können also zusammen die Hochzeit feiern. Gegen 22.00 Uhr müssten wir aber wieder zurück im Krankenhaus sein.
Mit Antibiotikum und Schmerzmitteln in der Tasche nehmen wir also an der Hochzeit unseres ältesten Sohnes teil.
Das Sitzen fällt Karel nicht leicht, aber er schafft es, den Tag gut zu überstehen. Auf keinem der Fotos ist ihm sein gesundheitlicher oder seelischer Zustand anzusehen. Mir leider schon.
Karel hält sogar eine kurze Rede für unseren Sohn und unsere Schwiegertochter.
Alles geht gut. Ein besonderer Tag.
Um 21.30 Uhr verabschieden wir uns vom Brautpaar und fahren zurück ins Krankenhaus.
Auch die nächsten beiden Chemokuren übersteht Karel recht gut.
Mitte August, eine Woche vor der 3. Chemokur wird der Blasenkatheter entfernt, da Karel doch kaum Urin über die Blase verliert. Die Blase wird gespült und scheint gerade Mal 30 ml Inhalt zu haben.
Ein paar Stunden danach verliert Karel Blut aus dem Penis. Zurück ins Krankenhaus. Es wird wieder ein Blasenkatheter eingeführt, aber das Blut oder Koagel läuft am Schlauch entlang. Wir hoffen, dass dieses Bluten von selbst aufhört, sind aber ständig am Wegwischen.
Für die Nacht bekommt Karel einen großen Müllsack ans Bett gebunden und eine Küchenrolle – er wischt ständig das Blut ab. Irgendwann in der Nacht fällt er in Schlaf und wird in einer Blutlache wieder wach. Alles muss sauber gemacht werden. Im Laufe des nächsten Tages hört die Blutung auf. Nach noch einem Tag will Karel nach Hause. Die Urologin sagt mir auf dem Flur, dass jetzt schwierige Zeiten auf mich zukämen ...
Am 13. September wird ein CT-Scan gemacht, um die Wirkung der Chemo zu beurteilen.
Am nächsten Tag hören wir, dass der Blasentumor zwar etwas geschrumpft sei, aber die Metastasen in den Knochen, vor allem in der rechten Hüfte, gewachsen seien.
Also keine Chemo mehr.
Es wird noch eine Untersuchung durchgeführt, und dann vorgeschlagen, jetzt zur Immuntherapie überzugehen.
Am nächsten Tag bekommt Karel also zum ersten Mal Nivolumab und er darf wieder nach Hause.
Anfangs fühlt sich Karel gut, aber bald bekommt er Hustenanfälle und auch das Atmen fällt ihm zusehends schwerer. Wir gehen zum Hausarzt. Er weiß sich keinen Rat mit diesen Symptomen und weist Karel ins Krankenhaus ein.
Die Lunge wird geröntgt und eine Bronchoskopie vorgenommen, von der er sich nur mit viel Mühe erholt. Ich habe Riesenangst um ihn. Er kämpft sich zurück.
Verdacht auf Metastasen in der Lunge. Vielleicht eine Lungenembolie? Oder eine Lungenentzündung? Antibiotikum.
Die Lungenärztin möchte einen CT-Scan mit Kontrastmittel. Karel nimmt schon einen Teil dieses Mittels vorher ein.
Der Radiologe will aber nicht mit der Gabe des Kontrastmittels weitermachen wegen der schlechten Nierenwerte. Also kein CT-Scan wegen der Nieren, sondern nur ein MRI.
Es kann nicht festgestellt werden, ob es Metastasen in der Lunge gibt.
Karel geht es nach ein paar Tagen zum Glück wieder etwas besser und er kann entlassen werden.
Doch der Husten wird immer schlimmer. Karel bekommt kaum noch Luft. Wieder zum Hausarzt. Er rät zu einer Sauerstofftherapie, aber er bittet uns auch, uns um die letzten Dinge zu kümmern ...
Karel kann nicht mehr ruhig liegen, ständig wird er von erstickenden Hustenanfällen geplagt, er kann nicht mehr schlafen, kaum noch essen.
Der Hausarzt schreibt verschiedene Schmerzmittel und Schlafmittel vor. Die Schlafmittel bewirken das Gegenteil. Eine beängstigende Erfahrung.
Karel hat keine Kraft mehr. Ohne meine Hilfe kann er keinen Schritt mehr allein gehen.
Treppensteigen unmöglich. Wir funktionieren die Couch zum Bett um.
Wir sind am Ende. Ständige Hustenanfälle. Kein Schlaf mehr, keine Aussicht mehr auf Besserung. Drei Nächte und drei Tage ohne Schlaf rauben uns beiden die letzte Kraft.
Wir wissen nicht mehr ein und aus. Uns geht die Energie aus.
In all der Zeit arbeite ich weiter, so recht und schlecht das geht. Das Kreuz der Selbstständigkeit.
Zum Glück zeigen die Stammkunden viel Verständnis für uns.
In der Zwischenzeit hat unser Jüngster, der in Italien promoviert, beschlossen, das Studium abzubrechen und zu uns zurückzukommen, um uns zu helfen und in der letzten Phase bei seinem Vater zu sein.
Anfang Oktober die 2. Immuntherapie.
Karel bekommt zusätzliche Medikamente (xgeva und ossofortin) und plötzlich gibt es einen klaren Wendepunkt.
Karel geht es von Tag zu Tag besser. Die Hustenanfälle und die Kurzatmigkeit verschwinden. Der zusätzliche Sauerstoff hilft. Tag und Nacht angeschlossen an das Sauerstoffgerät.
Mit einem Schlauch, der 10 m Bewegungsfreiheit bietet.
Aber täglich gibt es kleine Verbesserungen.
Am 31. Oktober holt unser ältester Sohn unseren jüngsten Sohn in Genua ab. 12 Stunden hin. Halbe Stunde Pause. 12 Stunden zurück.
Unser Jüngster wird ein ganzes Jahr bei uns bleiben, seinen Vater zur zweiwöchentlichen Therapie begleiten, das Einkaufen und Kochen übernehmen, – und durch seine Anwesenheit wesentlich dazu beitragen, dass es Karel immer besser geht.
Unser Ältester kommt regelmäßig vorbei. Auch seine Anwesenheit hilft enorm und ist eine große Stütze.
Seit Ende September 2018 geht es alle 2 Wochen nach Goch zur Immuntherapie. Alle 6 Wochen findet ein Wechsel der Nierenkatheter und des Blasenkatheters statt.
Anfangs bekommt Karel zum Katheter Wechsel immer eine 5-tägige Ciproflaxacin-Kur, um einer HWI vorzubeugen.
Trotzdem färben sich rund Weihnachten 2018 die Urinbeutel wieder lila: also Bakterien im Urin.
Karel scheint sich eine Krankenhausbakterie eingefangen zu haben. Dieses Mal gelingt es erst nach dem dritten Antibiotikum, dem Hausarzt zufolge einzigen, das er noch kennt, um diese Bakterien zu bekämpfen.
Insgesamt hat Karel innerhalb eines Jahres 4 oder 5 HWI, ist immer völlig beschwerdefrei und hat kein Fieber.
Karels Zustand verbessert sich ständig. Zwar langsam, aber stetig. Karel kommt sogar einige Stunden ohne das Sauerstoffgerät aus.
Zu seinem Geburtstag am 10. November haben die Jungs eine Überraschung geplant.
Einen Tag am Meer. Dort wo wir mit den Jungs, als sie noch klein waren, immer im Sommerurlaub waren.
Ein Wohnmobil wird gemietet und am Geburtstagsmorgen fahren wir los.
In Cadzand-Bad angekommen will Karel die Treppe zum Deich ohne Sauerstoffgerät besteigen. Es gelingt ihm. Auch der kleine Spaziergang am Strand danach geht ohne das Gerät. Ich kanns nicht fassen, zücke den Pulsometer – Sauerstoffsättigung 96 %!
Zu Beginn des Jahres 2019 wird beschlossen, den Blasenkatheter zu entfernen.
1 Unannehmlichkeit weniger. Dieses Mal klappt es problemlos. Und was noch viel wichtiger ist: Die Blase funktioniert wieder!
Beim Scan im Juni 2018 war die Blase als solche nicht mehr zu erkennen, sagt die Urologin.
Auch für sie ist das mehr als erstaunlich.
Seit Mitte Dezember 2018 braucht Karel keine Schmerzmittel mehr, seit Anfang 2019 keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr.
Er schläft wieder besser, hat mehr Kraft und Ausdauer, arbeitet wieder mit.
Mitte Februar 2019 habe ich typische Grippesymptome: innerhalb von wenigen Stunden matt, Husten, Gliederschmerzen, Fieber. Nach 2 Tagen fühle ich mich wieder besser. Als ich aber nach einem Toilettenbesuch ohnmächtig werde und auf den Steinboden aufschlage, bringen mich Karel und Elef ins Krankenhaus. Nasenbruch und Influenza. Unser Hausarzt will daraufhin Karel unbedingt testen: Ja, Karel hat die Influenza, aber keinerlei Symptome und Beschwerden.
Das Immunsystem läuft wohl auf Hochtouren.
Im Frühjahr 2019 machen wir wieder kleine Spaziergänge, die allerdings immer vom jeweiligen Tageszustand abhängig sind. Karel ist mal mehr, mal weniger müde. Im Sommer machen wir sogar kleine Fahrradtouren.
Manchmal überfällt Karel diese schwere Müdigkeit, ganz unangekündigt, dann legt er sich hin. Das eine Mal dauert die Ruhephase nur kurz, das andere Mal länger.
Aber auch damit ist zu leben.
Am 1. November 2019 tritt unser Jüngster seine neue PhD-Stelle an, dieses Mal in Gießen.
Ein intensives Jahr für uns alle.
Alles in allem haben wir das Gefühl, ein Wunder zu erleben.
Kehrtwende: von kurativ zu palliativ und jetzt wieder zurück zu kurativ? Wir werden es versuchen!
Anfang 2020 wird der rechte Nierenkatheter entfernt. Ein weiterer wichtiger Schritt!
Im Mai 2020 bekommt Karel links einen Nierenkatheter mit Ventilfunktion.
Wieder ein wichtiger Schritt!
Wir hoffen, dass sich der vermutlich sehr enge Harnleiter durch etwas mehr Druck ein wenig weitet.
Nachts wird dieser Katheter an einen Urinbeutel angeschlossen.
Es läuft gut! In jeder Hinsicht.
Nach einem CT-Scan am 4. Juni 2020 sehen sich die Urologin und der Onkologe die Bilder an.
Die Blase als solche ist wieder deutlich zu erkennen.
Wunder ist kein medizinischer Begriff.
Aber wir erleben, dass Ärzte den unbändigen Lebenswillen Karels mit allem, was sie aufbieten können, unterstützt haben und weiterhin unterstützen.
Das Leben ist so kostbar.
Karel und Elisabeth