Bis zu meiner Krankheit ging es mir (uns) finanziell gesehen sehr gut. Ich hatte einen gut bezahlten Job, meine Frau war seit 10 Jahren erfolgreich selbstständig in Köln mit einem Institut für Sprache und Hören in Köln, das Leben meinte es gut mit uns. Es waren da aber auch sehr hohe Ausgaben, eine Privatmiete, eine Geschäftsmiete, Gehälter für Angestellte etc. (fixe Kosten im 5stelligen Bereich monatlich) und hinzu das Leben in einer Millionenstadt mit einem gewissen Lebensstandard.
Dann kam das Schicksalsjahr 2016. Nicht nur gesundheitlich gab es da zu kämpfen, es durfte auch der finanzielle Aspekt mittelfristig nicht außer acht gelassen werden. Ich versuchte (u.a. auch der finanziellen Zwänge wegen) wieder zu arbeiten, meine Frau arbeitete natürlich auch weiter, aber der zeitliche Spagat zwischen meiner Krankheit und dem notwendigen Arbeitseinsatz für Ihr Institut war für sie sehr kräftezehrend. Mit ging es zwar langsam körperlich besser, aber es machte mich traurig das meine Frau und das Institut jetzt so in Schieflage geriet, dass sich etwas ändern musste.
Also volles Risiko, die Flucht nach vorne. Also in 2018 folgender Schritte:
Punkt 1: meine Arbeit kündigen
Risiko: Wovon Leben? Die volle Erwerbsminderungsrente war nur 55% so hoch wie mein Einkommen, aber ich bekam Gottseidank noch eine gute Betriebsrente, die mir aufgrund meiner langen Unternehmenszugehörigkeit eine Absicherung auf 75% meines ruhegeldfähigen Diensteinkommens garantierte. (sogenanntes Gesamtversorgungssystem). Für mich persönlich war das OK, damit kamen wir hin.
Punkt 2: Umzug in eine Kleinstadt in Norddeutschland
Eine Neuanfang auch für meine Frau. Das größere Risiko!
Gibt es genug Klienten? Bekommt sie noch andere Aufträge? Meine Frau hat in ihrem früheren Leben einmal bei der EU gedolmetscht , nahm gelegentlich noch Übersetzung- und Dolmetschaufträge an.
Was soll ich sagen? Es hat sich gelohnt, aber sowas von.
Die fixen Kosten (insbesondere für die beiden Mieten) haben sich insgesamt auf 40% reduziert!
Das Leben in einer Kleinstadt ist bedeutend günstiger.
Neue Klienten sind gekommen, zwar langsam, aber sie kamen, nach und nach. Wir brauchen auch nicht mehr soviel wie früher, weil die Kostensituation günstiger ist.
Wir brauchen nur noch ein Auto, weil wir dort wohnen wo meine Frau arbeitet.
Die Zufriedenheit steigt, weil wir viel mehr Zeit miteinander verbringen können.
Wenn wir in Köln geblieben wären, hätte es finanziell nicht geklappt, da bin ich mir sicher. Alleine schon wegen Corona. Die Restriktionen aufgrund Corona hätten meiner Frau finanziell das Genick gebrochen, jetzt hier in Niedersachsen können wir locker schon mal zwei/drei Monate überbrücken. Lockdowns soll es ja nicht mehr geben, von daher sehen wir diesbezüglich noch etwas optimistischer in die Zukunft.
Was ich damit eigentlich sagen will lieber
@Matze64 :
Beurteile immer die Situation aus der Gesamtperspektive. Stell alles in Frage und versuche mit allen beteiligten Personen in Deinem Umfeld Lösungen zu finden. So unterschiedlich sind die Situationen, die Möglichkeiten, auszuloten welche Möglichkeiten man hat, braucht Zeit. Nicht nur das negative sehen, jedes Ding hat immer zwei Seiten!
Klinge vielleicht wie ein Glückskeks, aber meine Erfahrung in den letzten Jahren waren bei all den Schwierigkeiten - die insbesondere uns Langzeitkranke ereilt haben - eher positiv.