Hallo Irina,
Wie Du hier schreibst, habt ihr beide (also Du und Dein Mann) keine Lust um das Leben zu kämpfen.
Du persönlich hast in den letzten Jahren viel mitgemacht, ich kann irgendwie verstehen das Du glaubst, irgendwann muss Schluss mit dem ganzen Elend sein, ich (wir) verdienen es auch mal Kraft zu tanken und die Zeit die uns bleibt zu genießen.
Wie ich persönlich hier herausgelesen habe, macht Dir insbesondere das Verhalten Deines Mannes zu schaffen, der trotz der Krebsdiagnose weiter raucht und sich unvernünftig verhält, weil er (vielleicht) denkt, das Leben ist jetzt zu Ende, warum soll ich noch vernünftig sein? Und dann noch die behördliche Unterstellung einer Fahrerflucht.... Das ganze Leben ist Scheiße.
Dein Mann hat einen oberflächlichen, nicht muskelinvasiven Tumor in der Blase, das ist kein Todesurteil, das ist eine Chance!
Auch wenn es Komplikationen bei deinem Mann gibt und Du aufgrund dessen hier im Forum Rat suchst, möchte ich euch beiden eins sagen: Das Leben ist Lebenswert. Vertreibt die dunklen Wolken des Leids, die einen glauben lassen, dem wäre nicht so.
Ich kenne natürlich eure Geschichte nicht, die Dich glauben läßt, es lohnt sich nicht zu kämpfen. Doch es lohnt sich, ich selber habe es schon mehrmals erlebt.
Zugegeben, es war vor 35 Jahren, da war ich mehrmals unmittelbar mit dem Tod konfrontiert, ganz alleine, und musste an mich glauben und kämpfen um wenigstens den nächsten Tag zu erleben. Dreimal hats geklappt, dann war meine Militärzeit Gottseidank zu Ende.
Das letzte Mal war vor drei Jahren, als bei mir muskelinvasiver Blasenkrebs diagnostiziert wurde. Klar ich war geschockt, und habe damals bei der Diagnosestellung gewußt, das ich sterben muss, wenn ich den Kopf in den Sand stecke. Ich habe es wirklich gespürt.
Also würde bei mir alles rausgekommen, Blase, Prostata und Samenleiter. Nach der OP war auch kein Ponyhof abgesagt, mehrere Harnwegsinfektionen haben mir das Leben schwer gemacht und mich insgesamt sechs Wochen im Krankenhaus liegen lassen.
Aber ich habe gekämpft, wie früher vor 35 Jahren, weil ich immer den Funken gespürt habe, der mich weitermachen ließ.
Mein Rat an euch beide: Besorgt euch psychoonkologische Hilfe. Aus Deinen Zeilen sieht man depressive Tendenzen, das kann man wirklich behandeln. Dein Mann und Du, ihr beide solltet ein Team bilden, was diese schwere Prüfung meistert.
Ihr schafft das.