Liebe Birgit,
Eine neoadjuvante Chemotherapie soll mögliche okkulte Tumorzellen abtöten. Ob solche Tumorzellen vorhanden sind weiß man nicht, da nicht sichtbar in CT. Falls dem aber so sein sollte, dann hätte Dein Mann laut aktueller Studienlage Vorteile (gegenüber Patienten ohne oder adjuvante Chemotherapie) hinsichtlich Gesamtmortalität/Überlebensrate innerhalb der Heilungsbewährung. Bei der Entscheidungsfindung sind Eckpunkte wie a) eine CT ist nie zu 100% sensitiv (ich meine mal irgendwo gehört zu haben, dass bei einem Blasenkarzinom die CT eine Sensitivität von ca. 80% aufweist), b) abwägen zwischen Nebenwirkungen neoadjuvante Chemotherapie und Gesamtbenefit neoadjuvante Chemotherapie (liegt bei ca. geringen 5%, aber immerhin) c) Einbezug der Persönlichkeit des Patienten (also eher ein Sicherheitstyp oder der Optimistische), es hilft nichts, die Chemotherapie nicht zu machen und danach die ganze Zeit zu denken ... und wenn sich jetzt doch schon Tumorzellen abgesetzt haben, oder die CT hat doch nicht alles gezeigt was sie soll. Diese Aufklärung erfolgt leider erst mit dem pathologischen Abschlussbefund. Weiter bleibt zu bedenken, dass selbst wenn das abschließende Tumorstadium Venen- oder Lymphanschluss nachweist oder die Muskelinvasion ein pT 3 oder höher aufweist immer noch die Möglichkeit einer adjuvanten Chemotherapie besteht. Allerdings wohl auch hier geringfügige Nachteile gegenüber der neoadjuvanten Chemotherapie.
Ich habe die neoadjuvante Chemotherapie gemacht und war damit im Prinzip übertherapiert, da mein abschließender Befund diese Chemotherapie eigentlich nicht rechtfertigte. Innerhalb der Situation hatte ich aber die Haltung, mein Möglichstes und ALLES zu tun, um wieder gesund zu werden. Ob ich heute in der gleichen Situation anders entscheiden würde? Ich weiß es nicht ... vermutlich würde ich aber wieder den gleichen Weg gehen. Gutes Gelingen und klaren Kopf bei der Entscheidungsfindung wünscht Euch
Mascha