Liebe Tanja Hebitan , mir wurde nach der OP zur Chemotherapie geraten, mit sofortigem Beginn. Die bereits beantragte AHB sollte ich bis Ende der Chemo aufschieben, und so habe ich es auch gemacht. Für die Chemo wurde mir eine onkologische Tagesklinik empfohlen, in die ich dann auch gegangen bin. Erst der dortige Onkologe brachte dann die Immuntherapie auf. Er kannte ganz neue Studien, nach denen eine Kombination aus Chemotherapie und Immuntherapie sehr gute Ergebnisse erzielt hatte, und riet mir, neben der Chemotherapie auch eine Immuntherapie mit Nivolumab zu machen. Damals war Nivolumab in Deutschland jedoch noch nicht zugelassen, außer im Fall eines Versagens der Chemotherapie, daher lehnte die Krankenkasse die Immuntherapie ab (zweimal, auch nach Widerspruch des Onkologen). Ich habe daher zunächst nur die Chemotherapie gemacht, für ca. 4 Monate. Als ich gerade damit durch war, änderte sich die Rechtslage: Das Immunmittel Nivolumab wurde auch ohne vorheriges Versagen der Chemotherapie zugelassen und die Verabreichung allein in das Ermessen des Arztes gestellt. Das heißt, dass die Krankenkasse es nicht mehr ablehnen durfte. Daraufhin habe ich dann nach der Chemotherapie zusätzlich die Immuntherapie erhalten. Zwischen der Chemo und der Immuntherapie habe ich die AHB gemacht. So ist es bei mir gelaufen, in einer noch anderen Rechtslage als heute.
Nun zu euch und zur Frage der AHB. Wenn der Arzt deinem Vater nur zur Immuntherapie rät, so würde ich sobald wie möglich damit beginnen. Die Immuntherapie hat, anders als die Chemo, im Normalfall keine spürbaren Nebenwirkungen. Während man bei der Chemo ziemlich außer Gefecht gesetzt wird, da dem Körper Giftstoffe zugeführt werden, die neben den Krebszellen auch die gesunden Zellen angreifen, ist es bei der Immuntherapie umgekehrt: Dem Körper werden Antikörper zugeführt, die die gesunden Zellen stärken sollten, damit sie eigenständig die kranken Zellen vernichten können. Die Immuntherapie dauert ziemlich lange (in meinem Fall ein Jahr, manchmal wird sie auch noch länger oder lebenslang gegeben). Man bekommt zunächst eine Infusion alle zwei Wochen, nach einiger Zeit dann eine pro Monat. Denkbar wäre es, dass dein Vater sofort mit der Immuntherapie beginnt und die AHB während der Therapie macht. Er müsste dann ein- oder zweimal die Rehaklinik verlassen, um die Infusion zu bekommen, aber das dürfte eigentlich kein Problem sein. Bei einer Chemotherapie geht das nicht, da man dann nicht körperlich zu einer Reha in der Lage ist. Die Immuntherapie schwächt den Körper nicht, daher kann sie auch während der AHB gegeben werden. Bei mir war es so, dass ich in der zweiten Hälfte der Immuntherapie häufig zwischen Hamburg und München gependelt bin. Ich hatte an den Therapietagen dann morgens in Hamburg die Infusion und bin anschließend in den Zug gestiegen und nach München gefahren, ohne Probleme. Langfristig hat die Immuntherapie bei mir eine Schilddrüsenunterfunktion verursacht, von der ich aber nichts bemerke und die sich mit Tabletten regulieren lässt. Ich würde an eurer Stelle also so vorgehen: Beginn der Immuntherapie > AHB nach einigen Wochen, sobald klar ist, dass dein Vater die Immuntherapie gut verträgt > Fortsetzung der Immuntherapie.
Ich hoffe, ich konnte euch weiterhelfen.
Liebe Grüße
Claudia