Lieber Tom Raum ,
genau Deine Sorgen hatte ich auch. Und heute lebe ich mit meinem Urostoma fast wie zuvor. Nach einer mindestens dreimonatigen Heilungsphase steht sportlicher Betätigung nichts im Wege. Du musst allerdings langsam wieder aufbauen. Langsam antrainieren, Dir und Deiner Bauchmuskulatur Zeit lassen. Sie ist halt offen, also muss man lebenslang etwas vorsichtig sein, aber trainieren kann man schon.
Die 5 Kilo habe ich schon während der Anschlussheilbehandlung gehoben, dort 6 Wochen nach der OP auch angepasste Aquafitness gemacht. Heute, 2 Jahre nach der OP, hebe ich als mittelgroße Frau bis zu 20 Kilo, reiße gelegentlich (und mit Konzentration) auch den Rasenmäher an. Ich mache zweimal in der Woche Core-Training, Liegestütz nur deshalb nicht mehr, weil meine Ellenbogen-Gelenke wegen Arthrose schlapp machen. Schwimmen, Fahrradfahren, Sauna und Fitnessstudio sind kein Problem, man muss sich aber langsam rantasten. Und Sauna nicht zu lange, irgendwann gibt sonst bei zu viel Schweiß der Pflasterkleber auf. Ich reite dazu noch halbprofessionell Dressur, miste Ställe aus, etc. Tennis geht auch, habe ich gehört. Es gab sogar in den USA einen jungen Football-Spieler, der mit Urostoma spielte. Windsurfen kann ich nicht beurteilen, aber wenn Du mit Neo surfst, dürfte das überhaupt kein Problem sein.
Ich trage normal einen Badeanzug am Strand. Oder Bikini mit schmalem Hüfttuch. Männer Badeshorts. Es gibt auch spezielle Bademode für Stoma-Träger im Internet.
Der Beutel wird maximal einmal am Tag gewechselt, normalerweise leerst Du ihn alle 1-2 Stunden. Und ich trage gern wirklich enge Klamotten. Es gibt unterschiedliche Beutelgrößen, ich mag lieber kleine, die ich öfter leere, weil sie nicht auffallen.
Wie schnell Du den Beutel wechselst, das hängt von Deiner Routine ab. Profis hier schaffen das in 5 Minuten, und natürlich geht das auch auf öffentlichen Toiletten. Das möchte ich aber nur im Notfall (anfangs wird es welche geben, ich musste bisher zwei oder dreimal unterwegs wechseln). Da ich immer unter der Dusche wechsle, um wirklich alle Pflasterreste wegzubekommen, dauert es bei mir etwa 15 Minuten. Wenn es schnell gehen muss, schaffe ich aber auch 5-7 Minuten. Das macht man morgens oder abends.
Ich wechsle die einteiligen Beutel fast immer nach anderthalb Tagen. Wenn Du zweiteilige Beutel verwendest (bei Sport eher unpraktisch), brauchst Du die Klebeplatte nur alle 3-4 Tage wechseln, Du klickst dann immer nur einen neuen Beutel ein.
Es gibt hier im Forum Urostoma-Träger, die ihren Beutel schon weit mehr als 10 Jahre haben. Die Haut ist dann vermutlich dünn, aber funktioniert. Ich habe leider eine leichte Pflasterallergie, deshalb ist sie öfter gereizt, aber das habe ich jetzt dank reinem Aloe Vera-Gel gut im Griff.
Ein/e Stoma-Berater/in wird Dich wegen Firmen und Versorgung beraten.
Für nachts hat man die leidigen 2-Liter-Bettbeutel. Nicht schön, aber man gewöhnt sich daran. Dafür kann man durchschlafen. Und man muss deshalb nicht auf dem Rücken oder in einer bestimmten Stellung schlafen, die machen alles mit, wenn sie fest sitzen. Sie werden in den Ablass der normalen Beutel eingeklinkt. Und morgens ausgeklinkt, ausgespült und abends wieder verwendet.
Zum Duschen freut sich das Stoma über frische Luft Gebadet habe ich damit noch nicht, aber schlicht, weil ich nicht gern bade.
Das Urostoma sitzt immer rechts, ein kleines Stück schräg unter dem Bauchnabel. Bei der Festlegung des genauen Punktes ist es wichtig, dass Du weißt, wo Deine Lieblingshosen ihren Bund haben. Dort sollte der Stoma-Ausgang nicht liegen.
Ich habe mir bei einem Termin im KHS zwei Beutel (leider gehen da nur Klicksysteme, die etwas sperriger sind) mitgeben lassen, 300 ml Wasser eingefüllt und Probe getragen. Danach war ich viel ruhiger.
Wenn alles gut geht, wirst Du Dich wundern, wie wenig Dich Dein Beutel im Alltag stört. Und er rettet Dein Leben!