Guten Morgen zusammen,
Wie bekannt bin ich seit Juli 2023 in Immuntherapie mit Avemulab und Knochenaufbau-/Erhaltungstherapie mit Pamidronit. In den letzten 4 Wochen war ich nun dreimal im Krankenhaus, davon zweimal über die Notaufnahme wegen eines HWI vs. Urosepsis.
Vom letzten KH-Aufenthalt bin ich am vergangenen Donnerstag entlassen worden und arbeite das erlebte immer noch auf.
Wie üblich bin ich auf der Urologie gelandet und das bekannte Procedere begann mit Dauerkatheder, Blut- Urin-Untersuchungen und umgehender Gabe von Antibiotika, Kochsalzlösung usw. Schon am ersten Tag spürte ich das in meinen Füßen etwas nicht passt und diese richtig zu schmerzen begannen und habe das auch mehrfach bei der Visite und auch beim Pflegepersonal angebracht.
Reaktion:
Ja das kann sein daß sich Ihre Neuropathie durch die Gabe des Antibiotika verschlimmert. Wir geben Ihnen intravenös Novalgin als Schmerzmittel
Die Tage vergehen in üblicher Uro-Routine und bei jeder Visite und bei jeder Pflegekraft die mal mehr als 2 Minuten Zeit für mich hat bringe ich meine zunehmenden Schmerzen in beiden Füßen an und weise darauf hin das ich von der Novalgin-Gabe keinerlei Schmerz-Entlastung habe. Inzwischen kann ich nicht mal mehr aufstehen und Hygiene betreiben. Das mich mal jemald gefragt hätte wie ich das mit der Hygiene und dem Toilettengang mache - Fehlanzeige!
Reaktion:
Der Pflegedienst sagt - sie machen genau das was im Therapieplan der Ärzte steht - sie können da nichts ändern. Lediglich eine erfahrene Nacht-Pflegerin hat mit mit erbarmen und gibt mir ein stärkeres Schmerzmittel "das gute Zeug aus dem BTM-Schrank" - das hilft temporär.
Bei der ärztlichen Visite - nichtssagendes Augenrollen und der Hinweis man werde ein Konzil organisieren.
Es ist Montag nach der Visite und plötzlich - sie kommen gleich zum Röntgen - ich denke "... endlich, die schauen nach was mit meinen Füßen los ist".
Das Röntgen entpuppst sich dann als Urogramm und man stellt fest und zeigt mir das auch am Bildschirm das ich in der Neoblase eine Tamponade HB habe und das ich umgehend wieder in den OP soll. Heimlich fotografiere ich den Befund des wohl schon erfahrenen Uro-Doktors.
Dienstag dann wieder OP mit Vollnarkose und sog. "ausräumen der Neoblase" - na ja ...
Am Nachmittag dann tatsächlich die erste Konzil-Konsultation - ein junger Stoma-Berater besucht mich und erklärt als erstes das er noch nie einen Neoblasen-Patienten hatte und er erst einmal nach Katheder-Muster suchen musste. Sein Empfehlung war das ich mich die nächsten Wochen 3-5x am Tag kathedern solle um die Harnröhre und die Neoblase zu entlasten. Vom ganzen für & wider von ISK, einer Neoblase usw. - nicht wirklich Ahnung
Reaktion:
Auf Station weiter mit der Standard-Behandlung Antibiotika + Novalgin ......keine weiter Information und Therapieanpassung. So langsam wird es eng mit dem Toilettengang. Ein Pfeger lässt sich hinreißen mich als Simulanten zu bezeichnen. Er kenne viele Patienten die es sich im KH bequem machen und keine Eigeninitiative zeigen würden sich zu bewegen. Innerlich bekomme ich einen Wutanfall, bleibe aber sachlich und verhalte mich ruhig.
Mittwoch früh Visite in Vollbesetzung inkl. der Klnik-Direktorin
Der Oberarzt erklärt das man bei der OP nichts gefunden habe (?) und wie es mir heute geht. Ich antworte "urologisch wohl gut, aber meine Füße..."
Reaktion:
Ja, man habe ja am Freitag ein Konzil beauftragt, man weiß aber nicht wann jemand kommt.
Am Nachmittag ein Lichtblick: eine Rheumatologin schaut bei mir vorbei. Sie war vorbereitet, hört sich meine Geschichte an und diragnostiziert eine reaktive Arthritis. Seit vermehrtem Einsatz der Immuntherapie sehe sie in ihrer Klinik vermehrt diese Nebenwirkung als Auto-Immunerkrankung . Man sieht nichts im Blutbild und trotzdem bekommt man diese Symptome. Sie schreibt einen Konziliarbericht und empfiehlt eine Kortison-Therapie über vier Wochen.
Kurz vor Dienstende schaut dann auch noch eine Onkologin vorbei. Auch vorbereitet und erklärt kurz das gleiche wie die Rheumatologin. Sie schreibe einen Konziliarbericht.
Donnerstag:
Die übliche urologische Visite in Vollbesetzung - ich frage nach den Berichten und der immer noch ausstehenden Therapie.
Reaktion:
Oh, da habe man noch gar nicht geschaut, wolle das aber gleich erledigen. Im übrigen könne ich zwar gerne noch ein paar Tage bleiben, doch wenn ich möchte kann ich auch nach Hause entlassen werden, urologisch sei ja jetzt wieder alles im Lot? Nachdem das Antibiotika inzwischen auf oral umgestellt wurde und das Novalgin weiter ohne Wirkung ist, entscheide ich mich für die Entlassung.
Man glaubt es kaum und tatsächlich kommt kurz nach der Visite der voreingenommene Pfleger und bringt mir die erste Kortison-Gabe und einen Therapieplan. Ich kann weiter nicht mehr als ein paar Sekunden stehen, aber mit Hilfe meiner Frau und eines Rolli`s geht es nach Hause. Bis dahin weiter noch nicht einmal eine Nachfrage wie ich das denn als bettlägriger mit der Hygiene so halte....
Ich fasse mal zusammen:
Man hat in einem Universitätskrankenhaus der höchsten Versorgungsstufe von den ersten gemeldeten Beschwerden/Symptomen bis zu einer Diagnose und Therapiebeginn mit einem Standard-Medikament konkret fast 7 Tage gebraucht. Ich hatte in meiner Not am 3.Tag meinem niedergelassenen Onkologen eine whatsapp-Nachricht wegen der anstehenden Immuntherapie geschickt. Dieser ruft mich am Sonntag Abend am Handy an und hat mir dort schon die Fern-Diagnose "reaktive Arthritis" als Nebenwirkung der Immuntherapie gestellt?
Ich verstehe das die Überlagerung von drei Problemen - Urosepsis - Neuropathie und reaktive Artrithis diagnostisch herausfordernd ist - aber in so einer Klinik die sich auch noch CCC also "Comprehensive Cancer Center" nennt war ich ich wirklich schwer enttäuscht.
Jetzt bin ich seit Donnerstag zuhause. Die orale Antibiotika-Therapie ist beendet. Das Kortison wirkt und ich kann mich langsam wieder wie in Zeitlupe Schritt-für-Schritt bewegen. Weitere Wege nur mit Krücken oder Rollator. Die Immuntherapie ist unterbrochen bis meine Kortison-Gabe unter 5 mg/Tag liegt. Das dauert laut Plan bis über den Jahreswechsel.
So, jetzt habe ich meine Gedankenwelt niedergeschrieben und es geht mir besser. Insbesondere das Thema "reaktive Arthritis" dürfte für den einen oder anderen Forumsteilnehmer interessant sein. Die Immuntherapie ist also nicht so ohne und hat eben auch ihre Risiken und Nebenwirkungen.
Im übrigen baue ich meine ganzen Artikel gerade zu einem Text als Grundlage eines (BOD)-Buches zum Thema zusammen. Das beschäftigt und beruhigt mich, kann ich momentan doch ziemlich wenig von dem machen was ich sonst so mache.
Einzig die Rheumatologin war ein Lichtblick:
Sie stellte mir in Aussicht das ich im Frühjahr wieder unterwegs sein werde wie früher - na das ist doch was!
In diesem Sinn euch allen ein dickes DANKE für euer Ohr, die Unterstützung und auch die vielen Tipps die ich in den vielen Textbeiträgen immer wieder für mich entnehmen kann. Danke auch an die Moderatoren die sich um die Technik und auch die Nettiquette kümmern.
Ich wünsche euch allen friedliche und vor allem gesunde und ruhige Feiertage.
PetAir