Guten Morgen GiguDu ,
inzwischen haben sich ja noch weitere ForumsteilnehmerInnen gemeldet und ihre Erfahrungen mit dir/euch geteilt.
Die Argumente für die eine oder andere Form der Ableitung wurden ja auch schon beschrieben wobei mir selbst vor der OP diese Auswahl gar nicht so wirklich gegeben wurde.
Ich hatte mich damals auf Empfehlung meinem späteren Operateur vorgestellt.
Um eine Neoblase zu "bauen" müssen bestimmte organische Voraussetzungen gegeben sein. Die Nieren müssen noch gut funktionieren, der Darm darf nicht krank sein, die Harnleiter dürfen nicht vom Krebs befallen sein usw. Wichtig war meinem Operateur auch das ich in seinen Augen mental auch stark genug bin die doch erheblich längere Zeit der Rekonvaleszenz (gegenüber einem Stoma) zu bewältigen.
Erst als er mir erklärte das es sein kann daß er während der OP entscheiden müsse anstatt der Neoblase ein Stoma anzulegen habe ich mich überhaupt näher mit den verschiedenen Ableitungsformen beschäftigt und bin dabei auf dieses Forum gestossen.
Bei allem für & wider war ich nach der OP wirklich erleichtert als man mir sagte das die vielen Schläuche und Beutel nur vorübergehend sind und das es mit der Neoblase geklappt hat. Auch wenn man mit einem Urostoma alles machen kann, so ist es für mein persönliches Körpergefühl gut bis dato nicht von "externer Technik" abhängig zu sein.
Fakt ist aber auch das ich tagsüber recht schnell kontinent war und nachts bis heute noch immer wieder mal "auslaufe" wie ein Baby.
Ich trage nachts konsequent Inko-Pants von TENA und schütze mein Bett mit einer Inko-Auflage und einem speziellen wasserdichten Spannbettuch.
Je nachdem wie ich tagsüber so unterwegs bin und was ich so mache muss ich mich auch selbst katheterisieren. Da die Neoblase kein Muskel mehr ist muss man die Blase mit den Beckenbodenmuskeln entleeren (lernt man auf der AHB). Das klappt mal gut und auch manchmal weniger gut. Da Restharn in der Neoblase wegen daraus entstehenden Harnwegsinfekten suboptimal ist stelle ich durch das ISK sicher das die Blase wirklich leer ist.
Damit habe ich in den zwei Jahren eigentlich nur ganz am Anfang mal einen HWI gehabt, ansonsten blieb ich davon verschont.
was meinst du mit pragmatisch an die Sache ran gehen.
Mit pragmatisch meine ich den Umgang mit der Krankheit selbst und wie wir in unserer Familie damit umgehen.
Als wir am Anfang so nach und nach meine Familie informiert haben waren alle wegen dem K-Wort ziemlich durch den Wind. Irgendwie verbinden viele mit dem K-Wort den baldigen Tod. Ich hatte mich bis dahin schon recht gut informiert und habe jedem offen und detailreich erklärt was bei mir so alles gemacht wird und das danach alles wieder in Ordnung sein wird. Fast so als wenn man ein Auto zur Reparatur gibt
Dem ist natürlich nicht so und der BK bleibt mir/uns ein ständiger Begleiter. Der Umgangston beim Thema K wurde damit aber ein anderer - weniger traurig, weniger betütelnd dafür mehr unterstützend im Sinne von "....des pack mer/du scho...".
Mein Pragmatismus ist für mich auch die aktuelle Situation, das ich aufgrund der sich aus der Chemotherapie entwickelnden Neuropathie nicht mehr so gut zu Fuß bin. So manche Freizeitplanung wie die Fortsetzung unserer Etappen auf dem Jakobsweg oder Langstrecken-Radreisen sind da nicht mehr so gut durchführbar.
Ich habe ein wenig gebraucht um das zu akzeptieren doch nun steht fest - mein schon vorhandenes Wanderkajak wird zukünftig mehr genutzt werden. Da müssen die Arme und der Oberkörper mehr arbeiten und ich muss wenig laufen - eben ganz pragmatisch.
Gerade am Freitag war ich im Fitnesstudio auf dem Rudergerät und habe mal ausgelotet was aktuell noch so geht (siehe Foto).20231013_181452.jpg Da mache ich heute gleich weiter und im nächsten Jahr ziehe ich eine größere Fluß-und See-Wander-Tour durch - das habe ich mir selbst versprochen.
Im übrigen war meine Frau am Tag der OP nicht im Krankenhaus. Mein Operateur hatte versprochen nach der OP persönlich bei meiner Frau anzurufen und den Stand der Dinge zu berichten. Die Zeit bis zum Anruf war für sie bestimmt nicht leicht, aber zuhause durch mögliche "Ablenkungstätigkeiten" sicher besser auszuhalten als im Krankenhausbetrieb.
Die OP dauerte länger als geplant und um 19:00 Uhr kam dann ein sehr empathischer Anruf von meinem Operateur bei meiner Frau an. Zu dieser Zeit war Corona noch ein Thema und so war Besuch sowieso reglementiert wobei ich so mit mir selbst beschäftigt war das ich die 3,4 Besuche in den zwei Wochen KH-Aufenthalt als ausreichend empfand. Meine Frau ging in dieser Zeit ganz normal weiter zur Arbeit, über whatsapp und Mail waren wir aber immer in Kontakt.
So, das waren mal wieder viele Worte aber ich hoffe dass ich euch/dich damit für die kommende Zeit etwas unterstützen kann.
Grüße aus greater Auxpurg
PetAir