Hallo Jürgen,
ich hatte meine Zystektomie mit Neoblase am 12.10.21, Tumor erstmals festgestellt am 6.9.21.
Bei mir lief vorher alles bissel anders, weil ich seit Mitte Juli deutlich erhöhte Entzündungswerte, einhergehend mit Fieberschüben, totaler Müdigkeit und Erschöpfung hatte. Gefühlt ging mein Leben da schon langsam dem Ende entgegen. Und meine Ärzte hatten keinen Plan (beim Urologen war ich zu der Zeit nicht, gab keinen Grund), vermuteten meine Corona Erkrankung vom November 2020 als ursächlich für die katastrophalen Werte. Ich dann irgendwann auch.
Bis am 6.9. Verstopfung beim Wasserlassen mit Ausscheiden von Schleimhaut in die urologische Notaufnahme geführt hat. Dann nahm alles seinen Lauf. Neben der Blase (und aus der Blase raus) hatte sich eine Raumforderung von knapp 9x9cm gebildet. Das Krankenhaus hat alle notwendigen Untersuchungen, insbesondere CT, Röntgen, MRT mit KM, Probeentnahme usw. gründlich und sofort durchgeführt. Am 20.9. Diagnose Krebs, aber nur im Tumor, sonst nix. Empfehlung zeitnah den Tumor mit Blase raus.
Schock pur, aber auch irgendwie Hoffnung auf Besserung.
Ich hatte kaum Ängste vor der OP, aber sicher nur, weil ich die Zeit davor am Leben praktisch nicht mehr teilgenommen habe. Und weil meine Freundin sich paar Wochen freigenommen hat und nicht von meiner Seite gewichen ist (UNBEZAHLBAR). Sie wohnt in Berlin, ich in Dresden.
Und mir hat geholfen, dass ich mich vorher keine Sekunde mit dem beschäftigt habe, was bei der OP und danach passiert. Es war für mich unvermeidlich, und alternatvlos die OP, daher wollten wir uns nicht noch mehr verrückt machen. Und es hat mir geholfen, glaube ich.
Jetzt zu Deinen Fragen:
Ich war 27 Tage im Krankenhaus. Der Plan vom Chefarzt war von Anfang an Vorsicht.
Wasser lassen ist nichts wie vorher. Du merkst nicht (wie bei der alten Blase), wenn die Neoblase gefüllt ist. Was im Übrigen am Anfang schon bei ca. 150ml der Fall ist (die Neoblase lernt erst mehr Fassungsvermögen). Also war ich ständig auf dem Klo am Anfang als Katheter raus war.
Hauptproblem war und ist aber Inkontinenz nachts bei mir. Wecker stellen nachts alle 1,5-2h gut und schön, aber in dem Moment, wo ich tief und fest eingeschlafen bin und der Beckenboden entspannt, „laufe ich einfach aus“ Also Einlagen erstmal. Die Nachkontinenz lerne ich hoffentlich bei der AHB, wo ich morgen hinfahre. Tagsüber klappt super und ich lerne jedenTag mehr, was wann wie geht und was nicht.
Autofahren kannst Du, wenn Du die Schmerzen unten aushälst beim Sitzen. Klare Empfehlung aber 3 Wochen nach OP. Lass Dich abholen.
Essen trinken geht alles. Bitte nichts was stopft, weil regelmässiger Stuhlgang ist in dieser Phase unbezahlbar. Ich habe auf 6-7 kleine Mahlzeiten umgestellt und bisher dankt es mir mein Darm, indem er wenig Ärger macht.
Rausgehen kannst Du jederzeit, mache am Anfang die Runden nicht zu gross. Nach 3 Wochen muss erstmal Kondition und Muskeln aufgebaut werden. Also immer üben wenn es geht. Ich hatte 12kg verloren (85,5 zu 73,5), drei aber schon vor der OP.
Habe mich jeden Tag gezwungen zum Laufen, Treppen gestiegen, usw. Jetzt nach 14 Tagen 4kg wieder drauf.
Morgen früh geht es mit eigenem Auto zur Reha. Habe seit dem KH geübt, weil Gerade sitzen noch ganz schön Aua macht. Aber da hilft mir ein dicker Schaumstoff mit Loch in der Mitte (liegt auf dem Sitz). Klappt super und entspannt ungemein. Musst Du ausprobieren.
Mein Fahrrad steht noch in der Garage. Alle die ich gefragt habe sagen, 8-10 Wochen nach OP geht dann auch das.
Dir alles Gute nächsten Dienstag, ich denke an Dich
LG Olaf