@sommersone
Liebe Tina, ich gehöre zu denjenigen im Forum mit einem fortgeschrittenen neuroendokrinen Blasenkrebs. Er hatte laut CT/MRT noch nicht gestreut, war aber bereits weit in die tieferen Muskelschichten der Blase reingewachsen. Ich habe mich im März 2021, obwohl ich selbst in Berlin lebe, für das Marienhospital in Herne entschieden, weil die dortige Urologie einen guten Ruf hat und die Klinik viel Erfahrungen mit Neoblasen- OP´s aufweist. Und vor allem auch, weil meine Partnerin in Bochum wohnt und ich während der Behandlung nah bei ihr sein wollte.
Der für mich zuständige Onkologe erklärte mir, dass sich ein kleinzelliger, neuroendokriner Tumor zwar schnell ausbreiten kann, jedoch sehr gut auf Chemotherapie reagiere. Das anfängliche Ziel war daher bei mir der Blasenerhalt durch ausschließliche Chemotherapie. Der Blasenerhalt hat leider nicht geklappt, weil bei der letzten Biopsie zwar kein neuroendokriner Krebs mehr festgestellt werden konnte, dafür jedoch überraschenderweise ein oberflächlich gewachsener "normaler" Blasentumor. Daher habe ich mich letztendlich doch für die Herausnahme meiner Blase entschieden.
Die Chemotherapie habe ich alles in allem gut gewuppt und einigermaßen gut vertragen. Statt Cisplatin habe ich Carboplatin in Kombination mit Etoposid erhalten. Carboplatin soll etwas sanftere Nebenwirkungen haben. Allerdings fehlt mir da der Vergleich. Ich habe bei jedem Zyklus neben Kortison am ersten Tag ein starkes Mittel gegen Übelkeit intravenös verabreicht bekommen, das ca. 5 Tage anhalten sollte. Sicherheitshalber habe ich in der ersten Woche danach je nach Bedarf gegen die Übelkeit Vergentan oder MCP Tabletten eingenommen und habe zusätzlich, weil ich mich besonders zu Anfang der Chemo oft schwindelig und seekrank gefühlt habe, Reisekaugummis gekaut. Das alles zusammen hat gut geholfen. Auch ich hatte mir wie Martina (Elbfrau) vorgenommen, mich nicht zu übergeben und das habe ich geschafft. Appetit hatte ich sehr unterschiedlich: mal Heißhunger, mal ging`s gar nicht. Manchmal folgten beide Phänomene in kurzen Abständen aufeinander. Ich war bei allen 6 Chemotherapien jeweils 3 Tage stationär untergebracht. Da war Herne streng und ich habe dies nicht hinterfragt. So bald es wieder ging, bin ich spazieren gegangen, Treppen gelaufen, habe Hausarbeit gemacht oder im Garten gearbeitet. Das hat geholfen, mich wieder halbwegs "normal" zu fühlen.
Ich drücke dir alle Daumen und noch viel mehr, dass die Chemo alles, was da gewachsen ist, weghaut und das Mistvieh sich ganz fix und vollständig vom Acker macht. Mir hat die Vorstellung sehr geholfen, dass die Chemo diesen A...loch-Krebs an der Blase und alles, was sich da sonst noch in meinem Körper breit gemacht haben könnte, schmelzen lässt wie Butter in der Sonne. Dieses Bild hatte mir mein Onkologe zu Beginn der Therapie gegeben.
Herzliche Grüße aus Berlin
Wiebke