Hallo Bernd,
als ich meine Diagnose bekam, hab ich mich erst mal in mich zurückgezogen, für mich selber die Entscheidungen gefällt und dann erst meine Familie und mein Umfeld damit konfrontiert. Zu dem Zeitpunkt stand mein Mann noch voll im Berufsleben - und so war für mich meine Erstbehandlung (ich bekam 8x BCG in Folge) und die erste 3er Salve als Erhaltungstherapie relativ einfach - ich morgens um 8 beim Uro, und wenn er um 17 Uhr von der Arbeit kam, war das Schlimmste schon vorbei. Dann ging er in Rente... Ich habe direkt im Vorfeld gesagt "ich bin an den Instillationstagen kaum zu ertragen. Besser, du suchst dir dann was anderes zum Krosen und gehst mir aus dem Weg" . Einfach aus dem Grunde, weil ich dann extrem dünnhäutig bin und ganz ehrlich - das hat weder mein Partner noch meine Familie noch sonst wer in meinem Umfeld verdient.
Ich bin es auch mittlerweile leid, immer und immer wieder Fragen aus meinem Umfeld nach meinem Befinden oder ob der Krebs jetzt endlich weg ist zu beantworten, immer und immer wieder zu erklären, das die Therapie 3 Jahre geht, keiner weiß, ob es hilft und bei jeder Blasenspiegelung wieder was da sein könnte und dann... ja, bei solchen immer wiederkehrenden Fragen kommen bei mir auch solche Gedankengänge, das ich den Anderen doch anscheinend gleichgültig bin
Am Anfang habe ich versucht zu funktionieren - aber während der Instillationsphasen funktioniere ich eben nicht. Das sage ich klar und deutlich - und fahre so für mich am Besten.
Mein Leben richtet sich also nur noch nach diesen Phasen - ca. 1 Woche nach der letzten Instillation lebe ich wieder "normal", mache normale Termine und versuche immer alles zu erledigen bevor die nächste Blasenspiegelung oder Instillation ansteht. Ist nicht immer einfach, und das letzte halbe Jahr "Pause" war eng getacktet, weil familiär sehr viel passiert ist (Todesfall, Erbe regeln für meinen 86 jährigen Vater, Hochzeit meines Sohnes usw.)
Alles in allem ist es für uns Betroffene nicht leicht - aber für die Menschen, die uns lieben, ist es das auch nicht! Ich wünsche dir und deiner Frau/Familie, das ihr einen für euch gangbaren Weg findet, mit der Situation umzugehen.
liebe Grüße
Bellinda